MUSIKREZENSION
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Publikationsdatum
24. Februar 2002
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Manchmal kann man gehörige Überraschungen erleben. In diesem Fall gleich doppelt – kein Wunder, dass diese Veröffentlichung vorab in romanischen Ländern mit Schallplattenpreisen überhäuft worden ist. Und das bei einer Aufnahme, die alles andere als taufrisch, nämlich genau 24 Jahre alt ist!

Überraschung Nummer eins: Anton Bruckners Achte Sinfonie, diese Monumentalschöpfung der hohen Romantik, wird vom 84jährigen Karl Böhm dirigiert. Und doch wirkt sie alles andere als greisenhaft. Nicht einmal besonders abgeklärt, dafür sehr dramatisch.
Und mit rascheren Tempi als bei fast allen Kollegen und Konkurrenten. Es ist ja auch keine Studioproduktion, sondern ein Live-Mitschnitt aus der Zürcher Tonhalle vom Juli 1978 mit dem hiesigen Orchester, das zu fabelhaften Qualitäten aufläuft.

Überraschung Nummer zwei: Die erstaunliche Klangqualität. Nicht nur hohe Präsenz aller Stimmen ist garantiert; sondern auch die Dynamik zwischen verhaltenem Pianissimo und kraftstrotzendem Fortissimo gibt sich extrem weit gespannt. Offenbar lag den Herstellern das originale Tonband der Rundfunk-Übertragung vor.
Über welch verschlungene (illegale?) Wege es aus einem schweizerischen Radiostudio nach Kanada zum Aussenseiterlabel Palexa gelangt ist, bleibt offen. Wir wollen nicht darüber grübeln, sondern uns einfach freuen. Eine musikalische Sternstunde wird klanggültig dokumentiert.
STECKBRIEF
Albumtitel:
Karl Böhm
Komponist:
Anton Bruckner
Label:
Palexa
Jahr:
1978
Bestellnummer:
0522
Tonformat:
CD
Medium:
CD
Musikwertung:
10
Klangwertung:
7
Preis:
0
Bezugsquellen