Superbild dank META-Panel
Test OLED-Fernseher Philips 55OLED908
OLED908.Die technologische Entwicklung bei OLED-Displays ist beachtlich. Jedes Jahr sind Fortschritte bei der Bildqualität konstatierbar. Bei der neusten Generation von OLED-TVs ist der Zuwachs geradezu erstaunlich, wie der hier getestete OLED908 von Philips (TP Vision) beweist. Das Zauberwort heisst «META» OLED-Panel: Hierbei handelt es sich um eine Weiterentwicklung der WOLED-Technologie von LG, bei der zusätzlich zu den RGB-Subpixeln ein viertes, weisses Subpixel für eine bessere Weisswiedergabe sorgte. Ein Vorteil von WOLED war eine verringerte Gefahr von Einbrenn-Effekten (speziell bei langanhaltenden Standbildern). Ein Nachteil jedoch ist die vergleichsweise geringe Spitzenhelligkeit.
Die neue META-Technologie kombiniert nun WOLED mit Mikrolinsen-Arrays (sogenannten MLA), welche die Lichtstärke immens steigern und gleichzeitig den seitlichen Betrachtungswinkel (in dem man ohne Farbabschattungen das Bild geniessen kann) deutlich erweitern, und zwar auf bis zu 160 Grad. Die MLA genieren ein Muster mit 5117 winzigen Linsen pro Pixel – insgesamt sind es beeindruckende 42,4 Milliarden. Entscheidend für den Gewinn an Bildqualität ist dabei weniger die gesteigerte Spitzenleuchtdichte von bis zu 2100 Nit als vielmehr ein besonderer Algorithmus, der die Leuchtkraft in jeder Bildszene für jeden Bildbereich optimal berechnet und so für maximalen Kontrast und bestmögliche Farbbrillanz sorgt.
Diese Grafik veranschaulicht die Arbeitsweise der Mikrolinsen. In Tat und Wahrheit kommen unglaubliche 42 Milliarden davon zum Einsatz.Philips (TP Vision) kann dabei auf den hauseigenen Bildprozessor P5 in der siebten Generation zurückgreifen, der sich insbesondere durch seine AI-Funktionalität auszeichnet. Der «intelligente» Rechenchip analysiert das Bild fortlaufend und optimiert es stetig anhand von ausgefeilten Parametern. Ein willkommener Zusatzeffekt der META-Technologie ist die (dank Mikrolinsen) gesteigerte Lichtausbeute. So soll das hier getestete 55-Zoll-Modell 55OLED908 bei HDR-Videoquellen nicht mehr als 99 Watt (bei SDR 84 Watt) verbrauchen. Nach den strengen neuen EU-Richtlinien reicht das für eine Energieeffizienz der Klasse G.
Design und Ausstattung
Der 55OLED908 orientiert sich punkto Design an der bewährten minimalistischen Formensprache der Philips OLED-TV mit abgesetzter Soundleiste. Auch das neue META OLED-Display erlaubt ein attraktives, quasi rahmenloses Design mit sehr geringer Bautiefe von nur wenigen Millimetern.
Der zentrale Metallic-Standfuss erlaubt die Anwinklung des Displays zur Seite.Die Soundleiste verfügt nach wie vor über eine schön verarbeitete Stoffabdeckung mit Akustiktuch von Kvadrat. Wie das letztjährige Modell besitzt der 55OLED908 einen zentralen Metallic-Standfuss. Damit ist er über einen recht weiten Bereich drehbar, und das Display kann direkt zum Betrachter hin ausgerichtet werden. Nicht, dass dies wirklich nötig wäre, denn es verfügt tatsächlich über einen phänomenal weiten Blickwinkel ohne Beeinträchtigungen bei der Bildschärfe oder Farbtreue.
