avguide.ch - das Portal für Audio, Video und Foto

Charme und Spielfreude

Test Mono-Endverstärker Exposure 3510

Publiziert am 12. Juni 2022 - Martin Freund
Exposure 3510.Exposure 3510.

Exposure wurde bereits 1974 gegründet und zählt bis heute zu den besten britischen HiFi-Marken – und auch zu den wenigen, die ihre Geräte tatsächlich noch in U.K. fertigen. Von Anfang an fokussierte die Marke hauptsächlich auf Voll-, Vor- und Endverstärker, hier gehört Exposure heute zu den führenden Exponenten britischer Klangkultur. Das Line-up der in Lancing, West Sussex, beheimateten Firma ist erstaunlich umfangreich und beinhaltet im Grunde genommen drei verschiedene Serien: die XM-Serie (im Midi-Format), die Flaggschiff-Serie 5010 und die neue Serie 3510, welche die Serie 3010 S2 ablöst. Daneben gibt es noch den Vollverstärker 2510 sowie die VXN-Serie, u. a. mit einem neuen Phono-Vorverstärker.

Neue Serie 3510

Diese jüngst von Exposure neu lancierte Serie umfasst vier Modelle. Der 3510 D Integrated (für CHF 2790) und der 3510 Preamplifier (für CHF 1990) können mit einer Phono- (wahlweise MM/MC, Preis: CHF 440) oder DAC-Karte (Preis: CHF 660) optional aufgerüstet werden. Bei den Endverstärkern hat man die Wahl zwischen dem 3510 Stereo Power (für CHF 1990) und den 3510 Mono Power (CHF 3690 das Paar).

Die neue Serie 3510 umfasst einen Voll-, einen Vor- und zwei Endverstärker.Die neue Serie 3510 umfasst einen Voll-, einen Vor- und zwei Endverstärker.

Die Monoblöcke bieten nominell gar nicht mehr Ausgangsleistung als die Stereo-Endstufe. Man kann jedoch davon ausgehen, dass diese Leistungsangabe sehr konservativ – mit britischem Understatement – formuliert ist. Exposure folgte bei der Konzeption dieser Verstärker der Maxime, für jeden der beiden Kanäle eine optimale Stromversorgung als Voraussetzung für bestmöglichen Klang zu realisieren. Und nicht die blosse Menge an Watt ist dafür ausschlaggebend, sondern die Art und Weise, wie die Leistung – gerade auch im Bereich niedriger und «normaler» Abhörpegel – erzeugt wird. Verstärker von Exposure haben nach Erfahrung des Autors seit jeher einen besonderen Sinn für feine Zwischentöne, harmonische Ansprache und ausgeprägte Räumlichkeit der Wiedergabe. Die 3510 Mono Power stehen – wie der Hörtest zeigt – in bester Markentradition und lassen sowohl fein- wie grobdynamisch nichts zu wünschen übrig.

Laut Exposure Chefentwickler Tony Brady beinhaltet die Schaltung eine kaskodierten Differenzial-Eingangsstufe und eine saubere Konstantstromquelle, gefolgt von einer zweiten kaskodierten Differenzialstufe. In den Endstufen setzen die Briten seit jeher auf schnelle bipolare Leistungstransistoren (von Toshiba), die in Klasse AB arbeiten und in den 3510 Mono Power zugunsten hoher Stromlieferfähigkeit paarweise parallel zum Einsatz kommen.

Im Signalpfad werden nur hochwertige Polystyrol- und Polypropylen-Kondensatoren verwendet. Auf möglichst kurze Signal- und Stromversorgungswege wird ebenfalls Wert gelegt. Eine weitere typische Zutat ist der grosszügig dimensionierte Ringkerntrafo, den Exposure extra in UK für sich fertigen lässt. Das Audiosignal ist durchgängig gleichstromgekoppelt, wobei die Gleichstrombedingungen durch einen Servo gesteuert werden, um einen geringen Gleichstrom-Offset an den Lautsprecheranschlüssen zu gewährleisten. Eine nicht invasive Überstromschutzschaltung schaltet den Verstärker ab, wenn er eine Überlast feststellt. Ausserdem gibt es einen Übertemperatursensor, der den Verstärker im Notfall ebenfalls abschaltet. 

Die 3510 Mono Power bieten Bi-Wiring-Anschlüsse für Kabel mit Bananensteckern. Die Verarbeitung der Verstärker ist rundum hervorragend.Die 3510 Mono Power bieten Bi-Wiring-Anschlüsse für Kabel mit Bananensteckern. Die Verarbeitung der Verstärker ist rundum hervorragend.

Mono-Verstärker könnte man links und rechts direkt bei den Lautsprechern platzieren und entsprechend kurze Kabel verwenden. Theoretisch profitiert der elektrische Dämpfungsfaktor am Lautsprechereingang von einer solchen Massnahme. Die 3510-Monos sind jedoch eher für eine zentrale Platzierung ausgelegt. Denn sie verfügen über keine Ein-/Ausschaltautomatik, sondern möchten manuell in den Betriebsmodus versetzt werden. Man kann die Verstärker jedoch getrost eingeschaltet lassen, die Verlustwärme ist äusserst gering und die Gehäuse heizen sich im Leerlauf in keiner Weise spürbar auf. Der Vorteil äussert sich darin, dass die 3510 Mono Power auf Anhieb wunderbar Musik machen. Im kalten Zustand brauchen sie hingegen doch mindestens rund eine Viertelstunde, um einigermassen auf Betriebstemperatur zu kommen.

