TESTBERICHT
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Publikationsdatum
13. März 2023
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Die hierzulande noch wenig bekannte Firma Børresen Acoustics gehört zum dänischen Triumvirat, bestehend aus Aavik Acoustics, Ansuz Acoustics und eben Børresen Acoustics. Die drei dänischen Marken sind unter dem Dach der «Audio Group Denmark» und firmieren in der nördlichsten dänischen Grossstadt Aalborg. Entstanden ist dieses Dreigespann aus der High-End-Lautsprecherschmiede Raidho Acoustics. 2017 wurde Raidho von Dantax gekauft. Die jetzigen Köpfe hinter Børresen, Aavik und Ansuz haben sich daraufhin von Raidho Acoustics verabschiedet und die Audio Group Denmark (AGD) gegründet.

Seit letztem Jahr ist ein Investor bei der AGD eingestiegen und der bisherige Finanzchef Kent Sörensen wurde zum CEO befördert. Wieso drei Firmen und nicht alles unter einem Markendach, werden Sie sich wohl gerade fragen. Der Verkaufsleiter Lars Kristensen betont, dass es sicherer sei, mit drei unterschiedlichen Marken mit verschiedenen Produktlinien am Markt zu operieren. Sollte eine Linie nicht mehr so gut laufen, kann sie verkauft oder eingestellt werden, ohne die anderen beiden Linien in Mitleidenschaft zu ziehen. Zudem ergänzen sich die drei Produktlinien ideal, auch marketingmässig und klanglich. Auch kann sich so der Fachhändler nur für eine oder zwei Linien entscheiden, ohne das ganze Portfolio übernehmen zu müssen. Ehrlich und wirklich smart sind sie, diese Dänen.

In diesem Testbericht werden wir uns ausschliesslich dem Lautsprechermodell Z3 von Børresen Acoustics zuwenden. Die in Zug ansässige Tonbildspinnerei unter der Geschäftsführung von Alois Kneubühler vertreibt die drei hochwertigen dänischen Marken aus Aalborg seit letztem Jahr in der Schweiz. Wir konnten die Børresen Z3 in den wohnlichen und grosszügigen Räumlichkeiten der Tonbildspinnerei Probe hören.

Michael Børresen – Kurzportrait

Der Gründer der gleichnamigen Firma, Michael Børresen, ist der Mastermind hinter seiner Lautsprecherfirma und ist wie viele High-End-Audio-Firmengründer ein Verrückter im positiven Sinn.

Sämtliche Lautsprecher tragen seinen Namen: Michael Børresen.Sämtliche Lautsprecher tragen seinen Namen: Michael Børresen.

Eines seiner Lieblingsthemen sind Schwingungen. Bereits seine Abschlussarbeit als Ingenieurswissenschaftler befasste sich mit Resonanzen und Schwingungsmustern und er wandte seine Kenntnisse zuerst ausserhalb der High-End-Branche an. Verständnis und Kontrolle der Schwingungen sind Hauptziele seiner Entwicklungen, seien es Lautsprecher oder Elektronik.

Er hat alles, aber wirklich alles im Zusammenhang mit dem Lautsprecherbau hinterfragt. Wer viele Fragen stellt, riskiert unbeliebte Antworten oder im positiven Sinn im Lautsprecherbau viele neue Denkansätze und im besten Fall herausragende Lautsprecher.

Als sich Michael Børresen zusammen mit seiner Crew auf diesen steinigen und herausfordernden Weg begab, um den ultimativen Lautsprecher zu entwickeln, setzten sie sich folgende Entwicklungsziele:

• die Überarbeitung der herkömmlichen Treiber-Technologie
• die Optimierung der Frequenzweiche
• die Reduzierung der Induktivität auf das absolute Minimum
• die beste mechanische «Erdung» und Resonanzkontrolle

Wie diese Entwicklungsziele umgesetzt wurden, zeigen wir Ihnen beim nachfolgend getesteten Modell Z3.

