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Piega Classic SeriesPiega Classic Series

Im ersten Teil dieser Reportage über die neue Classic Series-Lautsprecher von Piega bringen wir erste Hörerfahrungen. Interviews mit den beiden Piega-Gründern Leo Greiner und Kurt Scheuch bringt avguide.ch dann in einem zweiten Teil.

Hans Jürg Baum von avguide.ch hatte Gelegenheit, die drei neuen Classic Series Boxen mit ihren aufwendigen Holz-Gehäusen anzuhören und diese mit nahen Piega-Verwandten mit Alu-Gehäusen zu vergleichen.

Von MDF über Chromstahl und Aluminium zu Holz

Die Classic Serie umfasst momentan drei Lautsprecher: Classic 80.2, Classic 60.2 und Classic 40.2.Die Classic Serie umfasst momentan drei Lautsprecher: Classic 80.2, Classic 60.2 und Classic 40.2.

Piega hat in Sachen Gehäusematerialien einige Erfahrung. So bestanden die Gehäuse ihrer ersten Boxen aus MDF. 1993 kam die LDR 4.2 mit Chromstahlgehäuse und erst 1997 die ersten Boxen mit Aluminium-Gehäusen auf den Markt.

Zu den nun in China produzierten Holzgehäusen meint Kurt Scheuch: "Die Gehäuse bestehen im Prinzip aus zwei in Form gepressten mehrlagigen Seitenteilen, die hinten in einen in Form gefrästen massiven Block eingeleimt werden. Topteil und Schwallwand sind wiederum ein Stück und natürlich noch die Bodenplatte. Die Gehäuse haben Wandstärken zwischen 22 und 40 mm und zusätzlich noch Versteifungsmatrizen innen eingeklebt. Die Flächen auf der Innenseite sind alle mit Idikel bedämpft, um die Plattenresonanzen zu unterdrücken. Das Furnier ist Makassar und die Lackierung ist ein echter Klavierlack auf Polyester-Basis". Weitere Details sind im Interview mit Kurt Scheuch zu erfahren.

Grössen, Preise und Gewichte

Punkto Grössen- und Gewichts-Verhältnissen sei bemerkt, dass die 80.2 mit ihrer stattlichen Höhe von 142 cm rund 72 kg Musiziergewicht aufweist. Das Paar ist in schwarzem und weissem Pianolack für 16'000.- Franken, die Makassar-Holzversion zu 18'000.- das Paar zu haben.

Die mittlere Box dieser Serie, die 132 cm hohe 60.2, kostet das Paar 12'000.- Franken in schwarzem und weissem Pianlolack. Die Holz-Version ist für 13'500.- Franken erhältlich. Auch sie ist mit 52 kg ein echtes Schwergewicht, was nicht zuletzt auch für die Qualität des Gehäuses spricht.

Rund 10 kg leichter, oder besser "weniger schwer", ist die 120 cm hohe 40.2. Mit Paarpreisen von 6000.- Franken in schwarzem und weissem Pianolack und 7000.- Franken für die Makassar-Version schont sie das Haushalt-Budget.

Bewährte Technik in neuen Gehäusen

Leo Greiner (links) und Kurt Scheuch, die Gründer von Piega, mit ihrer neuen Lautsprecher-Serie.Leo Greiner (links) und Kurt Scheuch, die Gründer von Piega, mit ihrer neuen Lautsprecher-Serie.

Die drei brandneuen Lautsprecher-Typen sind allesamt mit den bereits bekannten und bewährten Piega-Bändchen-Systemen bestückt. Während die "kleine" Classic 40.2 mit dem  LDR 2642 MKII Hochtonbändchen bestückt ist, setzt Piega bei der mittleren Classic 60.2  das "mittelgrosse"  C2 Koaxial Mittel-Hochton-Bändchen ein. Erst beim Top of the Range, der Classic 80.2 kommt das grosse C1 Koaxial Mittel-Hochton-Bändchen-System zum Einsatz. Damit wäre der Mittel-Hochtonbereich der Classic Series bereits mal mit dem Piega-Bändchen-Gütesiegel versehen.

Der Bassbereich aller drei Boxentypen ist mit grossen MDS-Bass-Chassis (Maximium Displacement Suspension) bestückt. Bei der 40.2 setzt man zwei 16 cm MDS-Bässe, bei der 60.2 zwei 22 cm MDS-Bass-Chassis und bei der grossen 80.2 zwei satte 26 cm MDS-Bass-Chassis ein. Bei allen Boxen dieser Serie stehen aber nicht nur eine bemerkenswert grosse Membranfläche, sondern auch bemerkenswerte Volumina zur Verfügung. Und was dies für klangliche Folgen hat, ist gleich im Hörtest zu erfahren.

Zu erwähnen ist noch, dass alle Boxen der Classic Serie nahe Verwandte mit Alu-Gehäusen haben. So steht der Classic 40.2 die Premium 50.2 gegenüber, der Classic 60.2 die Coax 70.2 und der Classic 80.2 die Coax 90.2. In dieser ersten Hörsitzung konnte diese Gegenüberstellung angehört und beurteilt werden.

Feinzeichnung und Druck

Wie der Hörtest sehr rasch zeigte, bringen die Boxen der Classic Serie keinen tieferen und auch keinen präziseren Bass als die entsprechenden Verwandten im Alu-Gehäuse. Was die grösseren Bass-Chassis der Classic Serie in ihren weiträumigen Gehäusen jedoch bringen, ist ein überwältigender Druck im Tiefbass. Und dieser Druck erschüttert nicht nur das Zwerchfell der Zuhörer, er beeinflusst das gesamte Klangbild und unterstützt dieses mit einem äussert stabilen Fundament.

