TESTBERICHT
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Hörtest und Fazit

Der Hersteller empfiehlt eine Mindest-Einspielzeit von 50 bis 100 Stunden. Der Lautsprecher soll erst nach 500 Stunden ca. 90 Prozent der erzielbaren Qualität erreichen. Gut Ding will also definitiv Weile haben.

Bei der Lautsprecherpositionierung empfiehlt der Hersteller einen Mindestabstand von 50 cm zur Rückwand. Im Hörraum von Alesca stehen die 02 frei im Raum, was meistens nicht der Wohnraum-Realität entspricht und damit auch den akustischen Raum in die Tiefe vorgaukelt – Raum, der auf den Tonaufnahmen gar nicht vorhanden ist.

Alessandro Calo empfiehlt eher 80 bis 90 cm Abstand zur Rückwand, immer in Abhängigkeit zur Raumgrösse sowie den verwendeten Materialien. Die Einwicklung zum Hörplatz war minimal, der Hersteller empfiehlt ein Stereo-Dreieck, das hinter die Hörperson ausgerichtet ist. Hier kann und darf natürlich experimentiert werden, ebenso beim Abstand zwischen den Lautsprechern. Aufgrund der grosszügigen Platzverhältnisse war der Abstand bei den Test-Lautsprechern 4 Meter, was sich aber nicht in jedem Hörraum realisieren lässt. Børresen empfiehlt eine minimale Basisbreite von 3 Metern.

Die Test-Anlage bestand aus Aavik-Komponenten. Die gesamte Verkabelung war von Ansuz und Stealth. Ein weiterer Testbericht zu Aavik und Ansuz ist geplant.

Grandioser Hörraum – ideal für den Hörtest!Grandioser Hörraum – ideal für den Hörtest!

Den Anfang machten Gitarren-Aufnahmen, bei denen die 02 ihre erste Stärke ausspielte, nämlich die fast schon holographische Auflösung: Sie stellte die Gitarre greifbar in den Raum. Ich als «Auflösungsfan» war begeistert und sehr angetan.

Die 02 spielten auch bei höheren Pegel im Hochtonbereich absolut kontrolliert und behielten ihre Contenance. Nach längerem Hören wurde man richtig entspannt – ein weiteres Indiz, dass diese Lautsprecher einiges richtig machen. Zu analytische Lautsprecher klingen zwar während den ersten fünf Minuten meist spektakulär, ermüden dann aber ziemlich schnell. Nicht so die Børresen 02.

Stimmen kamen mit Schmelz und Wärme. Der Aavik-Vollverstärker konnte im Zusammenspiel mit dem Børresen-Speaker brillieren: Die Kombi klang rund und organisch, eine Traumpaarung, wie ich fand.

Weiter ging es mit Klavier: Die Kohärenz war vorbildlich. Die  Basswiedergabe von schnellen Elektro-Impulsen («Strange Cargo», William Orbit) kamen schnell, präzise und mit dem nötigen Druck. 40 Hz als untere Grenzfrequenz würde ich so bestätigen. Noch weiter runter in den Bass-Keller gings aber nicht.

Um den Børresen 02 noch etwas mehr auf den Zahn zu fühlen, brachte ich für den Hörtest-Vergleich meinen Röhrenverstärker mit: 10 Watt Class A und Push-Pull. Wir verkabelten ihn mit der restlichen Anlage.

Der Klang war nun plötzlich gefühlt langsamer, schon fast gemütlich – die Børresen-Lautsprecher zeigten den Unterschied mit gnadenloser Deutlichkeit. Die 02 zeigte Monitor-Qualitäten und beschönigte nichts, ohne aber ins Analytische abzudriften.

Die Tonalität änderte sich im Mittel- und Hochton nur marginal, aber der Bass wurde aufgrund der limitierten Leistung des Röhrenverstärkers etwas lasch. Es hat sich klar herauskristallisiert, dass die 02 genügend Leistung und Kontrolle verlangt. Dann kommen auch die tiefen Bässe mit dem nötigen Druck und Präzision.

Je mehr Leistung, desto wohler fühlen sich diese Lautsprecher. Sie sind wie Hochleistungs-Rennpferde: Sie wollen und müssen gefordert werden.

Bei der zweiten Hörsession – ebenfalls im Alesca-Hörraum – waren noch zwei Redaktionskollegen mit dabei. Wieder beeindruckten die Auflösung, der Schmelz, die Räumlichkeit und der schnelle Bass der Børresen 02. Ich wanderte etwas im Hörraum umher und war beeindruckt, wie diese Wohnzimmer-tauglichen Lautsprecher den grossen Alesca-Hörraum problemlos mit Musik füllten. Es stellte sich so etwas wie Live-Feeling her, was in diesen Zeiten ohne Konzert-Veranstaltungen speziell wertvoll ist.

Die Bühnendarstellung der 02 war eher gross, und weil sie im Hörraum ohne Rückwand stand, war auch die Tiefe beeindruckend – vielleicht ein Ticken zu tief. Aber das wird sich mit einer Rückwand in einem normalen Hörraum auch wieder ändern.

Fazit

Michael Børresen hat mit seinem Drang nach Perfektion und der Suche nach der perfekten Lautsprecher-Technik viel erreicht. Die Børresen 02 sind aus meiner Sicht High-Performance-Lautsprecher im wahrsten Sinn des Wortes. Alles, wirklich alles wurde bis zur kleinsten Schraube neu ausgedacht und perfektioniert. Dass diese Perfektion ihren Preis hat, ist verständlich.

Mr. Børresen velkommen til Schweiz!

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STECKBRIEF
Modell:
02
Profil:
Ultra-Highend-2,5-Weg-Standlautsprecher mit Bass-Reflex-Technik
Pro:
- Verarbeitung ist Makellos
- Hochwertige Chassis mit einzigartiger Technik
- Edles, Wohnraum-freundliches Design
- Hochaufgelöster, räumlicher Klang
- Präzise, schnelle Basswiedergabe
- Kältebehandlung und Silber-Leitermaterial gegen Aufpreis erhältlich
Contra:
- Braucht einen Verstärker mit Punch und Kontrolle
- Wirkungsgrad eher bei 85 dB
- Preis-Leistungs-Verhältnis
Preis:
42,200.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2020
Vertrieb:
Masse:
260 x 510 x 1055 mm
Gewicht:
30.5 kg
Farbe:
Nussbaum
Bass:
120 mm / 2 Stück
Bauprinzip:
Bass-Reflex
Empfohlene Leistung:
100 Watt
Frequenzgang:
40 Hz – 50 kHz ± 3dB
Hochton:
Magnetostatisches Bändchen
Impedanz:
4 Ohm
Mittelton:
n/a
Wirkungsgrad:
88 dB