TESTBERICHT
Dual CS 518.Dual CS 518.

Dual kann ohne Übertreibung als die grosse Marke aus Deutschland bezeichnet werden. Ein erheblicher Anteil der Plattenspieler in Schweizer Wohnzimmern der 1970er-Jahre waren von Dual. Wie viele andere und teils weit weniger bekannte Marken ist Dual seit einigen Jahren, angetrieben vom Vinyl-Boom, mit neuen Modellen präsent.

Dabei stellt sich generell die Frage, wie viel von der ursprünglichen Technologie-Kompetenz noch Eingang in die aktuellen Geräte findet, und ob – wie oft beobachtet – nur Marke und Logo die Zeit überdauerten.

Der neue CS 518 für 700 CHF mit einem 2M-Red-MM-Tonabnehmer von Ortofon macht schon auf den ersten Blick einen guten Eindruck. Der Tonarm wirkt sehr eigenständig und das Design hat etwas Besonderes. Bei einem Endverkaufspreis um 700 CHF darf man aber zur Kenntnis nehmen, dass nicht alles möglich ist oder war und dass es dem Hersteller bei der Preisvorgabe darauf angekommen sein muss, ein Optimum herauszuholen – stets bedroht von einem Damoklesschwert in Form eines Rotstifts.

Es kann losgehen. Die bevorstehende Montage und Justage sind überschaubar.Es kann losgehen. Die bevorstehende Montage und Justage sind überschaubar.

Der Dual CS 518 ist so weit vormontiert, dass wenige Montageschritte ausreichen. Der Tonabnehmer 2M Red von Ortofon ist im Headshell bereits präzise vormontiert, sodass sich der Anwender keine Gedanken über die Justage machen muss. Aber der Reihe nach:

Zuerst wird der präzise gefertigte Plattenteller aus Aluminium-Druckguss auf das Tellerlager gesenkt. Der Flachriemen ist an der Teller-Unterseite bereits eingespannt. Mithilfe eines roten Stoffbändchens zieht man den Riemen sorgfältig über den Messing-Pulley der Antriebseinheit, dem Motor und seiner vibrationsbeständigen Aufhängung. Dann legt man die währschafte Gummimatte auf den Teller, der damit auch ordentlich bedämpft wird.

Der Plattenteller hat einen Durchmesser, der es erlaubt, die Vinylschallplatte am Rand gut zu greifen und zu drehen. Die Gummimatte hat einen kleineren Durchmesser, womit das «Greifen» nochmals vereinfacht wird, weil die Schallplatte am Rand der Matte etwas höher liegt als der Teller. Wenn keine Platte aufliegt, erzeugt der sichtbare Alu-Tellerrand eine attraktive und professionell wirkende Optik.

Die Komponenten wie Antriebseinheit, Tellerlager und Teller stammen wohlweislich von spezialisierten Zulieferern. Man findet die bewährten Teile auch bei anderen Plattenspielern im Einsatz. Das ist vielleicht einer der deutlichsten Unterschiede zu den Plattenspielern aus früheren Zeiten, als jeder Hersteller das Rad noch einmal neu erfand.

Der Dual CS 518 verfügt über einen geregelten Gleichstrom-Motor für die drei Geschwindigkeiten 33/45/78. Die Drehzahl wird elektronisch gesteuert und mit einem Drehschalter gewählt. Etwas irritierend sind die Bohrungen bei den Markierungen der drei Geschwindigkeiten. Man erwartet, dass eine LED aufleuchtet, aber da geschieht nichts, weil keine LEDs vorhanden sind. Die Bohrungen haben einen anderen Zweck: Darin befindet sich die Vorrichtung zur Justage der Geschwindigkeit.

Das vormontierte Hilfsbändchen erleichtert es ungemein, den Flachriemen über den Messing-Pulley zu ziehen.Das vormontierte Hilfsbändchen erleichtert es ungemein, den Flachriemen über den Messing-Pulley zu ziehen.