Wie erwartet, sind die Höhen und Mitten der Classic Series-Boxen durchwegs feingezeichnet und - ohne beissende Schärfe - gerade bei Streichern sehr brillant. Auch perkussive Instrumente werden in Bändchen-typischer Manier mit einer erstaunlichen Schnelligkeit reproduziert. Speziell zu erwähnen sind Beckenimpulse, bei denen man glaubt, die einzelnen Drähte der Schlagzeugbesen fühlen zu können. Und trotz dieser hohen Auflösung wirkt der Klang nie überzeichnet, sondern natürlich und damit auch grundmusikalisch. Bezüglich Mitten liefert das Coax-Bändchen einen äusserst transparenten und lupenreinen Klang.

Coax-Bändchen - eine Klasse für sich

Das Coax-Bändchen nähert sich dem perfekten Punktstrahler und liefert neben einem exzellenten Impulsverhalten auch eine räumlich sehr präzise Abbildung der Klangkörper.Das Coax-Bändchen nähert sich dem perfekten Punktstrahler und liefert neben einem exzellenten Impulsverhalten auch eine räumlich sehr präzise Abbildung der Klangkörper.

Dass Coax-Bändchen bestückte Lautsprecher bezüglich der räumlichen Abbildung einen Quantensprung nach oben in die klangliche Stratosphäre bedeuten, haben diverse Piega-Lautsprecher bewiesen.

Das Klangbild erscheint - gute Aufnahmen vorausgesetzt - vollkommen von den Boxen gelöst und weist neben einer bemerkenswerten Breite eine verblüffende Tiefe auf. Absolut beeindruckend ist es, wie die zeitlich versetzten Schallrückwürfe an den Wänden des Aufnahmeraumes von den Coax-Systemen zeitlich dermassen präzise wiedergegeben werden, dass der Hörer die Raumakustik genau erkennen kann. Diese macht sich natürlich gerade bei grossorchestralen und Orgel-Werken, aber auch bei Big Band-Aufnahmen in grossen Konzerthallen deutlich bemerkbar.

Von der Tonhalle ins Opernhaus

Der Vergleich zu den Piega-Geschwistern im Alu-Gewand könnte man über alles gesehen - und gehört - etwa so wie den Unterschied zwischen einem Besuch eines Klassik-Konzertes in der Tonhalle Zürich und einer prunkvollen Aufführung im nahen Opernhaus beschreiben.

Allen Classic Series Boxen ist ein gewisser Show-Effekt nicht abzusprechen. Klanglich sind sie zwar nicht grundsätzlich anders als die Alu-Boxen von Piega abgestimmt, doch geben sie sich deutlich prunkvoller. Grosse Orchester-, Rock- und Pop-Konzerte auf riesigen Freiluft-Bühnen kommen mit echter Live-Charakteristik. Doch werden dabei auch kleinere Folk und Jazz-Ensembles nicht künstlich verdimensioniert - sprich vergrössert - wie das gewisse Flächenstrahler es tun.

Geballte Kraft

Bei der Classic Serie werden bemerkenswerte grosse Bass-Chassis in grosse Volumina gesetzt.Bei der Classic Serie werden bemerkenswerte grosse Bass-Chassis in grosse Volumina gesetzt.

Wer auf Druck im Bass steht, kommt bei härteren Sounds voll auf seine Kosten. Wie etwa eine Classic 60.2 das Kontra C beim Track Tequila mit David Sanborn mit seinen 32 Hz in den Abhörraum stellt, hört und vor allem fühlt (!) sich absolut grossartig an.

Und wer dann als Krönung der Bass-Orgie eine Ouverture Solennelle 1812 von Piotr Ilitch Tchaikovski mit den obligaten Kanonenschüssen über die Classic 80.2 anhört, der wird regelrecht aus dem Sessel katapultiert. Da prallt die ganze geballte Kraft dieser Aufnahme auf Gehör und Zwerchfell des Hörers, und die Pegelmeter der Endstufen beginnen, auch bei superpotenten Exemplaren, an ihrer Leistungsgrenze verzweifelt zu zucken. Dies jedoch, ohne dass die Bässe der 80.2 dabei Ermüdungserscheinungen aufzeigen würden.

Überall im Element

Die gesamte Classic-Serie ist klanglich so abgestimmt, dass sie bei allen Arten von Musik im Element ist. Von zarter Klassik bis zu Heavy Metal liefert sie beeindruckende Resultate.

Sowohl die Classic 80.2 als auch die Classic 60.2 klingen, nicht zuletzt auch dank der Coax-Bändchen-Technik, in jeder Beziehung erstklassig und halten das von den  Alu-Verwandten vorgegebene Niveau locker.

Auch die kleinste Cassic Box, die Classic 40.2, schlug sich bemerkenswert und lieferte einen kräftigen, vitalen und ausgewogenen Klang. Doch gegen die im Hochtonbereich identisch bestückte Premium 50.2 hatte sie keinen leichten Stand, denn die Premium 50.2 lieferte eine Räumlichkeit und Auffächerung des Klangbildes, die nicht zu schlagen war. Wie zu erfahren war, sei die 40.2 zum Zeitpunkt dieses Hörtests noch nicht hundertprozentig optimiert gewesen. So werden wir zu einem späteren Zeitpunkt der 40.2 noch einen abschliessenden Hörtest widmen.

Fazit

Mit der brandneuen Classic Serie haben die Piega-Leute nach der Master One erneut einen aussergewöhnlichen Wurf getätigt. Das Rechnung, bewährte Technik in attraktive Holzgehäuse zu verfrachten, ist zumindest optisch und klanglich voll aufgegangen. So darf man gespannt sein, wie der nationale und vor allem der internationale Markt auf diese Schöpfungen reagiert.

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