
So rein zum "Gwunder" wird die Frontabdeckung abgenommen, und nun kommt das Staunen: Gerade das Bändchen-System zeigt so eine drastisch gesteigerte Feinzeichnung und Schnelligkeit bezüglich der Impulswiedergabe. Wie nun Cembalo und Gitarren-Zupfer erscheinen, kann echt begeistern. Andrerseits werden nun aber auch Eigenschaften der Class-D-Endstufen hörbar. Nicht nur hohe Streicherlagen, auch Stimmen kommen nun etwas unterkühlt, was bei montierter Front nicht aufgefallen war. Bei Beckenimpulsen jedoch wird ein wahres Feuerwerk an Klangfarben hörbar. Wie knackige Gitarrenriffs durch den Abhörraum brausen, lässt aufhorchen. Die sehr stabile Frontverkleidung mit einem Lochgitter samt Stoffbespannung hat also einen gewissen Weichzeichnereffekt, der sich in Kombination mit dem M-CR611 absolut positiv auswirkt.
Nun liegt es natürlich auf der Hand, auch mal andere Verstärker an die Premium 3.2 zu schalten. Und da zeigen sich recht deutlich hörbare Unterschiede. Am Vintage-Class-A-B-Verstärker Forte Audio (F44-Vorstufe und Model-6-Endstufe) präsentiert sich das Klangbild in einem deutlich wärmeren Gewand. Auch wird der Bassbereich, der am M-CR611 nicht von schlechten Eltern war, nochmals deutlich straffer und sogar noch tiefer. Bei der Kombination mit weiteren Verstärkern können die Premium 3.2 die Eigenschaften dieser grossen und kleinen Kraftwerke sehr schön aufzeigen. Die Premium 3.2 gehören offenbar zu den sehr hochwertigen Schallwandlern, die aufgrund ihrer präzisen Wiedergabeeigenschaften die Charakteristika der sie antreibenden Verstärker deutlich aufzeigen können.
Fazit
Das von Piega angebotene Bundle bestehend aus dem Marantz-M-CR611-Netzwerk-CD-Receiver und einem Paar Premium 3.2 verdient klanglich in jeder Beziehung ein gut bis sehr gut. Wer die Frontabdeckungen der Premium 3.2 entfernt, wird zudem eine deutlich gesteigerte Feinzeichnung zu hören bekommen. Und wer schlussendlich auf den audiophilen Geschmack kommt und ins High-End-Nirvana aufsteigen möchte, kann mit unterschiedlichen Verstärkern "seinen" Klang ausloten. Das kann zwar eine schöne Stange Geld kosten, bereitet aber auf lange Dauer viel Freude. Zudem gilt: "Man gönnt sich ja sonst nichts!"

Sound-Umleitung per Mausklick

Nach der Installation muss man erst einmal den PC zum Lärmen bringen. Man kann dafür ein YouTube-Video abspielen, die Webseite von 8tracks.com besuchen oder in iTunes den Dienst von Apple-Music starten. Hauptsache es tönt.
Der Ton soll nun auf ein DLNA-Audiogerät umgeleitet werden. Dafür sorgt Jamcast. Seine Funktionen verbergen sich in der erweiterten Taskbar. Dazu muss man am unteren Bildrand auf das Dreiecksymbol am rechten Bildrand (1) klicken und das Jamcast-Symbol (2) mit der rechten Maustaste anklicken. Dadurch erscheint das Bedienmenü (3). Unter „Play Desktop Audio To“ wählt man nun aus, auf welchem Audiogeräte (4) der PC-Sound abgespielt werden soll. Ein Mausklick später tönt es parallel aus PC-Lautsprecher und DLNA-Lautsprecher. Die Lautstärke des PC dürfen Sie nun auf stumm stellen.
Jamcast ist Multicasting-fähig, das heisst, man kann auch mehrere Geräte mit einem Haken versehen. Die Musik tönt dann aus mehreren Boxen. Allerdings ist dabei die Synchronität nicht gewährleistet, weil jedes Audiogerät unterschiedlich lange braucht, um den MP3-Datenstrom wieder in Töne zu verwandeln. Schlimmstenfalls führt das Füttern von mehreren DLNA-Lautsprechern im gleichen Raum also zu lästigen Hall-Effekten.

Steuerung am Audiogerät

Bei obigem Beispiel wird die Umleitung des Sounds am PC gesteuert. Man kann aber auch mit der Fernbedienung eines Audio-Gerätes auf Jamcast und damit den PC-Lautsprecher zugreifen. Dazu wählt man auf dem Audiogerät unter „Medienserver“ einfach Jamcast aus. Im folgenden Auswahlmenü tippt man dann auf „Virtual Soundcard“ und schon hört man die PC-Töne.
Mit diesem Trick kann man sogar den PC-Sound synchron auf mehreren Lautsprechern eines Multiroom-Systems abspielen. Getestet haben wir das mit der Multiroomlösung All von Panasonic. Auf dem PC starten wir iTunes und spielen Musik aus dem Mietdienst Apple Music ab. Dann wählen wir in der Panasonic-App den ALL-5CD als Abspielgerät. Unter Musikquelle tippen wir uns zu Jamcast und Virtual Soundcard durch. Die PC-Musik tönt nun aus dem ALL-5CD. Als Letztes gruppieren wir nun noch unter „Lautsprecher“ die Boxen von ALL-2 und ALL-8 zum ALL-5CD. Voilà – im ganzen Haus dudelt nun die vom PC stammende Musik synchron. Mit der Panasonic-App funktioniert auch die Lautstärkeregelung komfortabel für jeden einzelnen Lautsprecher.
Erfolgreich war der Multiroom-Test übrigens auch mit Sonos-Komponenten.
Welche Songs in welcher Reihenfolge abgespielt werden, muss man aber am PC steuern.
Beim Abspielen von Videos bleibt aber ein Synchronisations-Problem bestehen. Wer am PC via Zattoo fernsieht und den Ton über eine DLNA-Box abspielt, wird feststellen, dass der Ton dem Bild hinterherhinkt (kein Lipsync). Das lässt sich nicht beheben und betrifft meist auch alternative Techniken wie Airplay und Bluetooth.

