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Aktiver Profi

Test der neuen nuPro X Serie von Nubert

Publiziert am 17. September 2018 - Lothar Brandt
Aktivlautsprecher Nubert nuPro X-6000.Aktivlautsprecher Nubert nuPro X-6000.

Wie bitte? Wie so oft bei Tests von Produkten der direktvertreibenden Firma Nubert glaubt der Autor zunächst, sich verhört zu haben, als seine Frage nach dem Preis beantwortet wird. Aber er hat richtig gehört: Wohl unter 2500 Franken Paarpreis – ein bisschen spielt da der Wechselkurs Euro-CHF ja immer mit – kostet die nagelneue nuPro X-6000. Frappierend wenig, wenn man ihre Fähigkeiten vergegenwärtigt. Das tat – zu Recht nicht ohne Stolz – Nubert-Entwickler Markus Pedal beim Besuch von avguide.ch im süddeutschen, fein herausgeputzten Städtchen Schwäbisch Gmünd, im neuen, imposanten Firmenzentrum an der Nubertstrasse.

Dabei durfte der Autor nicht nur als erster auch die zu einem beträchtlichen Teil selbst entwickelten oder konzipierten «Innereien» fotografieren, sondern als erster Fachpresse-Vertreter auch einen ausführlichen Hörtest der X-6000 machen.

Die neue nuPro X Serie folgt der ebenfalls mit dem Familiennamen nuPro bezeichneten A-Serie, die zum Teil weitergeführt wird. Die X-Serie umfasst die beiden Kompaktlautsprecher X-3000 (Paarpreis etwa 1170 CHF) und X-4000 (1550 CHF), sowie die Standlautsprecher X-6000 (2490 CHF) und X-8000 (3170 CHF). Allesamt sind sie aktive Lautsprecher, sie haben also ihre Endstufen an Bord. Des Weiteren verfügen sie über einen Digital-Analog-Wandler (DAC) und lassen sich über eine Vielzahl von Eingängen ansteuern. Während das Eingangs-Board und der DAC bei allen Modellen gleich sind, unterscheiden sie sich nach Anzahl der Wege, bei der Chassis-Bestückung sowie in der Endstufen-Power.

Revolution und Evolution

Monitor NuPro X-3000.Monitor NuPro X-3000.

Die digitale Revolution in der Unterhaltungselektronik hat längst die Lautsprecher erreicht. Zahllose kleine Brüllwürfel übervölkern den Mobil-Markt, fast unendlich viele Modelle stehen für drahtlose Dauerbeschallung an allen Ecken der Wohnung zur Verfügung. Aber Nubert wollte nicht den soundsovielten WiFi-Lautsprecher aus dem «China-Regal» anbieten oder eine aus zusammengekauften Teilen zusammengestoppelte Drahtlos-Lösung präsentieren. Vielmehr bietet die Firma eine auch hohen Klangansprüchen genügende, mit weitgehend eigenem Know-how gerüstete Lautsprecher-Serie an, die neueste Technik einbindet. Schliesslich soll sie den Namensteil «Pro» – für professionelle Ansprüche von HiFi-Hörern und auch für das Tonstudio geeignet – mit Stolz und Recht tragen.

«Deshalb steht die X-Serie für eine komplett neue Generation» erläutert Markus Pedal. «Sie baut eben nicht auf der mittlerweile auch schon sechs Jahre alten Technologie der A-Serie auf, sondern setzt auf aktuelle Technik, die wir zu einem grossen Teil selber entwickelt, modifiziert oder nicht zuletzt auch den Wünschen unserer Kunden angepasst haben». Äusseres Zeichen dieser Evolution ist das Anschlussfeld. Alle vier X-Modelle haben zwei digitale RCA (S/PDIF)- und zwei TOSLink-Schnittstellen. Das dürfte das leidige Problem beseitigen, wenn etwa Heimkino-Fans mehr als nur einen optischen Digital-Eingang brauchen. Apropos Heimkino: Ein HDMI ARC Modul ist liegt jedem Lautsprecher bei und dies ohne Aufpreis!

Bereits jetzt an Bord nimmt ein Bluetooth-Modul selbstverständlich nach dem klanglich besten aktuellen aptX-4.2-Standard kabellos Kontakt mit entsprechend gerüsteten Musiklieferanten auf. Wenn diese gegenüber anderen zu wenig Pegel liefern, hilft ihnen ein schaltbarer 6-Dezibel-Boost auf die Sprünge. Neben dem Audio-Streaming-Modul funkt noch eine zweite Bluetooth-Schnittstelle per BLE die eingegebenen Befehle weiter.

