
Handshake auf eine gemeinsame Zukunft. Links: Thomas Müller, Geschäftsleitung Lakeside Audio und Stuart George, Geschäftsführer Cambridge Audio
Cambridge Audio gehört zu den grossen britischen HiFi-Traditionsmarken, gegründet in den Sechziger-Jahren im Zuge der aufkommen Populärkultur. Die Beatles Mania war auf Ihrem Zenit, die Stones rockten die neue Widerspenstigkeit und die Audioelektronik erlebt sowohl im professionellen als auch im Heimbereich einen unglaublichen Schub.
Allenthalben herrschte Enthusiasmus vor, der Transistor ersetzte die umständliche Röhrentechnik, die Produkte wurden günstiger und Massenproduktion setzte ein.
Der Boom brachte viele neue, inzwischen legendäre HiFi-Brands hervor – wie etwa Spendor, Graham, Sudgen, KEF, Bowers & Wilkins und eben Cambridge Audio. Der «Britisch Sound» mit seiner eher zurückhaltenden Hochtonwiedergabe wurde zum Markenzeichen einer ganzen Industrie, zu der sich in den Siebziger-Jahren auch Linn, Naim und NAD gesellten.
Im Gegensatz zu den US-Marken huldigte man selten einem Gigantismus. Hohe Qualität für Musikfreunde bei Erhaltung der Wohnraumästhetik und Erschwinglichkeit auch für Durchschnittseinkommen standen im Vordergrund. Das ist in weiten Teilen bis heute so geblieben.
Britisch Audio steht immer noch für sehr solides und kompetentes Engineering, für Produkte mit hohem Gegenwert – auch wenn man inzwischen den Produktionsstandort nach Fernost globalisiert hat. Die Formal ist einfach: Entwicklung und Marketing in England, Produktion in China. Das gilt auch für Cambridge Audio.
Zum 50-Jahre-Jubiläum lanciert Cambridge Audio die Edge-Serie, deren Namensgebung auf einen der Gründerväter zurückgeht. Dabei handelt es sich um ein Premium-Produkt, das sich an anspruchsvollen Musikhörer richtet. Im Zuge der Neuausrichtung suchte man in der Schweiz einen neuen, engagierten Vertriebspartner, der sich mit voller Kraft dem Vertrieb der Cambridge-Audio-Produkte widmet.
Gefunden hat man ihn bei Lakeside Audio in Horgen, der Partnerfirma von Piega. Damit treffen sich zwei Firmen mit einer durchaus ähnlichen Firmenphilosophie. Beide sehen sich in einer gewissen Tradition den Gründern verpflichtet, beide vertrauen auf authentische Werte und stellen höchste Ansprüche ans Produktdesign.
Auf der nächsten Seite ein Kurz-Interview mit Stuart George, Geschäftsführer von Cambrigde Audio.
Gespräch mit Stuart George

Anlässlich der Vertragsunterzeichnung konnte avguide.ch einige Fragen an Stuart George richten, Geschäftsführer Cambridge Audio.
Cambridge hat eine lange Geschichte und feiert sein 50-Jahr-Jubliäum. Nicht viele Unternehmen können auf so eine Historie zurückblicken.
Dieses Jahr mit dem Jubiläum und mit dem Rückblick auf alle unsere Innovationen macht uns sehr stolz. Wir waren zum Beispiel die ersten, die Ringkerntransformatoren in Verstärker einsetzten, und unser CD 1 war der erste CD-Player der Transport und DAC trennte. Für viele Redaktionen war er lange ein Referenzmodell. Mit unserer «Stream Magic»-Plattform hatten wir schon früh eine sehr gute und anerkannte Netzwerk-Digitalplattform lange vor den Mitbewerbern.
Auch die neue Edge-Linie ist eine Hommage an unsere Tradition. Sie beruft sich auf Professor Gordon Edge, den Gründer von Cambridge Audio. Er entwickelte 1968 mit dem Vollverstärker P40 das erste Produkt von Cambridge Audio.
