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Klangschönheit und Präzision

Test Piega Coax 311, Coax 511, Coax 711

Publiziert am 14. Dezember 2016 - Hans Jürg Baum
Piega Coax 711, Coax 511 und Coax 311.Piega Coax 711, Coax 511 und Coax 311.

Bereits im Artikel "Neue Piega-Coax-Serie" hat avguide.ch über die Technik der neuen Serie berichtet. Über spezielle Details gibt Piega-Chefentwickler Kurt Scheuch in einem separaten Interview persönlich Auskunft. So widmen wir uns in diesem Bericht hauptsächlich dem Klang und den Einsatzbereichen der unterschiedlich grossen Systeme.

Die treibenden Kräfte

Als Referenz-Verstärker und Player standen folgende Geräte von T+A zur Verfügung: Vorverstärker T+AP 3000HV, CD-Player T+A MP 3000HV, 2 Stück Endstufen A 3000HV, Netzteil PS 3000HV.

Neben dieser nicht gerade billigen Anlage kamen auch Geräte der Mittelklasse von Marantz zum Einsatz. Natürlich waren hier recht deutliche Unterschiede zwischen Nonplusultra-High-End und Mittelklasse zu hören. Gerechterweise muss aber auch gesagt werden, dass alle hier angehörten Boxen auch an Geräten der guten Mittelklasse eine sehr hohe Klangqualität bieten konnten und damit ganz gewiss nicht als schwierig anzutreiben eingestuft werden müssen.

Alle drei Boxen gehören weder zu den Leistungsfressern, noch sind sie Impedanz-Sünder, die nur an ultrastabilen Verstärkern optimal klingen. Wenn man sich aber schon eine der Coax-Boxen der 2. Generation leistet, sollte man bei der Elektronik ganz gewiss nicht sparen.

TIM: Musikalische Saubermänner

Die Tension-Improve-Module (TIM) setzen die Gehäusewände unter eine definierte Spannung, was Vibrationen eliminiert.Die Tension-Improve-Module (TIM) setzen die Gehäusewände unter eine definierte Spannung, was Vibrationen eliminiert.

In einem ersten Hörtest, zu einem Zeitpunkt, als die endgültige Serienfertigung noch nicht abgeschlossen ist, kommt es zu einem hochinteressanten Hörvergleich. Und zwar stellt man mir im Abhörraum von Piega in Horgen je ein Paar Coax 711 mit und ein Paar Coax 711 ohne TIM (Tension-Improve-Modul) zum Hören bereit. Der klangliche Unterschied ist frappant. In den hohen Tonlagen machen sich noch keine grossen Unterschiede bemerkbar. Die neuen Coax-Treiber vereinen Klangschönheit mit Präzision. Eigenschaften, die man später bei allen Mitgliedern der neuen Coax-Familie vereint antreffen sollte.

Doch in den mittleren und unteren Tonlagen klingen die ohne TIM ausgerüsteten Boxen klar etwas fülliger, molliger  eigentlich nicht unangenehm und schon gar nicht metallisch. Wenn es aber um ganz kritische Klänge geht  und das sind zum Beispiel die legendären Songs von Rebecca Pidgeon, insbesondere das Stück "Fhear A Batha" –, kann man unschwer heraushören, dass da gewisse Töne nicht nur betont, sondern klar resonierend zu Gehör gebracht werden. Mit Handauflegen auf die Gehäuse können denn auch deutliche Vibrationen bei den resonierenden Tönen erfühlt werden.

Ganz anders dann die Wiedergabe über die mit den TIM ausgerüsteten Systeme: Nun erstrahlt jeder Ton der Sängerin mit ein und demselben Klangtimbre. Auch stechen nun keine einzelnen Töne so ganz unmusikalisch aus den Gesangslinien heraus und es klingt so, wie es die Musikerin ursprünglich auch wollte.

Die tieferen Lagen eines Konzertflügels kommen bei den Boxen ohne TIM füllig, zwar kraftstrotzend, aber doch deutlich hörbar verschwommen. Über die mit TIM-Elementen ausgerüsteten Systeme scheint ein ganz anderer Konzertflügel zu spielen! Nun werden gerade bei virtuosen, tieferen Passagen Details hörbar, die ohne TIM glatt im Getöse untergingen. Dieselben Erkenntnisse dann auch bei diversen anderen Musik-Stilrichtungen: Die Klarheit, die Sauberkeit und die Schnelligkeit der Attacken bei perkussiven Instrumenten werden durch die Abwesenheit von Gehäusevibrationen deutlich gesteigert. Die TIM-Module sind wahre Saubermänner, die den Klang gründlich von unerwünschtem klanglichen Schmutz rein halten.

Das Berühren der Figüren...