Serienmässig gibt es natürlich auch einen USB-Eingang, einen analogen Stereo-Cinch-Eingang, einen Subwoofer-Ausgang und – wir heissen schliesslich nuPro – einen symmetrischen Eingang. Dessen Clou: Er lässt sich zwischen digitalem AES/EBU-Eingang und analogem XLR-Eingang umschalten. Der DAC an Bord beherrscht via USB alle digitalen Dialekte der Jetzt-Zeit. Also PCM bis hinauf zu 24-Bit-Wortbreite und 192-Kilohertz-Abtastfrequenz sowie Direct Stream Digital bis DSD 384. Mal abgesehen davon, ob Streaming-Anbieter diese Raten überhaupt anbieten und ob sie jenseits von 24/96 oder DSD 64 überhaupt Sinn machen: Mit der nuPro-X-Serie sind auch Daten-Fetischisten auf der sicheren Seite. Ein zweiter USB-Port vermag mit inzwischen 2,1 Ampère (ein älteres Foto zeigt noch 1,5 Volt an) auch den Ladedurst eines iPad zu stillen, eine «Service»-Schnittstelle erlaubt das unkomplizierte Aufspielen neuer Firmware, falls nötig.

Bedienen und Beherrschen

Bedienung am Lautsprecher und kommunikatives OLED-Display.Bedienung am Lautsprecher und kommunikatives OLED-Display.

Eine weitere Weiterentwicklung gegenüber der A-Serie ist das deutlich schönere und besser ablesbare Display, das jetzt von Organic Light Emitting Diods (OLED) gespeist wird. Daneben navigiert ein Steuerkreuz nach kurzer Eingewöhnungszeit durch die Vielzahl von Bedien- und Kontrollmöglichkeiten. Aber wer will heute noch vor den Lautsprechern hocken und darauf herumtippen? Genau.

Deshalb gibt es eine gleichfalls schick designte Fernbedienung, die erstens auch unter recht weiten Winkeln noch funktioniert, und die zweitens bidirektional arbeitet. Denn selbstverständlich bedient der zeitgemässe User seine X-Lautsprecher mit der App X-Remote, die es für iOS und Android gibt und die beim Besuch auf Anhieb und in vollem Umfang funktionierte (was leider keine Selbstverständlichkeit ist heutzutage). Auch ein wirklich intuitives, schnell verständliches Bedienkonzept, wie es Nubert bietet, sucht man bei vielen Firmen vergeblich. Insbesondere, wenn diese sich eben aus dem fernöstlichen Bastelkasten bedienen, statt selber die Befehlskette zu programmieren.

Eine auf Anhieb unfassbare Fülle an Parametern lässt sich an den nuPro X einstellen und in drei Presets abspeichern. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Es lässt sich einstellen, welche Box als Master, welche als Slave dient (die Kommunikation zwischen dem Stereo-Paar oder später auch allen Mehrkanal-Teilnehmern läuft über ein HiRes-taugliches Triband-WiFi bis zu 5,8 GHz); um wie viele der feinfühligen Halb-dB-Schritte die Klangwaage und die Balance justiert wird; ob und wie die dynamische Loudness mit ihrer lautstärkeabhängigen Bassanhebung (bekannt aus dem Vorverstärker nuControl) eingreift; ob und wie der Fünf-Band-Equalizer noch weiter in die Ortsentzerrung eingreift (Pedal betont: «Das ist ein Entzerrer, kein Verzerrer»); ob und wie der Nutzer über das Experten-Menü noch kniffligere Punkte wie etwa die Übergangsfrequenz zu einem potenziellen Subwoofer einstellt.

Das alles kapiert natürlich kein normaler Mensch ad hoc. Da taucht sofort die Frage auf, ob ein Direktvertreiber wie Nubert ohne einen lokalen Händler vor Ort seine Konsumenten im Regen der falsch oder gar nicht genutzten Möglichkeiten stehen lässt. Nein, tut Nubert nicht. Erstens gibt es eine über die Website abrufbare, sehr eingehende Anleitung. Zweitens stehen am Telefon eine ganze Reihe von Experten Rede und Antwort. Deren Kompetenz haben Bekannte des Autors auch schon mal «undercover» abgeprüft – und das Ergebnis war sehr gut und dürfte auch von so manchem wackeren Detaillisten in Sachen Sachkompetenz kaum übertroffen werden.

Und: Zur Not gibt es einen «Defeat»-Befehl, mit dem man kurzerhand wieder auf die Anfangs-Oberfläche kommt, falls man sich mal hoffnungslos in den Menü-Tiefen verloren hat.

