Danish Audiovector Dynamite
Test Audiovector QR5 Standlautsprecher
Wir waren bei der Recherche selbst erstaunt, dass die Firma Audiovector bereits über 40 Jahre existiert. 1979 wurde Audiovector von Ole Klifoth gegründet. Sie residiert im ländlichen Skvolunde, nur 10 Kilometer ausserhalb von Kopenhagen. Ole Klifoth war schon in den 70er-Jahren ein begeisterter Audiophiler. Er war mit der Lautsprecherqualität der damals verfügbaren Modelle wie viele andere Audio-Fans unzufrieden. Deshalb begann er, Lautsprecher selber zu bauen.
Seine Beweggründe für ein eigenes Start-up waren wohl damals sehr verbreitet und mit der Grund für die inflationären Neugründngen von Lautsprecherfirmen in den 80er- und 90er-Jahren. Viele Hersteller kamen und gingen, Audiovector blieb bis heute und scheint einiges richtig gemacht zu haben. Seit vier Jahren führt nun der Sohn von Ole, nämlich Mads Klifoth, die Firma als CEO. Der immer noch fitte Firmengründer hat sich in die Entwicklungsabteilung zurückgezogen und wird den Sohnemann wohl mit guten Ratschlägen zur Seite stehen.

Die Test-Konfiguration
Die attraktiven Audiovector QR5 wurden gründlich eingespielt. Zum Einsatz kam ein hochwertiges Lautsprecherkabel von In-Akustik, das Modell LS 104-Micro-AIR. Dieses wurde mit meinen Aavik I-180-Arbeitsreferenzverstärker verkabelt und schon konnte es losgehen! Aber zuerst wollen wir uns natürlich die Lautsprecher etwas genauer anschauen.
Audiovector-Portfolio
Das QR5 ist das Topmodell der QR-Reihe, die im Audiovector-Portfolio die günstigere Einstiegslinie darstellt. Die Toplinie ist die R-Reihe mit dem Flaggschiff Modell R11 – dem Cost-no-Object-Lautsprecher. Es sind bei avguide.ch eine weitere Testbericht-Reihe mit den R3-Modellen geplant, seien Sie also gespannt!
Die QR-Modellreihe wird mit kleineren Varianten, einer Bookshelf-Version, einem Subwoofer und On-Wall-Modellen ergänzt. Man könnte also ein hochwertiges Audiovector-Homecinema-System aufbauen. Wir konzentrieren uns beim abschliessenden Hörtest aber ganz auf die 2-Kanal-Stereo-Fähigkeiten der QR5.

Das Testobjekt Audiovector QR5
Technische Daten QR5
Die technischen Daten des 4-Ohm-Lautsprechers bewegen sich im üblichen Rahmen. Speziell ist sicherlich der angegebene nominell hohe Wirkungsgrad von 91 dB und der gutmütige Impedanzverlauf zu erwähnen. Als Fan von wirkungsgradstarken Lautsprechern bin ich jetzt schon auf den Hörtest gespannt. Der QR5 ist ein waschechter 3-Weg-Lautsprecher, der nach dem Bassreflex-Prinzip arbeitet.
Gehäuse und Ausführungen
Die Lautsprechergehäuse, die Audiovector extern anfertigen lässt, sind sehr gut verarbeitet und erfüllen die eh schon hohen Erwartungen, die generell an dänische Lautsprecher gesetzt werden, vollumfänglich. Das Testmodell war seidenmatt weiss und fügte sich in mein Wohnumfeld perfekt ein. Sie verschwanden optisch vor der weissen Rückwand nahezu. Weiss sozusagen als Tarnfarbe – genial. Neben Seidenmatt-Weiss gibt es dieses Modell in Hochglanz-Pianoschwarz und dunklem Nussbaum-Furnier. Audiovector verwendet bei allen Holzsorten nur echtes Furnier; Folien sucht man vergeblich.
Audiovector liefert zusätzlich alle R-Modelle neben den Serien-Farben auch in jeder erdenklichen Wunschfarbe eines Kunden. Wünschen Sie also Ihr Audiovector-R-Lautsprecher in derselben Farbe wie Ihr Auto ... die Dänen werden das für Sie in sechs Wochen erledigen.