Neben der Wirkungsweise der TIM-Module interessierte auch das Klangverhalten der neuen Frontabdeckungen. Während die Abdeckungen der 1. Generation die Feinzeichnung und Schnelligkeit der Coax-Bändchen hörbar reduzierten, sind die klanglichen Verluste, die durch die neuen Abdeckungen verursacht werden, wenngleich noch ansatzweise vorhanden, so doch weitaus geringer. Auch hier sei wieder einmal erwähnt: Finger weg von den ultraleichten und hochempfindlichen Membranen der Bändchen-Hochtöner!

Coax 311: Star in kleineren Räumen

Für kleinere Räume geeignet: Piega Coax 311. Ein kompakter High-End-Lautsprecher der Superlative.Für kleinere Räume geeignet: Piega Coax 311. Ein kompakter High-End-Lautsprecher der Superlative.

Nun sind die Serienboxen fertiggestellt und als erste Kandidatin darf die kleine Coax 311, bestückt mit dem C111-Koaxialbändchen-System, zeigen, was sie kann. Was zunächst verblüfft, ist das Klangvolumen, das aus diesen kleinen Box kommt. Hinzu kommt eine Räumlichkeit, die man bei vielen grossen Boxen vergeblich sucht. Während Freunde tiefer Bässe bei der Vorgängerbox, der Coax 10.2, geneigt waren, sie im Bass mit einem Subwoofer zu unterstützen, kann dieser bei der Coax 311 für gemässigte Ansprüche entfallen. Natürlich haben diese kompakten Boxen ihre Grenzen nicht nur in Sachen Tiefgang, sondern auch bezüglich Pegel. So sind sie eher für kleinere Abhörraume gedacht, wo sie ins Regal oder mit Vorteil auf einen Ständer gestellt werden.

Und gerade auf einem Ständer platziert, erscheint der Klang von den Boxen gelöst und vermittelt eine überraschend grosse Klangbühne. Der neue Coax-Treiber bietet eine unerhörte Feinzeichnung und klingt dabei weder akademisch, noch überanalytisch, sondern einfach angenehm, natürlich und sympathisch.

Die Coax 311 sind also weder Schmeichlerboxen noch gnadenlos analytische Studiomonitore. Doch gerade als Letztgenannte lassen sich diese Boxen im Nahfeld sehr gut einsetzen, denn sie klingen absolut ausgewogen, homogen und zeigen auch feinste Details, ohne allerdings dabei zu nerven. Das nach hinten gerichtete Bassreflexrohr lässt bei normalen Pegeln kaum jemals störende Blasgeräusche zu Gehör kommen. Zudem fügt sich das dynamische Tiefton-Chassis klanglich nahtlos an das ultraschnelle und hochauflösende Coax-Bändchen.

Durch die gekonnte Kombination von ultraschnellen UHQD-Bässen mit dem Coax-Bändchen der 2. Generation erscheint der Klang wie aus einem Guss.
Wie avguide.ch schon früher erwähnt hat, war das Kombinieren von sehr unterschiedlichen Wandler-Systemen in der Vergangenheit ein echtes Problem. Man denke dabei an die legendären JansZen-Hochton-Elektrostaten, die man damals an träge, wummernde Bässe schaltete. So veränderten zum Beispiel Violinen oder  Bratschen ihren Klangcharakter je nach Tonlage. Spielten sie in tieferen Lagen, klangen sie vollkommen anders, als wenn sie hauptsächlich von den Elektrostaten reproduziert wurden.

Das Gehäuse der Cox 311 ist, was man nicht nur hören, sondern durch Handauflegen auch fühlen kann, absolut frei von unerwünschten Vibrationen! So spielen diese kleinen High-End-Lautsprecher nicht nur bei anspruchsvoller Klassik, sondern auch bei jazzig-poppig-rockigen Sounds bis zu einer gewissen Pegel-Limite absolut grossartig auf.

Wer für die Beschallung von kleineren Räumen absolut erstklassig klingende Lautsprecher sucht, die aufgrund ihrer eleganten Erscheinung auch die Herzen der holden Weiblichkeit betören können, ist mit den Coax 311 bestens bedient.

Gut eingespielt ist ganz gewonnen

Können auch mittelgrosse Abhörräume beschallen: Die Piega Coax 511 vereinen, wie alle Mitglieder der Coax-Familie der 2. Generation, Klangschönheit und Präzision.Können auch mittelgrosse Abhörräume beschallen: Die Piega Coax 511 vereinen, wie alle Mitglieder der Coax-Familie der 2. Generation, Klangschönheit und Präzision.