Das Headshell wird an den Tonarm gesteckt und mit dem Schraubverschluss fixiert. Die Auflagekraft wird durch Verschiebung des Gegengewichts statisch erzeugt. Ohne Tonarmwaage bringt man den Arm in die Waagrechte (vorher die Schutzabdeckung der Nadel entfernen), stellt dann die Skala auf null und dreht das Gewicht zur empfohlenen Auflagekraft hin. Man erreicht mit dieser Methode eine Genauigkeit von vielleicht +/- 10 %. Mit einer Tonarmwaage, die man sich vielleicht auch einmal ausleihen kann, geht's natürlich ganz präzise.

Da dank Vormontage der Tonzelle am 25,6° gekröpften Headshell der Überhang bereits stimmt, braucht man keine Einstellschablone. Sollte man den Tonabnehmer aber einmal austauschen, würde man eine solche benötigen. Ich nahm befriedigt zur Kenntnis, dass der vertikale Abtastwinkel (VTA) ebenfalls korrekt war. Die Vormontage am Headshell ist sehr ordentlich ausgeführt, was erfahrungsgemäss nicht immer der Fall ist.

Der Tonabnehmer 2M Red MM von Ortofon ist im Headshell bereits vormontiert, sodass Überhang, HTA und VTA nicht mehr justiert werden müssen. Ein Kinderspiel, aber nehmen Sie das nicht wörtlich.Der Tonabnehmer 2M Red MM von Ortofon ist im Headshell bereits vormontiert, sodass Überhang, HTA und VTA nicht mehr justiert werden müssen. Ein Kinderspiel, aber nehmen Sie das nicht wörtlich.
Man benötigt keine Tonarmwaage für die Justierung der Auflagekraft, aber mit einer Waage geht es natürlich sehr präzise.Man benötigt keine Tonarmwaage für die Justierung der Auflagekraft, aber mit einer Waage geht es natürlich sehr präzise.

Der vollkardanische 4-Punkt-gelagerte Tonarm ist eine kleine Augenweide und unterscheidet sich wohltuend von den 0815-Tonarmen zahlreicher Plattenspieler in dieser oder ähnlicher Preisklasse. Er eignet sich für Tonabnehmer mit einer Masse von 5 bis 9 Gramm und hat eine effektive Länge von 221.5 mm oder 8.72 Zoll. Der gerade Arm kann fixiert werden und der hydraulische Tonarmlift arbeitet präzise. Er senkt den Arm exakt senkrecht ab. Die Antiskating-Vorrichtung ist leicht zu bedienen. Man dreht die Rändelmutter einfach an die Skala-Position, die mit der Auflagekraft übereinstimmt.

Der 4-Punkt-gelagerte, vollkardanische Dual-Tonarm ist eine Augenweide. Das Dual-typische Joch ist ein Design-Merkmal.Der 4-Punkt-gelagerte, vollkardanische Dual-Tonarm ist eine Augenweide. Das Dual-typische Joch ist ein Design-Merkmal.

Anschluss an die HiFi-Anlage

Die Rückseite des Dual CS 518 präsentiert 2-RCA-Stecker (Cinch) für den linken und den rechten Kanal sowie einen Schraubanschluss für den Masseleiter. Das mitgelieferte RCA-Kabel ist qualitativ ordentlich und der Masseleiter ist integriert. Man kann das Kabel mit gutem Gewissen verwenden, aber ein hochwertigeres Kabel ist bestimmt keine falsche Investition.

Rückseite: RCA-Anschlüsse (Cinch), Masseklemme und Umschalter für die Ausgangsspannung (Line oder Phono).Rückseite: RCA-Anschlüsse (Cinch), Masseklemme und Umschalter für die Ausgangsspannung (Line oder Phono).

