Heller Stern am Himmel
Test Streamer/DAC Auralic Altair G1

Wenn Ihnen der Name Auralic (noch) nichts sagt, sei es drum. Der Kunst-Name Auralic wurde von den beiden Gründern aus den Wörtern «Aura» und «Technic» zusammengesetzt. Auralic ist auch ein relativ neuer Stern am doch sehr weitläufigen Audio-Firmament. Wenn wir schon bei den Sternen sind: «Altair» ist der Name des zwölfthellsten Sterns des Sternbilds Aquila/Adler. Er ist «nur» 16,73 Lichtjahre von uns entfernt und kann von blossem Auge gesehen werden. Nun aber zurück zur Erde und zur Firma Auralic.
Die Firma wurde 2009 gegründet und hat sich in diesen gut zehn Jahren einen exzellenten Ruf im Audio-Streaming-Business erarbeitet. Wenngleich zehn Jahre im Digital-Geschäft schon für sich selbst sprechen. Viele Digital-Firmen kamen in dieser Zeit und mussten schon bald wieder aufgelöst werden oder wurden aufgekauft. Auralic firmiert interessanterweise in Peking und gleichzeitig in Beaverton, Oregon. Ansonsten gibt zumindest die Website von Auralic nicht viel mehr Informationen her. Man gibt sich also eher geheimnisvoll und stellt die Produkte in den Vordergrund, was irgendwie ja auch sympathisch ist und auf ein gewisses Selbstvertrauen hindeutet.
In der Schweiz hat Auralic keinen Vertrieb. Auf der Händlerliste des deutschen Importeurs figurieren vier Schweizer Händler. Das getestete Gerät wurde uns von Audio Video Spalinger zur Verfügung gestellt.
Unsere Besucherdaten bestätigen das grosse Interesse am Streaming und an den entsprechenden Produkten überdeutlich. Streaming ist das Topthema im Audiobereich und nicht mehr aus dem häuslichen Audio-Ökosystem wegzudenken. Ohne den Vinyl-Jüngern nahezutreten, aber Streaming von High-Resolution-Audio über Qobuz, Tidal, Roon und anderen Musikdienstleistern läuft klanglich und popularitätsmässig dem Vinyl den Rang ab.
Auch die CD wirkt antiquiert und beruht auf einem 40 Jahre alten Format. Schliesslich wurde die SACD eingestellt, nur noch Sammler reissen sich um die verbleibenden goldenen Scheiben. Aus audiophiler Sicht mögen die Silberscheiben und ihre Player sicherlich relativ gut klingen, aber sie sind definitiv nicht mehr die Zukunft. Dazu gesellt sich beim Streaming noch die Bequemlichkeit, keine Tonträger mehr sortieren und aufbewahren zu müssen: High-Resolution-Audio-Streaming ist die wichtigste Audio-Revolution seit Dekaden! Aber ich schweife ab. Ab jetzt sind alle Scheinwerfer auf den Auralic Altair G1 gerichtet!

Die glückliche Altair-Familie
Der Altair ist das Einstiegsmodell von Auralic und bereits sehr gut ausgestattet. Der aktuelle Listenpreis beträgt CHF 2290. Er ist nicht nur ein hochwertiger Streamer, sondern auch ein moderner Digital-Audio-Konverter, kurz DAC, also ein Server für externe Harddisks und dazu noch ein Kopfhörer-Verstärker sowie ein Bluetooth-Empfänger.
Er ist zwar das Einstiegsmodell in der Auralic-Familie, aber sozusagen auch gleich das All-inclusive-Gerät. Weitere Modelle sind der Streamer Transport Aries, der Vega Streaming DAC, Leo, der Master Reference Clock und Sirius, ein Upsampling-Prozessor sowie das Topmodell Vega. Der Hersteller bietet also Basis-Geräte und dazu einzelne Modul-Geräte, mit denen man die digitale Kette kontinuierlich aufrüsten kann. Die Modul-Basis bildet der Aries oder im Top-Sektor der Vega. Welches Gerät in welchem Fall Ihr favorisiertes Set-up für Ihre Anlage ist, das besprechen Sie am besten mit Ihrem autorisierten Auralic-Händler. Aber zurück zum Testgerät Altair, dem Junior in der Familie.
Digitale Technik: Altair G1 und die App Lightning DS
Die zentrale Komponente dieses Streamer-DACs ist logischerweise die digitale Sektion. Auralic nennt diese intern «Tesla». Nicht, dass Elon Musk sich auch noch im Audio-Highend-Business austobt, nein, Auralic nennt seine Eigenentwicklung einfach Tesla G2, punkt. Das ist bemerkenswert, da die meisten Audio-Firmen die Digital-Sektion einfach einkaufen. Sie kaufen also den Motor sozusagen zu und fertigen dann Chassis, Getriebe, Fahrwerk um den Motor herum bis zum fertigen Auto – oder wie diesem Fall: zu einem Highend-Streamer mit DAC. Eine Eigenentwicklung der digitalen Einheit spricht für das Know-how von Auralic. Auch hier schimmert ein gesundes Selbstvertrauen durch!
Nun, das eigentliche Herz eines jeden Digital-Gerätes ist der Prozessor. Auch hier gibt sich Auralic ungewohnt geheimnisvoll. Etwas Recherche hat es dann doch an den Tag gebracht: Ein Sabre ESS 9038Q2M Dual DAC wurde verbaut. Wie bei den Weinliebhabern gibt es unter den Highend-Digital-Fans jede Menge Vorlieben in Bezug auf DAC-Prozessoren. Die Techies möchten immer die neuesten, möglichst hochauflösenden Prozessoren mit Upsampling und Filter. Andere bevorzugen die alten Prozessoren wie zum Beispiel den Philips TDA1541 und horten diese NOS-Dinger wie Kronjuwelen. Auch hier führen viele Wege zum guten Klang.
Der Masterclock des Altair ist auf 72 Femtosekunden getaktet. Der Arbeitsspeicher umfasst ein Gigabyte.