Die Coax 511 haben in einem ersten Hörtest einen schweren Stand. Ihr Klangbild erscheint unausgewogen, die unteren Lagen kommen klar gebremst. Gerade der   Tiefstbass ist höchstens andeutungsweise vorhanden. Die Ursache für dieses klangliche Debakel ist jedoch rasch gefunden. Während man der Coax 311 eine Einspielzeit von etlichen Stunden gegönnt hat, ist die C 511 gerade eben aus der Verpackung geschält worden. Und dies zeigt wieder einmal, dass Lautsprecher mechanische Gebilde sind, die man über eine genügend lange Zeit einlaufen lassen muss! So wird beschlossen, die C 511 erst mal zwei volle Tage (!) einzuspielen, bevor sie wieder zur Prüfung antreten darf. Weitere Infos zum Thema "Einspielen" gibt es im Interview mit Kurt Scheuch.

Coax 511: Potent und feinzeichnend

Und nach diesem Einlauf-Training sind die Coax 511, welche mit den gleichen Koaxialbändchen-Systemen wie die kleinen Coax 311 bestückt sind, nicht wieder zu erkennen. Sie spielen nun locker bis in den tiefsten Frequenzkeller. Aufgrund des nun quicklebendigen Bassbereichs verändert sich der gesamte Klangcharakter der Boxen. Nun spielen sie extrem breitbandig und wie die kleinen Coax 311 absolut ausgewogen und vollkommen frei von Resonanzen zum Konzert auf.

Das Koaxial-Bändchen der 2. Generation bringt auch in dieser Box zarte, fantastisch schöne und damit natürlich klingende Streicherklänge. Bei der Wiedergabe eines grossen Konzertflügels kann sie aber auch ganz andere Klänge anschlagen. Und mit welcher Wucht und Brillanz die Coax 511 etwa einen grossen Bösendorfer Flügel in den Abhörraum stellen, kann echt begeistern.

Big-Band-Fans erfreuen sich weiter im Hörtest an herrlich röhrenden Saxophonklängen, edel-brillant schmetternden Trompeten und einem sonor aufspielenden Posaunensatz. Und wie hier der Kontrabass sein Fundament unter die Band legt, fährt ganz tüchtig ins Zwerchfell. Die Coax 511 sind in allen Frequenzlagen sehr potent und erst noch feinzeichnend aufspielende Lautsprecher, die auch mittelgrosse Räume bei entsprechend leistungsfähiger Antriebselektronik mit Bravour beschallen können.

Coax 711: Zartbesaiteter Kraftbolzen

Vereint Klangschönheit mit Präzision und Dynamik: Piega Coax 711.Vereint Klangschönheit mit Präzision und Dynamik: Piega Coax 711.

Nach dem Anhören der 511 hätte man sich fragen können, ob es überhaupt noch besser klingen könnte. Und die Coax 711 lieferten dafür bereits nach kurzem Anhören den Beweis, dass dies möglich ist! Zwar können die Coax 711 die deutlich schlankeren C 511, trotz ihren grösseren C211-Koaxialbändchen-Systemen in Sachen Homogenität, Klangschönheit, Feinzeichnung und Räumlichkeit kaum deutlich schlagen. Aber wenn es um Dynamikspitzen in grösseren Abhörräumen und brachiale Pegel im Tiefstbass geht, spielen die Coax 711 ihre Überlegenheit voll aus. So werden erst mal knallige Pop- und Rock-Aufnahmen mit nicht gerade zimperlichen Schallpegeln angehört. Bevor die Coax 711 jedoch Ermüdungserscheinungen zeigen, machen sich in den Gehörgängen der Zuhörer gewisse Abwehrmassnahmen bereit. So wird nach relativ kurzer, aber heftiger Schallpegelorgie zu feinen, klassischen Klängen gewechselt. Und wie die Coax 711 ein Streichquartett in den Abhörraum zaubern, erstaunt ebenso wie die Wiedergabe eines Cembalos mit seinem ganzen, unerhörten Reichtum an Obertönen.

Da es bekanntlich schwieriger ist, grösseren Boxen unerwünschte Vibrationen auszutreiben als kleineren, darf man nun gespannt auf das Verhalten des Gehäuses sein. Und tatsächlich spürt man hier beim Handauflegen noch ansatzweise minime Vibrationen bei gewissen Frequenzen. Doch sind diese auch bei kritischem Klangmaterial nur noch gehörmässig zu erahnen. Auch bei diesen grossen Boxen bringt Piegas neue Gehäusetechnologie erstaunliche Verbesserungen, wie ja auch die zu Beginn dieses Berichts beschriebenen Hörerfahrungen mit und ohne TIM-Module es beweisen.

Die Piega Coax 711 ist puncto Potenz, Klangschönheit und Präzision in ihrer Grössenordnung momentan wohl kaum mehr zu überbieten. Das kostet natürlich eine schöne Stange Geld  und die ist sie auch ohne jeden Zweifel wert.

