TESTBERICHT

Dank der Integration der AirPlay-Technologie bietet der T-4070 zudem die Möglichkeit, sich nahtlos in die Apple-Welt als Abspielgerät einzubinden. Damit kann Musik direkt von iPad oder iPhone über den T-4070 auf die Stereoanlage gestreamt werden. Ob sich die hohen Versprechungen in der Praxis alle erfüllen, wollten wir genauer wissen.

Verarbeitung und Ausstattung

Die Freude am Gerät beginnt schon beim Auspacken. Das 5,8 kg schwere Gerät, welches über ein schwingungsdämpfendes Chassis verfügt, ist in jeder Hinsicht sauber verarbeitet. Die Front aus gebürstetem Aluminium wirkt aufgeräumt und ist ein echter Hingucker. Die grossen Standfüsse geben dem Gerät einen stabilen Halt.

Der Netzwerk-Tuner ist üppig mit Anschlüssen ausgestattet. Neben den vergoldeten Cinch-Buchsen für den analogen Line-Ausgang ist sowohl ein koaxialer als auch ein optischer Digitalausgang vorhanden. Für die professionellen Nutzer besitzt der T-4070 zusätzlich einen nach der Norm AES3 spezifizierten AES/EBU-Ausgang. Auf der schicken Front findet sich zudem ein USB-Eingang, welcher Musik von einem USB-Stick, einer Festplatte oder iPhone/iPod/iPad entgegennimmt. Die Anschlüsse sind gut ins Gehäuse eingepasst und sehen auch nach mehrmaligem Umstecken nicht abgenutzt aus.

Die Rückseite mit ihren vergoldeten Anschlüssen.Die Rückseite mit ihren vergoldeten Anschlüssen.

Im Inneren des Gerätes schlummern zwei separate 24 Bit Digital-Analog-Wandler vom Spezialisten Wolfson, die unter Kennern einen sehr guten Ruf bezüglich der Audioeigenschaften besitzen. Man darf also vom T-4070 auch im Hörtest einiges erwarten.

Bedienung

Wie bei jedem normalen Tuner wird auch beim T-4070 eine Fernbedienung mitgeliefert. Wie von Onkyo gewohnt, ist sie sehr schlicht und übersichtlich ausgefallen. Die Tasten sind logisch angeordnet und gut beschriftet.  Ansonsten ist sie eine ganz normale Standardfernbedienung ohne besondere Extras.

Wer über ein Smartphone oder Tablet mit Apple iOS oder Googles Android verfügt, wird die Fernbedienung jedoch kaum brauchen. Mit der kostenlosen App „Onkyo Remote“ erhält man bequemen Zugriff auf nahezu alle Funktionen. Da lassen sich die Internetradiostationen anwählen oder der Dienst für Spotify aufrufen.  Voraussetzung ist natürlich ein installiertes WiFi-Netzwerk, damit sich die „Onkyo Remote“-App mit dem T-4070 verbindet. Der T-4070 verfügt leider über kein WLAN-Modul und muss per Kabel ins Netzwerk eingebunden werden.

Die elegante Fernbedienung.

Theoretisch lässt sich der T-4070 auch mit Display und Gerätetasten bedienen. Aus grosser Distanz wirkt das Display jedoch ziemlich klein und das Scrollen durch die Musiksammlung ist mühselig. Schön wäre hier ein grosses Display mit farbiger Coveranzeige und strukturierter Menüführung.

Gerade bei der Suche nach Titeln in grossen Musikarchiven auf der Festplatte oder dem Spotify Dienst ist die Bedienung übers das Tablet oder Smartphone fast schon ein Muss.

Im Netzwerk

Dank der integrierten Apple AirPlay-Technologie lassen sich Musikstücke direkt vom Smartphone oder Tablet auf das Onkyo-Gerät streamen. Dazu klickt man beim iPad auf das Airplay Icon oben rechts und wählt den T-4070 als Abspielgerät aus. Schon wird die Musik vom iPad über den T-4070 abgespielt. Elegant kann man so auch die iTunes-Library vom PC/Mac übers iPad auf den T-4070 routen. Dazu aktiviert man in iTunes die Freigabeoption und schon erscheinen die Titel in der Standard Musik App des iPads.

Ausserhalb der Apple-Welt bedient man sich des DLNA-Standards. Praktisch jedes NAS unterstützt heute DLNA in Form eines UPnP-Servers wie TwonkyMedia. Am Gerät oder besser mittels der Onkyo App lassen sich die UPnP-Server vom NAS oder PC anwählen. Die Onkyo App bietet einen einfachen Browser für die vom Server bereit gestellten Musikfiles. Über DLNA können auch die von iTunes leider sträflich vernachlässigten FLAC-Dateien mit bis zu 24 Bit und 96 kHz Samplingfrequenz über den T-4070 abgespielt werden.

