Himmlisch
Test Technisat Technistar S3 ISIO
«Stadtluft macht frei» ist einer der Sätze, die mir aus dem Geschichtsunterricht geblieben sind. Doch damals war die Rede von längst vergangenen Zeiten. Ich lebe auf dem Land (und geniesse es!) - doch muss ich feststellen, dass diese Tatsache aus dem Mittelalter heute wieder mehr und mehr zutrifft … zumindest wenn es um Technologien geht. Und ich spreche hier nicht von einem abgelegenen Bergtal, sondern vom Schweizer Mittelland, nur gerade 4 km von der nächsten Kantonshauptstrasse entfernt.
Nicht nur der Service Public wird laufend reduziert (Post und Bahn, beide vor 20 Jahren noch in vernünftiger Reichweite, sind nun 18 km entfernt), viele neue Technologien gelangten nie bis zu uns: Das Internet ist gerade mal 2,2 Mb/sec langsam, Kabelfernsehen existiert nicht, Handys funktionieren nur an einer einzigen Stelle im Haus und auch dort darf man sich während des Gesprächs nicht bewegen, und das vielgelobte digitale Fernsehen (DVB-T) reduzierte unsere einheimische Senderwahl auf 4. Zudem unterbrechen (ab und zu) vorbeifahrende Autos den Empfang.

Also: Satelliten Fernsehen war (und bleibt vorderhand) die einzig mögliche Wahl. Doch das hat auch sein Gutes: Nach den klar höheren Initialkosten fallen (abgesehen von der Billag) keine monatlichen Gebühren mehr an. Zudem hat man völlige Freiheit in der Senderwahl.
Erster Eindruck
Er ist klein, leicht - wiegt nur gerade 554 Gramm (ohne externes Netzteil) - und wirkt unscheinbar, der Technistar S3 von Technisat und kann laut Infoblatt wesentlich mehr, als ich eigentlich von einem Sat-Receiver erwarte. Wegen unserem langsamen Internet ist der ganze ISIO Teil (= Full Internet) momentan überflüssig.

Wichtig sind für mich folgende Kriterien:
- Gute Empfangsqualität in HD
- DiSEqC Möglichkeit für mehrere LNBs/Satelliten
- VIACCESS Karteneinschub für die SRG Programme (mittels CI Adapter)
- DVR ready inkl. Time Shift
- Aufnahme in üblichen Formaten auf externe USB Festplatte
All dies bietet der S3 und eben noch viel mehr. (Es ist allerdings zu beachten, dass dies ein Single Tuner Modell ist. Wer einen Twin Tuner wünscht (ein Programm anschauen, ein anderes aufzeichnen), müsste entweder auf den doppelt so teuren Digit Isio S1 oder das internationale Digit Isio S Modell ausweichen.)
Installation
Der Technistar S3 wird in einer farbigen Pappschachtel geliefert. Im Lieferumfang befinden sich der Receiver, ein Steckernetzteil (12 V/2 A), eine Fernbedienung inkl. zwei AAA-Batterien, eine gedruckte Kurzanleitung (47 Seiten plus Garantieschein) sowie eine CD-ROM mit der ausführlichen Bedienungsanleitung, allerdings nur in Deutsch (eine andere Sprache ist auch via Download für dieses Modell nicht erhältlich).

Für die Verbindung zum Fernseher benötigt man zusätzlich ein HDMI-Kabel. Für SD-Empfang tuts auch ein (altertümlich anmutendes) SCART-Kabel.
Wer die Aufnahmemöglichkeiten gleich austesten will, sollte zusätzlich eine USB-Festplatte zur Hand haben. Idealerweise sollte diese leer und FAT32 formatiert sein (auch NTFS funktioniert, kann jedoch mit der Technisat Software nicht nachbearbeitet werden). Dieses Aufzeichnungsmedium kann auch übers S3 Menü formatiert werden.
Die SRG-Viaccess Karte lässt sich nicht direkt verwenden. Man sollte sich also vorgängig mit dem entsprechenden CI-Modul eindecken. Die Kombination wird seitlich in den S3 eingeschoben.

Wenn «Plug n Play» draufsteht, erwarte ich auch «Plug n Play».
Als langjähriger Sat TV Benützer kenne ich meine etwas unkonventionelle Antennenkonfiguration (die ich übrigens vom Fachmann erstellen liess, da es für die optimale Schüsselausrichtung mehr als nur einen Kompass braucht). «Normale» Installationen wie Astra/Hotbird-Kombinationen sind im Technistar schon vorprogrammiert und werden aktiv, wenn man als Sprache «Deutsch» und als Land «Schweiz» wählt. Auch werden die (deutschsprachigen) Sender automatisch in die Favoritenliste aufgenommen.
Kurz darauf meldet sich der S3 mit dem Hinweis, dass eine neuere Software erhältlich wäre, die allgemeine Verbesserungen bringe. Dazu sei eine Internetverbindung notwendig. Anschliessen, ok drücken … und schon startet der Download. Dieser ist nach einigen Minuten erledigt, und die neue Firmware installiert sich von selbst, macht danach auch gleich einen Neustart.
Nun kann ich noch wählen, ob ich die «Sieh Fern Infos», die ich per SFI Taste auf der Fernbedienung aufrufen kann, auf den neusten Stand bringen will. Auch das akzeptiere ich.
Installationsfazit: Technisats «Plug n Play» Versprechen trifft zu. Die einzige Knochenarbeit, die es nun noch zu tun gibt, ist das «Ausmisten» der Favoritenliste. Das braucht Zeit, da sich automatisch über 300 TV-Sender darin befinden. Laut Statistik beschränkt sich der Durchschnitts-Fernsehkonsument auf 17 Sender. Vielleicht sollte ich das nächste Mal alle Favoriten löschen und die 17 bis 22 Stationen einzeln in meine Favoritenliste einfügen.
Etwas mehr Zeit muss man einplanen, wenn man alle Möglichkeiten wie z.B. Netzwerkeinbindung ausschöpfen will.
Bedienung
Alles funktioniert auf Anhieb einwandfrei. Bild- und Tonqualität sind erwartungsgemäss superb (zumindest bei den meisten HD Sendern). Doch nun folgt die nächste Bewährungsprobe: Die Bedienung.
Ohne Fernbedienung läuft nur wenig: Auf der rechten Oberseite des S3 befinden sich zwar vier Taster: Ein/Aus, TV/Radio, in der Liste aufwärts oder abwärts. Das sind immerhin die Grundfunktionen, die Fernseh- oder Radiogenuss ermöglichen.

