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Zweimal richtig gut

Test Analog-Laufwerk Rega Planar 2 komplett.

Publiziert am 19. Dezember 2016 - Lothar Brandt
Füllt die Lücke: Der Rega Planar 2.Füllt die Lücke: Der Rega Planar 2.

Rega hielt sich ans Gesetz der Serie. Der englische Plattenspieler-Hersteller Rega gesellt seinen Neuheiten des Jahrgangs 2016 nach dem Planar 1 (450 Franken mit System) und Planar 3 (980 Franken mit System, Test auf avguide.ch) den lang erwarteten Planar 2 hinzu. Damit ist die Erneuerungslücke geschlossen.

Der Neue kostet inklusive Tonabnehmersystem gerade mal 590 Franken. Das liegt deutlich näher am 1er als am 3er, denn serienmässig ist wie beim «kleinen» Einsteigermodell das Rega Carbon montiert – ein bewährter MM-Pickup nach Bauart des Audio Technica AT 91, für den Rega solo etwa 55 Franken aufruft. Diese Tondose zählt nicht unbedingt zu den High-Endern, verdient sich aber erfahrungsgemäss nach geraumer Einspielzeit durchaus schon highfidele Meriten.

Serienmässig bestückt Rega den P2 mit der Moving-Magnet-Tondose Carbon.Serienmässig bestückt Rega den P2 mit der Moving-Magnet-Tondose Carbon.

Die Unterschiede zum 3er

Der neue Rega Planar 2 sieht in Schwarz oder in Weiss glänzend aus.Der neue Rega Planar 2 sieht in Schwarz oder in Weiss glänzend aus.

Vom 3er unterscheidet sich der 2er bei näherem Hinsehen doch in einigen Punkten. Im 3er werkelt das sicht- und hörbar höher angesiedelte System Rega Elys 2. Zudem fehlt der 18 Millimeter starken, hochglanzlackierten, in schmuckem Weiss oder Schwarz defilierenden Zarge des 2er die stabilisierende, grosszügig gelochte Metallstrebe zwischen Teller und Tonarm, wie sie der 3er aufweist.

Und der hat auch den Anschluss für das externe Netzteil TT PSU-R, ein unter Rega-Fans ziemlich endgültiger Tuning-Tipp, der auch Komfortgewinn bringt. Es erspart das Abheben des Plattentellers und Umlegen des Rundriemens am Pulley, wenn man die Geschwindigkeit von 33 1/3 auf 45 Umdrehungen pro Minute (oder umgekehrt) stellen will.

Der kleinere Rega sieht das nicht vor, doch immerhin gibt es für den 2er ein "Performance Kit" für etwa 230 Franken Aufpreis: Darin steckt der Tonabnehmer Bias2, ein präzise geschliffener Rundriemen für den Antrieb sowie eine festere Tellerauflage. Serienmässig liegt eine recht dünne, schwarze Filzmatte für den 10 Millimeter starken "Optiwhite"-Floatglasteller bei. Der sieht "oben ohne" zwar schicker aus, doch im Betrieb sollte eine Auflage mögliche Resonanzen dämpfen.

Familienmerkmale

Eingeschaltet wird der P2, wie bei Regas leichtgewichtigen Eingeschaltet wird der P2, wie bei Regas leichtgewichtigen "Brettspielern" seit der neuen Serie üblich, mit einem Schalter an der Unterseite des Chassis links in der Mitte.

Doch es gibt es auch im und am 2er Dinge zu entdecken, die ihn zu Höherem berufen. Den 24-Volt-Synchronmotor aus dem Rega-Bauteilelager kennen und schätzen wir für seine gegenüber früheren Antriebsgenerationen verbesserten Laufeigenschaften. Tatsächlich erweist er sich im Messlabor als recht laufstabiler Geselle mit maximal +/-0,125 Prozent Abweichung von der Sollgeschwindigkeit. Die beim Testgerät etwas zu schnelle Gangart (+0,48 %) macht sich beim Hören kaum bemerkbar.

Eingeschaltet wird er, wie bei Regas leichtgewichtigen "Brettspielern" seit der neuen Serie üblich, mit einem Schalter auf der Unterseite des Chassis links in der Mitte. Der Motor ist wie gewohnt hinten mittig an der Zarge angeflanscht, seine Behausung dient auch als Kühlfläche. Dieser Platz bietet eine Menge praktischer Vorteile, doch gegenüber einem ausgelagerten Motor tut er sich dort schwer, hohe Störabstände zu wahren.

Doch mit 70 Dezibel Abstand zwischen Nutz- und Störsignal sieht der Planar 2 gegenüber preislich adäquaten Mitbewerbern gar nicht schlecht aus. Und das zum Patent angemeldete, selbstsichernde Tellerlager erweckt Vertrauen auf eine lange Laufzeitkonstanz.

Neuer Tonarm

Der neue Tonarm RB 220 zählt zu den Radialtonarmen mit bestem Preis-Leistungs-Verhältnis.Der neue Tonarm RB 220 zählt zu den Radialtonarmen mit bestem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Sonderlob gibt es für den neuen Tonarm RB 220. Wie sein grösserer Bruder RB 330 auf dem Planar 3 macht er einen ganz ausgezeichneten Eindruck. Die neu entwickelten Kugellager zeigten auch nach hartem Testbetrieb mit vielem Ein- und Ausmanövrieren aus seiner Arretierung keinerlei Spiel auf. Das ist sicher ein guter Ausleger auch für höherwertige Pickups.

