Jetzt schon ein Klassiker: Der RA-1952 von Rotel zeigt sich in zeitlos funktionellem Design ohne jegliche Schnörkel.Der Vollverstärker protzt mit sagenhaften 2 x 200 Watt Ausgangsleistung an 8 Ohm – ein Wert, von dem auch gestandene Verstärkerboliden sonst nur träumen. Dank digitalem Frontend und einer auch sonst kompletten Ausstattung avanciert der RA-1592 zur eierlegenden Wollmilchsau.
Mit dem neuen Spitzenmodell verbindet Rotel den Anspruch, die Qualität separater Vor- und Endverstärker in einem Gerät zu vereinen. Und verweist auf die ebenfalls neuen Komponenten RC-1590 und RP-1582II, deren Potenzial man im RA-1592 zusammengefasst haben will. Zwar erreicht dieser nicht ganz das Lebendgewicht jener Endstufe (über 22 Kilo), aber knapp 17 Kilo zeugen auch hier davon, dass punkto Material keineswegs gespart wurde.
Innenaufbau
Der Blick ins Innere des Geräts offenbart sauber getrennte Baugruppen: Unter der aufwendig bestückten Digitalplatine ist (nicht sichtbar) die eigentliche Vorverstärkerplatine angeordnet. Links und rechts die opulenten 200-Watt-Endstufen.rotel_ra1592_testbericht_fazit_605.jpg
So komplett wie sonst nur selten: Die Anschlussperipherie des RA-1592 lässt wirklich keine Wünsche offen. Analoge Extras bilden der Phono- und der XLR-Eingang. Sechs Digitaleingänge sowie PC USB erlauben den Anschluss einer Vielfalt von Digitalquellen.Ausgefuchster Digitalo
Der RA-1592 ist wahlweise auch in Schwarz erhältlich. Hier kommen die blau leuchtenden Stilelemente besonders reizvoll zur Geltung. Direktwahltasten erleichtern die Quellenwahl.Installiert man den passenden (auf CD mitgelieferten) Treiber, so verarbeitet der rückwärtige USB-Eingang Musiksignale ab PC mit einer Samplingfrequenz von bis zu 192 kHz (PCM) oder auch DSD. Theoretisch sollte der RA-1592 via USB 2.0 sogar 32-Bit/384-kHz akzeptieren, was wir aber nicht überprüfen konnten. Die Treiberinstallation funktionierte auch auf einem älteren Netbook problemlos. Nur darf man nicht vergessen, in der Systemsteuerung unter "Eigenschaften/ erweitert" die Parameter des angezeigten Audiogeräts RA-1592 auf maximale Qualität zu stellen.
Der auf unserem Netbook installierte Softwareplayer Foobar gab so auch Tracks mit 192 kHz ohne Aussetzer wieder. Der Vorteil von USB 2.0 gegenüber anderen Digitalverbindungen: Dank sogenannt asynchronem Modus generiert der Wandler im Rotel den Digitaltakt neu – Jitter wird dadurch effektiv vermindert, was sich erfahrungsgemäss in einem stabileren Klangbild auszahlt.
Durchaus auch für audiophile Hörer ist der integrierte Bluetooth-Empfänger geeignet: Wer ein AptX-kompatibles Smartphone/Tablet besitzt, kann Musik kabellos in CD-Qualität zum Rotel übertragen. Die übrigen Digitaleingänge akzeptieren 24-Bit-Signale mit einer Samplingfrequenz von bis zu 192 kHz. An Anschlussmöglichkeiten wird es also dem potenziellen Besitzer RA-1592 auch in Zukunft nicht mangeln.
Nicht zuletzt sei auch noch der durchaus hochwertige Phono-MM-Eingang erwähnt, der prächtig mit einem Grado Wood Reference Platinum harmoniert. Selbst im Verbund mit einem High-Output-MC-Tonabnehmer (Benz Glider, 2 mV) war Rauschen überhaupt kein Thema. Lediglich noch etwas mehr Obertonglanz hätte man sich hier vielleicht gewünscht. Aber für Vinyl-Gelegenheitshörer taugt der Rotel allemal prima.
