MAGAZIN
Seite 2 / 3

"Ich denke, dass wir auch in 70 Jahren noch existieren"

Daniel Sennheiser freut sich über den Zuwachs in der Sennheiser-Familie.Daniel Sennheiser freut sich über den Zuwachs in der Sennheiser-Familie.

Ihre Familie lebt schon seit vielen Jahren in der Schweiz, und Sie sind sogar in der Schweiz geboren, wieso kommt die Übernahme gerade jetzt?

Es gibt immer solche Momente, wo bestimme Entscheidungen anstehen. Bei Hasso Böhme ist die Nachfolge-Frage aufgekommen. So haben wir uns eines Tages zusammengesetzt und uns gefragt, wie wir das lösen. Für uns als Firma ist es natürlich auch wichtig, dass es weiter geht. Wir haben in der Schweiz einen wichtigen Absatzmarkt. Nach längeren Gesprächen sind Hasso und ich zum Entschluss gekommen, dass dies die beste Lösung für beide Seiten ist.

Sennheiser ist im Audiobereich eine der letzten grossen deutschen Marken. Wie verhindert man da, dass man selber von einem anderen Konzern übernommen wird?

Wir müssen nicht auf die Börse schauen, wir müssen nicht auf die Konkurrenz schauen, wir müssen auf unsere Kunden schauen. Man muss sich hundert Prozent, jeden Tag, nur darum kümmern, dass der Kunde zufrieden ist. So werden wir immer Kunden haben. Zusätzlich müssen wir schauen, wie wir dies so effizient wie möglich machen. Wenn wir wirklich verstehen, warum der Kunde uns ausgewählt hat, wie der Kunde einen Mehrwert bekommt, dann denke ich, dass wir auch in 70 Jahren noch als Sennheiser existieren.

Wie möchten Sie die Kunden denn an ihre Marke binden, führt der Weg über eine breitere Produktepalette? 

Wir sind bereits mit einem extrem breiten Portfolio unterwegs, darum macht es keinen Sinn, völlig neue Felder anzugehen. Wir definieren uns als eine Firma, welche sich in der Audioindustrie bewegt, das ist unser Universum. Aber wir wollen Innovation und exzellente Produkte bringen, mit diesem Anspruch kann man natürlich auch in andere Nischen vordringen. In der Regel sind wir eher an Nischen interessiert als an Mainstream.

Doch der Mainstream ist ziemlich kauffreudig, wenn man das boomende Geschäft mit Kopfhörern in den buntesten Farben und schrägsten Formen sieht.

Der CE-Markt ist extrem dynamisch im Moment. Wenn man zurück denkt: vor fünf, sieben Jahren hat es ein paar Hersteller gegeben, und Kopfhörer wurden entweder zuhause oder als In-Ear getragen. Jetzt aber läuft jeder mit einem Fullsize-Kopfhörer herum. Kopfhörer sind ein Lifestyle-Produkt geworden. Teilweise wird ein Kopfhörer sogar getragen, ohne eingesteckt zu sein oder das Kabel wird gar abgeschnitten, weil es stört. Ein totales Modeaccessoir. Hier tut sich ein Hersteller, welcher sehr auf Performance, Leistung und Audioqualität achtet, im ersten Moment etwas schwer, das ist kein Geheimnis. Wir haben dann aber gemerkt, dass es Kunden gibt, die mehr als nur ein Modeaccessoir wollen. Wir glauben, dass langfristig gesehen Modeerscheinungen kommen und gehen. Diese Produkte sind drei bis fünf Jahre hipp, und dann sind sie wieder weg. Wir müssen dafür sorgen, dass wir nicht einfach kommen und gehen. Wir haben diesen Bereich ursprünglich kreiert, denn Sennheiser brachte 1968 den ersten Consumer-Kopfhörer auf den Markt. Wir sind auch jetzt noch Marktführer in Europa, und das wollen wir auch verteidigen.