TESTBERICHT
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Publikationsdatum
16. September 2022
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MEDIEN

Die 1953 in Japan gegründete Teac Corporation gehört zu den bekanntesten Herstellern, die sowohl in professionellen Anwendungen als auch im HiFi-Bereich stets zu überzeugen wussten. Besonders stark waren Teac und auch ihre Marke Tascam immer bei der magnetischen Tonaufzeichnung und Wiedergabe. Im vergangenen Jahrzehnt beeindruckten uns vor allem ausgezeichnete DA-Wandler von Teac, deren Preiswürdigkeit und Verarbeitungsqualität aufhorchen liessen. Hohe Qualität zu bezahlbaren Preisen ist im Pro-Audio für einen Hersteller wie Teac überlebenswichtig und schadet auch dem HiFi-Geschäft keineswegs.

Nun gehört auch die High-End-Marke Esoteric zur Teac Corporation, was wiederum aufhorchen lässt. Im Zuge der enormen Popularität von Plattenspielern bietet Teac mittlerweile neun verschiedene Modelle an. Eigentlich sind es deren zehn, aber ein Modell gibt es zweimal, einmal ausschliesslich für den europäischen Markt. Der Teac TN-5BB ist das Topmodell und kostet in der Schweiz um 1890 CHF. Der TN-5BB ist ein Komplettgerät mit der vormontierten MM-Tonzelle Ortofon 2M Red.

Wer sich für Vintage-Plattenspieler von Teac interessiert, der sucht vergebens. Teac hat sich früher in diesem Bereich nicht wirklich hervorgetan. Woher kommt nun plötzlich das Know-how, das zu einem stolzen Sortiment von zehn Plattenspielern führt? Wir können diese Frage nicht beantworten und es ist auch nicht unbedingt unsere Pflicht. Ich stelle jedoch fest, dass sich der TN-5BB in einigen Aspekten von ähnlichen Geräten im Markt unterscheidet – und dies ausnahmslos zugunsten von Präzision und Qualität.

Der Tonarm des TN-5BB wurde zum Beispiel in Zusammenarbeit mit SAEC entwickelt, die seit 2018 wieder im Geschäft sind. Der Tonarmspezialist SAEC war bekannt für präzise und komplizierte Tonarme. Wenn man sich nach SAEC im Vintage-Markt umschaut, befindet man sich in guter Gesellschaft von Kennern. «Schnäppchen Marke SAEC» findet man nicht.

Der TN-5BB ist somit bestimmt kein aus standardisierten Zuliefer-Komponenten zusammengewürfeltes Gerät, wie man es heute oft sieht – vor allem, wenn es kostengünstig sein muss.

Der schöne Tonarm stammt von SAEC und verfügt über präzise Messerlager aus rostfreiem Stahl sowie die Präzisionskugellager, auf die man in Japan so stolz ist.Der schöne Tonarm stammt von SAEC und verfügt über präzise Messerlager aus rostfreiem Stahl sowie die Präzisionskugellager, auf die man in Japan so stolz ist.

Konzept und Konstruktion

Die Plattenspieler aus der Vinyl-Neuzeit sind überwiegend manuell zu bedienende Geräte ohne Automatismen. Das kommt daher, dass man das Ritual des Plattenauflegens zelebriert. Beim TN-5BB gibt es aber eine sehr willkommene Endabschaltung: Befindet sich der Tonabnehmer am Ende der Schallplatte, wird er nach ein paar Umdrehungen abgehoben und der Plattenteller hört auf zu drehen. Das ist deshalb willkommen, weil man in der Hitze des Gefechts auch mal den Raum verlassen kann, im Wissen, dass der Plattenspieler sich brav in den Ruhezustand versetzt.

Die Endabschaltung ist deshalb so sanft und zuverlässig, weil der TN-5BB über einen elektrischen Tonarmlift verfügt: Die «Arm-Lift»-Taste ist gut positioniert. Die LED leuchtet in der gelifteten Position und erlischt in der gesenkten Position. Beim Absenken und Anheben blinkt sie. Ist die Endabschaltung erfolgt, empfiehlt es sich, den Drehschalter für die 4 Geschwindigkeiten entweder auf 0 zu stellen, falls man die Schallplatte wenden will, oder nicht, falls man die Seite teilweise oder ganz nochmals abspielen will. Der Teller beginnt beim Rückführen des Tonarms dann wieder zu drehen. Zur Präzisierung: Der Tonarm wird nicht automatisch zurückgeführt.

