Play it again, Sam
Erfahrungsbericht Fernseher Philips 55PUS9435

Natürlich, fast alle Fernseher sind heutzutage vernetzt. Das ist keine Besonderheit mehr. Als «smarter» Android-TV bietet der 55PUS9435 jedoch ungeahnte Erweiterungsmöglichkeiten. So hat TP Vision, der Hersteller von Philips-Fernsehern, Play-Fi in die neue TV-Generation integriert. Hierbei handelt es sich um ein Streaming-System, das die App-basierte Wiedergabe von Musik über das Heimnetzwerk in vielerlei Hinsicht ermöglicht.
Der Philips 55PUS9435 offeriert nebst sehr guter Bild- und Tonqualität auch noch eine Fülle sinnvoller Zusatzfunktionen. So hat er Ambilight eingebaut, eine TV-Hintergrundbeleuchtung, die auch in das smarte, per App steuerbare LED-Lichtsystem Philips Hue integriert werden kann. Im Unterschied zum vierseitigen Ambilight beim OLED-Spitzenmodell 55OLED935 kommt bei diesem LCD-TV dreiseitiges Ambilight zum Einsatz. Das Fehlen der unteren LED-Reihe hinter dem Bildschirm bemerkt man aber eigentlich nur bei einer Montage des Fernsehers an der Wand. Auch so erweitert Ambilight das Seherlebnis vor allem nachts ungemein. Man kann es ansonsten auch als Ambiente-Raumbeleuchtung in verschiedenen Farbtönen bei ausgeschaltetem TV nutzen.
Dolby Atmos inklusive
TP Vision, der Hersteller von Philips-Fernsehern, pflegt seit einigen Jahren die Zusammenarbeit mit dem britischen Audio-Spezialisten Bowers & Wilkins. So stammt auch das Soundsystem des 55PUS9435 aus der Hand der B&W-Ingenieure. Es ist das gleiche System, das bereits im letztjährigen Topmodell OLED+934 zum Einsatz kam. So verfügt nun auch der 55PUS9435 über eine akustisch getrennte Tonabteilung im Stile einer Soundbar. Das separate Lautsprechergehäuse dient gleichzeitig als Tischfuss und verfügt über einen stabilen, angewinkelten Metallarm, auf dem das immerhin fast 17 kg schwere Display ruht. Alternativ kann man den Fernseher auch an der Wand montieren.

Die Tonabteilung verfügt über insgesamt sieben hochwertige Lautsprechersysteme. Sie sitzen in ihren eigenen, akustisch optimierten und stabilen Abteilen. Die Idee dahinter: Wird der Schallwandler in das TV-Chassis integriert, regen sie das gesamte Gehäuse zu Schwingungen an, was nicht nur akustische Nachteile im Sinn klangverschlechternder Resonanzen zur Folge haben kann, sondern auf lange Sicht durchaus auch Materialermüdungen verursachen kann. Zumal dann, wenn man mit dem Fernseher raumfüllenden HiFi- oder Heimkino-Sound realisieren möchte.
Dies beherrscht der 55PUS9435 durchaus: Die ansprechend designte und mit edlem Stoff von Kvadrat bespannte Soundbar ist extrem stabil. Sie besteht aus dickwandigem, glasfiberverstärktem ABS und verhindert mit verwindungssteifen, inneren Rippen unerwünschte Vibrationen. Im Innern finden sich vier 30-mm-Mitteltöner, zwei entkoppelte 19-mm-Titanium-Hochtöner (eine B&W-Spezialität) sowie ein zentral angeordneter 80-mm-Subwoofer in einer ausgeklügelten Bassreflex-Konstruktion.
Zusätzlich realisieren zwei nach oben abstrahlende 50-mm-Dolby-Atmos-Lautsprecher die besondere räumliche Höhendimension, durch die sich beispielsweise auf Netflix immer mehr Spielfilme und Serien (im englischen Originalton) auszeichnen. Der 55PUS9435 ist für Dolby Atmos 2.1.2 spezifiziert und dekodiert Dolby-Atmos-Inhalte automatisch. Alternativ können durch die Aktivierung des Movie-Modus am TV auch nicht-Dolby-Atmos-kodierte Inhalte hochgerechnet werden, um den einhüllenden Klang über die Elevation-Lautsprecher bei jedem beliebigen Soundtrack zu geniessen. Insgesamt 50 Watt Verstärkerleistung sorgen für eine beachtliche Klangfülle selbst in grösseren Räumen. Über einen Subwoofer-Ausgang kann man Tieftonleistung noch ergänzen. Aber auch so spielt der 55PUS9435 problemlos so laut, dass man spätabends wohl gerne mal den «Night Mode» aktivieren wird, um nicht die Nachbarn zu ärgern.

