TESTBERICHT
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Technik

Die angegebene Dauerleistung beträgt 320 Watt, die Impulsleistung 400 Watt. Es kommen zwei Schaltendstufen zum Einsatz.

Die Audio-DNA dürfte auch aus dem professionellen Bereich kommen. Das übersichtliche Anschlussfeld der Nuzeo 4.Die Audio-DNA dürfte auch aus dem professionellen Bereich kommen. Das übersichtliche Anschlussfeld der Nuzeo 4.

Die hörbare Performance und die mannigfaltigen Einflussmöglichkeiten, welche von einer Raumeinmessung bis zu einem verlustlosen EQ reichen, und die Linearisierung des Frequenzgangs sind auf einen digitalen Signalprozessor (DSP) zurückzuführen. Analoge Eingangssignale werden digitalisiert (AD) und dann weiterverarbeitet. Mit 24 Bit Wortbreite und max. 192 kHz Samplingrate bleiben kaum Wünsche unerfüllt. Das digitale Filter für die Weiche zwischen den Schaltendstufen für Tiefmitteltöner und Hochtöner arbeitet sehr steilflanking und phasentreu dank Linkwitz-Riley-Charakteristik. Die maximal erzielbare Klangqualität lässt sich durch die Betriebsart beeinflussen.

Vier Betriebsarten

Signalverbindung analog: Bei der klassischen Betriebsart verbindet man die beiden Lautsprecher mit den Ausgängen einer Stereo-Vorstufe, entweder symmetrisch an die XLR-Eingänge oder asymmetrisch an die RCA-Eingänge mit Bezeichnung AUX. Man kann natürlich auch die Vorstufen-Ausgänge eines Vollverstärkers nutzen.

Eine Variante ist der Betrieb ab den Analogausgängen eines DA-Wandlers, sofern dieser über eine Lautstärkenregelung verfügt. Die Lautstärke kann auch von einem Streaming-Client erfolgen. Die Lautstärke mit der Nubert Control App zu regeln ist bei der Betriebsart irrelevant, da dies nur pro Lautsprecher einzeln möglich ist, und dafür muss man zuerst hin- und herschalten.

Signalverbindung digital: Man verbindet eine digitale Quelle mit einem der beiden Lautsprecher, entweder mit SPDIF (RCA) oder AES/EBU (XLR). Die Verbindung zum anderen Lautsprecher wird mit einem SPDIF-Digitalkabel erstellt. Eine USB-Verbindung ist nicht möglich, wäre aber wünschenswert, weil namhafte Streaminggeräte den USB-Standard vorziehen.

Wireless Pairing funktioniert mit kompatiblen Mastern von Nubert z. B. Nucontrol X oder Nucinema preav. Das Wireless-Pairing kann per Tastendruck direkt am Lautsprecher oder aber mit der X-Remote App vorgenommen werden.

Master/Slave-Verbindung: Auch hier erfolgt die Verbindung mit einem SPDIF-Digitalkabel oder kabellos.

Mit der X-Remote App kann die Kanalwahl noch vorgenommen werden, sowie weitere Einstellungen. Die Empfindlichkeit der Quellen kann am Drehschalter mit Drucktaste an den Lautsprechern eingestellt werden, und zwar für jede Quelle individuell in einem Bereich von +/- 10 dB. Das ist eine ganze Menge.


X-Remote App: Links Einstellungen eines Lautsprechers, rechts das Resultat der Raumeinmessung vor dem Transfer der Korrekturdaten.X-Remote App: Links Einstellungen eines Lautsprechers, rechts das Resultat der Raumeinmessung vor dem Transfer der Korrekturdaten.

Raumeinmessung

Über Sinn und Unsinn von Raumeinmessungen kann man diskutieren. Wichtig ist, dass sie gut funktionieren. Das ist hier der Fall. Das Programm wird mit der X-Remote App gestartet und für den linken und rechten Lautsprecher separat durchgeführt. Das Mikrofon im iPhone ist präzise genug für die Messung. Verwendet man ein Android-Smartphone, benötigt man das Nubert XRC Android Interface. Man kann dieses einfach in den USB-Port des Smartphones einstecken.

