In Kurzform: Zwei Wellenformen eines Musikstücks (z.B. eine ab CD, die andere ab Streaming) werden verglichen. Dazu wird eines der beiden Signale gespiegelt (invertiert) und die beiden Wellenformen werden addiert. Besteht ein Unterschied zwischen den beiden, resultiert daraus ein Differenzsignal, das nach verschiedenen Kriterien beurteilt werden kann. Sind die beiden Wellenformen identisch, ergibt dies null. Das Resultat ist grafisch und mit Zahlenwerten verständlich darstellbar.

Der Deltawave-Nulltest ist ein Verfahren, bei dem zwei identische Audiosignale miteinander verglichen werden, um Unterschiede zwischen ihnen zu identifizieren. Die Software Deltawave ermöglicht diesen Vergleich, indem die Signale subtrahiert werden.
Eine kurze Einführung in die Deltawave-Nulltest-Grafiken: Zum Erstellen der folgenden Grafiken wurden die originalen CD-Daten (A) im Audition Editor verändert (quasi ein Remaster) und die drei Varianten mittels Nulltest mit der CD verglichen. Die Abschnitte B, C und D zeigen die Differenzen zwischen Original A und Manipulation.

Abschnitt B: Die einfache Pegeländerung erzeugt einen knapp hörbaren Lautstärkeunterschied, aber keine tonalen Veränderungen. Bei C und D verändert sich der Klang, was bei diesen tiefen PK-Metric-Werten gut hörbar ist.
1) Mit der PK-Metric-Zahl werden die diversen Auswertungen in einem einzelnen Wert in Dezibel zusammengefasst. Die dBfs-Zahl gibt vereinfacht an, wie leise respektive gering die Differenz zwischen den beiden Wellenformen, bezogen auf die Vollaussteuerung (0 dB Bezugsachse), ist und somit, wie hörbar dieser Unterschied ist.

Der PK-Wert ist ein Indiz, wie hörbar Unterschiede sind. Die Hörbarkeit ist abhängig von der Qualität des Audio-Systems und von der Hörfähigkeit des Menschen.
2) Das Spektrogramm unten zeigt auf einen Blick, wie sich die Unterschiede auf der Zeit- und der Frequenzachse auswirken. Eine einheitlich grüne Fläche bedeutet nahezu oder zu 100 % identische Dateien. Je farbiger und verpixelter, desto hörbarer!

Im Gegensatz zu Abschnitt B ohne tonale Veränderung zeigen sich bei B und C deutlich die Eingriffe mit dem Equalizer.
3) Im nächsten Diagramm: Die Fourier-Analyse auf der Frequenzachse ist ergänzend zu PK-Metric und Spektrum hilfreich für die weitere Beurteilung, wie wir sehen werden.

Die 2-dB-Pegelveränderung hinterlasst in der Grafik nur geringe Spuren, die tonale EQ-Bearbeitung verändert die Signalwellenform deutlich.
Im zweiten Teil dieses Artikels werden wir die Daten auf einer CD mit den Daten, die wir bei Qobuz vom fernen Server übers Internet holen, vergleichen. Wir bleiben vollständig in der digitalen Domäne, betrachten also, was vor der Digital-Analog-Wandlung vorhanden ist. Um Zufallsergebnisse möglichst zu vermeiden, wurden Download und Streaming mehrfach durchgeführt.
Zwischen Download und Streaming besteht (theoretisch) kein Unterschied bei den Ausgangsdaten, d.h. das gleiche Album kann mit Qobuz gestreamt und unmittelbar gehört werden oder heruntergeladen, gespeichert und danach irgendwann wiederholt gehört werden. Technisch betrachtet ist Streamen und Hören gleichzeitig die heiklere Aufgabe, da sie zeitkritischer als der Download ist. Trotzdem sollte das TCP-Protokoll auch diese Aufgabe zuverlässig ausführen können, da in jedem der Fälle Pufferspeicher den Zeitversatz bereinigen. Dabei darf der Pufferspeicher weder überfüllt werden noch vollständig leerlaufen.
Es geht weiter: die Stunde der Erkenntnis
Im zweiten Teil werden wir CD-Alben mit dem entsprechenden Stream und dem Download vergleichen. Die Ergebnisse überraschen – und zwar in beiden Richtungen.
Fritz Fabig Gastautor
Fritz Fabig ist passionierter Musikliebhaber mit Schwerpunkt in der Klassik-Epoche. Nach einer elektrotechnischen Ausbildung und Management/Marketing Weiterbildung erfolgte ein Wechsel in die Audio Branche. Beinahe zwei Dekaden war Fritz Fabig Geschäftsführer der B&W Group Schweiz. Seit Ende 2021 ist er als freischaffender Berater tätig.