Der Plattenspieler verfügt über einen integrierten Phono-Vorverstärker, der mit einem kleinen Schiebeschalter aktiviert werden kann. Damit lässt sich der CS 518 direkt an den Line-Eingang eines Verstärkers anschliessen, aber nur mit der 2M-Red-Tonzelle oder einer anderen MM-Tonzelle mit 47 kOhm Anschlussimpedanz. Bei MC-Tonabnehmern geht das nicht. Bei gehobenen Ansprüchen empfiehlt es sich, den Ausgang auf Phono-Level zu schalten und den mitunter hochwertigeren Phono-Eingang des Verstärkers oder sogar einen separaten Phonvorverstärker/Entzerrer zu verwenden.

Der Dual CS 518 ist fertig montiert, justiert und auf dem ersten Testlauf unterwegs.Der Dual CS 518 ist fertig montiert, justiert und auf dem ersten Testlauf unterwegs.

Die Bedienung erweist sich als unproblematisch. Der Tonarm ist solide und lässt sich gut führen. Der Lift senkt den Tonabnehmer exakt senkrecht ab und hebt ihn schnell wieder an. Die Drehzahl ist beim Einschalten auf 33 Umdrehungen sehr schnell erreicht. Das Drehmoment des Antriebs ist gut bemessen. Beim ersten Lauf hörte ich ein leises Laufgeräusch. Nach einigen Minuten war es aber verschwunden und trat beim wiederholten Einschalten nicht mehr auf. Ich liess den Plattenspieler dann eine Nacht durchlaufen, um den Antrieb etwas einzuspielen.

Hörerlebnis

Bei der Beurteilung des Klangs eines Plattenspielers spielen immer verschiedene Aspekte mit: Antrieb und Teller, Tonarm und Tonabnehmer sowie die Phono-Entzerrung. Die Klangqualität entsteht durch das optimale Zusammenspiel der Komponenten und nicht durch die Summe der individuellen Qualitäten – und da zeigt sich die Kompetenz des Herstellers.

Der CS 518 von Dual zeigte ein verblüffend hohes Klangniveau mit viel Drive und einem sehr guten Timing. Gerade im Tieftonbereich entstand Druck und Dynamik, die sehr viel Spass machten. Im Vergleich zu einem meiner Top-Plattenspieler fiel der Dual keineswegs so stark ab, dass es auffällig gewesen wäre. Nein, ich konnte mit dem Dual ein paar Stunden Platten hören, ohne wirklich etwas zu vermissen. Mein hochwertiger Phono-Vorverstärker leistete da zwar seinen Beitrag, aber es war das gleiche Gerät wie bei genannter Referenz.

Mit einem hochwertigeren MM-Tonabnehmer liesse sich punkto Auflösung noch einiges herausholen. Nur zu! Da steht nichts im Weg, wenn man nach einem Upgrade strebt. Der Tonarm des CS 518 steht dem bestimmt nicht im Weg. Was zählt, ist der klangliche Gesamteindruck – und der ist bei der Preislage auf einem erstaunlich hohen Niveau.

Der Hörtest offenbart eine ausgereifte Klangleistung. Das Potenzial nach oben spricht für eine gute Investition.Der Hörtest offenbart eine ausgereifte Klangleistung. Das Potenzial nach oben spricht für eine gute Investition.

Fazit

Mit 700 CHF Kaufpreis gehört der Dual nicht zu den Billiggeräten, um die man bitte einen grossen Bogen machen sollte. Für viele Vinyl-Interessierte ist das schon eine ordentliche Investition, die sich aber lohnt. Der CS-518 von Dual klingt in dieser Standardversion ausgewogen, reif und sehr musikalisch. Gegen oben hat der Plattenspieler viel Potenzial: etwa mit besseren Tonabnehmern, ausgesuchten Phono-Kabeln und einer raffinierteren Phono-Vorverstärkung. Gerade das Potenzial macht den CS-518 zu einer nachhaltigen Investition.

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