18,3 Kilogramm (!!!) und die eindrücklichen Masse von 435 x 185 x 441 mm bringt das neue Pioneer-Flaggschiff mit sich. Das Gerät aus der Schachtel zu bekommen, wird zur Fitnessübung. Und sofort wird klar, hier werden keine halben Sachen gemacht. Top-Verarbeitung, Aluminium-Front und ein schlichtes, aber sehr zweckmässiges Design schinden Eindruck.
Front-Anschlüsse und Bedienung sind diskret unter einer grossen Aluminiumklappe verborgen, sodass nur noch die beiden riesigen Wahl- resp. Lautstärkenregler sowie der Powerbutton zu sehen ist, der mit einer blauen LED elegant umrandet ist. Der Receiver ist sowohl in Schwarz als auch in Silber erhältlich.
HDCP-2.2-taugliche HDMI-Anschlüsse

Um noch mehr mit imposanten Fakten über den Pioneer SC-LX901 um mich zu werfen, kurz ein Blick auf die Rückseite des Geräts. Alle Anschlüsse (von Netz über HDMI und Audio bis hin zu Lautsprecher und Netzwerk) gezählt, besitzt der AV-Receiver 88 verschiedene Anschlüsse. Trotz der immensen Anzahl wirkt die Aufteilung sehr aufgeräumt und nicht überladen. Natürlich findet man unter den 88 Verbindungen beinahe jede erdenkliche Anschlussmöglichkeit.
Sieben HDMI-Ein- sowie zwei -Ausgänge bilden das Fundament der modernen Anschlussmöglichkeiten. Fünf der HDMI-Eingänge sind HDCP-2.2-tauglich. Das heisst: Der neuste Standard der Hardwareverschlüsselung, der vor allem bei neuen 4K-Inhalten zum Einsatz kommt, wird gänzlich unterstützt. Weiter werden 4K/60p, HDR, BT.2020 sowie der 4:4:4-Farbraum ebenfalls unterstützt. Der Pioneer SC-LX901 ist somit bestens für die Zukunft gerüstet.
Neben koaxialen (2) und optischen (3) Audioeingängen sind sogar analoge Video- und Audioeingänge sowie ein Phonoeingang (MM) vorhanden. Verbindung zum Internet kann entweder wireless (2.4 oder 5 Ghz) oder über den Netzwerkanschluss hergestellt werden.
Da die beiden immersiven Tonformate dts:X und Dolby Atmos unterstützt werden, müssen auch auf der Lautsprecher-Seite entsprechende Anschlüsse eingeplant sein. Um den vollen 3D-Sound mit einem 11.2-Lautsprecher-Setup geniessen zu können, musste mit dem Vorgänger (SC-LX89) auf zwei externe Verstärker ausgewichen werden. Nicht so beim neuen Flaggschiff, des elf volle Verstärkerkanäle und somit auch so viele Anschlüsse für (passive) Lautsprecher bietet.
Gewohnte schnelle Einrichtung
Sind alle Geräte und Lautsprecher angeschlossen, kann mit der eigentlichen Einrichtung gestartet werden. Das MCACC-Pro-Einmess-System begleitet einen durch die Installation. Schritt für Schritt wird der Receiver zum Heimkino konfiguriert. Das Messmikrofon erkennt die Lautsprecher und deren Abstände und stellt den Pioneer SC-LX901 optimal ein. Angeschlossene Quellen werden getestet und nach wenigen Minuten ist der Receiver betriebsbereit.
Immer wieder faszinierend, wie schnell und präzise Pioneer mit dem MCACC-Einmess-System aus der Standardkonfigurationen ein massgeschneidertes Heimkinosystem macht. Auch für weniger versierte Benutzer wird die Einrichtung so zum Kinderspiel.
Einen kleinen Punkt gibt es zu bemängeln: Bei der deutschen Übersetzung des Einrichtungsassistenten haben sich Schreibfehler eingeschlichen. Bei einem Topgerät wie dem SC-LX901 sollte das nicht passieren.
Ausstattung vom Feinsten