Klassisch und modern. Der Rotel RA 1572 lässt sich sowohl per Tablet als auch konventionell bedienen.Selbst für High-End-Boxen geeignet
Perfekte Schaltzentrale für hochwertige Lautsprecher.HiFi oder High-End? Auf diese durchaus schwammige Frage hatte der RA-1592 eine klare Antwort: Im Verbund mit einer 804 D3 von Bowers & Wilkins offenbarte er eine aussergewöhnlich reife und ausgewogene Spielweise mit exorbitanter Durchhörbarkeit des klanglichen Geschehens. Dabei zeigte er weder Anflüge von Härte, noch neigte er zu Übertreibung: "Nobel, genau richtig" ist das Leitbild, nach dem dieser Vollverstärker Musikkonserven zum Leben erweckt.
Beeindruckend war die Impulstreue im Bass, welche die zierliche britische Standbox – angetrieben vom Rotel – an den Tag legte. Ein Blick auf das Datenblatt des RA-1592 offenbart den Grund: Dessen hoher Dämpfungsfaktor von 600 sorgt dafür, dass die Schwingspulen der Tieftöner exakt den vorgegebenen Impulsen folgen – Gegeninduktionen haben keine Chance, sich gegen den Stromfluss von Seiten des Verstärkers durchzusetzen.
Dabei lohnt es sich, möglichst verlustarme, hochwertige Lautsprecherkabel einzusetzen. So kann man eine 804 D3 (oder andere Standbox) auch wandnah aufstellen, ohne dass man Dröhnen befürchten muss. Dermassen straff, kontrolliert und dennoch druckvoll wird der Tieftonbereich ansonsten fast nur von "ausgewachsenen" Endverstärkern reproduziert.
Das Solospiel von Richard Tognetti bei einem Violinkonzert von Mozart (BIS SACD-1754) hinterliess über die Rotel-/B&W-Kombi den Eindruck sagenhafter Unmittelbarkeit: Direkte musikalische Ansprache ohne Weichzeichnung, aber auch ohne artifizielle Härte. Die Weiträumigkeit und Tiefendimension der Aufnahmeörtlichkeit kamen sehr schön zur Geltung.
Ein Flötenquartett offenbarte wunderbar das zarte, dabei vielfältige Obertonspektrum dieser Blasinstrumente. Cembalo erklang sodann unaufdringlich, perfekt ins Kammerensemble eingebettet – dennoch gut definiert und durchhörbar. Absolut beeindruckend war die Qualität der Stimmenwiedergabe. Sicherlich eine der Tugenden der neuen B&W 800 D3 Series, deren "Continuum"-Membran hier für ein ganz anderes Wiedergabeniveau sorgt, die aber mit dem Rotel RA-1592 einen durchaus adäquaten Spielpartner im Bunde hatte.
Bei "härterem" Musikmaterial wie etwa Chris Jones' Hörtestklassiker "No Sanctuary Here" zeigte der Rotel Standvermögen und schüttelte für das Gehör grenzwertige Pegel mit lässiger Lockerheit aus dem Ärmel. Auch hier beeindruckten der "schnelle" Bass und die unangestrengte Gangart in den Höhen. Gleichzeitig bewies der integrierte D/A-Wandler, dass mit herkömmlichem 16-Bit-Musikmaterial nach wie vor astreines Hörvergnügen möglich ist.
Fazit
Der Rotel-RA-1592-Vollverstärker glänzt mit einer kompletten Ausstattung: Vom USB-Eingang, Wandler für HiRes-Audio und Bluetooth-aptX bis zum MM-Phonoeingang ist alles dabei.Ganz im Dienste der Musik: Das neue Vollverstärker-Topmodell von Rotel schöpft technisch aus dem Vollen und realisiert mit dem passenden Lautsprecher ein Klangniveau, das in seiner Preisklasse seinesgleichen sucht. Zwar gibt es Geräte, die auf ähnlich hohem oder gar höherem Niveau "musizieren"; diese sind aber entweder meist deutlich teurer oder verfügen nicht über die gleiche üppige Ausstattung mit vollständiger digitaler Anschlussperipherie, inklusive hervorragend klingendem USB-Anschluss.
Die Frage, ob es sich hier um ein "High-End"- oder "nur" um ein "Hi-Fi"-Gerät handelt, ist zwar letztlich sekundär. Im Zusammenspiel mit Ausnahmelautsprechern wie den neuen B&W 804 D3 gibt der RA-1592 dennoch eine überzeugende Antwort.

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