Für alle weiteren Funktionen benötigt man die (seit unserem letzten Test «HD für alle» unveränderte) Technisat ISIO Fernbedienung, die zu den übersichtlichsten gehört, die ich im Laufe meiner Testerzeit kennenlernte.

Nicht gleich euphorisch kann ich die Kurz- resp. Bedienungsanleitung beurteilen: Natürlich kann man viel Papier sparen, indem man eine 47-seitige Kurzanleitung beilegt und die ausführliche 190-seitige nur als PDF auf einer CD liefert, doch erstens ist es frustrierend, wenn man in der Kurzanleitung auf eine Kapitelnummer hingewiesen wird, die man nur in der PDF Datei findet, und zweitens könnten beide Anleitungen wesentlich gestrafft und logischer aufgebaut werden.
Die gesamte Bedienung - ein bis zweimal durchgespielt - ist nämlich einfach und benutzerfreundlich. Wichtigste Taste ist dabei wohl «Opt», die in jedem Menü resp. Submenü zusätzliche Möglichkeiten erschliesst.
Die Programmumschaltung ist recht flüssig, sowohl auf der TV als auch auf der Radioseite. Die meisten Funktionen/Menüs lassen sich über eine Taste der Fernbedienung direkt anwählen, die Menüs sind übersichtlich und in den meisten Fällen gut erklärt, so dass man schon nach kurzem Einarbeiten ohne Bedienungsanleitung auskommt.
Viele Funktionen lassen sich im Einstellungsmenü nach eigenem Geschmack und Wunsch verändern, z.B. wie schnell die Betriebsbereitschaft nach dem Einschalten erstellt ist. Im Stromsparmodus dauert es rund 30 Sekunden, bis Bild und Ton erscheinen, im Schnellmodus rund 5 Sekunden. Leider ist im Schnellmodus auch eine externe Festplatte immer aktiv, d.h. sie dreht dauernd, was meiner Ansicht nach nicht wünschbar ist.
Und Aufnahme!
Hat man ein korrekt formatiertes und geeignetes USB Aufnahmemedium angeschlossen, ist eine Aufnahme (Sofort, Timer oder Timeshift) kinderleicht zu bewerkstelligen. Timeraufnahmen sind dann besonders einfach zu programmieren, wenn die gesuchte Sendung im SFI auftaucht. Aber auch bei Sendern, die nicht vom SFI abgedeckt werden, ist es keine Hexerei.
Erwischt man den genauen Start einer Sendung, resp. den Zeitpunkt, an dem der Sender das Infosignal des neuen Programms ausgibt (was bei SFI gewählten Sendungen automatisch erfolgt), erhält die Datei ohne unser Dazutun den korrekten Namen. Startet man (bei nicht SFI gewählten Timeraufnahmen) zu früh, erhält die Datei den Namen der vorhergehenden Sendung. Glücklicherweise kann man der Datei auf einfache Weise den korrekten Namen geben (oder sogar einen eigenen über die virtuelle Tastatur).

Bei meinen diversen Versuchen funktionierten sämtliche programmierten Aufnahmen tadellos, und zwar mit drei verschiedenen externen 2,5 Zoll Festplatten, zwei USB 2 und ein USB 3 Modell (Seagate und WD).
Natürlich wollte ich wissen, wie viele Stunden HD und SD Material ich auf eine 1TB Platte aufnehmen kann … und stiess im Internet auf die unterschiedlichsten Angaben, wahrscheinlich auch, weil nicht alle Sender resp. Sendungen dieselbe Streamingrate aufweisen.
Im S3 Menü wählte ich «auto-720p» als Aufzeichnungsqualität und kann folgende Groberkenntnisse weitergeben: 1GB ≈ 12 Minuten in HD und 30 Minuten in SD Qualität. Auf eine 1 TB Festplatten kann man also ungefähr 200 Std. in HD und 500 Std. in SD Qualität aufnehmen (ohne Gewähr!).
Fazit

Der Technistar S3 ISIO von Technisat ist (nicht nur für die vernachlässigte Landbevölkerung) ein rundum gelungenes Produkt, das ich vollumfänglich empfehlen kann. Zu einem günstigen Preis liefert es Qualität, relativ einfache, durchdachte Bedienung und einen zuverlässigen, stabilen Einsatz ohne Softwareabstürze (was ich von diversen Mitbewerbern nicht behaupten kann).
Dass die Anleitungen (gedruckt oder PDF) optimiert werden könnten, ist nur ein minimaler Kritikpunkt, der insofern kaum Bedeutung hat, als dass man nach kurzer Zeit diese Anleitungen kaum mehr benützt.
Hervorragendes Preis-Leistungsverhältnis
Verhältnismässig einfache Bedienung
Excellente Bild- und Audioqualität
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/himmlisch-test-technisat-technistar-s3-isio