Das Bassreflex-Prinzip sieht man den Lautsprechern nicht auf den ersten und auch nicht auf den zweiten Blick an. Die Bassreflex-Öffnung ist ein Schlitz unterhalb des Hauptgehäuses und arbeitet nach unten. Vorteile sind die bessere Kalkulierbarkeit und die weniger mit dem Raum interagierenden Bass-Frequenzen. Das bedeutet auch, dass die Lautsprecher näher zur Rückwand gestellt werden können. Audiovector gibt die ideale Distanz zur Rückwand deshalb mit 10–50 cm an.
Eine hochwertige, relativ transparente und magnetisch befestigte Abdeckung in der Gehäusefarbe wird ebenfalls mitgeliefert. Lautsprecherabdeckungen sind akustisch suboptimal, aber sie schützen die Chassis vor der UV-Strahlung und verlängern so deren Lebensdauer.
Generell finde ich die Audiovector QR5 optisch extrem schön – meine Partnerin war nämlich sofort in das Aussehen dieser dänischen Lautsprecherschönheiten verliebt, was bisher noch nie passiert ist. Sie murmelte etwas von «wenn wir uns schon keinen richtigen Mercedes leisten können ...» und machte damit das grösstmögliche Kompliment für die QR5 – mehr geht nicht, glauben Sie mir! Anyway, die QR5 strahlen Eleganz und Luxus aus und genau so viel Bling-Bling, dass es nicht kitschig wird. Also 100 Optik-Punkte für den Testkandidaten.
Lautsprecher-Chassis
Der Star und Blickfang in der Audiovector-Schallwand ist definitiv der AMT2 Bändchen-Hochtöner, der vom dänischen Hersteller Scan Speak nach den Spezifikationen von Audiovector gefertigt wird und aus 95 Einzelteilen besteht. AMT ist die Abkürzung für Air-Motion-Transformer und stellt eine spezielle Sorte von Magnetostaten dar, die mit einem gefalteten Bändchen arbeitet. Das AMT-Prinzip wurde im Jahre 1969 vom legendären Oscar Heil patentiert.
Der im QR5 verwendete AMT ist flächenmässig grösser als die üblichen AMT-Hochtöner, die sonst bei anderen Herstellern im Einsatz sind und öfters in Asien gefertigt werden. Die Hochtöner-Frontplatte besteht aus anodisiertem Aluminium und sieht im Titaniumgrau sehr wertig aus. Der AMT-Hochtöner hat zudem vor dem gefalteten Bändchen ein vergoldetes Dispersionsnetz, das als akustischer S-Stopp-Filter fungiert. Zischlaute sollen mit diesem Netz abgemildert werden.
Maximal wären mit diesem AMT 102 kHz erreichbar. Er wird aber von der Weiche bei 45 kHz abgeriegelt. Befestigt wird der AMT wie alle restlichen Chassis nur mit drei Schrauben! Audiovector scheint herausgefunden zu haben, dass drei Befestigungsschrauben weniger Material-Stress verursachen und so besser klingen. Wieder mal was Neues gelernt, Dank an die Herren Klifoth!
Was die AMT-Hochtöner zudem auszeichnet, ist der vertikal flache Abstrahlwinkel. Das klingt zwar eigentlich nicht spektakulär, vermeidet aber die häufig störenden Schall-Reflexionen von Decke und Boden bei den üblicherweise rund abstrahlenden Kalottenhochtönern.

Die Mittelton/Bass-Lautsprecher werden vom dänischen Chassis-Hersteller Scan Speak exklusiv nach Audiovector-Spezifikationen gefertigt. Das ist nicht das übliche Marketing-Geschwätz, denn auf den Scan-Speak-Chassis steht sogar geschrieben «Made for Audiovector». Dänen lügen also wirklich nicht!
Die drei Sechs-Zoll-Chassis werden von einem kräftigen Doppel-Magnet angetrieben, der Konus besteht aus einem dreilagigen Spezialmaterial. Die beiden Bass-Chassis werden bei 400 Hertz abgeriegelt, danach übernimmt der Mitteltöner und spielt bis 3 kHz, wo dann der AMT übernimmt.