Der Messort ist natürlich der Sweetspot/Hörplatz. Nach dem Start erklingt eine Geräuschkulisse aus einem der Lautsprecher, die nach einiger Zeit verstummt. Die Software berechnet die Messung (Ist-Zustand) und ebenfalls die Korrekturdaten. Der Anwender sieht dann die beiden Kurven in Orange und Grün auf dem Display. Ich habe den Messvorgang nach einem Screenshot wiederholt und konnte dann die praktisch gleichen Resultate vergleichen.

Nun transferiert man die Daten an den Lautsprecher und bestätigt noch die Anwendung der Korrektur. Man kann mit der X-Remote App die Raumkorrektur jederzeit ein- und ausschalten, um das Resultat zu validieren. Mir hat die Wiedergabe mit Korrektur besser gefallen. Der Tieftonbereich war ausgeglichener und der Grundton/Mitteltonbereich entschlackter. Die Korrektur bewirkt keine Wunder. So kann man hartnäckige Raummoden unter 100 Hz nicht einfach ungeschehen machen. Man kommt dann um die Optimierung der Platzierung nicht herum – und vielleicht hilft auch das nicht. Die Einmessung bezieht sich auf den Hörplatz. In meinem Fall klang es dort sehr ausgeglichen, drei Meter weiter rechts am Esstisch hingegen nicht.

HiFi und High-End-Audio findet natürlich am Hörplatz statt.

Die Installation für den Hörtest.Die Installation für den Hörtest.

Ein ehrlicher Schöngeist. Geht das?

Nubert verwendet gerne den Begriff der Ehrlichkeit ihrer Lautsprecher. Sie sollen also ehrlich klingen. Sie sollen nicht schönfärben oder übertreiben. Das ist ein zweischneidiges Schwert, weil man Ehrlichkeit und Schönheit gegeneinander auszuspielen versucht. Schönheit sollte sich auf die Musik beziehen und die Exaktheit der Wiedergabe auf die HiFi-Geräte. Die Qualität der Aufnahme liegt dann irgendwie dazwischen. Die Aufnahme soll die Schönheit der Musik richtig eingefangen haben.

Mit dem Test-Set-up versuchte ich den Ansprüchen gerecht zu werden. Meine Referenzanlage ist ein Kiithree-Bxt-System von Kii Audio und somit technisch ähnlich. Als digitale Quelle dient ein Musikserver von Innuos mit einem USB-Reclocker. Das USB-Kabel steckte ich um in einen DA-Wandler von Merason und von da aus analog symmetrisch in die beiden Nuzeo-4-Lautsprecher.

Die Lautstärkenregelung erfolgte mit der User-Oberfläche von Innuos. Ich hatte damit auch die Möglichkeit, gelegentlich die Systeme zu vergleichen, allerdings musste ich das USB-Kabel umstecken und den Hörplatz verändern sowie die Lautstärke anpassen. Die Vergleiche waren dadurch nicht sehr aussagekräftig, aber eigentlich auch nicht so wichtig.

Mylène Farmer brachte Atmosphäre und Béla Fleck das Nilpferd.Mylène Farmer brachte Atmosphäre und Béla Fleck das Nilpferd.

Der Song «Mad World» von Mylène Farmer diente als sehr stimmungsvolle Live-Aufnahme eher der Einstimmung, aber ich blieb trotzdem eine Weile hängen. In der sehr atmosphärischen Life-Aufnahme dominiert zunächst der Gesang von Gary Jules bis ca. ab 1:45 Mylène Farmer teilweise mitsingt, oder besser gesagt: haucht. Dieses Unisono-Duett ist sehr ergreifend und das Publikum geht spürbar mit, ohne dass man das direkt hört. Die Lautsprecher gehen mit der Live-Atmosphäre sehr gekonnt um. Sie bringen sehr viel Reife und das richtige Mass an Gelassenheit ins Spiel.

Béla Fleck steuerte dann das kosmische Nilpferd bei, dessen tiefstes Grollen die untersten Register der Speaker aufweckte und tatsächlich ohne Schmieren und Kaschieren, sprich praktisch ohne Defizite durch meinen Hörraum wuchtete. Ich war wirklich erstaunt über die fast kompromisslosen Tiefbass-Eigenschaften dieser überschaubaren Aktivmonitore. Die Dynamik dieses verlustarmen Systems spielt voll mit. Da sitzt kein Bremser im Boot. Alle reissen an den Riemen.

Der Song rechts von Chantal Chamberland kam übrigens nicht zum Zug.Der Song rechts von Chantal Chamberland kam übrigens nicht zum Zug.

