TESTBERICHT
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Publikationsdatum
31. August 2001
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Immer wieder taucht die Frage auf, ob man eine Mini- oder Micro-HiFi Anlage aufwerten könne, indem man die mitgelieferten 08-15-Boxen durch Exemplare der wesentlich besser klingenden Mittel- und Oberklasse ersetzt. Generell heisst die Antwort: Jein, denn es ist ungewiss, ob der in der Regel eher schwachbrüstige Mini-Verstärkerteil eine hochwertige Box zu guten Leistungen antreiben kann. Sharp hat dieses Problem studiert und bringt neben der SD-10NX10H-Anlage mit integriertem 1-Bit-Digitalverstärker und mitgelieferten Boxen, das leicht modifizierte System SD-SG11H und stellt dem Käufer die Wahl der Boxen frei.

All in One

Alles was das musikalische Herz begehrt: CD-Player, Mini-Disc-Recorder, Tuner und hochwertiger DigitalverstärkerAlles was das musikalische Herz begehrt: CD-Player, Mini-Disc-Recorder, Tuner und hochwertiger Digitalverstärker
In diesem System ist wirklich alles drin, was der Musikfreund braucht: 1-Bit-Digitalverstärker, CD-Player, Mini-Disc-Recorder und Tuner. Um das Hauptgerät nicht allzu gross werden zu lassen und trotzdem eine relativ hohe Verstärkerleistung bieten zu können, haben die Sharp Designer die digital arbeitende Verstärkereinheit in einen separaten Powerblock mit einer Leistung von 2x25Watt (DIN) ausgelagert. Ein Miniventilator, dessen Blasgeräusche schon in 2 Metern Distanz kaum mehr hörbar sind, schützt die sehr klein gehaltene Elektronik vor Überhitzung.
Laufwerkschächte für CD und Mini-Disc sucht man zunächst vergeblich. Doch wer sucht, der findet: Ein Druck auf die Open/Close Taste bewirkt einen "Sesam öffne dich-Effekt". Eine über die ganze Breite des Gerätes reichende Klappe öffnet sich und gibt den Blick auf die beiden Schächte frei. Separate Klangregler für Bässe und Höhen sind jedoch nicht zu finden, lediglich eine zweistufige Loudness, die Bässe und Höhen gleichzeitig anhebt.

CD-Player

Einfach elegant: Die CD lässt man einfach in den Schacht fallen und sie verschwindet wie von Zauberhand. Das Herausnehmen der zur Hälfte aus dem Schacht ragenden CD ist nur dann eine saubere Sache, wenn die Disc seitlich angefasst wird. An Komfort ist das Wichtigste wie Programmieren und Direktwiederghabe vorhanden. Laut Manual ist das Abspielen von CD-R nicht immer garantiert und wiederbespielbare CD-RWs werden nicht gelesen. Diese Angaben konnten im Test denn auch verifiziert werden.

Tuner

Bis zu 40 Sender können im UKW-MW-Tuner gespeichert werden. Eine Senderpegelanzeige fehlt, was weiter nicht stört, solange das Gerät an einer guten Kabelanlage betrieben wird. Das RDS-System ist komplett mit all seinen Vorteilen verfügbar.

Mini-Disc-Recorder

Der Recorder ist luxuriös ausgestattet. Um alle Möglichkeiten auszunutzen, kommt man nicht um das Studium des Manuals herum. Folgende vier Betriebsarten stehen zur Verfügung: "SP" - normale Stereoaufnahme bis 80 Min, "LP2" - 2fach-Lansgpiel-Aufnahme in Stereo bis 160 Min, "LP4" - 4-fach-Langspiel-Aufnahme Stereo bis 320 Min, und Monoaufnahme bis maximal 160 Minuten

Installation und Aufstellung

Auspacken, ein Paar Kabel anschliessen und schon geht der musikalische Spass los
Auspacken, ein Paar Kabel anschliessen und schon geht der musikalische Spass los
Die Installation ist denkbar einfach: Netzkabel sowie Boxen an den Powerblock andocken, beide Einheiten durch ein Steuer- und ein Audiokabel verbinden, Antenne anschliessen und schon geht der Spass los. Der Powerblock kann irgendwo unsichtbar aufgestellt werden, denn er besitzt weder Bedienungselemente noch Fernsteuerungs-Sensoren. Auf ausreichende Belüftung sollte geachtet werden