Als willkommenes Extra verfügt der TV über dreiseitiges Ambilight. Diese Philips-exklusive Indirektbeleuchtung wurde nochmals verbessert: Der Lichteffekt rund um den Fernseher soll noch detailreicher und besser mit den Farben auf dem Bildschirm abgestimmt sein als bisher. Hingegen werden Nutzer von Philips Hue-Beleuchtung feststellen, dass sich das Ambilight des 55OLED908 nicht mehr damit synchronisieren lässt.
Der Philips OLED908 arbeitet mit Google TV. Dieses ist kein eigentliches Betriebssystem, sondern eine Weiterentwicklung von Android TV mit einer veränderten, funktional erweiterten Benutzeroberfläche. Wer Android TV bereits kennt, wird auch den 55OLED908 mit Google TV umgehend im Griff haben. Dabei hilft auch der Google Assistant. Wie Alexa wird er über die Fernbedienung mit integriertem Mikrofon angesprochen und verfügt auch über einen ähnlichen Funktionsumfang. Nach und nach sollen in Google TV die gleiche Menge an Apps wie in Android TV integriert werden. Unser Testgerät liess nach dem jüngsten Software-Update diesbezüglich jedenfalls schon nichts zu wünschen übrig. So ist es auch möglich, über den OLED908 Internetradio zu hören. Dies beispielsweise via TuneIn-App. Die Senderauswahl erfolgt dabei recht komfortabel via Fernbedienung und Display.
Der 55OLED908 ist Play-fi-kompatibel. Damit ist einfaches Audio-Streamen über den Fernseher möglich. Ebenfalls können damit beispielsweise externe Surroundlautsprecher angeschlossen werden.Der OLED908 ist zudem DTS-Play-fi kompatibel. Diese Applikation beinhaltet auch den Zugang zu den einschlägigen Musikprovidern sowie zwei Internetradio-Diensten. Via Play-fi-App ist dann auch die Steuerung des Fernsehers (bezüglich Musikhörens) per Handy oder Tablet möglich. Wer über längere Zeit den TV nur für die Musikwiedergabe einsetzen möchte, kann den Bildschirm in den Einstellungen via Fernbedienung ausschalten (und per beliebigen Tastendruck wieder einschalten). Allerdings ist diese Funktion im Stromspar-Untermenü etwas versteckt.
Die Vollmetallfernbedienung des OLED908 ist sehr kompakt und dennoch übersichtlich gehalten. Man hat sie dank daumengerechter Tastenanordnung sehr schnell im Griff. Ein Bewegungssensor illuminiert die wichtigsten Tasten, sobald man die Fernsteuerung in die Hand nimmt. Angeboten werden Direktwahltasten für Netflix, Youtube und Prime Video. Alternativ offeriert Philips die eher rudimentär gehaltene App «TV Remote» (für Android oder iOS).
Punkto Anschlussperipherie darf man beim OLED908 vier HDMI-Eingänge verzeichnen, zwei davon nach der 2.1-Norm (4K/120 Hz). HDMI 2 ist ARC/eARC-kompatibel und dient damit zum Anschluss eines externen Soundsystems. Gamer dürfen erfreut 120 Hz Bildfrequenz, eine sehr geringe Latenz, G-Sync, VRR und FreeSync konstatieren.
Die Fernbedienung ist sehr kompakt und dennoch ergonomisch gehalten. Die wichtigen Tasten sind beleuchtet.Guter Sound, tolle Bilderpracht
Nach wie vor zählt TP Vision bei der Entwicklung der Soundabteilung auf Know-how des Audio-Spezialisten Bowers & Wilkins. Wie schon beim letztjährigen Topmodell OLED907 (Test nachzulesen hier) sind auch beim OLED908 in einer unterhalb des Displays nahtlos angesetzten Soundleiste diverse Lautsprecherchassis integriert, die direkt nach vorne tönen. Die «Soundbar» ist leicht nach oben hin angewinkelt, wovon die räumliche Abbildung profitiert. Zum Einsatz kommen sechs Treiber in einer 3.1-Konfiguration (links/rechts/Center), die je mit eigenen Verstärkern (à 8,5 Watt) angetrieben werden. Auf der Rückseite ist ein Tieftöner mit zusätzlichen Passivmembranen integriert. Dieser wird von einem 30-Watt-Verstärker mit Leistung versorgt. Insgesamt sorgen also 80 Watt für eine vergleichsweise üppige TV-Soundleistung.