Fazit

Bei der neuen Coax-Serie der 2. Generation hat Piega die Klangqualität dank völlig neuen Konstruktionen nochmals deutlich hörbar verbessern können. Das koaxiale Mittel-Hochtonbändchen spielt nun eine klangliche Liga höher und die neuen, praktisch vibrationsfreien Gehäuse verweisen Behauptungen wie "Holzgehäuse klingen warm, solche aus Aluminium jedoch kalt" in die Welt der Ammenmärchen.

Wer für die Beschallung von kleineren Räumen absolut erstklassig klingende Lautsprecher sucht, die aufgrund ihrer eleganten Erscheinung auch die Herzen der holden Weiblichkeit betören können, ist mit der Coax 311 bestens bedient.

Die mittelgrossen Coax 511 sind in der Lage, mittelgrosse Räume mit satten Pegeln zu beschallen. Sie verfügen über dieselben hervorragenden klanglichen Eigenschaften wie ihre kleinen Schwestern und bieten zudem einen bis in die tiefsten Lagen spielenden Bassbereich.

Will man sich auch in grösseren Wohnräumen alle nur erdenklichen Klangwünsche vom zarten Streichquartett bis zur gigantischen Rock-Orgie erfüllen, kann man getrost zu den Coax 711 greifen. Bei ihnen sind, wie bei allen anderen Boxen dieser Serie, Klangschönheit mit Präzision vereint und als Zugabe bietet sie eine absolut umwerfende Dynamik.

Besitzer von Boxen mit Coax-Bändchen der 1. Generation brauchen ihre Systeme jedoch noch lange nicht auf den Müll zu werfen, denn diese klingen auch nach unseren neusten Hörerfahrungen immer noch ausgezeichnet.

Doch das Bessere ist halt auch der Feind des Ausgezeichneten.

STECKBRIEF
Modell:
Coax 311
Profil:
Wer für die Beschallung von kleineren Räumen absolut erstklassig klingende Lautsprecher sucht, die aufgrund ihrer eleganten Erscheinung auch die Herzen der holden Weiblichkeit betören können, ist mit der Coax 311 bestens bedient.
Pro:
elegante Erscheinung
kompakt
hervorragender Klang
exzellente Fertigung
Contra:
-
Preis:
6,000.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2016
Vertrieb:
Masse:
410 x 220 x 250 mm
Gewicht:
15 kg
Farbe:
Alu, weiss, schwarz
Bass:
16 cm
Bauprinzip:
2-Weg, Bassreflex
Hochton:
Coax-Bändchen
Impedanz:
4 Ohm
Maximale Leistung:
200 Watt
Mittelton:
Coax-Bändchen
Wirkungsgrad:
90 dB
Modell:
Coax 511
Profil:
Die Cox 511 sind in der Lage, mittelgrosse Räume mit satten Pegeln zu beschallen. Sie verfügen über dieselben hervorragenden klanglichen Eigenschaften wie ihre kleinen Schwestern und bieten zudem einen bis in die tiefsten Lagen spielenden Bassbereich.
Pro:
exzellenter Klang
elegante, schlanke Säulenbox
exzellente Fertigung
Contra:
-
Preis:
10,000.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2016
Vertrieb:
Masse:
1150 x 220 x 250 mm
Gewicht:
32 kg
Farbe:
Alu, weiss, schwarz
Bass:
2 x 16 cm aktiv 2 x 16 cm passiv
Bauprinzip:
3-Weg, Coax-Bändchen
Empfohlene Leistung:
20 - 250 Watt
Hochton:
Coax-Bändchen
Impedanz:
4 Ohm
Maximale Leistung:
250 Watt
Mittelton:
Coax-Bändchen
Wirkungsgrad:
90 dB
Modell:
Coax 711
Profil:
High-End-Lautsprecher der Spitzenklasse, die Klangschönheit, Prazision und eine hohe Dynamik vereinen.
Pro:
exzellenter Klang
kann grosse Räume beschallen
exzellente Fertigung
Contra:
nicht gerade billig
Preis:
18,000.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2016
Vertrieb:
Masse:
1180 x 280 x 330 mm
Gewicht:
47 kg
Farbe:
Alu, weiss, schwarz
Bass:
2 x 22 cm aktiv, 2 x 22 cm passiv
Bauprinzip:
3-Wege
Empfohlene Leistung:
20 - 150 Watt
Hochton:
Coax-Bändchen
Impedanz:
4 Ohm
Maximale Leistung:
250 Watt
Mittelton:
Coax-Bändchen
Wirkungsgrad:
92 dB

Onlinelink:
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