Kleine Anlage - grosser Sound

Trotz vieler Möglichkeiten einfach zu bedienen...
Trotz vieler Möglichkeiten einfach zu bedienen...
Es muss gewiss als Verhältnisblödsinn bezeichnet werden, ein Paar Lautsprecher mit einem Paarpreis von rund 3700 Franken mit einer Kompaktanlage für rund 2000 Franken zu kombinieren. Trotzdem interessiert es, wie sich ein Paar B&W Nautilus 805 an dem 1-Bitler benehmen würde. Auch beim Kabel wurde auf Qualität geachtet und ein audiophiler Litzentyp von Oehlbach eingesetzt.
Um dieser Kombi in einem rund 20 m2 grossen Raum gleich zu Beginn tüchtig auf den Zahn zu fühlen, musste die neuste 1812-Aufnahme von Telarc herhalten. Vorsichtig wurde mit moderatem Schallpegel gestartet, weil niemand wissen konnte, wie der kompakte, digitale Verstärker auf die Gewaltsdynamik mit Pauken, Trompeten und Kanonendonner reagieren würde. Das Sharp-B&W-Gespann lieferte eine dermassen überzeugende Show, dass der Pegel gleich um 3 dB erhöht wurde. Bei mittleren, schon fast hifi-gerechten Schallpegeln verblüffte eine Dynamik, die man aus einer solchen Anlage gewiss nicht erwartet hätte. Freude herrschte, als die Anlage bei markanten Pegeln ein sinfonisches Feuerwerk in den Abhörraum zauberte. Bei erhöhten Pegeln, begannen die Membranen der 805 einen echten Veitstanz zu vollführen und Clipping-Effekte machten sich bemerkbar. Zu loben ist das Clipping-Verhalten im Grenzgebiet, denn die gefürchteten Membranen-Knaller oder gar Beschädigungen der Chassis blieben aus.
Nicht nur bei Klassik, auch bei rockiger Musik zeigte sich die Anlage von ihrer besten Seite und brachte an diversen, zum Test zur Verfügung stehenden Regalboxen der mittleren Preisklasse, bis zu wohnraumgerechten Pegeln, einen vitalen, knackigen Sound. Für Schallpegelorgien in grösseren Räumen und an Boxen mit geringer Empfindlichkeit reicht die Leistung des 1-Bit-Verstärker natürlich nicht aus.
Eine weitere Überraschung bot der Mini-Disc-Teil. Der Vergleich von CD zur MD-Aufnahme ist hier besonders elegant möglich. Im SP-Betrieb überzeugte die Qualität der Kopie. Klangverluste waren nur bei sehr guten Aufnahmen zu hören und zwar nicht als Rauschen, Klirren oder gar Höhenverlust, sondern als minime Reduktion der Lebendigkeit der Aufnahme. Immer noch anständig klang der LP2-Betrieb mit doppelter Spieldauer. Grössere klangliche Abstriche mussten dann allerdings im 4fach-Langspielbebetrieb in Kauf genommen werden. Doch für Backgroundmusic genügte die Qualität allemal.

Fazit

Verhältnisblödsinn? Sharp Komponentenanlage mit B&W Nautilus 805: Das macht Musik!
Verhältnisblödsinn? Sharp Komponentenanlage mit B&W Nautilus 805: Das macht Musik!
Das 1-Bit Komponenten System SD-SG11H von Sharp überzeugte in allen Belangen. Es bietet an hochwertigen Lautsprechern, nicht zuletzt als Folge der digitalen Verstärkertechnik, eine bisher in einer solchen Konfiguration noch nicht dagewesene Klangqualität. Aufgrund seiner nicht allzu üppigen Ausgangsleistung ist es für eher kleinere Räume und Boxen mit guter Empfindlichkeit geeignet.

Gross und klein

Meist sind die Leute der Ansicht, zu kleinen Verstärkern sollte man auch kleine Boxen gesellen. Das ist nur insofern richtig, als dass die Benutzer von Midi-, Mini- und gar Micro-Anlagen meist nicht gewillt sind, grössere Lautsprecher aufzustellen. Tatsache ist jedoch, dass grosse Lautsprecher in der Regel weniger Leistung benötigen als kleine, um gleich laut zu klingen. Auf die Empfindlichkeit kommt es an, nicht auf die Grösse! So können gewisse grosse Boxen mit einem Watt Eingangsleistung in einem Meter Distanz zum Lautsprecher weit über 90 dB Schalldruck erzeugen. Kleinere Systeme jedoch meist nur 86 bis 88 dB. Es wäre also im Prinzip kein Unsinn, kleine Anlage mit grösseren Boxen mit hoher Empfindlichkeit zu kombinieren. Doch wer unbedingt kleine Boxen haben will, muss sich im klaren sein, dass er damit Grenzen in der maximal erzielbaren Lautstärke und im Bass setzt.
STECKBRIEF
Preis:
1990
Profil:
Komfortabel ausgestattetes Komponenten-System, welches, gepaart mit hochwertigen Lautsprechern, eine erstaunliche Klangqualität bietet
Pro:
sehr guter Klang,
umfassende Ausstattung,
gute Bedienbarkeit,
lässt sich mit einer Vielzahl von Boxen kombinieren,
kompakte Abmessungen
Contra:
spielt nicht alle CD-R und keine CD-RW
Ausstattung:
Verstärker
Eingänge: Aux In, Digital In (optisch)
Ausgänge: System Out, Line Out, Kopfhörer
Klangregler: nein
Loudness: ja, 2stufig

CD-Player:
Programmierung: ja
Zufallswiedergabe: ja
Direktwiedergabe: ja

Mini-Disc:
Langspielaufnahme: 2fach
Technische Daten:
Abmessungen:
MD/CD/Tuner-Einheit (BxHxT) 31.8x21x9.3 cm
Verstärkereinheit: (BxHxT) 16x21x15.3cm