Die separate Soundleiste ist nahtlos unterhalb des Displays angeordnet. Darin sind sechs Lautsprechertreiber angeordnet, die leicht nach oben hin abstrahlen.Zugunsten der Klarheit und Verständlichkeit von Dialogen verfügt der OLED908 also über einen dedizierten Centerkanal. Dessen Lautstärke kann man in den erweiterten Toneinstellungen gesondert anpassen und so beispielsweise die Dialoglautstärke bei Spielfilm-Soundtracks anheben. Auch beim Aufbereiten des Fernsehtons kommt auf Wunsch fortlaufend künstliche Intelligenz zum Einsatz.
Alternativ kann man unter den Voreinstellungen «Original», «Unterhaltung», «Musik», «Raumklang» oder «Dialog» auswählen. Allzu gross unterscheiden sich diese – abgesehen von minimen tonalen Differenzen – allerdings nicht. Insbesondere darf man nicht allzu viel Raumklang erwarten, und auch die Stereo-Bandbreite ist prinzipbedingt eher gering. Dafür überzeugt der weite Abstrahlwinkel: Auch wenn man weit seitlich zum TV sitzt, lassen die hervorragende Sprachverständlichkeit und Prägnanz kaum nach.
Insgesamt am besten tönt der 55OLED908, wenn man den «persönlichen» Soundmodus auswählt und darin sowohl «Clear Dialogue» als auch virtuelles Dolby Atmos aktiviert. Zudem empfiehlt es sich, in dem hier angebotenen «KI Equalizer» bei 100 Hz (je nach Wandabstand des TV) 1 bis 2 dB und auch bei 10 kHz 1 dB anzuheben. Mit diesen Massnahmen klingt es vitaler und transparenter als zuvor, und die zunächst etwas tief angeordnete Klangbühne erscheint weiträumiger und losgelöster. Dergestalt werden nicht nur Spielfilme in Dolby geschmackvoll in Szene gesetzt; auch TV-Sendungen jeglicher Art inklusive Sportübertragungen gewinnen an Klangambiente. Dennoch gilt auch für den 55OLED908, dass er nur schon aus rein physikalischen Gründen nicht das Klangvolumen einer separaten Soundbar anbieten kann. Für eine integrierte Lösung ist die Audio-Leistung jedoch beachtlich.
In der Rückseite ist ein Subwoofer-Treiber mit zwei zusätzlichen Passivmembranen integriert, der dem 55OLED908 ein ordentliches Soundvolumen verleiht. Das dreiseitige Ambilight sorgt für schönes Farbambiente.Fantastische Bildqualität, nicht nur bei Netflix und Co.
Klar war man schon in der Vergangenheit verwöhnt, was die Bildqualität von OLED-Fernsehern – speziell bei der Wiedergabe von HDR-Video – betrifft. Was der Philips 55OLED908 jedoch bei einschlägigen, in Dolby Vision produzierten Netflix-Streifen zum Besten gibt, übertrifft selbst hohe Erwartungen. Ganz offensichtlich inszeniert das OLED Meta-Panel zusammen mit der hauseigenen Bildengine P5 die kontrastreichen Bilder auf eine Art und Weise, die rundum beeindruckt. Dies verdankt es nicht nur dem von Haus aus perfekten Schwarzwert, sondern den differenzierten Kontrastabstufungen, die in dunklen Bildszenen abgestufte Einsicht gewähren.