Wie es bei den praktischen Plattenspielern Standard ist, gibt es eine Staubschutzhaube. Diese verfügt über zwei seitlich integrierte Gummidämpfer, an denen man sie mit beiden Zeigefingern bedienen kann, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen. Die Staubschutzhaube wirkt optisch edel, könnte jedoch passend zum Design des TN-5BB etwas massiver sein. 

Ich empfehle den Betrieb entweder bei geschlossenem Deckel oder man entfernt den Deckel komplett (oder lässt ihn gleich in der Verpackung zurück). Bei Wiedergabe mit geöffnetem Deckel wirkt selbiger als eine Art «Schallfänger», was die Musikwiedergabe beeinträchtigen kann.

Die praktische Taste für den elektrischen Tonarmlift mit Rückmeldung durch eine LED. Darüber der Drehschalter für die 4 Geschwindigkeiten.Die praktische Taste für den elektrischen Tonarmlift mit Rückmeldung durch eine LED. Darüber der Drehschalter für die 4 Geschwindigkeiten.

Die Zarge ist solide und schwer gebaut, was zu einem Gesamtgewicht von fast 11 kg führt. Der untere Teil der Zarge ist eine MDF-Konstruktion mit der gewünschten hohen inneren Dämpfung. Der obere Teil ist eine 10 mm starke Platte aus künstlichen Marmor. Ein geschliffener und polierter Kunststein von hoher Güte und einer spannenden Optik: Er ist durchsetzt – oder beschichtet – mit Silberpartikeln, die ein wenig wie Sterne am Firmament anmuten. Dieser Eyecatcher bewirkt auch, dass man über Staubpartikel locker hinwegschaut. Man sieht sie einfach kaum.

Sehr passend dreht darüber der Acrylteller: am Umfang poliert und auf der Oberseite matt, wohl geätzt, mit guter Friktion zur Schallplatte, die darauf zu liegen kommt. Meine Befürchtung, dass die Verwendung der Carbon-Reinigungsbürste dazu führen könnte, dass die Schallplatte abbremst und sich der Teller darunter weiterdreht, trat nicht ein. Die Oberfläche hat dezente Haft-Eigenschaften. Die Herstellerempfehlung, keine Tellermatte zu verwenden, ist korrekt. Ein Plattengewicht oder ähnlich muss nicht sein, kann aber durchaus zum Einsatz kommen.

Die Entkopplung des Antriebspulleys macht einen guten Eindruck.Die Entkopplung des Antriebspulleys macht einen guten Eindruck.
Die aufgesetzte Haube schützt den Antrieb und rundet das Bild trefflich ab.Die aufgesetzte Haube schützt den Antrieb und rundet das Bild trefflich ab.

Der Flachriemen führt um den Plattenteller und den gut entkoppelten Antriebspulley. Die Abdeckung des Pulleys ist eine schöne Finesse und sitzt dank eines kleinen Zentrierstifts exakt an der richtigen Position. Die Drehzahlsteuerung ist sehr exakt. Der Plattenteller dreht zügig und völlig gleichmässig auf die gewählte Tourenzahl. Selbst wenn man aus dem Stillstand auf die höchste Drehzahl von 78 U/min schaltet, hört man bloss ganz leise den Motor hochdrehen. Da gibts keinerlei Stress oder Geräusche von Pulley oder Riemen.

Die Drehzahl wird elektronisch geregelt und stabilisiert. Die Gleichlaufschwankungen liegen bei max. 0,1 %. Die Messvorrichtung, die der Regelung dient, besteht aus einer optischen Rasterscheibe und einem optischen Sensor. Die Vorrichtung ist im Inneren mit der Spindel verbunden. Diese dürfte vollends staubfrei über viele Jahre ihren Dienst verrichten.

Optische Messvorrichtung der Drehzahl mit Rasterscheibe und Opto-Sensor.Optische Messvorrichtung der Drehzahl mit Rasterscheibe und Opto-Sensor.
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