Die Lautsprecher-Abstimmung bei Audiovector findet zuerst nach Messwerten statt, final aber immer per Gehör und das in allen möglichen Räumen. Die Audiovector Lautsprecher sollen in allen möglichen und unmöglichen Räumen ein optimales Musik-Erlebnis bieten.

Weiche & Terminal
Die Weiche und das Single-Wiring-Terminal werden final im Audiovector-Haus fertiggestellt und endmontiert. Die attraktiven Lautsprecher-Terminals sind im gleichen Titaniumgrau eloxiert, als Besonderheit unterzeichnet der für den Lautsprecher verantwortliche Montage-Mitarbeiter höchstselbst mit seinem Namen. Im Luxus-Autobau hat diese schöne Tradition ja schon länger Einzug gehalten, Audiovector kopiert hier etwas sehr Nettes, wie ich finde.
Über den Aufbau der Weiche gibt der Hersteller nichts preis. Dass die Weiche ebenfalls in Dänemark hergestellt wird, ist für Audiovector selbstverständlich.

Hörtest
Equipment & Platzierung
Die eingespielte QR5 hat sich in meinem Hörraum eingelebt und konnte sich eine gute Woche weiter einspielen.
Noch ein paar Worte zum verwendeten In-Akustik-Lautsprecherkabel LS-104 Micro-AIR. Das leichte und geschmeidige Singlewiring-Kupferkabel ist mit Banana-Steckern versehen, die mit hochwertigem Rhodium beschichtet sind. Rhodium hat praktisch null Abnutzung und ist daher langzeittauglich, genau wie die klanglichen Eigenschaften des Kabels. Das mit CHF 475 vernünftig bepreiste Kabel ist luftig, schnell und passt super zu den QR5. Natürlich: Mehr geht immer und ich bin sicher, auch ein LS-204 oder LS-204 XL können an den QR5 zeigen, was sie drauf haben. Ausprobieren ist also angesagt!
QR5-Lautsprecher: Platzierung – ganz wichtig!
Zuerst hatten die Lautsprecher einen Abstand zur Rückwand von 25 cm, was dann in meinem Raum doch etwas wenig war, da der Bass leicht aufdickte. 50 cm Abstand zur Rückwand waren schlussendlich ideal, und dass die QR5 nicht allzu tief gebaut ist, war in meinem Hörraum kein Problem. Auch gewann mit dem grösseren Abstand die Klangbühne mehr Tiefe und damit Plastizität. Da ja bekanntlich jeder Hörraum mit dem jeweiligen Lautsprecher interagiert, empfiehlt es sich hier minutiös und geduldig zu experimentieren.
Bezüglich Einwinkelung der Lautsprecher empfiehlt Audiovector 2 bis 5 Grad, oder alternativ die Lautsprecher parallel zur Rückwand stellen. Ich mag grundsätzlich etwas mehr Einwinkelung, so standen die Lautsprecher in einem Winkel von ca. 5 Grad in meinem Raum.
Das in der Theorie angestrebte perfekte Stereo-Dreieck empfiehlt Audiovector explizit nicht. Es sollte besser ein spitzes Dreieck sein, bei dem die Basisbreite 75 % der Schenkellänge zum Hörplatz beträgt.
Der flache Abstrahlwinkel-Effekt des AMT zeigt, dass sich das optimale Klang-Panorama für den Hörer auf Ohr-Höhe, das heisst in der Sitzposition des Hörers, perfekt ausbreitet. Sobald man aber aufsteht und sich in Richtung der Lautsprecher bewegt, entschwindet das perfekte Oberton-Klangbild. Diesen Effekt kennt man schon von den Flächestrahlern/Elektrostaten. Eine leichte Neigung nach hinten beseitigt bei solchen Klang-Wandlern dieses Manko.
Hörtest 1
Nun, genug der Rede – alles war bereit für einen ersten Soundcheck. Ich begann mit einem reinen Klavierstück aus einem gut aufgenommenen Klavier-Sampler, es war die Interpretation des Stücks «Frozen» von Madonna. Das Erste, was auffiel, war die Leichtigkeit und die Eleganz des Klangbildes. Das Klavier stand fast bildlich im Raum und wurde plastisch im Hörraum abgebildet. Die Bühne war nicht allzu tief, ging aber je nach Aufnahme tendenziell in die Breite – es entstand sozusagen Cinemascope als Klangbild. Die Auflösung war sehr schön, weder harsch noch analytisch. Patricia Barbers Stimme war klar, hatte das richtige Timbre und alle Feinheiten wurden schön natürlich wieder gegeben. Die funky Bassgitarre von Brian Bromberg kam mit dem nötigen Druck und hatte das nötige Tempo.