Gleichzeitig waren wir in mancher Hinsicht immer etwas wie ein Insider-Geheimtipp. Das möchten wir etwas ändern und eine breitere Zielgruppe ansprechen.
Ihr bezieht Euch auf den «British Sound» eurer Produkte. Was bedeutet das eigentlich?
Wir nennen es «British Sound», aber das geht natürlich nicht nur auf uns zurück, sondern ist in den 60er-Jahren geboren. Als plötzlich viele neue Schallplatten in hoher Aufnahmequalität entstanden, auf den breiten Markt und von vielen Leuten gekauft wurden. Daraus ergab sich eine starke Nachfrage nach HiFi-Equipment, welches dieses neue Qualitätslevel auch wiedergeben konnte.
Damals mussten viele neue Audiotechnologien entwickelt werden. Wir waren mit dabei, aber natürlich nicht der einzige Brand. Alle hatten das Ziel, die Recordings so authentisch und präzise wie nur möglich zu reproduzieren. Und das ist genau das Credo, das uns immer noch umgibt. Wir versuchen, eine präzise Elektronik zu entwickeln, die dem Original keine Kolorierung hinzufügt. Zum Beispiel bauen wir unsere Edge-Serie mit einer minimalen Anzahl von Komponenten auf. So haben wir zum Beispiel keine Kondensatoren im Signalweg, da diese den Klang immer leicht verfälschen. Wir verlassen uns auch nicht nur auf Spezifikationen. Jedes Element wird in langen Hörsitzungen sorgfältig überprüft und ausgesucht.
Der Audiomarkt verändert sich momentan sehr stark. Minimal-Setup mit digitalen Quellen und Aktivlautsprechern ohne Elektroniktürme werden extrem populär – gerade bei der Millennium-Generation. Wie reagiert Cambridge darauf?
Der Konsument hat heute eine unglaubliche Anzahl an Möglichkeiten zum Musikhören. Obwohl wir in über 50 Ländern mit über 100 Angestellten aktiv sind, sind wir doch ein kleiner Anbieter und können nicht alles anbieten, sind aber im digitalen Bereich mit unserer Stream-Magic-Plattform bereits sehr gut aufgestellt. Im letzten Jahr investierten wir viel in unsere App, um unsere Streaming-Plattform noch besser nutzen zu können.
Auch ich selber benutze heute konstant verschiedene Quellen: von Bluetooth über Internet-Radio im Hintergrund bis zu den fantastischen HiRes-Aufnahmen. Ich denke, das ist ein legitimes Bedürfnis. Deshalb versuchen wir, aktuelle Technologien wie Chromecast oder Streaming-Plattformen wie Tidal direkt in unsere Produkte zu integrieren. Gerade Chromecast scheint uns eine sehr gute, flexible Technologie für viele User, die zudem auch HiRes-fähig ist.
Welches ist eure Zielgruppe? Es heisst oft, dass sich nur sehr teure und sehr günstige Produkte gut verkaufen.
Wen wir sagen, wir produzieren Worldclass-Produkte, meinen wir Produkte auf höchstem technologischen Stand, die sich aber eine breite Gruppe von Musikliebhaber leisten können. Unser neuer Edge A Systeme hat zum Beispiel mit 5000 Euro durchaus seinen Preis, ich will nicht sagen, das sei wenig, aber es ist doch in einem Rahmen, zu dem ambitionierte Musikhörer einen Zugang finden können.
Aber auch die momentan sehr populären kabellosen Mehrraumsysteme sind für uns ein Thema. Wir arbeiten seit einiger Zeit an so einem System und sind optimistisch, dass wir damit Anfang 2019 auf den Markt gehen können. Wir glauben, damit vielen neuen Cambridge-Kunden die Qualität unserer Produkte näherbringen zu können.
Herr Stuart, herzlichen Dank für das Gespräch und die interessanten Einblicke.