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Publikationsdatum
23. Oktober 2015
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Besitzer von iPhones erhalten mit iOS 9.1 neue Software mit Flicken. Wichtigste Änderung ist wohl, dass es ein neues Emoji (Sinnbildchen) für den ausgestreckten Mittelfinger gibt. Den zeigt Apple wohl auch den chinesischen Hackern von Pangu. Die hatten nämlich für die iOS-Versionen bis 9.0.2 ein sogenanntes Jailbreak publiziert, dank dem man auf den iPhone auch Apps installieren konnte, die nicht aus dem App-Store von Apple stammen. Diese Lücke hat Apple mit iOS 9.1 gleich gestopft.

Wo bleibt die helvetische Lobby

Dass man in Kurzmitteilungen und SMS seinem Gesprächspartner nun einfach den Stinkefinger zeigen kann, hat soziale Sprengkraft. In der Praxis resultiert dies aber oft auch einfach in kryptischem Zeichensalat. Weil jede App und jedes Betriebssystem eigene Emoticons kennt, kommt der Stinkefinger in iMessages von Apple-Besitzern als SMS bei vielen Androiden nur als sinnlose Zeichenfolge wie =:## an.

Die Entwicklung der Emojis zeigt aber, dass wir Schweizer wieder einmal heftig benachteiligt sind. Wer in den Bildchen-Sammlungen wichtiges helvetisches Kulturgut wie Willhelm Tells Armbrust, ein Fondue- Caquelon oder den sonntäglichen Butterzopf sucht, findet stattdessen nur Fleur-De-Lis, Tacos oder Doughnuts.

Am Schlimmsten ist aber die falsche Schweizer Flagge. Da wird doch im eidgenössischen Seeschifffahrtsgesetz von 1953 klar gesagt, dass diese quadratisch zu sein hat. Solche Vorschriften kümmern aber weder Apple, Google noch Whatsapp, die frech eine nur rechteckige Flagge liefern. Da kommt also auf die neu gewählten SVP-Nationalräte viel internationale Lobby-Arbeit zu! Wer sich übrigens bei den bunten Fähnchen nicht auskennt, kann mit der Flags Emoji Keyboard App ein spezielles Programm auf seinem Handy installieren, damit er nicht versehentlich einem Bewohner von Martinique die Flagge von Belarus schickt. Beide Länder sind nun auch neu in iOS 9.1 vertreten. Was natürlich weiterhin fehlt, ist der Appenzeller Bär. Na ja, die Liechtensteiner müssen ja auch noch warten.

Was soll was bedeuten

Bevor Sie jetzt wie wild die neuen Symbolbildchen in ihre Kommunikation einbinden, seien Sie gewarnt. Viele haben geheime Bedeutungen. Das mit dem Mittelfinger kriegen wir ja noch auf die Reihe. Ich persönlich war aber irritiert, dass sich ein Kurzmitteilungsgespräch plötzlich in romantische Gefilde verlagerte, nur weil ich einen Tintenfisch geschickt hatte. Ich fand das Tierchen einfach hübsch. Dass er vom Gegenüber als „Viele Umarmungen überall“ interpretiert wurde, sorgte dann doch ein bisschen für Verwirrungen. Vor solchen Symbol-Fehltritten warnt übrigens nicht mal das Emoji-Portal Emojipedia. Dafür listet es viele verschiedene Tintenfische auf.

Falls Sie eine Modeschau mit allen neuen Emojis sehen wollen, geniessen Sie das nachfolgende Filmchen.

Und selbstverständlich gibt es auch einen Emoji-Song:

Besonders sehenswert ist auch folgende Animation:

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