Die originale App von Onkyo.

Eigentlich müsste auch die Lautstärkeregelung über die Onkyo App funktionieren, leider war dies mit der aktuellen Firmware nicht möglich. Auch die Erstellung von Playlists oder nur schon die Angabe der Laufzeit der Musikstücke sucht man vergeblich. Die Benutzerführung ist zudem nicht sehr liebevoll umgesetzt. So gut sich die „Onkyo Remote“ App als Ersatz für die Ferndienung präsentiert, so mässig vermögen die Audioplayer-Funktionen zu gefallen. Selbst der Stop-Button wollte nicht ansprechen. Hoffentlich wird dies mit einem Update korrigiert.

Selbstverständlich lässt sich der Onkyo T-4070 auch mit anderen Musikplayer Apps mit integriertem DLNA/UPnP-Controller verwenden. Bedingung ist, dass der T-4070 in der App als Renderer angewählt werden kann, was längst nicht alle Apps gerade unter iOS anbieten.

Auf dem iPad am bekanntesten ist sicher der PlugPlayer. Er glänzt mit einer schönen Grafik und Playlists, quittierte am T-4070 aber bisweilen seinen Dienst.  Problemos hamonierte der T-4070 mit der 8Player iPad App über DLNA. Der 8Player wählt Musikstücke deutlich schneller und präsentiert sich allgemein deutlich stabiler als der PlugPlayer. Auch die Erstellung von Playlists macht mit dem 8Player mehr Spass.

Auf Android ist BubbleUPnP die wohl zurzeit ausgereifteste App für UPnP-Controller. Sie funktioniert perfekt mit dem T-4070 und lässt kaum Wünsche offen. Doch leider reagiert der T-4070 mit allen Apps weder auf die Lautstärkeregelung noch auch die Vor-/Rücklauf-Funktion. Auch „Gapless Playback“ (unterbrechungsfreie Wiedergabe) wird mit der aktuellen Firmware nicht unterstützt. Dadurch entstehen zwischen den Stücken einer Playlist relativ lange Unterbrechungen, was bei durchgängigen Live-Aufnahmen oder Sinfonie-Konzerten stört.

Musik aus allen Quellen

Wer kein WLAN-Netz zu Hause hat, kann mobile Apple-Geräte auch per USB-Anschluss an der Front anschliessen. Die Fernbedienung des T-4070 steuert dann das iOS-Gerät und navigiert durch die Musikdatenbank auf iPhone, iPod oder iPad. Aber auch ab einem USB-Stick oder einer externen Festplatte lassen sich Musikstücke abspielen. Unterstütz werden vom Onkyo T-4070 alle gängigen Formate wie MP3, WMA (Lossless), FLAC inkl. 24/96, WAV, Ogg Vorbis und AAC. FLAC Dateien mit 24 Bit und 192 kHz Samplingfrequenz verweigerte sich der T-4070 allerdings.

Als eines der ganz wenigen Geräte bietet der T-4070 eine Integration des Spotify Musikdienstes an. Erforderlich ist ein Spotify Premium-Account, welcher 12.95 Franken im Monat kostet. Eine lohnenswerte Ausgabe: Die Spotify-Mediathek umfasst inzwischen 16 Millionen Songs. Wer sich ein Premium-Account gönnt, bekommt neben unlimitiertem Musikgenuss auch die Möglichkeit, Playlists für den Offlinebetrieb zu erstellen. Im Premium-Account werden die Musikdateien mit dem Ogg Vorbis Codec mit 320 kbit/s encodiert, was schon eine sehr gute Audioqualität ergibt.

Beim Tuner T-4070 liess Onkyo wirklich nichts aus. So findet sich auch ein kompletter DAB+ Tuner im Gerät. Momentan ist das Senderangebot in der Schweiz noch etwas klein. Doch in nächster Zeit werden weitere DAB+ Sender dazukommen, so dass der Senderspeicher, der 40 Plätze hat, auch vollständig ausgenutzt werden kann.

Fast der Vollständigkeit halber hat man auch einen traditionellen analogen UKW/MW-Empfänger integriert. Angesichts von Internetradio und DAB+ wird er allerdings wohl nur noch in Ausnahmefällen zum Einsatz kommen.