Die Børresen Z3 – unser Testobjekt

Das Børresen-Modell Z3 ist das zweitgrösste Lautsprechermodell der Z-Serie. Oberhalb der Z-Serie ist die 0-Serie angesiedelt. Seit kurzem bieten die Dänen auch die unterhalb angesiedelte X-Serie an.

Mit Ausnahme des kompakten Børresen-Z1-Monitors sind die restlichen drei Standlautsprecher 2,5-Wege-Modelle und unterscheiden sich in der Anzahl der Tief/Mitteltöner und in den Gehäuseabmessungen. Das Modell Z1 beginnt preislich bei 10'000 CHF, das Modell Z2 kostet 16'000 CHF, das Testmodell Z3 23'000 CHF (ohne Kältebehandlung). Das Topmodell Z5 kostet 40'000 CHF.

Die Z-Familie von Børresen.Die Z-Familie von Børresen.

Die getesteten Børresen-Standlautsprecher Z3 messen schmale 22 cm, sind dafür 40 cm tief und 102 cm hoch. Sie wiegen stolze 35 kg und wirken – aufgrund der schmalen Stirnbreite – schlank und Wohnraum-freundlich. Wegen der Gehäusetiefe sollte der ideale Hörraum genug Platz für mindestens 50 cm Abstand zur Rückwand haben.

Als Frequenzgang werden 35 Hz bis eindrucksvolle 50kHz angegeben, der Wirkungsgrad beträgt 88 dB und die nominale Impedanz ist 4 Ohm. Børresen gewährt auf alle seine Produkte eine Garantie von 5 Jahren.

Børresen Speaker Z3: hochwertig gebaut, optisch attraktiv und das aus jedem Blickwinkel.Børresen Speaker Z3: hochwertig gebaut, optisch attraktiv und das aus jedem Blickwinkel.

Gehäuse

Das formschöne Gehäuse der Børresen Z3 ist in Schwarz und Weiss, jeweils seidenmatt erhältlich. Die Verarbeitung ist absolut tadellos. Die Front ist allerdings immer schwarz, auch bei der weissen Version. Auf Bestellung fertigt Audio Group die Speaker auch mit weisser Front gegen Aufpreis. Das Design der Z3 ist klassisch skandinavisch und wirkt edel, ohne protzig zu wirken. Dänisches Design eben.

Positiv ist uns die «schraubenlose» Konstruktion aufgefallen, denn man sucht vergebens nach Schrauben. Hier beschreitet Børresen den sicherlich teureren und anspruchsvolleren Weg und macht unter anderem den Unterschied zur Mittelklasse. Die mattschwarze Frontabdeckung ist sehr massiv und bildet bei der Öffnung des Hochtöners ein Horn-Vorsatz. Der Klopftest an der Front attestiert dem unbekannten Material Massivität und bestmögliche Resonanzfreiheit.

Wenn Sie die Rückseite des Z3-Lautsprechers genauer in Augenschein genommen haben, sind Ihnen sicherlich die Flaschenöffner-ähnlichen Aluminiumteile aufgefallen. Diese «Flaschenöffner» sind Diffusoren, die die Strömungsgeräusche der beiden rückwärtig eingebauten Bassreflexöffnungen reduzieren sollen. Wie immer bei Børresen sind auch diese Teile speziell angefertigt und mit grosser Liebe zum Detail hergestellt.

Links die untere der beiden Bass-Reflexöffnungen, rechts das Mittelton-Chassis.Links die untere der beiden Bass-Reflexöffnungen, rechts das Mittelton-Chassis.

Der Bändchen-Hochtöner

Die eigentlichen Stars dieses aussergewöhnlichen Lautsprechers sind die Bändchen-Hochtöner und die Hightech-Tief/Mittelton-Chassis.