Messen und Prüfen

Das grosszügige Anschlussfeld.Das grosszügige Anschlussfeld.

Die Lautsprecher der nuPro X Serie sollen und müssen auch professionellen Ansprüchen genügen – so steht es im Pflichtenheft. Auch wenn an dieser Stelle darauf nicht in der eigentlich gebotenen Ausführlichkeit eingegangen werden kann (das bleibt einem späteren Firmenporträt vorbehalten), so sei doch Eines erwähnt und gewürdigt: Der Lautsprecher-Messraum, den Nubert sich im neuen Firmenzentrum eingerichtet hat, lässt nicht nur die Herzen von Messtechnikern höherschlagen. Der Autor hat deutschlandweit keinen ähnlich aufwendigen Messraum gesehen.

Bei Nubert verantwortlich für diesen einmaligen Raum ist Thomas Bien, der – natürlich mit Beratung von Akustik-Profis – hier einen reflexionsarmen Halbraum zur Verfügung hat, welcher verlässliche Messungen bis zu 30 Hertz erlaubt (andere Institute «fenstern» Frequenzen unterhalb 60 Hertz). In drei Ebenen aufgebaute, mit verschiedenen Geometrien und Raumdichten ausgestattete Dämmplatten aus Polyestervlies sorgen dafür, dass die Nachhallzeit in dem etwa 7,5 Meter hohen Saal bis zu 35 Hertz unter 0,5 Sekunden beträgt.

Insgesamt etwa 3000 Kilogramm Dämmvlies lassen wirklich jede Raummode buchstäblich ins Leere rollen. Der Nubert-Messraum angelehnt an dem ISO 3745 aufgebaut. Dies alles angemerkt für alle, die meinen, im Schwäbischen würde noch nach Bastelmethoden von anno Tuback gemessen und Qualität geprüft. Es ist kein Wunder und bestimmt nicht dem Zufall zu verdanken, dass Nubert-Lautsprecher auch bei Messungen seriöser Testzeitschriften immer vorbildlich abschneiden.

Schalten und Walten

Exquisites Schaltnetzteil (PSU) aus gekonnter Auftragsfertigung.Exquisites Schaltnetzteil (PSU) aus gekonnter Auftragsfertigung.

Doch nicht nur die Messtechnik, auch die verbaute Technik muss stimmen. Die Technik der nuPro-x-Serie ruht in sehr ordentlich verarbeiteten Gehäusen, die es in schwarzer oder weisser Schleiflack-Lackierung gibt. Auch sie wirken gegenüber der A-Serie moderner. Nimmt man die magnetischen Abdeckungen ab, bleiben die Lautsprecher höchst ansehnlich, etwa wegen der schlüssig eindeckenden Chassis-Ringe. Doch spannender ist für den Technik-Fan natürlich das Innenleben. «Sämtliche Elektronik sind Eigenentwicklungen in Auftragsfertigung» stellt Pedal klar.

Das betrifft etwa das Schaltnetzteil, das definitiv nicht von 08/15-Lieferanten stammt. Es vermag ohne die Verluste gewöhnlicher linearer Netzteile den Energiehunger der nachgeschalteten Chips zu stillen. Ein zweites Netzteil sorgt übrigens im Standby-Modus für schnelles Hochfahren, bei einem EU-konformen Energieverbrauch von weniger als 0,5 Watt. Natürlich verbraucht eine X-6000 im Betrieb mehr, doch gehen die Schaltverstärker mit der Nutz-Energie sehr wirkungsgradstark um. Aber obwohl so wenig Abwärme entsteht: Bei Nubert halten die Kondensatoren statt der üblichen 70 Grad auch bei 105 Grad Celsius Hitze ihre Werte stabil –  ein klarer Hinweis, dass der Hersteller auf Langlebigkeit Wert legt.

Nachdem ihnen ein Digitaler Signalprozessor (DSP) die Eingangssignale – analog eintreffende Musik wird mit einem hochauflösenden AD-Wandler in die Binärwelt transformiert – mundgerecht in ihre Frequenzbereiche aufgeteilt und zugewiesen hat, nehmen sich in der X-6000 vier Schalt-Endstufen (oft fälschlicherweise auch Digitalverstärker genannt) der Klänge an. Sie arbeiten mit der sogenannten Puls-Weiten-Modulation (PWM). Jede von ihnen verfügt über eine Nennleistung von 120 Watt, in der Spitze sind es 200 Watt.

