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Publikationsdatum
1. März 2001
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Die Gesamtnachfrage nach TV-Programmen hängt weniger von den Anstrengungen der Sender ab als vielmehr von "gegebenen" Umweltgrößen. Das hat eine statistische Analyse der Universität Dortmund http://www.lehrstuhl-wirtschaftspolitik.de ergeben. Rund 54.000 Daten zu Sehdauer, Niederschlag, Temperatur, Tageslicht, Kalender und Programm zwischen 1996 und 2000 zeigen den Einfluss des Wetters und der Jahreszeit auf das Zuschauerverhalten. Die Wirtschaftswissenschaftler Armin Rott und Stefan Schmitt stellten fest, dass Wetter und Jahreszeit in Bezug auf die Sehdauer eine größere Rolle spielen als das angebotene Programm.

Gering dagegen ist der Einfluss des Fernsehprogramms auf die Zuschauernachfrage. Nur wenige Programmereignisse - wie die Fußball-WM oder die Berichterstattung zu einer Bundestagswahl - lassen die tägliche Sehdauer überhaupt nachweisbar steigen. Für Fernsehsender dürfte dies jedoch kein Grund sein, ihre Anstrengungen um die Zuschauergunst zu reduzieren, erklärte Armin Rott: "Wir können mit unserem Modell Aussagen über die Größe des zu verteilenden Zuschauerkuchens machen. Wie groß die Stücke für die einzelnen Sender ausfallen, das entscheiden dann immer noch die Zuschauer auf Basis des Programms."

Die Auswertungen von Rott und Schmitt erlauben auch detaillierte und präzise Aussagen über die Stärke der Einflussfaktoren auf die tägliche Sehdauer. So bedeutet etwa jedes zusätzliche Grad Tagestemperatur einen Rückgang der Sehdauer um 1,4 Minuten, jede Stunde Sonnenschein lässt den Fernsehkonsum um rund 1,7 Minuten sinken. Je nach Jahreszeit und Wochentag verhalten sich die Einflüsse der Wettervariablen dabei unterschiedlich. Im Frühjahr und Sommer ist die Wirkung auf die Sehdauer erheblich größer als im Herbst und Winter. In der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen sind die Effekte des Wetters am deutlichsten. Noch ausgeprägter sind die Einflüsse von Wochen- und Feiertagen, wobei sich die Sehdauer am Wochenende als erheblich witterungsabhängiger erweist.