TESTBERICHT
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Stromversorgung und Phonovorverstärker

Die beiden Geräte, Stromversorgung und Phonovorverstärker sind baugleich und arbeiten nur im Verbund. Die Stromversorgung versorgt sowohl das Laufwerk als auch den Phonovorverstärker mit Strom – und dies intern komplett isoliert, also getrennt. Damit ist die Stromversorgung eine unverzichtbare Komponente des Systems.

Wer nun, persönlichen Präferenzen folgend, einen anderen Phonovorverstärker einsetzen will als den des Naim Solstice Systems, der kann das zwar tun, aber er hat dann den Naim-Vorverstärker übrig, und der funktioniert anderswo ohne die Stromversorgung nicht – und diese braucht ja das Laufwerk ebenfalls. Wer die Einschränkung umgehen will, kann sich übrigens nicht einfach mit einem handelsüblichen LPSU behelfen: Der Phonoverstärker benötigt 2 DC-Spannungen (+/-18VDC).

Naims Entscheidung, dieses Plattenspielersystem geschlossen zu halten, deutet darauf hin, dass man sich hier prioritär an die «eingeschworene» Naim-Kundschaft richtet. Wer den Phonoverstärker nicht benutzen will, der bezahlt für seine Entscheidung einen eigentlich unnötigen Preis. Vielleicht ist damit aber nicht das letzte Wort gesprochen.

Die Stromversorgung an sich beruht auf der langen Erfahrung des Herstellers mit Stromkomponenten und Erweiterungen der Stromversorgung ihrer Komponenten und Systeme. Stichwort: Caps und Supercaps.

Die Phonovorstufe des Solstice-Systems ist sehr flexibel, um allen denkbaren Tonabnehmern gerecht zu werden.Die Phonovorstufe des Solstice-Systems ist sehr flexibel, um allen denkbaren Tonabnehmern gerecht zu werden.

Die Phonovorstufe selbst hingegen ist offen und flexibel ausgelegt. Sie verfügt über einen getrennten MM- und MC-Eingang mit 42 bzw. 84 dB Gain. Der MC-Eingang eignet sich für High-Output- und Low-Output-Systeme. Die Anpassungen an MC-Tonabnehmer sind sehr umfangreich und über zwei Stufenschalter zu bewerkstelligen. Die Ausgänge gibts mit RCA/Cinch und 5 pin/8 pin-DIN-Stecker, wie man es von Naim seit vielen Jahren kennt.

The Sound of Silence

Von einem HiFi-Subsystem wie Solstice eines so renommierten Players wie Naim erwartet man, unabhängig von den Marketingüberlegungen, die zum Systemkonzept geführt haben könnten, dass die prinzipiellen Vorteile von in sich abgestimmten System-Funktionen voll zum Tragen kommen. Damit hat Naim sehr viel Erfahrung und es gibt kaum einen Hersteller, der sich stärker ins Zeug gelegt hat als Naim. Diese innere Abstimmung ist beim Solstice-Plattenspieler-System sehr schnell hörbar.

Möglicherweise bahnt sich da langsam eine Design-Änderung an, wenn man sich die Schriften anschaut.Möglicherweise bahnt sich da langsam eine Design-Änderung an, wenn man sich die Schriften anschaut.

Meine 45er-Hochschnitt-LP von Miles Davies «Seven Steps to Heaven» ging unglaublich unter die «Gänsehaut» und offenbarte die sanfte Seite von Miles' Trompete trefflich – trotz der eher analytischen Lautsprecher. Die Präsentation zog mich in den Bann und selbst bei einem hohen Pegel blieb die innere Struktur der Musik erhalten. Auch die bewährte Mono-Superscheibe von Illinois Jaquet «Swing's the Thing» begeisterte durch die Nähe zur Aufnahme, die ja 1956 entstand. Hilary Hahns Album «Retrospective» nahm mich schon immer gefangen, weil die Natürlichkeit der LP-Version ganz besonders hervorsticht. Die Live-Aufnahme des Meistersaal-Konzerts von 2018 erfolgte «direct to disc» und sie ging beim Hören «direct in to the heart».

Woran liegts? Systeme können überzeugen, wenn sie perfekt funktionieren, wie die Band, die besser spielt als die Summe perfekter Solisten. Das Solstice System offenbart sozusagen die Top-Klasse des Zusammenspiels. Wer sich bemüht, das individuell mit diversen Komponenten eigener Wahl so hinzubekommen, muss sich ziemlich anstrengen.

Testfazit

Für 19'000 CHF geht der lang gehegte Herzenswunsch des eingefleischten Naim-Liebhabers vermutlich in Erfüllung – oder zunächst einmal auf die Wunschliste, denn die Preisansage ist happig. Für alle anderen präsentiert sich hier ein perfekt verarbeitetes und wunderschönes System in einer «Abliefer-Qualität», bei der man einen Vergleich zuerst finden muss. Die klanglichen Tiefen, Wellen und Ruhe-Momente sind einfach das, wofür es sich tatsächlich lohnt, den genannten Betrag zu investieren.

Naim-System und Focal Sopra 2Naim-System und Focal Sopra 2
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STECKBRIEF
Modell:
Solstice Special Edition
Profil:
Perfektioniertes Plattenspieler-System bestehend aus: Laufwerk, Tonarm, Tonabnehmer, Stromversorgung sowie Phonovorverstärker und Zubehör.
Pro:
Verarbeitung, Qualität und Schönheit
Perfektes Zusammenspiel der Komponenten
Klangqualität
Contra:
Nur als System erhältlich
Preis:
18,999.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2021
Vertrieb:
Masse:
182 x 420 x 358 mm
Gewicht:
25.4 kg