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Publikationsdatum
25. März 2002
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Der defizitäre Pay TV-Sender der KirchGruppe, Premiere World, will ab 2004 positive Ergebnisse auf EBITDA-Basis erwirtschaften. Das dafür notwendige Sanierungskonzept des neuen Premiere-Chefs Georg Kofler sei vom Aufsichtsrat einstimmig gebilligt worden, teilte der Sender mit. Kofler kündigte eine "radikale Kostensenkung in allen Bereichen des Unternehmens" an. Für die "Rettung von Premiere" sei auch ein Abbau von Arbeitsplätzen unumgänglich: "Mindestens 25 bis 30 Prozent der derzeit rund 2.500 Beschäftigten von Premiere werden das Unternehmen in diesem Jahr verlassen", so Kofler. Im Jahr 2001 habe Premiere einen Verlust vor Steuern und Zinsen von 989 Mio. Euro eingefahren, nach einem Minus von 743,5 Mio. Euro im Vorjahr.

Neue Impulse im Massenmarkt erwartet sich Premiere von dem Einstiegsangebot "Premiere Start", das ab 1. Mai für fünf Euro im Monat erhältlich ist. Das Paket soll einen "attraktiven Querschnitt" des Premiere-Gesamtspektrums, von Spielfilmen über Serien bis zur Bundesliga-Konferenzschaltung, bieten. "Premiere Start" ermöglicht den Abonnenten darüber hinaus den Zugang zu "Premiere Direkt", über das Filme, Erotik-Shows und Sportereignisse, auch einzeln im Pay-per-View-Verfahren abgerufen werden können. Insgesamt wolle man "das Angebot von Premiere straffen und deutlicher vom herkömmlichen Fernsehen unterscheiden", so Kofler. Wesentlich dabei sei der "Auswahlkomfort der Abonnenten". So sollen auch sieben Fernseh-"Kinos", von "Premiere 1" mit den neuesten Hollywood-Filmen bis "Premiere 7", einem "Programmkino", eingerichtet werden.

Deutlich gespart werde in den Bereichen Produktion und Marketing, heißt es seitens Premiere: "Teure Kampagnen zum Image- und Bekanntheitsaufbau werden wir uns nicht mehr leisten." Dies sei angesichts eines Bekanntheitsgrades von rund 95 Prozent aber auch nicht nötig. Man werde sich im Bereich Marketing und Vertrieb "fast ausschließlich auf die direkte Kundengewinnung" konzentrieren. Beim Stellenabbau sollen vorrangig auslaufende befristete Verträge genutzt werden. Befristete Verträge haben laut Unternehmensangaben derzeit "knapp 800 Mitarbeiter".

In der Vergangenheit habe Premiere "über seine Verhältnisse gelebt" und auch die Programmlieferanten hätten aus dem deutschen Abo-TV-Markt "viel mehr herausgeholt als zu erwirtschaften war", so Kofler. "Wir müssen nun das Geschäftsmodell von Premiere der Wirklichkeit anpassen, sowohl bei den Einnahmen als auch bei den Ausgaben." Im Jahr 2003, dem ersten vollen Geschäftsjahr nach der Neustrukturierung, will Premiere seine Kosten im Vergleich zu 2001 um rund 500 Mio. Euro reduzieren. Laut dem neuen Premiere-Geschäftsplan ist ein positives EBITDA ab 2004 schon mit durchschnittlich 3,1 Mio. Abonnenten pro Jahr erreichbar, früher war man von mehr als 4,5 Mio. Abonnenten ausgegangen.