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Publikationsdatum
19. Februar 2004
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Daniel Meili, Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrates der Grundig (Schweiz) AG im Gespräch mit avguide.ch
avguide sprach mit Daniel Meili, Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrates der Grundig (Schweiz) AG, über die Folgen der Übernahme des Bereichs Home Intermedia System (HIS) der Grundig AG durch Alba und Beko.


avguide: Was hat sich jüngst in Sachen Zukunft von Grundig ereignet?
Meili: Die Vertragsverhandlungen liefen mit möglichen Investoren seit Mitte 2003. Unter den letzten drei hat man sich dann für die Alba-Beko-Gruppe entschieden. Sie hat insgesamt gesehen das beste Angebot abgegeben. Dies hat im Gläubigerausschuss zu einem einstimmigen Votum geführt.

avguide: Was läuft jetzt ab?
Meili: Jetzt läuft das sogenannte „Closing“, welches noch voraussichtlich bis Ende März 2004 dauern wird. Ab 1. April 2004 gibt es eine Holding-Firma, bestehend aus je zwei Personen von Alba, Beko und Grundig. Dort werden die bestehenden und neu zu gründenden Einzelfirmen angegliedert. Die eine ist die Vertriebs- und Marketingorganisation mit Sitz in Nürnberg, die auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung umfasst. Neu kommt die Service-Organisation mit einem eigenen, bis jetzt noch nicht bestimmten Namen hinzu.

avguide: Was ändert sich in den verschiedenen Ländern?
Meili: Eigentlich nicht Grundlegendes. Nach einer turbulenten Zeit kommen wir wieder zu "business as usual" zurück und können wieder richtig „Gas geben“!
avguide: Wann sieht der Konsument wieder neue Produkte aus dem Hause Grundig?
Meili: Zunächst einmal darf ich darauf hinweisen, dass wir im Zuge der Internationalen Funkausstellung ja bereits eine Fülle neuer Produkte präsentiert haben, die voll im Markt eingeschlagen haben. Für weitere Neuentwicklungen müssen wir den Forschern und Entwicklern rund 3 bis 4 Monate Zeit lassen. In der Schweiz rechnen wir, im Mai/Juni 04 eine Stellungsnahme zu Produkten, Strategien etc. abgeben zu können. Das Timing ist glücklich gewählt, so dass wir im Mai/Juni mit den Vorsamples rechnen, welche dann für das Weihnachtsgeschäft produziert werden können.

avguide: Gibt es eine Frühlingsmesse?
Meili: Die Frühlingsmesse ist für Mai/Juni 2004 vorgesehen. Dann sind wir sowohl organisatorisch wie auch produktemässig soweit, um konkrete Aussagen zu machen.

avguide: Welche Trends wird Grundig weiterverfolgen?
Meili: Im Bereich LCD-Plasma besteht eine Produktplanung, die man bereits visualisiert und fast fertig hat. Aufgrund der Alba-Beziehungen ist eine ganze Palette hinzugekommen, was (fast) eine Verdoppelung des bisherigen Angebotes ausmacht. Röhrengeräte bleiben im Moment so, wie wir sie kennen, Audio ist einem stetigen Wandel unterworfen, doch für uns ein hervorragendes Geschäft. Neue Produktespektren wie zum Beispiel Weisswaren, Computer etc. könnten allenfalls noch dazu kommen.

avguide: Wie steht's mit Home Servern?
Meili: Der Homeserver ist für mich ein Muss. Wir haben aber zu diskutieren, welcher Standart verwendet werden soll.

avguide: Namhafte IT-Hersteller preschen in den UE-Sektor vor. Wie reagieren sie darauf?
Meili: Die Kundennähe im Fachhandel werden wir weiterhin pflegen, auch wenn gewisse IT-Firmen anders positioniert sind und die Kundennähe dort anders gelebt wird. Der Fachhandel bringt uns nach wie vor über 85% aller Umsätze. Beim Grossverteiler wollen wir präsent bleiben, aber nicht auf „Teufel komm raus“.

avguide: Wann sehen Sie den Durchbruch der Flatpanels?
Meili: Jetzt! Grundig Schweiz hat in den letzten drei Monaten die Hälfte des Umsatzes mit Plasma und LCD gemacht. Röhrengeräte haben ihren Platz, aber an strategischer Bedeutung verloren.
Mit der Tharus-Serie hat Grundig bereits für Furore bei den LCDs gesorgt.
avguide: Wieso soll der Konsument heute bei einer sehr grossen Konkurrenz immer noch Grundig-Produkte kaufen?
Meili: Weil Grundig gerade mit dieser Investorenübernahme bewiesen hat, dass sie eine europäische Firma ist und bleibt. Die Firma Alba kümmert sich primär um Marketing und Vertrieb und strategische Komponenten und Beko ist für den Grossteil der Röhrenproduktion verantwortlich. Seit drei Monaten ist eine grosse Entwickler-Gruppe von Grundig für einen Erfahrungsaustausch mit Beko-Leuten zu Gast in Istanbul.

avguide: Kann man mit einer relativ kleinen Mannschaft überhaupt noch vernünftig forschen und entwickeln?
Meili: Sie können keine Grundlagenforschung betreiben. Unsere Leute bringen jedoch anwendungsorientierte Entwicklungen, die sie an anderen Orten gemacht haben, vernünftig zusammen. Man arbeitet sehr viel an Designoberflächen und investiert zum Beispiel bei Tuner-Entwicklungen, wo wir in Europa etwas eigen sind.

avguide: Noch die Schlussfrage: Was für Auswirkungen hat die ganze Übernahme für Sie in der Schweiz?
Meili: Grundig Schweiz wird ebenfalls von der Holding-Gesellschaft übernommen. Für uns heisst das, dass wir das, was wir angefangen haben, auch weiter machen können. Es sind keine organisatorischen Auswirkungen für die Schweiz in Sicht. Details zu den Punkten, die wir besprochen haben, kann ich der Presse erst in zwei bis drei Monaten bekannt geben.

avguide: Besten Dank, Herr Meili, für das aufschlussreiche Gespräch.