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Publikationsdatum
5. Dezember 2003
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Im Rennen um die nächste, für hochauflösendes Fernsehen taugliche, Version der DVD hat die von Toshiba und NEC entwickelte Advanced Optical Disc (AOD) einen Etappensieg errungen.

Das Steuerungskomitee des DVD-Forums stimmte am 19. November mit acht zu sechs Stimmen für die ROM-Version der Advanced Optical Disc als HDTV-Nachfolger der DVD, die in der Spezifikation 0.9 zur Abstimmung vorlag.

Im Juni hatte das Forum denselben Vorschlag noch abgelehnt, jetzt ist die Mehrheit für die neuerdings in HD-DVD umbenannte Platte nur zustande gekommen, weil das Komitee die Abstimmungsregeln geändert hatte und die Stimmenthaltungen diesmal nicht gezählt wurden.

Die HD-DVD wird unter anderem auch von Intel, IBM und Warner favorisiert. Vom DVD-Forum wurde allerdings nur die ROM-Variante dieser Entwicklung akzeptiert, nicht die wiederbeschreibbare.

Es ist demnach durchaus denkbar, dass die HD-DVD zum Standard für fabrikbespielte Programme wird, die konkurrierende Blu-ray Disc hingegen sich für HDTV-DVD-Videorecorder etalbieren wird.

Es zeichnet sich demnach - offizielle DVD-Forums-Unterstützung hin oder her - eine Fortsetzung des Formatkampfes bei optischen Speichermedien ab, wie wir ihn derzeit zwischen den Plus- und Minus-Formaten der DVD erleben.

Die technischen Unterschiede zwischen HD-DVD und Blu-ray Disc sind hingegen ungleich höher. Zwar arbeiten beide Formate mit einem blauen Laser mit 405 nm Wellenlänge, bei der Blu-ray Disc beträgt die Dicke der Deckschicht aber lediglich 0,1 mm, wodurch man den Laser mit einer numerischen Apertur (NA) von 0,85 wesentlich genauer fokussieren kann. Bei der HD-DVD ist die Deckschicht hingegen, genau wie bei der DVD, 0,6 mm dick, und die NA beträgt lediglich 0,7.

Der Vorteil der Blu-ray Disc ist ihre daraus resultierende höhere Speicherkapazität von 25 GByte pro Seite und Layer. Die HD-DVD-ROM kommt auf 15 GByte.

Allerdings ist die HD-DVD wegen ihres zur DVD analogen Aufbaus einfacher herzustellen und weniger heikel, sodass die Medienhersteller darauf hoffen, Produktionsanlagen für DVDs einfach weiterbenutzen zu können.

Bei der Blu-ray Disc bereitet vor allem die 0,1 mm dünne Schutzschicht Probleme bei der Massenproduktion.

Ihre unterlegene Speicherkapazität will die HD-DVD durch effizientere Kompressionsformate kompensieren. Während für die Blu-ray Disc weiterhin nur MPEG2, Dolby Digital und DTS in Frage kommen, will man für die HD-DVD neue Codecs wie H.264 oder Windows Media 9 einsetzen, um die enormen Datenmengen von hochauflösendem Fernsehen zu bewältigen.

Die Blu-ray Disc umwirbt die Filmindustrie hingegen mit Java-programmierbaren Navigationsmenüs und einem besseren Kopierschutz, der auf einer 128-Bit-AES-Verschlüsselung beruht und Bit-genaue Kopien verhindern soll.

Wie dieses Rennen ausgehen wird, ist völlig offen. Dies vor allem, weil die Durchsetzung eines neuen Standards letztlich davon abhängt, für welches System die Softwareindustrie ein breites Filmangebot zur Verfügung stellen wird.

Nicht zur Diskussion steht eine Ablösung des derzeit gültigen DVD-Standards. Dieser bleibt für Video mit herkömmlicher Auflösung auf jeden Fall gültig.