Der Hochtöner ist eine Weiterentwicklung des Philips-Bändchen-Hochtöners. Der offene Dipol-Magnetostaten-Hochtöner besitzt eine Folienmembran, die lediglich federleichte 0,01 g wiegt und aus einer Spezialfolie «made in UK» besteht. Der Wirkungsgrad des Bändchens beträgt sagenhafte 94 dB und hat eine Impedanz von 6 Ohm. Interessanterweise reicht der Frequenzgang des Børresen-Bändchens runter bis 2,5 kHz. Als Antrieb-Magnetmaterial kommt N-52-Super-Neodym zum Einsatz. Das N-52-Magnet ist aktuell das stärkste Neodym überhaupt und wird von Børresen auch für den Mitteltöner und den Tieftöner verwendet.

Das Børresen-Bändchen.Das Børresen-Bändchen.

Børresens Tief/Mitteltöner

Børresen verbaut in den Z3 einen 8- und zwei 13-Zentimeter-Treiber derselben Machart. Sie unterscheiden sich lediglich in der Chassis-Grösse.

Allein über dieses Chassis könnten wir wohl zehn A4-Seiten schreiben, was wohl nur für die beinharten Technikfans dann noch interessant wäre. Daher also die Kurzfassung: Seit der Erfindung von elektromagnetischen Chassis vor ziemlich genau hundert Jahren ist dieses Ausnahme-Chassis als eines der ersten Lautsprecher-Chassis komplett «eisenfrei». Diese Eisenfreiheit ist insofern wichtig, da Eisen gemäss Børresen unter anderem die elektrischen Parameter der Schwingspule negativ beeinflusst. Børresen Acoustics entwickelte für die Z-Serie einen Treiber mit einer 8 mm grossen Schwingspule und einer Induktivität von nur 0,06 mH (Millihenry ist die Masseneinheit für Induktivität), was gemäss Hersteller rund zehnmal tiefer ist als bei herkömmlichen Treibern. Durch die zusätzliche Linearisierung des Magnetfelds wird der Treiber weniger durch die tatsächliche Bewegung beeinflusst und kann vom Verstärker leichter gesteuert werden.

Die Tief/Mitteltöner werden wie auch das Hochton-Bändchen vom N-52-Neodym-Magnetmaterial angetrieben. Die verkupferte Aluminium-Schwingspule des Mittel/Tiefton-Chassis sitzt auf einem ventilierten Titan-Träger. Auch hier kommt also teures und exotisches Material zur Anwendung, was wiederum die Induktivität verringert – aber die Produktionskosten sicherlich weiter in die Höhe treibt.

Das Membran-Material der Treiber besteht aus einem Verbundwerkstoff: Zwei Schichten des sehr dünnen Kohlenstoffs auf beiden Seiten umschliessen einen 4 mm dicken Nomex-Wabenkern. Das aussergewöhnlich niedrige Gewicht von nur 5,5 Gramm sorgt für einen sehr hohen Beschleunigungsfaktor im Treiber, was sowohl zu einer hervorragenden Auflösung als auch zu einer erhöhten Effizienz führt. Die verwendete Verbundstruktur – wie sie etwa in Formel-1-Rennwagen verwendet wird – bietet die ultimative Kombination aus Steifigkeit und Gewicht. Die japanische Hightech-Schmiede Toray Industries aus Osaka stellt übrigens die Membranen für Børresen her. Toray Industries fertigt unter anderem auch Flügelteile für die Formel 1, was ganz sicher nicht die schlechteste Referenz ist.

Dass Børresen Acoustics beim Lautsprecherbau vieles anders macht als andere Hersteller, kann man nach diesen Ausführungen als belegt abhaken!

Der Mitteltöner mit dem eisenlosen Antrieb.Der Mitteltöner mit dem eisenlosen Antrieb.