Technische Fähigkeiten des Altair G1
Die technischen Fähigkeiten des Altair sind wirklich eindrucksvoll und sehr umfangreich. Daher habe ich ein paar speziell herausgepickt. Die vollständigen Informationen finden Sie in unserem Steckbrief ganz am Ende dieses Berichts.
- Der Altair bietet fast alle denkbaren Verbindungen via Triband-Wifi, Ethernet LAN oder Bluetooth zu folgenden Plattformen und UPnP/DLNA-Servern: Internetradio, hochaufgelöste Internet-Musikwiedergabe vom PC, AirPlay, SongCast, Spotify, Tidal, Qobuz.
- Das Gerät kann CDs ab einem USB-CD-Laufwerk abspielen und rippen sowie auch Musikdateien eines bereits existierenden Hand-Drives wiedergeben. Dazu muss man nur das USB-CD-Laufwerk oder die HD auf der Rückseite am USB-Eingang andocken.
- Das 4-Zoll-Farbdisplay hat eine Auflösung von 300 dpi und ist gut ablesbar. Zudem müssen Sie damit nicht immer die Fernbedienung bzw. Ihr Smart-Gerät bemühen.
- Das Gerät kann intelligente Fernbedienungen anlernen! Super spannend!
- Der Digital-Filter hat verschiedene Klangeinstellungen. Von Soft bis super analytisch gehen die Auswahlmöglichkeiten. Einstellbar ganz einfach am Drehrad.
Bedienung über Lightning-iOS-App
Die proprietäre, von Auralic entwickelte App wurde für Apple-Produkte entwickelt. Alternativ lernt der Altair auch Ihre TV-Fernbedienung an oder die Bedienung geschieht über ROON. Die Lightning-App lief bei mir gut, im App Store hat sie allerdings nur eine Note 2,5 von 5. Die Stabilität wird bemängelt. Das hängt wohl sehr von der Stabilität des eigenen Netzwerks ab. Wie gesagt, die App tat, was sie tun musste in meiner Anlage.
Die Bedienung am Gerät gestaltet sich mit dem grossen Drehknopf sehr intuitiv. Der besagte Drehknopf läuft schön rund und kann auch als Lautstärkeregler benützt werden. Durch Drücken des Knopfs geht es in die Untermenus.

Ausstattung, Hörtest und Fazit
Das nachfolgende Foto zeigt die Rückseite des Geräts. Erwähnenswert sind die symmetrischen Ein- und Ausgänge und die grosse Auswahl an digitalen Schnittstellen. Der «harte» Netzschalter ist ebenfalls auf der Rückseite hinten rechts, was halt bedeutet, dass man im Dunkeln etwas fummeln muss.

Wie klingt der Altair?
Der Altair G1 ist in meinem System der direkte Zuspieler an die beiden Mono-Endstufen und so konnte ich ihn klanglich sehr gut einstufen. Wie bereits erwähnt, ist im Altair der DAC integriert und kann nicht mit einem externen DAC aufgerüstet werden. Das kann man aber mit seinem Zwillingsbruder Aries machen bzw. sogar muss, weil dieser keinen DAC-Wandler eingebaut hat.
Nun, der Altair-DAC klingt sehr, sehr gut und fein auflösend, ohne dabei ins Harsche zu kippen. Neben den fein aufgelösten Höhen gibt er Stimmen schön sonor wieder und der Bass ist knackig ohne aufzudicken. Als eingefleischter Röhrenfan bescheinige ich dem Altair echte Wärme in der Wiedergabe, ohne ins wirklich Softe oder Langweilige abzudriften. High-Res-Aufnahmen ab Qobuz setzen sich klanglich klar hörbar von den Red-Book-Standard-CD-Aufnahmen ab und sind ein Genuss für die Sinne ... äähm ... Ohren. Mit schlechteren Aufnahmen ist er gnädig, sodass sie absolut hörbar bleiben. Wie bereits beschrieben, können verschiedene Klang-Filter gewählt werden, so dass wohl jeder seinen favorisierten Klang findet.
Ich finde das Altair-Klangbild echt gut und rundum gut abgestimmt. Um den Altair-DAC wirklich zu toppen, muss man wohl mindestens ins Gestell der 3000 bis 5000 Franken teuren DACs greifen und dazu den Aries-Streamer als Alternative ins Auge fassen.
Fazit
Ein runder, hochaufgelöster Wohlklang, eine umfangreiche Ausstattung gepaart mit Bedienungsfreudlichkeit und mit einem topaktuellen Digital-Rucksack: So gibt sich Altair, der Junior der Auralic-Familie erstaunlich abgeklärt und lehrt seine grösseren Geschwister und wohl auch seine Mitbewerber das Fürchten. Mehr geht immer – dafür hat es ja im Auralic-Portfolio noch einiges an Aufrüst-Potenzial. Aber zum aufgerufenen Preis kenne ich keine Alternative und ich könnte mit dem Altair glücklich werden. Auralic, da habt Ihr sehr viel richtig gemacht. Euer Stern «Altair» leuchtet hell am Audio-Firmament. Bravo!
hochwertiger, gut klingender DAC inklusive Vorstufe
externe HD kann hinzugefügt werden
gut funktionierende Lightning-App zur Bedienung
farbiges 4-Zoll-Retina-Display
Hochwertiges Gehäuse
kein Digitaler Ausgang für einen externen DAC
die Lightning-App gibt es nur für iOS und nicht für Android
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/test-streamer-dac-auralic-altair-g1-heller-stern-am-himmel