TESTBERICHT
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Wunderbar warm, oder klangneutral?

Etwas schwärmerisch verkünden die Revox Werbeleute, dass die Scala 120 "wunderbar warm abgestimmt" sei. Und so ist man denn auch mehr als gespannt, was diese Schallwandler an der Joy-Elektronik tatsächlich klanglich bieten würden.

Doch bereits nach den ersten paar Minuten Hörzeit in einem eher kleineren Abhörraum bei freier Aufstellung ist klar: die Skala 120 wandeln nicht auf der "Softy-Welle", sondern klanglich auf dem goldenen Mittelweg, mit geringfügiger Tendenz - und da haben die Revox-Werbeleute nicht ganz unrecht - nach "warm".

So klingen die Scala 120 - mit oder ohne die DSP-Entzerrung des Joy S119 MKII - nicht so analytisch wie ein gnadenlos jedes Detail aufzeigender Studio-Monitor, sondern - wie man es von einem Heim-Lautsprecher erwartet - ganz einfach klanglich schön und angenehm. Dank dieser für einen Heimlautsprecher idealen Klang-Abstimmung sind die Scala 120 wahre Allrounder und bei praktisch jeder Art von Musik im Element.

Der Klang erscheint zudem von den Boxen gelöst, dezent brillant und feingezeichnet. Es sei denn, man höre sich die betont grelle Aufnahme des Streicher-Ensembles Pomo D'Oro mit Werken von Vivaldi an. Ja dann zeigen die Scala 120 gnadenlos die Wahrheit und warten, trotz High-Resolution mit 96 kHz/24 bit, mit unterkühlten, stählern-harten Streicherklängen auf. Ganz anders dann die hervorragende High-Resolution Aufnahme auf dem Klarinetten-Album "Portraits" von Andreas Ottensamer mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra, wo es bezüglich Klangschönheit wahre Höhenflüge gibt.

Wer von der Joy-Endstufe den von vielen Class-D Verstärkern bekannten, leicht unterkühlten Touch erwartet hatte, sieht sich getäuscht: Dieser Klang wirkt echt "analog", das heisst auch im Langzeithören angenehm, nie nervend und dennoch spritzig und vital. Von der Stimmenwiedergabe - seien es Solo- oder grossräumige Chorpassagen bei Beethovens Neunter - darf man ruhig etwas schwärmen. 

Da geht die Post ab

Wenn die Post so richtig abgeht, werden nicht nur die Chassis gefordert, sondern auch das Gehäuse. Die Gehäusewände bestehen hier aus sieben verleimten Holzschichten. Zudem gibt es zahlreiche innere Verstrebungen, um das Gehäuse schalltot zu machen.Wenn die Post so richtig abgeht, werden nicht nur die Chassis gefordert, sondern auch das Gehäuse. Die Gehäusewände bestehen hier aus sieben verleimten Holzschichten. Zudem gibt es zahlreiche innere Verstrebungen, um das Gehäuse schalltot zu machen.

Sehr schön geht die Post bei jazzigen Klängen ab. Harry James Big Band, insbesondere seine legendäre Trompete, erklingt mit edlem, goldenem Glanz, und der Saxophonsatz röhrt mit dem ihm eigenen, charakteristischen Sound vor sich hin. Sehr schön auch, wie der Kontrabass das Klanggeschehen mit einem soliden und druckvollen Fundament unterlegt. 

Es sei hier jedoch erwähnt, dass sich dieser recht druckvolle Bass erst nach genügender Einspielzeit einstellt!  Natürlich hat er im allertiefsten Frequenzkeller seine Grenzen. Doch auch sakrale Orgelmusik erfreut mit einer verblüffenden Räumlichkeit und mit sauberen, recht tiefen Bässen. So kam der Wunsch nach einem Subwoofer (nach erfolgter Einspielzeit) nie auf.

Dass die Anlage verblüffend potent ist, zeigt sie bei rockig-poppigen oder sogar Techno-Sounds. Hier kann sie bei der Heim-Party durchaus mal ordentlichen Dampf machen und mit massiven Pegeln aufwarten, ohne durch üble Verzerrungen und einem grellen Sound zu nerven.