Einen Steller fürs Antiskating sucht man am RB 220 indes vergebens. Er kompensiert die bei Radialabtastung unumgängliche Kraft, die den Tonabnehmer nach innen zieht (Skating), mit einem raffinierten Mechanismus, der von der Auflagekraft abhängt. Beim Test-Spieler zeigte er sich minimal übermotiviert: Innen liegende Titel liessen sich nur nach dem Zufallsprinzip genau ansteuern – hier driftete der Arm beim Absenken etwas nach aussen.

Ein kleineres Komfortproblem bereitet auch die mitgelieferte Acrylhaube, ein willkommener Staubschutz für Ruhestunden. Der recht voluminöse Hohlkörper scheint präzise auf den ansonsten fast unhörbaren Motorbrumm "abgestimmt": Er resoniert offen und geschlossen dermassen effektiv als mechanischer Verstärker, dass man zunächst den Motor als Störenfried wähnt.

Verdächtigt wird auch die fehlende Erdleitung – bei Rega gibt es immer nur die beiden Cinch-Leitungen für links und rechts. Die sonst separate Erdverbindung läuft über die Masse. Doch die Kabel sind unschuldig. Es ist tatsächlich die Abdeckung, die stört. Zum Glück lässt sich die Haube sehr leicht und ohne Gefahr für Leib und Leben aus ihren Scharnieren abziehen und nach Betrieb wieder einstecken.

Hörtest

In einem höherwertigen Pickup liegt klar das höchste Aufstiegs-Potenzial.In einem höherwertigen Pickup liegt klar das höchste Aufstiegs-Potenzial.

Haube ab zum Hörtest, hiess es also auch für avguide.ch. Das Carbon/AT 91 erfordert wie gewohnt eine längere Warmlaufphase, während der die anfängliche Sprödigkeit allmählich bis auf einen Rest Harschheit schwand. Dann durfte der Planar 2 beim Abhören vieler neuer und alter Vinyls zeigen, was in ihm steckte.

Zum Beispiel bei The Verves "Urban Hymns" war das schon eine ganze Menge. Der grandiose "Lucky Man" drang mit der nötigen Wucht und Intensität aus den Lautsprechern. Auch bei hohen Abhörlautstärken liess sich der Rega nicht beeindrucken und hielt das Klangbild recht stabil.

Die dynamische Spannbreite von weniger stark komprimiertem Jazz, wie etwa die exzellent aufgenommene Doppel-LP "Continuum" des Schweizer Pianisten Nik Bärtsch und seines Enssembles Mobile (ECM), entfaltete der mittelkleine Rega immer noch respektabel. Allerdings erreichte er nicht die anspringende Lebendigkeit etwa des Planar 3. Und auch die nuancierte Klangfarblichkeit unterschlug das Carbon dann doch hörbar.

Aber wir hatten da ja schon einen kleinen Verdacht hinsichtlich des Tonarms. Und dennoch überraschte, wie gut der RB 220 auch mit verhältnismässig teuren Tonabnehmern wie dem ACE von Benz Micro Switzerland klarkam. Es war schon erstaunlich, wie souverän dann der Planar 2 sogar grossorchestrale Fülle ausbreitete.

Die legendäre Einspielung von Tschaikowskys Sechster Sinfonie unter Dimitri Mitropoulos aus der Frühestzeit der Stereofonie (1957, kürzlich von Speakers Corner ganz vorzüglich nachgefertigt) reproduzierte der preiswerte Dreher mit dem fast doppelt so teuren System bemerkenswert feinfühlig. In einem höherwertigen Pickup liegt klar das höchste Aufstiegs-Potenzial.

Wieder mit dem Carbon bestückt, bestätigte der Planar 2 das Urteil: Er hat zwar nicht ganz die Klasse seines teureren grossen Bruders und auch nicht dessen Ausbauoptionen. Doch er bietet schon in Serienausstattung erstaunlich viel Klang für erstaunlich wenig Geld.

Fazit

Zum Glück lässt sich die Haube sehr leicht und ohne Gefahr für Leib und Leben aus ihren Scharnieren abziehen und nach Betrieb wieder einstecken.Zum Glück lässt sich die Haube sehr leicht und ohne Gefahr für Leib und Leben aus ihren Scharnieren abziehen und nach Betrieb wieder einstecken.

Mit dem neuen Planar 2 hat Rega die Lücke zwischen dem 1er und dem 3er würdig geschlossen. Der Dreher insgesamt nimmt mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis für sich ein. Der Tonarm verdient besonderes Lob. So konnte der Plattenspieler sowohl in der Serienausstattung wie auch mit einem deutlich höherwertigen Abtaster bestückt überzeugen. Der Planar 2 ist also gleich zweimal recht gut.

STECKBRIEF
Modell:
Planar 2
Profil:
Leichtbau-Komplett-Plattenspieler mit MM-Tondose der Aufsteiger-Klasse
Pro:
Exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis als Plug-and-Play-Komplettpaket,
guter Radial-Tonarm. Tuning leicht mit höherwertigem Pickup
Contra:
Drehzahlwechsel von 33 auf 45 umständlich
Staubschutzhaube wirkt als mechanischer Brummverstärker
Tondose Rega Carbon klingt am MM-Normanschluss etwas harsch
Füsse nicht höhenverstellbar
Preis:
590.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2016
Vertrieb:
Masse:
447 x 117 x 380 mm
Gewicht:
5.5 kg
Farbe:
weiss, schwarz

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/zweimal-richtig-gut-test-analog-laufwerk-rega-planar-2-komplett