Børresens Cryo-Technologie

Bevor es zum Hörtest geht, möchten wir Ihnen eine weitere Besonderheit, nämlich die Ausbaustufe bzw. die Produkte-Option «Kältebehandlung» der Børresen-Z-Modelle näherbringen. Unser Test-Lautsprecherpaar ist eine solche «Cryo-Edition». Der Aufpreis für die Kältebehandlung beträgt beim Z3 exakt 6000 CHF. Dieser Betrag ist kein Pappenstiel und der Tester konnte den Unterschied zwischen mit/ohne Kältebehandlung vor Ort anhören. Der Unterschied ist vor allem bei den Feinheiten und der Auflösung in der Musik-Wiedergabe zu hören. Ob der Aufpreis den geforderten Preis wert ist, wird der Interessent selber entscheiden müssen – oder besser gesagt: dürfen. Aufwandsbezogen scheint der Aufpreis als solcher aber nachvollziehbar.

Kälteprozess à la Børresen

Bei der 72 Stunden dauernden Kältebehandlung der Metallkomponenten der Lautsprecher werden diese innert 24 Stunden bis auf Minus 196 C abgekühlt, um dann für 24 Stunden bei 196 C zu verweilen, um dann anschliessend wieder innert 24 Stunden kontrolliert auf Raumtemperatur hochzufahren. Im Zuge des Abkühlungsprozesses zieht sich die Kristallstruktur des Metalls mehr und mehr zusammen und wird einer monokristallinen Struktur sehr ähnlich.

Das gegen Ende des Prozesses langsame «auftauen» bewirkt, dass diese Strukturveränderung auch wirklich so verbleibt. Insider haben uns verraten, dass das von gewissen Herstellern angewendete «Schock-Gefrieren» und dann wieder schnell auftauen – also im Hauruck-Verfahren – nicht wirklich funktioniert, da sich der angestrebte Monokristalline Zustand des Metalls in die Ausgangsstruktur zurückverwandelt. Also: Nicht überall, wo «kältebehandelt» draufsteht, ist auch der positive Effekt wirklich realisiert worden. Den die durch diesen Kälteprozess hervorgerufenen strukturellen Veränderungen im Metall erhöhen dessen Leitfähigkeit gemäss Michael Børresen um 6 bis 8 %. Folglich sollen sie einen positiven Einfluss auf die «Audioeigenschaften» haben. Der Kälteprozess wird, was noch seltener ist, von Børresen Acoustics nicht extern, sondern «im Hause» gemacht, Respekt!

Das Chassis im Kältebad visualisiert.Das Chassis im Kältebad visualisiert.

Frequenzweiche, Kabel und Anschlussterminal

Die 2,5-Wege-Frequenzweiche der Z-Serie verfügt über eine parallele Frequenzweichenkonfiguration mit denselben exklusiven Bauteilen der teureren 0-Serie. Sie ist mechanisch sehr massiv aufgebaut, um ihre Eigenresonanz zu minimieren.

Über die verwendete Innenverkabelung konnten keine Details in Erfahrung gebracht werden, aber es ist anzunehmen, dass Kabel aus dem Ansuz-Sortiment zur Anwendung kommen.

Das sehr hochwertige Single-Wiring-Anschlussterminal der Z3 akzeptiert ausschliesslich Bananenstecker. Das ist etwas unüblich, aber konsequent.

Die Frequenzweiche der Z3.Die Frequenzweiche der Z3.

Ansuz-Darkz-Füsse für die Børresen Z3

Bevor wir uns dem Hörtest zuwenden, noch ein paar Worte zu den Ansuz-Hightech-Füssen der Børresen Z3. Dieses Modell steht auf dem Entkopplungssystem Ansuz Darkz T2s und entkoppelt die Lautsprecher wirkungsvoll vom Boden. Titaniumkugeln sind eine der wichtigen Komponenten dieses hoch entwickelten und aufwändigen Resonanzsystems. Sie lassen sich auch manuell justieren. Vereinfacht gesagt, leiten die drei Titaniumkugeln die im Lautsprecher entstehenden Resonanzen in die Ansuz-Füsse ab. Der Hersteller redet dabei von einer mechanischen Erdung. Spikes oder ähnliche Systeme sind nach Meinung von Børresen höchstens zweite Wahl.

Das «Fahrgestell» der Børresen Z3, mit den Ansuz-Füssen.Das «Fahrgestell» der Børresen Z3, mit den Ansuz-Füssen.
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