Standby-Modus

Ein wichtiger Aspekt ist heutzutage der Standby-Modus. In der Werkseinstellung verbraucht der Tuner möglichst wenig Strom (0,3 Watt). Der Nachteil an dieser Einstellung liegt darin, dass der T-4070 per Smartphone nicht aus dem Standby „geweckt“ werden kann. In den Settings lässt sich diese Funktion im Menüpunkt „NetworkControl“ aber aktivieren. Dies ermöglicht es, mit der Remote App das Gerät einzuschalten. Der T-4070 ist in dieser Einstellung konstant mit dem Netzwerk verbunden und spielt dann Musik von Netzwerkquellen auch sofort ab. Die Bequemlichkeit geht allerdings auf Kosten eines erhöhten Standby-Stromverbrauchs. Schön, dass einem Onkyo selber die Wahl lässt.

Hörtest und Praxis

Der T-4070 überzeugt über den analogen Ausgang direkt mit einer Burmester 808 Vorstufe verbunden durch einen klaren, im positiven Sinn transparenten und harmonisch runden Klang. Einmal mehr bestätigte sich, dass die Wolfson Digital-Analog-Wandler zu den besseren Varianten ihrer Spezies gehören. Sie liefern bei hochauflösenden HD-Audio FLAC-Dateien im 24 Bit / 96 kHz-Format ein äusserst angenehmes, warmes Klangtimbre und mit einer fantastischen Auflösung im Hochtonbereich. Musikgeniesser kommen hier voll auf ihre Kosten.

Doch auch beim Direktvergleich von einer gerippten CD und der 16 Bit FLAC-Kopie gab sich der T-4070 keine Blösse. Bei unkomprimierten FLAC-Dateien ist nahezu kein hörbarer Unterschied festzustellen. Die FLAC-Kopie klang zumindest nicht schlechter als das CD-Original und profitierte eher noch vom prinzipiellen Vorteil, dass Musik ab Festplatte geringere Digital Schwankungen (Jitter) aufweist als ab optischem CD-Laufwerk.

Der Onkyo T-4070 ist in Schwarz sowie auch in Silber erhältlich.Der Onkyo T-4070 ist in Schwarz sowie auch in Silber erhältlich.

Bei MP3-Dateien sind gegenüber dem CD-Original der eingeschränkte Druck im Bassbereich und die etwas weniger vorhandenen Rauminformationen hörbar. Das ist Prinzip bedingt und eine Folge der Datenreduktion. Gerade bei MP3-Dateien mit einer Datenrate unter 192 kbit/s, wirkt die Wiedergabe meist blass. Hier kann der „MusicOptimizer“, welcher sich im Menu zuschalten lässt, eine nützliche Option sein. Die „Klangaufbesserung“ poliert die Songs ein klein wenig auf, trotzdem darf man keine Quantensprünge in Sachen Qualität erwarten, denn selbst der beste digitale Algorithmus kann aus schlechtem Quellmaterial keine High End Aufnahme machen.

Bei Internetradiostationen mit höherer Übertragungsrate staunt man, wie facettenreich und gut die Audioqualität aus dem Netz ist. Auch hier macht der „MusicOptimizer“ bei Stationen mit geringer Bandbreite durchaus Sinn.

Richtig Spass macht das Streaming ab mobilen Geräten. Ob die Direktwiedergabe von einem iPhone 4S oder Android-Smartphone kommt (einem Samsung Galaxy S2 in meinem Fall) spielt keine Rolle. Die Musik hört sich erfreulich gut an. Das hier der Klang nicht an eine Original CD herankommt, ist logisch. Ist aber die Qualität der Audiodateien ausreichend gut (min. 256 kbit/s,) ist die Wiedergabe erstaunlich detailliert und dynamisch.

Fazit

Die Vielfalt an Empfangsmöglichkeiten wie DAB+, Internetradios, Spotify und UKW/MW sowie die Wiedergabe von Netzwerk- und USB-Quellen machen den Onkyo T-4070 zu einem einzigartigen Multitalent. Wer Sender aus der ganzen Welt empfangen möchte, über eine grosse Musiksammlung auf Festplatte verfügt und dennoch auch regionale Kanäle mit DAB empfangen möchte, liegt mit dem T-4070 richtig. Es sind aber nicht nur die vielen Möglichkeiten, die überzeugen, sondern auch die solide Verarbeitung und die leicht zu handhabende Fernbedienung. Wermutstropfen sind das fehlenden WLAN-Modul und die nicht funktionierende Lautstärkesteuerung aus der Onkyo Remote App. Auch eine Unterstützung für HD-Audio im 24 Bit / 192 kHz Format hätten wir gerne gesehen. Der Onkyo T-4070 ist in Silber und Schwarz für 1190 Franken erhältlich.

Übersicht zu diesem Artikel
Seite 1:
Seite 2:
Seite 3:
Seite 4:
Seite 5: