Aktiv, präzise, beeindruckend
Manger zeigte mit ihren aktiven S1-Lautsprechern nahezu vollendete Reproduktion: dicht am Original. Im edlen Gewand, schlicht präsentiert, überzeugten sie mit neutralem, authentischem Klang – ganz ohne Firlefanz. Auch das kleinste Bauteil, so wirbt Manger, ist bedeutend als Teil der ganzen Kette. Einziger Wermutstropfen: ein angeregtes Fachgespräch im hinteren Teil des Raumes, das den Hörgenuss trübte. Tipp: Solche Gespräche besser auf den Flur verlegen.
Manger S1, vorgeführt mit EMT-Plattenspieler. In der Ecke die aktive Bassfalle von PSI Audio.Ebenfalls spannend: die grossen Odeon-Hornlautsprecher. Als «wohnraumfreundlich» beworben, gehen sie bei mir nicht durch. In der Vorführung war das drittgrösste Modell, die Helix. Ob meine Augen mir einen Streich spielten, als ich meinte, das «Holzige» tatsächlich aus dem Klang herauszuhören? Blasinstrumente kommen über Hörner selten gut rüber – besonders mit der Helix.
Odeon-Hornlautsprecher farbig in Szene gesetzt.Innovative Ansätze und mutige Konstruktionen
In der dritten Etage setzte sich die Klangreise fort. Bei Revox fiel mir sofort ihr «neues» Tonbandgerät B77 MK3 ins Auge – ein echter Hingucker und eine charmante Alternative zu den meist nur als Deko aufgestellten Plattenspielern.
Direkt nebeneinander präsentierten zwei innovative Hersteller ihre Zukunftsvisionen. Bei HiFi-Sulzer spielte die aktive GGNTKT gross auf: Der kompakte M1-2,5-Wege-Aktivlautsprecher füllte den Raum mit erstaunlich vollem Klang. Die grosse Schwester M3, ein Vierweg-Schwergewicht, kam aus Platzgründen nicht zum Einsatz. Gemäss dem deutschen Hersteller Roland Schäfer steht ein Lautsprecher in der Entwicklung, der grössenmässig zwischen beiden liegt – man darf gespannt sein.
Akkurate Räumlichkeit mit den GGNTKT-Model-Aktivlautsprechern. Rechts die M3, welche leider im kleinen Raum nur zur Ansicht war.Nebenan stellte Thomas Schneider seine Wireless-Lautsprecher mit 96/24-Bit-Auflösung vor. Der Transmissionline-Lautsprecher lieferte ein Bassfundament bis 20 Hertz bei erstaunlich kompaktem Format. Schneider arbeitet derzeit an 192-Bit-Übertragung – ein Ansatz, der wohl auch eingefleischte Kabel-Fetischisten im Blindtest überzeugen könnte.
Wireless-Lautsprecher aus Horgen.Handgemacht, charmant, anders
Ein kleiner Kulturschock erwartete mich bei den ungarischen Etalon-Breitbandstrahlern, die als gefaltetes Hornsystem promotet wurden. Ganz in die Raumecken gedrängt und stark eingewinkelt, zauberten sie dennoch wunderbar analogen Klang. Alles wirkte handgemacht – selbst die Skizze zur Klangerzeugung war von Hand auf Flipchart-Papier gezeichnet. Der Klang war sinnlich, vintage, ein Hauch Nostalgie, der einen stundenlang in Musik schwelgen lässt.
Etalon-Breitbandstrahler.Von JBL wurde die kleine Summit gezeigt, begleitet von einer Bildschirmpräsentation der grösseren Schwestermodelle – edel verarbeitet und klanglich souverän.
Bei Meridian beeindruckte ein offenes, räumliches Klangbild mit kräftigem Bassfundament.
Meridian DSP9: Skulpturales Design mit optimierten Innenräumen und ausgeklügelter Signalführung für hohe Klangtreue bei kompakter Bauweise. Aktive Lautsprecher mit integrierter DSP-Technologie aus jahrelanger Entwicklungsarbeit.Die Piccolo-Bändchen von Clarity wirkten für den kleinen Raum etwas zu «grande», faszinierten aber Auge und Ohr gleichermassen.
Clarity Piccolo mit Kapton-Aluminium-Bändchensystem in Dipol-Konfiguration.Starke Auftritte und feine Details
Bei «Aug & Ohr» liessen die aktiven Avantgarde Zero Itron nichts anbrennen. Das analoge Plattenspieler-Tonarm-Battle – Tangentialarm gegen Radialarm – wurde über diese Lautsprecher ausgetragen. Für mich war der Gewinner klar: der Lautsprecher selbst. Im Vergleich zum Vorgängermodell Zero 1 (2015–2022) bietet die aktuelle Generation (G3) zahlreiche Verbesserungen in nahezu allen Bereichen.
Interessanter Vergleich mit einem Clearaudio-Innovation-Laufwerk: Was klingt besser, Tangential- oder Radialtonarm?Ein weiteres Highlight waren die schlanken Transmissionline-Lautsprecher PMC Prophecy 9, angetrieben von zwei Monoblöcken AW 800M von Elektrocompaniet. Vermutlich würden die PMC auch an weniger edler Elektronik funktionieren, doch so war der Klang enorm kräftig, ausdrucksstark, druckvoll und rein – ein echtes Statement aus schlanken Säulen.
Transmissionline-Lautsprecher PMC Prophecy.Der deutsche Hersteller Auer liess sich ebenfalls nicht lumpen: Mit Holzabsorbern und Diffusoren baute das Team kurzerhand «den Raum im Raum». Der Aufwand lohnte sich – ihre kompakten Lautsprecher aus der Versura-Serie klangen deutlich grösser, als sie aussahen. Mit Panzerholz gefertigt und mit kräftigen Holzstreben versteift, bewiesen sie, dass Präzision und Handwerkskunst auch im Kleinen grosse Wirkung entfalten.
Auer Lautsprecher mit verstrebtem Gehäuse aus Panzerholz.Fazit: Klang statt Kälte
Die meisten Aussteller zeigten sich rundum zufrieden – und auch die Organisatoren strahlten. Offenbar haben sie eine Kooperation mit der Auto-Messe in Zürich geschlossen: Beim Ausgang wurde man mit einem Gutschein für ermässigten Eintritt belohnt. Eine nette Geste – wenngleich mein persönlicher Akku nach einem Tag voller Bass, Brillanz und Bitraten im roten Bereich war. Zwei Messen an einem Tag? Danke, aber meine Ohren und Augen bestanden auf Feierabend.
Bleibt zu hoffen, dass auch im nächsten Jahr ein grauer Novembertag durch strahlende HiFi-Erlebnisse in Regensdorf erhellt wird – ganz ohne Motor-Tuning, aber mit reichlich Hochglanz auf den Trommelfellen.

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