Neben Dual Band WiFi besitzt der Pioneer SC-LX901 Bluetooth 4.1 (A2DP/AVCP) und kann somit Smartphone und Co. komfortabel kabellos koppeln. Doch das ist noch lange nicht alles, denn ausstattungsmässig kann dem Receiver niemand etwas vormachen.
Besonders herauszuheben ist dabei FireConnect von Blackfire. Dies ist ein Wireless-Protokoll auf WLAN-Basis und erlaubt Benutzern die drahtlose Musikwiedergabe an FireConnect-kompatible Multiroom-Lautsprecher. So wird der Heimkino-Receiver automatisch zum Master für ein Multiroom-System. Die passenden Lautsprecher MRX-3 und MRX-5 hat Pioneer auch gleich im Sortiment.
Weiter ist der Receiver Chromecast-fähig – dank der Google-Technologie kann praktisch jede Streaming-App, die auf einem Smartphone läuft, direkt auf den Receiver übertragen werden. Spotify, Tidal, Deezer und TuneIn werden auch nativ auf dem Gerät unterstützt. Und damit die ganze Range abgedeckt ist, ist auch Apples AirPlay an Board.
Via USB-Anschluss respektive über das LAN spielt der Pioneer zudem Hi-Res-Audiofiles mit bis zu 192 kHz/24 Bit ab. Dabei werden die Formate ALAC, AIFF, FLAC, DSD sowie Dolby TrueHD Playback unterstützt.
Im Multikanalbereich werden die beiden immersiven Formate Dolby Atmos sowie DTS:X unterstützt. Auro 3D hingegen ist nicht mit von der Partie. Natürlich werden auch «2D»-Tonformate wie DTS HD Master Audio oder Dolby True HD/Dolby Digital Plus unterstützt.
Auf der Videoseite ist der Pioneer mit einem sehr hochwertigen Upscaler ausgestattet. 1080p-Material wird dabei zu Ultra HD (4K) hochgerechnet. Kleinere Auflösungen werden allerdings nicht skaliert, sondern direkt durchgeschlauft.
Air-Studios sorgen für optimalen Klangabgleich
Zwar ist der Pioneer SC-LX901 nicht THX-lizenziert, dafür wurde einmal mehr mit den Toningenieuren der Londoner Air-Studios zusammengearbeitet. Das Studio gehört zu den renommiertesten der Welt. Unter idealen Voraussetzungen wurde das Gerät getuned und abstimmt. Das Ziel ist dabei, dem Original so nah wie möglich zu kommen.
Und diese feine Abstimmung ist durchaus hörbar. Die elf Direct-Energy-HD-Endstufen mit je 200 Watt Leistung wirken spritzig- ohne dabei überdreht oder künstlich zu werden. Sei es im Surround- oder Stereobetrieb, das Klangerlebnis ist einzigartig.
In einem klassischen 5.1-Setup darf die Live-Bluray von Mumford & Sons, «Live From South Africa: Dust and Thunder» als Testaufnahme hinhalten. Abgespielt in DTS-HD brilliert der Receiver auf höchstem Niveau. Die Instrumente werden präzise voneinander getrennt, die Impulstreue und die Feinzeichnung des Klangs ist dabei überaus beindruckend. So sind klangliche Schattierungen und Details so herausgearbeitet, dass das ohnehin schon eindrückliche Hörerlebnis der Bluray zum wahren Genuss wird.

Power ohne Limit
Nun wird es Zeit für ein 3D-Setup. Eine 7.1.4-Konfiguration verwandelt den Testraum in eine Lautsprecher-Fabrik. Unglaublich, dass alle diese Lautsprecher von nur einem Gerät angetrieben werden. Über 1000 Watt im Dauerbetrieb sorgen für mächtig Dampf. Der Film «Jack Reacher: Kein Weg zurück», der mit einer hervorragenden Atmos-Mischung daherkommt, lässt im Verbund mit dem Pioneer SC-LX901 die Wände wortwörtlich beben. Selbst bei unglaublicher Lautstärke bleibt der Klang extrem dynamisch, ein Klirren oder gar ein Verzerren ist selbst jenseits der normalen Lautstärke nicht zu erkennen.
Doch nicht nur in den Action-Szenen erleben wir Tom Cruise tontechnisch in einer neuen Dimension. Auch Stimmen und Dialoge werden kristallklar wiedergegeben. Die klangliche Abstimmung des Geräts ist dabei erstaunlich, sehr fein die Staffelung. Selbst wenn nach einer Dialoge-Szene die Action wieder einsetzt, gerät man nicht in Versuchung, den Lautstärkenregler zu drehen, da alles zu laut ist.
Auch die Bildqualität, die der Pioneer SC-LX901 aus einem 1080p-Signal hochrechnet, sieht gut aus. Auch wenn zum Teil eine leichte Überschärfung zu erkennen ist, macht der Upscaler einen guten Job. Natives 4K-Material sieht hingegen absolut faszinierend aus. Zusammen mit dem grandiosen Sound eine beinahe unschlagbare Kombo.
Fazit & Video
Der Pioneer SC-LX901 hat das Label «Referenz-Klasse» zweifelsohne verdient. Das massige Gerät ist nicht nur Schein. Die über 18 Kilogramm Technik liefern ein Top-Resultat ab. Die Ausstattung und die Möglichkeiten, Geräte anzuschliessen, sind so breit, dass jeder auf seinen Geschmack kommt. Trotzdem muss einem bewusst sein, dass wohl jeweils nur ein kleiner Bruchteil der verbauten Technologie jemals zum Einsatz kommen wird. Dafür bietet das Gerät aber eine gute Basis für die Zukunft, da so viele Standards unterstützt werden. Die 3D-Soundformate Dolby Atmos und DTS-X werden unterstützt, Auro 3D fehlt leider in der Ausstattung.
Ein kleiner Kritikpunkt gilt der Fernbedienung. Leider besitzt diese weder eine Tastenbeleuchtung, noch ist sie programmierbar. Das ist hier nicht ganz der Klasse des Receivers angepasst.
Wer den Pioneer SC-LX901 sein Eigen nennen möchte, muss neben einem stabilen Regal im Besitz von vielen Lautsprechern sein und zudem gewillt sein, tief in die Tasche zu greifen. Das Flaggschiff von Pioneer hat einen Verkaufspreis von 3399 Franken. Eine Investition, die sich für Fans von grossem Heimkino und sattem Sound aber dennoch auszahlen wird.