Bei mietergerechtem Pegel agiert die Soundabteilung ausgesprochen sauber, klar und dynamisch. Transparenz und Verfärbungsfreiheit sind für einen Fernseher überdurchschnittlich gut und erfüllen so hohe Ansprüche, dass man über diesen Fernseher selbst Klassik-Konzerte oder Opern anhören kann. Im Menü «Toneinstellungen» lässt sich aus vier Voreinstellungen der passende Klangcharakter auswählen. Den optionalen 5-Band-Equalizer muss man eigentlich kaum je bemühen. Höchstens bei wandferner Aufstellung kann man den Bereich um 100 Hz leicht anheben. So kommt dann auch die MTV-Generation dank sattem Tiefton und der insgesamt vitalen Gangart auf ihre Kosten.
Dem 55PUS9435 kann man also die gleiche, sehr gute Tonqualität wie beim 55OLED+934 (Modell 2019) attestieren. Ebenso eine deutlich höhere unverzerrte Maximallautstärke als bei typischen Flat TVs – gerade auch im Bass. Der Sound löst sich viel besser vom Fernseher. Wo die Klangperspektive sonst stets relativ niedrig gehalten wird, erschliesst sich nun wie von Zauberhand die räumliche Dimension nach oben hin. Besonders schön wahrnehmbar ist dies bei Dolby-Atmos-kodierten Soundtracks. Aber auch Dolby-Digital- oder DTS-Ton profitiert vom simulierten «Elevations»-Effekt. Lediglich bei Standard-Zweikanalton hält sich der Zugewinn in Grenzen.
Erst der direkte Vergleich zum aufwändiger ausgelegten Soundsystem des diesjährigen OLED-TV-Topmodelles 55OLED+935 (Test nachzulesen: hier) zeigt, dass es punkto Feinzeichnung und Soundvolumen noch besser geht: Der dezidierte Centerkanal mit aufgesetztem Hochtöner sorgt dort für nochmals klareren, freieren Klang. Dialoge klingen dank doppelter Treiberbestückung beim +935 noch voller. Dennoch kann man dem 55PUS9435 eine ausgesprochen gute und verfärbungsfreie Stimmenwiedergabe attestieren. Damit und mit seinen übrigen Audio-Qualitäten punktet er auch als reines Musikwiedergabesystem.

Play-Fi integriert
Eine wirklich gute Sache ist die Integration des Musikstreaming-Systems Play-Fi in die aktuelle Android-TV-Generation von Philips. Erfreut dürfen Besitzer eines 2019er-Modells feststellen, dass ihr Gerät – per Software-Update – auch nachträglich für Play-Fi fitgemacht werden kann. Play-Fi wurde bereits Ende 2015 vom Heimkinoton-Spezialisten DTS der Öffentlichkeit vorgestellt, hat aber über die letzten Jahre nur langsam Zuwachs an Industrie-Partnern bekommen. Es war ursprünglich als Alternative zum Multiroom-System von Sonos gedacht, jedoch mit der Idee, in einer offenen Plattform markenübergreifende Streaming-Produkte kompatibel zu verbinden.
Schaut man sich die Liste der teilnehmenden Partner an, so fehlen bisher ganz grosse Namen. Dies könnte sich mit der Marke Philips nun ändern, denn zum Portfolio gehören ja nicht nur Fernseher, sondern auch Audio- und Heimkino-Produkte. So bringt TP Vision, der Hersteller von Philips-TV und -Audio, nun eine ganze Reihe an Wireless-Lautsprechern sowie Soundbars auf den Markt, die unter anderem mit Play-Fi kompatibel sind.

Das neue Philips TV & Sound Wireless Home System soll damit zu einer kabellosen Audioplattform für zu Hause ausgebaut werden. Sie ermöglicht es, Musik in hoher Qualität vom Fernseher, von der Soundbar oder direkt von mobilen Geräten auf kompatible Lautsprecher zu streamen. Das System nutzt dafür die proprietäre Streaming-, Synchronisierungs- und Authentifizierungstechnologie von DTS, welche eine reibungslose Zusammenarbeit ohne Zeitverzögerung sicherstellen soll.
Für die einheitliche, geräte- und raumübergreifende Bedienung offeriert Philips eine eigene «Sound App», mittels der ein Android- oder iOS-Handy/-Tablet zur Streaming- und Mehrraum-Schaltzentrale avanciert. Als Ableger der offiziellen Play-Fi-App hat sie den Zugang zu allen wichtigen Musikprovidern – so etwa Qobuz, Spotify und Tidal – bereits integriert. Ein entsprechendes Abo vorausgesetzt, kann man auf diese Weise sehr einfach sein Wunschkonzert auf das Play-Fi-kompatible Endgerät bringen. Ein Internetradio-Angebot ist ebenfalls mit an Bord.

