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Publikationsdatum
28. August 2000
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Zu lesen in SOUND&Vision 1/97: "Waren zum Zeitpunkt der ersten Marktübersicht in SOUND 5-6/96 erst 25 HDCD-CDs auf dem Schweizer Markt, so sind ein halbes Jahr später bereits über 60 im Plattengeschäft zu erstehen und in den USA gar über 200".
Das Ganze tönt bekannt und ganz ähnlich wie bei der Einführung der SACD: Die Industrie startet ein neues System mit praktisch Null Software und versucht so, den Konsumenten von einem neuen, besseren Tonträger zu überzeugen.

Was ist HDCD?

 Musical Fidelity X-DAC ein preisgünstiger und erstklassig klingender Wandler für normale CDs und HDCD-CDs Musical Fidelity X-DAC ein preisgünstiger und erstklassig klingender Wandler für normale CDs und HDCD-CDs
Nur Kenner der HiFi-High-End Szene wissen heute, was HDCD bedeutet, obwohl dieses Kürzel sogar auf diversen brandneuen AV-Verstärkern zu sehen ist.
HDCD bedeutet nicht etwa High Definition Compact Discs, sondern High Definition Compatible Digital. Sehr wichtig ist dabei der Begriff "compatible", weil diese speziellen HDCD-Compact Discs sogenannt rückwärtskompatibel sind und auf jedem CD - oder DVD-Spieler abgespielt werden können. Diese Technik wurde vor rund fünf Jahren lanciert, und scheint heute angesichts der SACD und DVD-Audio auf verlorenem Posten zu stehen. Hinter der HDCD-Geschichte stehen vor allem zwei Leute: Keith Johnson, seines Zeichens Tonmeister und Michael "Pflash" Pfalumer, ein begnadetes Computerhirn. Mit ihrer Firma Pacific Microsonic im sonnigen Kalifornien beschlossen sie, die Klangqualität der CD entscheidend zu verbessern.

Grenzen der CD erstmals gesprengt

Der ultimative Bolero von Reference Recording in HDCD-Technik.
Der ultimative Bolero von Reference Recording in HDCD-Technik.
Die HDCD-Technik sprengte erstmals die Grenzen der CD, die mit 16 Bit und einer Samplingfrequenz von 44,1 kHz unverrückbar festgesetzt schienen. Der HDCD-Prozess manipuliert den Code der CD so, dass auf geniale Art und Weise zusätzliche Klanginformationen zur Erzielung einer besseren Klangauflösung eingeschmuggelt werden können. Diese werden jedoch nur von einem HDCD-Decoder als solche erkannt und von normalen CD-Spielern ignoriert.

Das bedeutet, dass im HDCD-Prozess gemasterte CDs auf allen handelsüblichen CD-Spielern abspielbar sind, ihre volle Qualität aber nur über HDCD-tüchtige Player hörbar wird. Die über einen HDCD-Wandler erhaltene Qualität entspricht in etwa einem Tonformat mit 20 Bit und einer Samplingfrequenz von 88,2 kHz. Die klanglichen Vorteile sind, wie eingehende Tests zeigten, frappant und von jedermann hörbar.

125 Millionen HDCD-CDs auf dem Markt
Der Erfolg von HDCD ist eigentlich sehr beachtlich, wie folgende Zahlen zeigen: Bis zum Jahre 2000 wurden über 4000 HDCD-Aufnahmen veröffentlicht. Über 200 HDCD-CDs erschienen in der US-Industrie-Bibel "Billboard Top 200" und über 100 HDCD-CDs erhielten den Grammy Award. Nicht weniger als 125 Millionen HDCD-Compact Discs wurden bis heute produziert. Da verwundert es wirklich, dass HDCD so unbekannt ist.

Die meisten Leute kaufen offenbar HDCD-codierte CDs und wissen gar nicht, dass die soeben erstandene CD auf einem HDCD-tüchtigen Spieler um einiges besser klingen würde. Das kleine HDCD-Signet auf der CD wird dabei glattwegs übersehen und in der Regel nicht hinterfragt.

Hervorragende Klangqualität

 HDCD auch in Geräten der Zukunft: Denon - DVD-Player mit HDCD-tüchtigem Wandler. HDCD auch in Geräten der Zukunft: Denon - DVD-Player mit HDCD-tüchtigem Wandler.
Der Autor hat die HDCD-Entwickling aufmerksam mitverfolgt und festgestellt, dass gerade das audiophile Label Reference Recordings sensationelle HDCD-Aufnahmen auf den Markt brachte. Der neuste Wurf ist der Bolero von Ravel, (RR-92CD) welcher wohl alle bisherigen Fassungen bezüglich Klang in den Schatten stellt. Interessant ist auch , dass die Country-Szene grosses Interesse an HDCD bekundete und zahlreiche HDCD-Produktionen in hervorragender Klangqualität lancierte

Durchbruch nicht gelungen.
Die HDCD-Schöpfer hofften natürlich auf den grossen Durchbruch. Dieser hätte bedeutet, dass in parktisch allen CD-Spielern ihr HDCD-Chips eingebaut worden wäre. Doch heute sind weniger als 1% aller Spieler HDCD-tauglich. Die HDCD-Gurus behaupten natürlich, dass alle HDCD-gemasterten Compact Discs auch auf normalen CD-Player besser klingen, was sogar stimmen kann.

Hardware
Auf der hdcd-Website (http://www.hdcd.com) sind die neusten Trends bezüglich HDCD ersichtlich. Sowohl Hard- als auch Software werden erwähnt und Zukunftsabsichten beschrieben.

HDCD-tüchtige CD-Spieler gibt es von Arcam, Bow, California Audio Labs, Classé, Copland, harman kardon, Krell, Linn, Luxman, Madrigal, Rotel, Sonic Frontiers. Heute erhältliche HDCD-Wandler: Parasound, Bow, Classé, Counterpoint, Enlightened, Madrigal und der sehr peisgünstige und erstklassig klingende Musical Fidelity X-DAC, welcher beim Autor seit Jahren erstklassige Dienste leistet. DVD-Player mit HDCD-tüchtigen Wandlern werden von California Audio Labs, Denon, harman kardon, Mitsubishi und Toshiba angeboten. Diese Auflistungen sind allerdings nicht vollständig.

Zukunftspläne.

Die HDCD-Leute haben nicht im Sinn frühzeitig in Pension zu gehen und machen sich Gedanken, wie man bei den neuen Tonformaten mitmischen könnte. So existieren bereits Pläne, wie man sowohl bei SACD, DVD-Audio als auch bei Dolby Digital und DTS klangverbessernde Massnahmen treffen und einflechten kann. Tatsache ist auch, dass der neue HDCD-Encoder vom Typ Two nicht nur die HDCD-typischen Samplingfrequenzen von 44,1 und 88,2 kHz, sondern auch 48/96/176,2/192 kHz verarbeiten kann.

Fazit
HDCD hat bereits vor Jahren der Welt gezeigt, dass die CD verbessert werden kann und muss. Der grosse Durchbruch ist ausgeblieben. Es ist jedoch zu erwarten, dass die beiden HDCD-Meister Keith Johnson und Pflash Pflaumer weiterhin ihre Mission erfüllen und bei den neuen Tonformaten aktiv mitmischen werden.