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Publikationsdatum
10. Februar 2016
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Intelligente Werkzeuge nennt sich die schlimmste und beste App in Googles App-Store. Schlimm, weil die kostenlose Version eine absolute Werbeschleuder ist, die einem nach jedem Tastendruck mit irgendwelchen Werbeunterbrechungen nervt. In die Rangliste der besten Apps katapultiert sich der Werkzeugkasten, weil er immerhin 33 Funktionen in einer App vereint. Nach Bezahlung von einem US-Dollar via Kreditkarte verschwindet sogar die Werbenerverei.

Sie können also Ihre App für Taschenlampe, Wasserwaage, Entfernungsmesser, Kompass, Lupe, Stoppuhr, Lichtmesser, Metronom, Kardiograph, NFC-Reader und Rechner löschen. Falls Sie auch eine App Hundepfeife oder Vibrometer auf ihrem Handy haben, wird auch die durch das All-in-one-Teil ersetzt.

Ich will EINE Unterhaltungs-App

Ich wünsche mir also, dass sich die Sonys, Samsungs und restlichen Unterhaltungselektronikhersteller dieser Welt die App ansehen und schnell dabei lernen. Denn dass ich für die Bedienung des Sony-Küchenradios, des Multiroomgeräts und des Fernsehers drei verschiedene Apps auf meinem Tablet haben muss, ist ein Witz. Denselben kruden Humor haben auch andere Hersteller in allen Preisklassen. In den Grosskonzernen scheint niemand mit niemandem zu reden. Jede Abteilung entwickelt in ihrem Kämmerchen Geräte und dazu auch gleich die passende App. Selbstverständlich darf auch jeder eine eigene Bedienphilosophie entwickeln, ob ich also tippen, wischen oder drücken muss, um irgendetwas ein- oder auszuschalten, bleibt meiner Experimentierfreude überlassen. Absolut schräg wird das Ganze, wenn es die Hersteller dann noch schaffen, für jede Gerätegeneration eine neue App zu entwickeln. Stammt mein Fernseher nun aus 2012 oder 2013? Ist er das Modell xxy1 oder doch xxy1-b? Wer hier schummelt, wird prompt mit der falschen App bestraft, die bestenfalls gar nichts tut.

Kein Job für Apple und Google

Natürlich gibt es Hersteller, die nichts anderes machen, als den heimischen Unterhaltungszoo unter einem digitalen Zirkuszelt zu vereinen. Am besten gelingt das noch Logitech mit ihrer Harmony-Lösung. Aber das Ganze ist doch eher was für ausgefuchste Techies als für Otto Faulenzer.

Fatal gescheitert sind bisher auch Apple und Google mit ihrem HomeKit beziehungsweise Brillo. Smart Home nennt sich dann das Ganze grossspurig. Nützen tut es nicht, weil sich kein Hersteller den nötigen Standards unterwerfen will.

Erst wenn ich drei Wochen Urlaub voller Langeweile habe, werde ich mir einen Home-Automation-Server installieren oder mich mit allen Tricks von Raspberry Pi herumschlagen. Vielleicht werde ich dann zum Dirigenten meines heimischen Unterhaltungsorchesters.

Bis es so weit ist, erhält meine Liebste auf die Frage "Welche App muss ich für den Fernseher starten" nur die hilflose Antwort: "Weiss nicht, irgendeine blaue". Sie reagiert dann, wie einfach nur vernünftige Frauen reagieren können: Sie greift zur alten Infrarot-Fernbedienung.