Das Gesamtklangbild war kohärent, in sich geschlossen und entwickelte das bereits erwähnte, schöne «Breitbild-Panorama». Ein kurzer Wechsel auf Rockmusik oder auf simplen Pop aus den 80er-Jahren zeigte auch auf, dass die QR5 schlechte Aufnahmen gnadenlos abstraft. Als Party-Krachmacher ist die QR5 also weniger geeignet. Dafür sind sie auch fast zu schade. Wie der berühmte 007-Agent ihrer Majestät zieht die «QR-005» den eleganten Smoking dem Arbeits-Overall vor. Sie kann zwar – wenn sie gefordert wird – auch austeilen, mimt aber sonst lieber den eleganten Salonlöwen, was sie auch sehr souverän und wunderbar macht.
Hörtest 2
Nachdem ich den Aavik I-180 durch den Röhrenverstärker Audio Note OTO ersetzt habe, wollte ich wissen, wie sich die QR5 an einem nicht allzu starken Röhrenverstärker im Vergleich zum bärenstarken Aavik-Digitalverstärker machen. Der Vergleich war sehr aufschlussreich. Die Audiovector QR5 klangen am Röhrenverstärker wärmer und organischer, dafür war die Bühne etwas kleiner und eher aus der Mitte heraus. Der Lautsprecher zeigt also den Unterschied der beiden Verstärker-Konzepte akribisch auf.
Mit dem Röhrenverstärker klangen schlechte Aufnahmen akzeptabler, Rock-Aufnahmen sind nun etwas runder und können durchaus bis zu einem gewissen Pegel Spass machen. Im Gegensatz dazu werden mit dem Digitalverstärker schlechte Aufnahmen unter der «AMT-Klanglupe» gnadenlos blossgestellt und nahezu ungeniessbar. Das scheint der Preis für das wahnsinnige Auflösungsvermögen des Magnetosten-Bändchens zu sein!
Die Tiefton-Wiedergabe blieb mit dem Röhrenverstärker schnell und präzise, die QR5 scheint Leistungsmässig genügsam zu sein. Ob es 91 dB sind, oder 89 dB – who cares! Sie marschieren auch mit 9 Class-A-Watt – und das kann man schliesslich nicht von jedem Lautsprecher behaupten. Überhaupt ist es faszinierend, wie diese zwei kleinen 6-Zoll-Bässe (ca. 15 cm) einen solchen knackigen Tiefton-Druck in den Hörraum schieben! Schlussendlich ist es Geschmackssache, welcher Verstärkertechnologie Sie den Vorzug geben: Die QR5 wird mitspielen und Ihnen ungeschönt und ehrlich Rückmeldung geben. Dänen lügen eben nicht!
Fazit
Die eleganten, toll gestylten Standlautsprecher QR5 von Audiovector spielen genauso auf, wie sie aussehen: stilvoll elegant und mit einem Klang mit allen Feinheiten und Nuancen sowie Geschlossenheit. Der QR5-Käufer kriegt einen grossartigen, audiophilen und vielseitigen Lautsprecher für einen mehr als fairen Preis. Die ganze Leidenschaft und langjährige Erfahrung von Audiovector manifestieren sich in diesem tollen Schallwandler. Mads Klifoth und seinem Team gratulieren wir zur Konsequenz und kontinuierlichen Umsetzung seines erfolgreichen Lautsprecher-Konzepts «Made in Denmark». Wir und hoffentlich auch Sie sind bereits jetzt auf unseren geplanten Testbericht über den grossen Bruder Audiovector R3 gespannt. Fortsetzung folgt!
hochwertige Verarbeitung, Made in Denmark
sehr gutes Preis-Leistung-Verhältnis
sehr guter Wirkungsgrad
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/test-audiovector-qr5-standlautsprecher-danish-audiovector-dynamite