Wir probierten Play-Fi über den Philips 55PUS9435 aus und waren sehr angetan, wie einfach sowohl die Inbetriebnahme als auch das Streamen selber funktionierten. Dazu öffnet man die auf dem Fernseher vorinstallierte Sound-App und sucht nach DTS-Play-Fi-kompatiblen Geräten im Heimnetzwerk. So kann man dann den TV-Ton verzögerungsfrei auf einen Play-Fi-kompatiblen Lautsprecher zum Beispiel in der Küche streamen.
Als echtes Mehrraumsystem mit unabhängiger Quellenverteilung kann das Philips TV & Sound Wireless Home System aber beispielsweise auch Internetradio in einen Zweitraum senden, während man gleichzeitig Musik vom bevorzugten Musikprovider über den Fernseher im Wohnzimmer hört. Nicht nur die Quelle, auch die Lautstärke lässt sich für jede Hörzone individuell einstellen.
Der Clou: Über die TV-Fernbedienung kann man das Display des Fernsehers ausschalten und das hochwertige Tonsystem des 55PUS9435 nur zum Musikhören verwenden. Sogar Ambilight lässt sich dabei weiter nutzen. Damit avanciert dieser Fernseher zum echten Audio-Ausnahmetalent. TP Vision will die Play-Fi-Funktionalität weiter ausbauen. So ist geplant, den TV-Ton bei zukünftigen Fernsehern mittels Play-Fi-kompatibler Wireless-Lautsprecher zu einem echten Surroundsystem ausbauen zu können.
Play-Fi-kompatible Subwoofer sind ebenfalls angedacht. Ganz offensichtlich glaubt man bei TP Vision an die Zukunft des Systems. Gut für den Nutzer: Da Philips die kompatiblen Play-Fi-Endgeräte gleich selber anbietet, ist man gar nicht auf Drittprodukte angewiesen und hat so hoffentlich auch die Garantie, dass alles reibungslos zusammenspielt.
Neue Play-Fi-Soundbars und -Wireless-Speaker von Philips
Wer sich für besseren Fernsehton kombiniert mit Streaming interessiert, der darf auf die ab sofort bzw. ab Ende Januar erhältlichen Soundbars von Philips gespannt sein. Angefangen von der einfachen 2.1-Soundbar für CHF 439 bis hin zur exklusiven 7.1.2-Soundbar für CHF 1699 – allesamt sind sie mit Play-Fi kompatibel und können so sehr einfach als reines Musikwiedergabesystem mit App-Steuerung genutzt werden. Für anspruchsvolle Musikliebhaber sind besonders die beiden Topmodelle B95 (CHF 1299) und B97 (CHF 1699) interessant, die unter dem renommierten «Fidelio»-Label laufen und für Dolby Atmos/DTS-X ausgelegt sind. Hier darf man nebst ausgezeichnetem Klang auch noch Top-Verarbeitung erwarten. Gute Tonqualität versprechen auch die ab sofort verfügbaren Modelle B8805 (CHF 729) und B8905 (CHF 879), die ebenfalls mit einem aktiven Wireless-Subwoofer ausgestattet und für Dolby Atmos ausgelegt sind.

Noch etwas länger warten (zweites Quartal) muss man leider auf die schon länger angekündigten Wireless-Lautsprecher W6205 und W6505 von Philips, die als ideale Mehrraum-Erweiterung in Frage kommen. Nebst Play-Fi- sind sie auch noch Spotify Connect- sowie Airplay2-kompatibel und unterstützen die Google Voice- und Alexa-Sprachsteuerung. avguide.ch durfte schon ein erstes Exemplar in Augenschein nehmen und war sehr angetan von der Verarbeitung sowie auch vom Klang.

Fazit
Sehr gute Bild- und Tonqualität zeichnen diesen LCD-Fernseher der Oberklasse aus. Das Besondere ist sicher das hochwertige, von Bowers & Wilkins entwickelte Soundsystem, welches auch bei der reinen Musikwiedergabe mächtig punktet. Aber nicht nur damit hebt sich der 55PUS9435 vom TV-Mainstream ab. Dreiseitiges Ambilight sowie integriertes Play-Fi-Musikstreaming verleihen ihm weitere Pluspunkte.
Für den potenziellen Käufer, der mehr auf Heimkino schielt, ist sicher auch das ansonsten identisch ausgestattete 65-Zoll-Modell interessant, das mit einem unverbindlichen Verkaufspreis von CHF 2299 nur wenig teurer ist als das 55-Zoll-Modell mit 1999 Franken. Nur wer ein noch höheres Wiedergabeniveau möchte, kommt nicht um die neuen OLED+935 von Philips herum, die sowohl beim Bild als auch beim Ton nochmals in einer ganz anderen Liga spielen – aber eben auch deutlich mehr kosten.
Wer bereits einen Fernseher mit guter Bild-, aber nur mässiger Tonqualität sein Eigen nennt, für den lohnt sich ein Blick auf die neuen Soundbars von Philips mit integriertem Play-Fi.

Dolby Vision- und HDR10+kompatibel
sehr gute Klangqualität, hohe Lautstärken möglich
dezidierte Dolby Atmos Lautsprecher integriert
3-seitiges Ambilight
Play-Fi Streaming
übersichtliche Fernbedienung mit Sprachassistent
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/erfahrungsbericht-fernseher-philips-55pus9435-play-it-again-sam