TESTBERICHT
Ein unfairer, aber spannender Vergleich zweier 4K-Blu-ray-Abspieler: Der Panasonic DMP-UB900 gegen die Xbox One S.Ein unfairer, aber spannender Vergleich zweier 4K-Blu-ray-Abspieler: Der Panasonic DMP-UB900 gegen die Xbox One S.

In immer mehr Stuben stehen grosse 4K/UHD-Fernseher. Neuste Modelle versprechen mit HDR (High Dynamic Range) ein bisher unbekanntes Bildvergnügen. Seit wenigen Wochen kann man nun auch erste 4K/UHD-Filmscheiben (Ultra-HD-Blu-ray) kaufen, welche den Fernseher mit HDR an der Leistungsgrenze kitzeln. Die neuen Scheiben brauchen allerdings auch einen neuen Scheibenabspieler, einen sogenannten Ultra-HD-Blu-ray-Player. Dafür muss man zwischen 250 Franken (Xbox One S) und rund 900 Franken (Panasonic DMP-UB900) auslegen.

Bild und Ton vom Feinsten

Der Panasonic-Player sieht nicht nur gut aus, er sorgt auch für perfekte 4K-Bilder und vor allem für passenden Kino-Ton.Der Panasonic-Player sieht nicht nur gut aus, er sorgt auch für perfekte 4K-Bilder und vor allem für passenden Kino-Ton.

Einer der ersten in der Schweiz erhältlichen Ultra-HD-Blu-ray-Player stammt aus dem Hause Panasonic. Der DMP-UB900 bringt alles mit, was man für den heimischen Edelkino-Genuss braucht. Er sieht gut aus, ist leise, lässt sich komfortabel bedienen. Ferner stellt er sicher, dass auch der Ton in perfekter Qualität zur Soundanlage kommt.

Scheibe einlegen, starten: Die Bedienung des UB900 unterscheidet sich nicht von einem herkömmlichen DVD-Player. Die Verbindung zum TV-Gerät, das neben 4K-Auflösung auch zwingend den Kopierschutz HDCP 2.2 und die Dekodierung von H.265/HEVC beherrschen muss, erfolgt via HDMI-Kabel. Verfügt das TV-Gerät dank HDR über einen erweiterten Helligkeits- und Farbraum, werden auch diese Informationen ohne Fummelei direkt eingespiesen.

Ein Auge auf den Ton

Die Qualität des Panasonic-Players definiert sich auch über seine edlen Elektronikkomponenten.Die Qualität des Panasonic-Players definiert sich auch über seine edlen Elektronikkomponenten.

Panasonic hat sich glücklicherweise auch überlegt, wie der Digitalton der neuen Scheiben einfach und perfekt zum Heimkinoverstärker gelangt.

Dass diese Aufgabe nicht so trivial ist, liegt am Ärger mit dem Kopierschutzverfahren. In der Vergangenheit sah die HDMI-Kabelei nämlich folgendermassen aus: Das Abspielgerät wird mit dem Kinoverstärker verbunden und von dort geht ein weiteres HDMI-Kabel zum TV.

Da der neue Scheibenspieler aber das Bild mit HDCP 2.2 verschlüsselt, lässt sich dieses nur durch den Verstärker schlaufen, wenn auch dieser HDCP 2.2 beherrscht. Schlimmstenfalls verwandelt sich also ein AV-Receiver für mehrere Tausend Franken aus dem vorletzten Jahr in Elektroschrott.

Panasonic hat in den UB900 deshalb eine zweite HDMI-Dose eingebaut, über welche nur der Ton ohne Verschlüsselung ausgegeben wird. Dieser gelangt dann direkt zum Verstärker. Das verschlüsselte Bildsignal gelangt mit dem ersten HDMI-Anschluss direkt vom Scheibenspieler zum Fernseher.

Damit diese Zweiweg-Versorgung einen lippensynchronen Sound erzeugt, hat Panasonic im Menü auch gleich noch die nötigen Einstellungen vorgesehen. Braucht der Kinoreceiver für die Tonaufbereitung mehr Zeit als das TV-Gerät, wird das Videosignal einfach leicht verzögert übertragen. Voila, schon knallt es perfekt, wenn der Colt raucht.