Die nuPro X-6000 arbeitet als Dreiwege-Box mit vier Chassis. Die beiden unteren der 122-Millimeter-Tiefmitteltöner verarbeiten mit ihren Polypropylen-Verbund-Membranen die Bässe, der gleich grosse, gleich ausgestatte Konus darüber verarbeitet die Mitten. Für die Höhen zeichnet eine 25-mm-Gewebekalotte verantwortlich, die im Gegensatz zu anderen Nubert-Lautsprechern mittig auf der Schallwand montiert ist. Falls der Hörer zu viel Pegel verlangt, greift eine Soft-Clipping-Schaltung ein, bevor die Chassis Schaden nehmen.

Digital-Platine mit dem DSP.Digital-Platine mit dem DSP.

Hören und Staunen

Ein Schaltverstärker-Modul.Ein Schaltverstärker-Modul.

Entsprechend theoretisch gerüstet, wartete der Autor gespannt auf die Praxis. Für den Hörtest – und natürlich auch für interne Checks – hat Nubert einen recht grossen Raum parat, der in seinen Abmessungen jenen entspricht, den die Firma auch auf der Messe High End in München nutzt. Also holte der Autor auch die von ihm für die deutsche Zeitschrift «Stereoplay» Ausgabe 6/2018 zusammengestellte CD mit «High End Demonstration Tracks». Die ihm bestens vertrauten Titel meisterte die Probandin mit einer faszinierenden Souveränität.

Sie erstaunte mit einer angesichts ihrer zierlichen Masse (Grundfläche nur etwas grösser als DIN-A5, Höhe knappe 111 Zentimeter) und der erheblichen Raumgrösse mit einem satten und kraftvollen Bass. Dieser war bis in respekteinflössende Tiefen echt, nicht wie bei manchen Lautsprechern, bei denen der Bass mit einer unbotmässigen Überhöhung um 60 Hertz «erkauft» wird. Die Stimmwiedergabe, ob Kari Bremnes, Anne Bisson, Tokunbo oder die Chöre der Capella Murensis blieb bis hin zu sehr hohen Lautstärken unverfärbt.

Doch natürlich konnte der Tester nicht endlos aufdrehen. Die Schutzschaltung griff hörbar ein, sobald wir uns «jenseits der Donnerkugel» bewegten. Aber dies waren Pegel, wie sie wohl in keiner Schweizer Stube ohne Überschreiten der Sozialverträglichkeit entfesselt werden dürften. Zumal mit der X-8000, so viel offenbarte ein Quercheck zur teureren und grösseren Schwester, noch ein X-Modell mit grösseren Reserven bereitsteht.

An der X-6000 gefallen wichtigere Kriterien als der Maximalpegel. Die räumliche Abbildung auch sehr grosser Orchester deutet auf ein sehr gutes Phasenverhalten hin, die zu keiner Zeit lästige, stets mit einer gewissen Seidigkeit verwöhnende Höhen-Wiedergabe dagegen auf eine langzeittaugliche Abstimmung. Impulsen wie etwa den rasenden Klavieranschlägen in George Gershwins Klavierkonzert folgte sie behende und ohne Anstrengung, die Binnendynamik blieb gewahrt.

Fazit

Auch ein schöner Rücken kann ...Auch ein schöner Rücken kann ...

Mit der neuen Serie nuPro im Allgemeinen und mit der X-6000 im Besonderen ist Nubert wieder ein grosser Wurf gelungen. Zu höchst moderaten Preisen bieten die Schwaben Lautsprecher mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis an. Diese Serie bedient problemlos professionelle Ansprüche an Neutralität, Raumabbildung und Auflösung auch komplexerer Klänge. In diese Lautsprecher floss hör- und nachweisbar aussergewöhnliches Know-how ein. Was sich für den Konsumenten definitiv auszahlt.

Weitere Information zur nuPro X Serie direkt bei Nubert!

STECKBRIEF
Modell:
nuPro X-6000
Profil:
schlanker Aktiv-Standlautsprecher mit exquisiter Technologie
Pro:
viele Digitaleingänge, durchdachte App-Steuerung, sehr gute DAC- und Verstärker-Technik an Bord, feiner, detailreicher und kraftvoller Klang; sehr günstiger Preis für das Gebotene.
Contra:
Pegel begrenzt, recht hohe Versandkosten in die Schweiz.
Preis:
2,490.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2018
Vertrieb:
Masse:
185 x 1105 x 230 mm
Gewicht:
18.5 kg
Farbe:
schwarz, weiss
Digital Input:
2 x SPDIF, 2 x Toslink, USB, AES (XLR)

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/aktiver-profi-test-der-neuen-nupro-x-serie-von-nubert