Die höhere Leuchtdichte der Metapanels zeigt sich in deutlich gesteigerter Brillanz, die jedoch nie durch stellenweise übertriebene Helligkeit dem Auge unangenehm auffallen würde, sondern bestens im Gesamteindruck integriert ist. Absolut hervorragend sind auch die Detailtreue und Bewegungsschärfe. Die Farbwiedergabe scheint schon in den Grundeinstellungen äusserst authentisch. Wer das Optimum möchte, kann den 55OLED908 nach Calman-Vorgaben kalibrieren lassen. Dafür gibt es einen speziellen Wiedergabemodus.
Bei Dolby-Vision-Produktion wie hier «Virgin River» auf Netflix beeindruckt der 55OLED908 mit tollem Kontrastumfang, authentischen Farben und hoher Brillanz.In den Bildeinstellungen hat man bei Dolby Vision die Wahl zwischen «HDR Persönlich», «HDR Kristallklar», «Dolby Vision Hell» sowie den Modi «Filmmaker» und «Game». «Dolby Vision Hell» bewährt sich vor allem, wenn man tagsüber Filme schaut, währendem man im persönlichen Modus die bevorzugten Einstellungen für das abendliche Filmvergnügen abspeichern kann. Der wählbaren Parameter sind sehr viele; die Voreinstellungen ab Werk sind jedoch so gut, dass man kaum eingreifen muss. Hingegen lohnt es sich, die automatische Optimierung von dunklen Details, der Lichtintensität und der Farbtemperatur an die jeweiligen Raumverhältnisse zu aktivieren. So spart man auch Strom, weil der Fernseher abends Kontrast und Helligkeit automatisch anpasst.
Das Meta Panel und die fortschrittliche Bildverarbeitung des 55OLED908 bewähren sich jedoch nicht nur bei HDR-Video; auch beim ganz normalen Fernsehen hat man den Eindruck, dass der TV enorme Farbbrillanz und Kontrast aus dem Standard-HDTV-Signal zaubert. So gefallen Sport-Liveübertragungen wie Skirennen oder Spenglercup mit lebendigem, superklarem Bild. Auch hier zeigt sich, dass die P5 Engine keinerlei Probleme mit Bewegungsschärfe hat. Die gesteigerte Leuchtdichte ist besonders bei Sportveranstaltungen, die tagsüber stattfinden, sehr willkommen. Dazu passen der erweiterte Blickwinkel und die sehr geringe Spiegelanfälligkeit. Wer einen Philips 55OLED908 kauft, ist für die Olympischen Spiele und die Fussball-EM in diesem Sommer jedenfalls bestens gerüstet.
Fazit
Bei HDR Video (wie es über Netflix und Disney+ reichlich angeboten wird) realisiert der 55OLED908 von Philips mühelos Referenzqualität. Aber auch beim «ganz normalen» Fernsehen punktet das neue OLED Meta-Panel im Zusammenspiel mit der ausgereiften P5 Engine von Philips mit enormer Farbbrillanz und gesteigertem Kontrast im Vergleich zu (ebenfalls sehr guten) OLED-TVs früherer Generationen.
Das dreiseitige Ambilight leistet einen weiteren Beitrag zur visuellen Pracht dieses Fernsehers. Auch punkto Sound lässt der 55OLED908 kaum etwas zu wünschen übrig und kreiert dank Unterstützung von Bowers & Wilkins einen geschmackvollen und überdurchschnittlich klaren TV-Ton. Dass man für einen solchen TV der Topklasse heutzutage weniger als CHF 2500 hinblättern muss, darf den qualitätsbewussten Käufer freuen.
Im Heimkino-Einsatz fühlt sich der Philips 55OLED908 besonders wohl. Das dreiseitige Ambilight in der neuesten Version kreiert ein geschmackvolles Lichtambiente.Kraftvoller Sound von Bowers & Wilkins.
Einwandfreie Verarbeitung.
OLED Meta Panel sorgt für breiten Blickwinkel und geringe Spiegelanfälligkeit.
Problemlose Bedienung.
Optimiertes Ambilight.
Fairer Preis.
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/test-oled-fernseher-philips-55oled908-superbild-dank-meta-panel