Der Panasonic-Player verfügt über Einstellmöglichkeiten für den Klang, die jede Wohnsituation abdecken können.Der Panasonic-Player verfügt über Einstellmöglichkeiten für den Klang, die jede Wohnsituation abdecken können.

Bildeinstellungen für jeden Geschmack

Mit individueller Dynamikanpassung für HDR-Videos bügelt der Panasonic sogar Probleme beim Wechsel von HDR zu SDR aus.Mit individueller Dynamikanpassung für HDR-Videos bügelt der Panasonic sogar Probleme beim Wechsel von HDR zu SDR aus.

Auch im Bereich Bildeinstellungen ist der UB900 für jede Anforderung gerüstet. Egal, ob man Helligkeit, Kontraste, Bildverbesserungsprozesse oder sogar die Position und die Durchsichtigkeit von Untertiteln einstellen will: Der Panasonic-Player ermöglicht die passenden Einstellungen.

Sogar mit dem HDR-Ärgernis, dass Videos auf nicht HDR-tauglichen Geräten oft zu dunkel dargestellt werden, kann der UB900 umgehen und ermöglicht eine Anpassung der nötigen Einstellung.

Im Praxistest bot der UB900 dann auch schlicht perfekten Kinogenuss. Die gute Fernbedienung inklusive Beleuchtung sorgt dafür, dass man mit nur einem Tastendruck pausiert, in der Handlung springt oder Zusatzfunktionen auslöst. All das bewerkstelligt der Panasonic-Player praktisch geräuschlos und flink.

Mehr als nur Scheibenabspieler

Einige auf dem BD-Player vorinstallierte Apps erlauben den Medienkonsum aus dem Internet.Einige auf dem BD-Player vorinstallierte Apps erlauben den Medienkonsum aus dem Internet.

Selbstverständlich ist der UB900 nicht nur ein Scheibenabspieler, sondern betätigt sich – bei entsprechendem Netzwerk- und Internetanschluss –, auch als multimedialer Vielkönner. Erwähnenswert ist, dass er sich drahtlos in Heimnetz einbinden lässt und mit dem WLAN-Standard 802.11.ac auch genügend Tempo für 4K-Inhalte bietet.

Der Film-Mietdienst Netflix hat auf der Fernbedienung sogar eine eigene Taste spendiert bekommen. Wer das entsprechende Abo berappt, kann dort 4K-Inhalte inklusive HDR-Qualität auf Abruf konsumieren. Auch die Filmbibliothek von YouTube lässt sich am UB900 nutzen, auch hier erfolgt die Ausgabe bis zu 4K-Qualität.

Zusätzlich lassen sich Medien auch direkt von Speicherkarten abspielen, was vor allem für Fotografen interessant ist. Hier skaliert der Player die Fotos automatisch auf vernünftige Grösse und begeistert dennoch mit 4K-Auflösung.

Einen durchwachsenen Eindruck hinterlässt die Integration von Heimservern via DLNA. Weil bei diesem Modus der H.265-Codec deaktiviert ist, lassen sich teilweise Inhalte von vernetzten Festplatten nicht abspielen. Auch die Musikwiedergabe via DLNA ist eingeschränkt. Die Hardware des UB900 unterstützt verlustfreies Audio im High-Res-Format, allerdings reicht der DLNA-Client davon nicht alle Formate durch. Panasonic hat versprochen, diese Probleme mit einem Firmware-Update zu beheben.

Im Menü Netzwerkdienst verbergen sich einige zusätzliche Apps wie Mediatheken von ZDF, Newsportale und Internetradiodienste. Über den Panasonic-eigenen App Store lassen sich diese ergänzen. Es fehlen allerdings häufig genutzte Dienste wie Spotify oder Facebook.

Fazit: Der UB900 ist ein sehr guter BD-Player mit perfektem Audio-Handling. Daneben bietet er einige interessante Zusatzfunktionen für die vernetzte Unterhaltung.