Eric Bipp und JJ Milteau's Live-Version des Harry-Belafonte-Klassikers «Bring a little Water Silvie» ist eine groovige, trashige und knorrige Angelegenheit und eigentlich ein wenig zu viel des Guten für meinen Geschmack. Es klingt, wie wenn zwei routinierte Strassenmusiker das erste Mal im Leben gemeinsam auf der Bühne eines Clubs auftreten dürfen und von einem puristisch veranlagten Sound-Engineer aufgenommen werden – mit zwei Mikrofonen versteht sich. Der Raum ist mit den Lautsprechern völlig verständlich nachgebildet und in jeder Ecke ausgeleuchtet. Die zeitlichen Verhältnisse – Laufzeiten – müssen schon sehr präzise stimmen, um eine so präzise Abbildung oder akustische Realität zu bewirken. Alles, was noch fehlt, ist, dass man die zwei Akteure riechen kann.

Die wunderbare Lizz Wright vermochte in ihrer bes(ch)wingten und unglaublich dichten Version der Ray-Charles-Nummer «What would I do without You» mit diesem Lautsprecher nicht so gut zu überzeugen wie über das teure Kii-System. Sie sang über die Nuzeo 4 softer und das Piano-Solo kam mit weniger Anschlagdynamik. Wunderbar hingegen wogte der Chor über die Szene hinweg. Das Gesamtbild war schon beeindruckend.

Auf dem Bild sind die ausgezeichneten Stative gut zu sehen.Auf dem Bild sind die ausgezeichneten Stative gut zu sehen.

Die Nuzeo 4 von Nubert spielen sehr schön bei allen Stimmen und ganz generell bei Melodie. Die Feindynamik stimmt ebenfalls und die Auflösung ist nicht von schlechten Eltern. Die Abbildung der Klangbühne ist meiner Meinung nach etwa so gut, wie es die Aufnahme zulässt. Man kann den Lautsprecher auch ins Nahfeld stellen. Dann wird es fast mikroskopisch exakt. Dort, wo der Anteil an Perkussion stark ins Gewicht fällt, wirken sie etwas zurückhaltender, sodass man vielleicht noch einen Tick mehr sucht. Das Niveau meiner vorsichtigen Klage ist auf jeden Fall hoch.

Fazit

Ist das nun High-End-Audio? Ich kann nichts für diesen Begriff, der sich über die Jahre festgesetzt hat, aber ja: Das klingt ausgezeichnet, vollständig und sehr musikalisch. Von mir aus kann man es High-End-Audio nennen oder einfach hervorragend, ohne Klassen-Einschränkungen und Wenns und Abers. Ich würde den Nuzeo 4 ehrlich gesagt teurer verkaufen. Aber es gibt ja noch zwei grosse Brüder (oder Schwestern): Nuzeo 11 und Nuzeo 15. Viel Spass damit!

Sie passen nicht auf jedes Sideboard. Eine gewisse Tiefe muss gegeben sein.Sie passen nicht auf jedes Sideboard. Eine gewisse Tiefe muss gegeben sein.
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STECKBRIEF
Modell:
nuZeo4
Profil:
DSP gesteuerter Aktiv-Monitor für Wireless- oder kabelgebundenen Betrieb. Kann als Master/Slave-Stereopaar oder wireless mit passender Vorstufe oder L/R getrennt analog angesteuert werden.
Pro:
Hohes audiophiles Klangniveau
Ausgezeichnete Raumeinmessung
Hohe Fertigungsqualität
Sehr gute Stative (kosten 400 EUR/Paar extra)
Contra:
Kein USB-Eingang
Preis:
2,800.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2024
Vertrieb:
Masse:
435 x 238 x 360 mm
Gewicht:
18,4 kg
Farbe:
Weiss und Schwarz
Airplay:
Nein
Bluetooth:
Nein
Chromcast:
Nein
Roon Ready:
Nein
Spotify Connect:
Nein
Symmetrischer Eingang:
Ja
WiFi:
Nein
Wireless:
Ja
Analog Input:
XLR, RCA
Bass:
203 mm Karbonfaser-Membran
Bauprinzip:
Bassreflex
Digital Input:
SPDIF, Toslink, AES/EBU
Frequenzgang:
32 Hz – 22 kHz ± 3dB
Hochton:
26 mm Tetoron-Gewebekalotte
Leistungsaufnahme Standby:
2.0 W
Remote App:
Nubert Remote App