TESTBERICHT
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Publikationsdatum
2. Januar 2006
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Unterschiedliche Zwillinge

Auch rund 20 Jahre nach der Gründung von Piega im Jahre 1986 ist das sowohl selbstentwickelte als auch selbstproduzierte Bändchen-Hochtonsystem das Markenzeichen dieser Firma.

Im Laufe der Jahre hat sich Entwickler Kurt Scheuch aber noch einigen anderen Dingen gewidmet, wie zum Beispiel den Gehäusen die, wie man unschwer sehen kann, von der Konkurrenz fleissig kopiert werden.

Doch Formen und Konstruktionsdetails kann man „übernehmen“, die Qualität eines Gehäuses nachzuahmen ist aber eine teure Angelegenheit.
Brandneu bringt Piega zwei Typen von Standboxen, die sich wie Zwillinge gleichen und dennoch sehr unterschiedlich sind.

Die TC 50 besitzt den bekannten LDR Bändchen-Hochtöner, die TC 70 X hingegen das State of the Art Bändchen-Koax-System für den Mittel-Hochtonbereich.

Während ein Gewichtsunterschied von vier Kilogramm zwischen einer TC 50 und TC 70 X nicht sonderlich beeindruckt, fällt der Preisunterschied mit genau 3000 Franken doch recht happig aus: Ein Paar TC 50 kosten 5780 Franken, das Paar TC 70 X jedoch 11780 Franken.

Die Gehäuse und die Basschassis sind identisch, jedoch unterscheiden sich die Bedämpfungen der Gehäuse, die Frequenzweichen und natürlich die Bestückungen im Mittel-Hochtonbereich.

Für unseren Test nahmen wir die populärere TC 50 genauer unter die Lupe und staunten, was ein Zweiweg-System der Top-Klasse heute leisten kann.

Transmissionline oder Bassreflex?

Klassische Bassreflexabstimmung.
Rein optisch könnte man aufgrund der rechteckigen Gehäuse-Öffnung vermuten, die Boxen besässen eine Transmissionline. Doch laut Entwickler Kurt Scheuch handelt es sich um eine klassische Bassreflexabstimmung.

Hier kommen allerdings keine spottbillig zu erstehenden Bassreflexrohre zum Einsatz, sondern wesentlich teurer zu bauende Kanäle mit relativ grossen Querschnitten.

Der Vorteil liegt in den geringeren Auslenkungen der Membranen der Basschassis und den damit verbundenen geringeren Turbulenzen im Kanal.

Die Folge sind niedrigere Verzerrungen und – was ausserordentlich wichtig ist – fast unhörbare Blasgeräusche bei Tiefstbässen.

Der Bassbereich reicht bei dieser Abstimmung hinunter bis zu „ehrlichen“ 30 Hz und fällt dann relativ steil (4. Ordnung) ab.

Made in Horgen, Wädenswil und Chippis

Die Strangpressprofile für die Alugehäuse werden bei Alcan in Chippis (Wallis) gefertigt
Stellt man den Piega-Leuten Kurt Scheuch und Leo Greiner die Frage, ob sie nicht mehr Geld verdienen könnten, wenn sie ihre Gehäuse in China herstellen lassen würden, so erntet man bedauernde Blicke...

Die CH-Produktion aufzugeben, kommt für sie überhaut nicht in Frage! (Siehe auch das Interview mit Leo Greiner „Swiss made in China“.)

Piega Lautsprecher werden in Horgen entwickelt. Produktionstätten gibt es in Horgen und Wädenswil.

Die Piega-Crew umfasst heute 18 Mitarbeiter. Während man alle Bändchensysteme selbst produziert, werden die dnymischen Bässe nach Vorgaben von Piega bei DST in Dänemark gefertigt.

Die Strangpressprofile für die Alugehäuse werden in der Schweiz, genauer in Chippis im Wallis bei der Firma Alcan (vormals Alusuisse) mittels einer 7500 Tonnen-Presse (!) aus einem 3 Tonnen-Alublock gepresst.

Das Resultat ist ein hochverdichtetes Aluminium-Gehäuse mit exzellenter Festigkeit.

Eine aufwendige innere Bedämpfung und Verstrebung macht das Gehäuse schalltot.

Was heisst MOM?

Immer rätselhaft sind technische Schlagwörter, von denen man keine Ahnung hat, was sie bedeuten.

MOM heisst „Magnetic Optimized Motor“.

Damit will man ein altes Problem lösen, das bei der Kombination eines sehr „schnellen“ Sepazial-Hochtöners und einem „langsamen“ dynamischen Bass entsteht.

Ohne auf die komplexe Technik einzugehen, darf man festhalten, dass in einem solchen Falle kein homogener Klangeindruck ensteht.

Wohl sind die Höhen exzellent definiert und fein gezeichnet – zum trägen Bass will sich dieser Klang nicht einordenen. Die Höhen „stechen heraus“, wie man so schön sagt.