Fazit: Der DMP-UB900 ist sein Geld wert.Fazit: Der DMP-UB900 ist sein Geld wert.

Xbox One S: Lasst uns spielen!

Im Herzen ist die Xbox One S eine Spielkonsole. Als 4K-BD-Player vermag sie aber dennoch in einigen Punkten zu überzeugen.Im Herzen ist die Xbox One S eine Spielkonsole. Als 4K-BD-Player vermag sie aber dennoch in einigen Punkten zu überzeugen.

Ein ganz anderes Zielpublikum hat die Xbox One S von Microsoft. In ihrem Herzen ist sie eine Hochleistungs-Spielkonsole, welche neuerdings auch 4K-Fernseher unterstützt. Im Nebenjob kann sie ebenfalls 4K/UHD-Filmscheiben (Ultra-HD-Blu-ray) abspielen. Diesen Job, es sei eingestanden, macht sie zwar recht gut, aber auch laut. Schuld daran ist nicht etwa der Lüfter, sondern das Rotationsgeräusch des Scheibendrehers.

Gigabyteweise Updates

Die Installation der Xbox war, verglichen mit dem Panasonic-Gerät, doch eher umständlich. Zwar verlangte auch der UB900 ein Firmware-Update, was aber innert Sekunden erledigt war. Die Xbox forderte stattdessen als Erstes gleich mal via Internet Update von 1 Gigabyte Grösse an – was auch bei schneller DSL-Leitung einen Ausflug zur Kaffeemaschine oder zum Kühlschrank ratsam macht. Der Start der Ultra-HD-Blu-ray löste dann gleich das nächste Update aus; unser Popcorn war inzwischen aber eh kalt. Ein bisschen muffig wurden wir dann aber, als die Xbox auch noch die Firmware der Fernbedienung, sprich des Controllers aktualisieren wollte.

Störrisch war unser Testgerät auch beim TV-Anschluss. Die Box behauptete schlicht, dieses sei weder 4K- noch HDR-tauglich. Von seinem Fehler liess sich die Xbox erst abbringen, nachdem wir die Geräteerkennung nochmals im Modus "Automatisch" durchlaufen liessen. Der Versuch, die Einstellung manuell zu ändern, scheiterte konsequent.

Der Lohn für die Warterei war dann aber ein ebenfalls gestochen scharfer 4K-Bildgenuss inklusive HDR-Unterstützung. Unsere Testscheibe ("The Revenant") zeigte auch auf der Xbox begeisternde Bilder mit bisher ungesehener Detailtiefe.

Einschränkungen beim Kinoton

Im Zusammenspiel mit einem AV-Receiver stellt sich die Xbox dann aber um einiges störrischer an, als das Vorbild von Panasonic. Einen zweiten HDMI-Ausgang für den Ton gibt es nicht, stattdessen muss man zum optischen Kabel (S/PDIF) greifen. Schlauft man einen AV-Receiver ohne HDCP 2.2 zwischen Box und TV, erscheint auf dem TV nur die Bedienoberfläche der Xbox, aber kein Filminhalt.

Grundsätzlich scheint die Xbox die HD-Tonformate von Dolby TrueHD oder DTS-HD Master zu verschlucken. Vermutlich lassen sich auch Dolby Atmos, DTS:X und Auro-3D nicht nutzen, weil diese ebenfalls auf den HD-Formaten basieren. Die neue "Deckentonformate" haben wir aber auch mit dem Panasonic-Player nicht getestet.

Für Pause ballern

Standardmässig wird die Xbox One S mit einem Gamecontroller ausgeliefert. Der ist perfekt designt, um durch Strassen zu rasen oder im Weltall zu ballern. Steuert man damit seine Filmwiedergabe, ist ein wenig Umdenken gefordert. Man gewöhnt sich aber schnell daran, dass für die Pause die X-Ballertaste gedrückt werden muss und man mit dem Gashebel unter dem Zeigefinger vorspult.