CD-Wiedergabe, Podcasts und Spotify

Jamcast beherrscht noch weitere Tricks. Im Jamcast Server Manager kann man nämlich via Channels, Get more channels auch noch die Plugins für CD-Wiedergabe, Podcasts und Spotify hinzufügen. Dadurch kann man direkt auf jedes DLNA-Gerät über dessen App auf die Musik einer am PC eingelegten Audio-CD zugreifen. (Jamcast-Server, CD-Audio). Auch Podcasts verpasster Radiosendungen, beispielsweise „Echo der Zeit“ von SRF, kann man so direkt abrufen.
Wer den Installationsaufwand nicht scheut, kann sogar das Spotify-Add-On installieren. Dazu muss man aber unter https://devaccount.spotify.com/my-account/keys/ einen Schlüssel erzeugen und auf den PC herunterladen. Man kann danach an der Fernsteuerung eines DLNA-Gerätes direkt durch die Spotify-Bibliothek klicken und einzelne Titel abspielen. Im Test funktionierte das problemlos. Ein Billigst-DLNA-Radio (Silvercrest) aus dem Discounter wurde so plötzlich Spotify-tauglich.
Jamcast ist dabei sogar ein Mehrfach-Schufter. Auf der Panasonic-Anlage genossen wir Apple Music, während in der Küche gleichzeitig Spotify dudelte.
Das Selbstverständliche noch zum Schluss. Jamcast ist auch ein „normaler“ DLNA-Server. Er kann also alle Audiodateien, welche er auf dem PC findet, in eine Bibliothek einordnen und stellt diese ebenfalls allen Geräten sauber geordnet zur Verfügung. Die nötigen Einstellungen finden sich im Server Manager unter „Channels, My Music, Configure“.
Jamcast-App auf Android

Wer über ein Android-Gerät verfügt, sollte unbedingt auch die gleichnamige kostenlose App installieren. Sie vereinigt alle Funktionen des Jamcast-Servers perfekt mit allen DLNA-Abspielgeräten im Heimnetzwerk.
Leider gibt es für iOS keine Original-App. Im Test haben wir unter iOS aber gute Erfahrungen mit Sonys App Audioremote gemacht. Es vereint ebenfalls Jamcast sauber mit DLNA-Geräten, die nicht von Sony stammen müssen. Besonders gefallen hat uns der Knopf „Musik verschieben“, welcher die Wiedergabe an einem Lautsprecher unterbricht und auf einem anderen Lautsprecher fortsetzt.
Alternative: Stream-what-you-hear

Jamcast kann während 14 Tagen kostenlos getestet werden und kostet danach 30 US-Dollar. Wer eine kostenlose Open-Source-Lösung bevorzugt, kann auch SWYH (www.streamwhatyouhear.com) ausprobieren. Es kann ebenfalls via Taskbar Audioströme vom PC-Lautsprecher direkt auf DLNA-Geräte umleiten. Allerdings funktionierte im Test mit SWYH das Umleiten auf Sonos-Geräte nicht. Jamcast beherrscht diesen Trick. Ferner neigte SWYH sporadisch zu Tonaussetzern, insbesondere wenn der PC auch noch mit anderen Tätigkeiten beschäftigt war.
Zwei besondere Gründe sprechen ebenfalls für SWYH: Erstens verfügt es über eine Aufnahme-Funktion (Tools, Record what you hear). Alles was aus dem Lautsprecher tönt, wird so als MP3-Datei gespeichert. Das reicht von Skype-Telefonaten bis zu Songs aus Mietdiensten.
Ferner kann SWYH den PC in eine Internet-Radiostation verwandeln. Das ist die Notlösung für Audiogeräte, die kein DLNA beherrschen, aber Internetradiostationen empfangen können. Wie man ein solches privates Internetradio einrichtet, habe ich ausführlich in einem Beitrag bei http://goo.gl/OxV2n2 beschrieben.
Übrigens lässt sich auch Jamcast als Radiosender nutzen. Die Senderadresse lautet http://x.x.x:58641/Media/audio/mpeg/CaptureStream, wobei x.x.x durch die IP-Adresse des PC ersetzt werden muss, auf dem Jamcast läuft.
Fazit: Ausprobieren

Im Test zeigte sich Jamcast als „universeller Problemlöser“ für viele vernetzte Audioprobleme. Zwar ist die Oberfläche englisch und die Dokumentation mässig, aber pröbeln hilft. Das ist während 14 Tagen sogar kostenlos. Es ist sowohl bei Funktionsumfang und Stabilität SWYH weit überlegen.
Wer Jamcast allerdings im Dauereinsatz hat, muss dann auch einen Windows-Rechner rund um die Uhr betreiben. Am energiesparendsten ist dabei sicher ein günstiges Windows-Tablet oder Notebook.