Die bei den Basschassis zur Anwendung kommende MOM-Technik wurde von Piega und DST entwickelt und bewirkt eine drastisch steilere Anstiegsflanke bei Impulsen.

Damit sollen die beiden so unterschiedlichen Wandlersysteme endlich harmonieren. Ob dies nun tatsächlich zutrifft, zeigt der Hörtest ganz klar.

Perfektion bis ins Detail

Beim näheren Betrachten der elegant gestylten TC 50 kommt echte Freude auf.

Sowohl Chassis wie auch das Gehäuse, sind bis ins kleinste Detail perfekt verarbeitet, und es ist glatt unmöglich, das berüchtigte Härchen in der Suppe, sprich „Pfüschlein“, zu erspähen.

Wer die Breite des Spaltes zwischen Gehäusewand und Deckplatte mit der Schublehre nachmisst, wird Abweichungen von höchsten 1/10 mm messen können.

Wem das nützt, wird man sich fragen? Tatsache ist, dass hier eben gilt: Perfekt bis ins Dateil...

Ausgewogen und homogen...


Der Garrard 401.

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avguide.ch meint

Die sogenannten Reibrad-Plattenspieler (typ. Garrard 301/401, Thorens TD 124, Lenco L75) wichen Ende der 1960er-Jahre vor allem aus Gründen der hohen Produktionskosten dem Prinzip des Riemenantriebs – und (weniger oft) den Direktantrieben. Das heute grosse Interesse am Plattenspieler könnte dem Reibrad-Prinzip mit seiner unmittelbaren Dynamik und Spielfreude wieder Auftrieb geben.

Der Klang ist, gute Aufnahmen vorausgesetzt, von den Boxen gelöst. Die Stereo-Auffächerung ohne das berüchtigte „Loch in der Mitte“ ergibt eine überzeugenden räumliche Abbildung.

Die Boxen „verdimensionieren“ nicht und stellen unterschiedlich grosse Klangkörper in den richtigen Proportionen in den Abhörraum.

Eine Gitarre wird nicht zu einer Harfe vergrössert und umgekehrt wird aus einer grossen Orgelpfeife auch keine Blockflöte.

Der Bass der TC 50 ist eine Klasse für sich. Er reicht sehr tief hinunter und einwickelt einen „schwerelosen Druck“.

Anders ausgedrückt, erscheinen Impulse blitzschnell und wirken dabei luftig und dennoch körperhaft.

In den 1970er-Jahren waren Schweizweit noch gefühlte 90 % aller neuen Plattenspieler mit einer MM-Tonzelle von Shure ausgerüstet. Der Analog-Boom der vergangenen Jahre brachte dann bei allen Phono-Produkten eine grosse Markenvielfalt. Shure scheint es nicht gelungen zu sein, ihre grosse Reputation bei Tonabnehmern im Zuge dieses Booms in genügend bare Münze zu verwandeln. Schon in den letzten Jahren wurde es recht still um das Unternehmen.

Der Rückzug aus dem Phonogeschäft wird von Shure, wie in verschiedenen Newsportalen und Fachmedien übereinstimmend interpretiert wird, als eher kryptisch wahrgenommen. Die Nachfrageschwankungen hätten die Qualitätssicherheit beeinträchtigt, in Bezug auf Materialkonsistenz, Produktionsprozesse und Qualitätssicherung. Ein lohnendes Geschäft liess sich damit wohl nicht mehr betreiben.

Zum Glück gibt es heute bei Tonabnehmern genügend gute Alternativen in allen Preisklassen. Nebenbei bemerkt gibt es auch hier viel mehr Marken als Hersteller.

Ein Griff an eine sehr laut und spielende Box gibt sofort Aufschluss über die Qualität des Gehäuses.

Auch bei knalligen Bassorgien blieben die hochverdichteten und effizient bedämpften Wände der TC 50 völlig ruhig.

Lediglich im Abhörraum machten sich gewisse „Auflöserscheinungen“ bemerkbar.

Fazit

So viel Lob in Sachen Sound und Verarbeitung haben die neuen Piega TC 50 verdient.

Das ist aber auch kein Zufall, denn dahinter steht eine rund 20 jährige Erfahrung im Lautsprecherbau. Dass Top Qualität made in CH nicht gerade billig ist, kann man verstehen.

Wer die TC 50 genauer unter die Lupe nimmt, wird unweigerlich feststellen, dass sie jeden Rappen wert sind....
STECKBRIEF
Preis:
5780 Franken pro Paar
Profil:
Die Piega TC 50 vereinen Eleganz und Klangschönheit.
Pro:
Swiss made
Top Verarbeitung
exzellenter Klang
elegante Erscheinung
Contra:
nicht ganz billig
Ausstattung:
Anzahl Wege 2
Ausführungen Gehäuse Metall geschliffen
Technische Daten:
Masse (BxHxT) 26 x 102 x 29 cm
Empfohlene Verstärkerleistung 20 – 250 Watt
Impedanz 4 Ohm