Sonderfunktionen lassen sich über ein eingeblendetes Popup-Menü auswählen. Die Wahl der richtigen Untertonspur oder andere Einstellungen sind so aber eher knifflig.

Im Alltagsgebrauch macht aber auch die Xbox One S, was ein BD-Player machen muss. Es genügt, die Scheibe einzulegen, damit die Filmwiedergabe startet. Und bei der Bildqualität kann die Spielkonsole durchaus mit dem Panasonic-Player mithalten.

Weil im Standardlieferumfang nur eine Spiel-Fernsteuerung geliefert wird, müssen einige Filmeinstellungen aus dem Onscreen-Menü geklaubt werden.Weil im Standardlieferumfang nur eine Spiel-Fernsteuerung geliefert wird, müssen einige Filmeinstellungen aus dem Onscreen-Menü geklaubt werden.

Andere Stärken

Apps und Spiele bis zum Abwinken: Die Xbox One S ist gleichzeitig Spielkonsole und Mediabox.Apps und Spiele bis zum Abwinken: Die Xbox One S ist gleichzeitig Spielkonsole und Mediabox.

Seine Stärken spielt die Xbox in den Bereichen aus, für die sie geschaffen wurde. Denn die Spielkonsole ist ein kompletter PC, der sich Programme aus dem Internet holt oder diese ab Spielscheiben abspielt. Viele Spielchen und Demos lassen sich sogar kostenlos ausprobieren.

Das Risiko, dass man am TV eine Runde zockt, statt einen Film anschaut, ist also beträchtlich. Bei den Spielen wird die 4K-Auflösung allerdings nur mittels Hochskalierung genutzt, echtes 4K-Gaming wird erst die nächste Xbox bringen.

Deutlich überlegen ist die Spielkonsole auch, wenn es um Mediengenuss aus anderen Internetquellen oder aus dem Heimnetzwerk geht. Komplette Spielfilme lassen sich mit einigen Tastendrücken mieten und dann in Full-HD-Qualität sofort geniessen. Spotify steht als App genauso zur Verfügung wie Skype oder Plex.

Plex sei Dank

Wer seine heimische Film-, Foto- und Musiksammlung zentral verwalten und auf verschiedenen Geräten geniessen will, kann auf der Xbox die Lösung von Plex nutzen. Das hat den Vorteil, dass praktisch alle Filmformate unabhängig von Auflösung, Codec und Format auf der Xbox betrachtet werden können. Im Plex-System sorgt nämlich ein Server dafür, dass die Inhalte in Echtzeit umgewandelt und im passenden Format an alle Ausgabegeräte ausgeliefert werden (Transcoding).

Wenn es also darum geht, die heimischen Speicherquellen auf dem Fernseher zu geniessen, ist die Xbox dem Panasonic-Player aufgrund von Plex überlegen.

Dank der Plex-App bringt die Xbox One S auch die heimische Filmsammlung von der Festplatte auf den TV.Dank der Plex-App bringt die Xbox One S auch die heimische Filmsammlung von der Festplatte auf den TV.

Wer braucht was?

Die Wahl zwischen dem Panasonic DM-UB900 und der Xbox One S fällt letztlich leicht. Wer wirklich cineastische Ansprüche bezüglich Ton und Geräuschkulisse hat, kommt am Profi von Panasonic nicht vorbei. Er muss dafür aber auch recht viel bezahlen.

Wer auf seinem 4K-Fernseher nur sporadisch eine 4K-Scheibe abspielen will, trifft mit der Xbox One S eine gute Wahl. Für wenig Geld erhält er einen guten, aber lauten Scheibenabspieler. Quasi geschenkt kriegt man dabei noch eine spassige Spielkonsole und dank Plex auch ein 4K-taugliches Abspielgerät für heimische Filme und Fotos.

Auch wer sich nicht sicher ist, ob er in die 4K-Scheibenwelt einsteigen will, kann mit der Xbox wenig falsch machen. Will man sie später durch einen "richtigen" UHD-BD-Player ersetzten, findet man im jugendlichen Umfeld auch schnell einen Abnehmer für die ausgemusterte Spielkonsole.