Süffiger, vitaler Klang

Die Exposure-Komponenten sind wahlweise in Schwarz oder Titan zu haben.Die Exposure-Komponenten sind wahlweise in Schwarz oder Titan zu haben.

Der Autor hatte vor geraumer Zeit bereits einmal ein Paar Mono-Endverstärker von Exposure im Hörtest: Die XM9 hatten im Zusammenspiel mit einem Paar Spendor A7 mit «wunderbar süffigem Klang, schönen runde Höhen, einschmeichelnden Streichern» rundweg überzeugt. Genau die gleiche Aussage lässt sich über die 3510 Monos machen. Auch hier fällt die stimmige Hochtonzeichnung positiv auf – und zwar je länger man hört, umso mehr. Dabei motivierten die grossen Monoblöcke die zierlichen Standboxen zu einer in jeder Hinsicht grossartigen Performance. Beispielsweise erklang ein Konzertflügel sehr imposant, sozusagen in Originalgrösse, mit einer räumlichen Abbildung, die ohne übertriebene Ortungsschärfe mühelos eine packende Live-Atmosphäre schuf. Als Spielpartner durfte der Vorverstärker/Streamer Teac UD-701N (Test nachzulesen: hier) HiRes-Aufnahmen ab Qobuz streamen. So etwa die neue Live-Aufnahme der Händel-Oper «Xerses» mit der Accademia Bizantina. Absolut fantastisch, welche Bühnenpräsenz und Atmosphäre von der japanisch-britischen Wiedergabekette aufgebaut wurde.

Fantastische Live-Aufnahme: Die Händel-Oper «Xerxes» mit der Accademia Bizantina.Fantastische Live-Aufnahme: Die Händel-Oper «Xerxes» mit der Accademia Bizantina.

Interessant war der Vergleich mit der Class-D-Endstufe AP-701 von Teac. Diese generierte über die Spendor A7 eine ausgeprägte Nahzeichnung und sehr präzise Fokussierung, die Solisten und Einzelinstrumente mehr in den Vordergrund rückte. Die Exposure 3510 Monos leuchteten hingegen den Bühnenraum in der Tiefe mehr aus und luden mehr dazu ein, in die Aufnahme hineinzuhören. Die AP-701 präsentierte musikalische Details auf dem Tablett, während die Exposure mehr auf den Gesamtzusammenhang achtete und das fein verwobene Miteinander der Musiker und Vokalisten überzeugend in Szene setzte. Letztlich ist es Geschmacksache, welche Art der Detailzeichnung und räumlichen Abbildung man bevorzugt. Tatsache ist aber auch, dass man den wohlklingenden Exposure mit ihrer einnehmenden Art auf Dauer nur schwer widerstehen kann.

Dies zeigte sich im Übrigen auch bei Popmusik. Etwa beim neuen Album von Jethro Tull «The Zealot Gene», welches mit recht viel Höhen aufgenommen wurde. Über die Teac-/Spendor-Kombi wiedergegeben wirkte der Hochtonbereich stellenweise dann doch etwas zu prominent – und dies, obwohl die A7 für ihre angenehme, keineswegs übertriebene Brillanz bekannt ist. Über die 3510 Monos gehört, wurde die Aufnahme zwar nicht vollends «entschärft», aber gerade beim Lauthören zeigte sich, dass die Briten einen besonderen Sinn für Harmonie besitzen. Es hört sich einfach angenehmer an. Die vielen Details, die Ian Anderson in seine Musik verpackt hat, drängen sich dem Ohr nicht auf und erklingen doch sehr filigran und reichhaltig.

Das neue Album von Jethro Tull ist toll aufgenommen, jedoch sehr hochtonreich abgemischt.Das neue Album von Jethro Tull ist toll aufgenommen, jedoch sehr hochtonreich abgemischt.

Mit ihrer ausgeprägten Klangkultur punkteten die britischen Endverstärker auch bei akustischem Jazz. Gezupfter Kontrabass kam tiefreichend, druckvoll und rund. Schlagzeugbecken ertönten wunderbar fein, ohne aufgesetzte Glanzlichter. Groove und Rhythmus kreierten die Monos mühelos auf eine überzeugende Art und Weise – zwar unaufgeregt und relaxt, aber eben doch mit viel Swing.

Klare Sache: Die Exposure 3510 Mono Power generieren einfach den gewissen Extra-Wohlfühlfaktor beim Musikhören, dank dem letzteres zu jeder Tages- und Nachtzeit richtig Spass macht. Das Schöne dabei: Vitalität und Dynamik bleiben keineswegs auf der Strecke. Bezüglich Transparenz und Detailreichtum guter Aufnahmen muss man also keine Abstriche machen.

Auch den Leistungstest absolvierten die Monoblöcke mit Bravour. So durften sie zu guter Letzt an imposanten Lautsprechern – einem Paar Spendor Classic 100 – sowie im Zusammenspiel mit dem famosen DAC Meitner MA3 (Test nachzulesen hier) zeigen, was sie dynamisch so draufhaben. So etwa bei Bonnie Raitts neuem Album «Just Like That ...».

Keine Spur von Altersmüdigkeit: Bonnie Raitt auf ihrem neuen Album «Just Like That ...».Keine Spur von Altersmüdigkeit: Bonnie Raitt auf ihrem neuen Album «Just Like That ...».

Die 73 Jahre junge Rock-/Country-Sängerin und Gitarristin lässt darauf nichts anbrennen und legt eine unglaubliche Vitalität und stimmliche Kraft an den Tag. Die britische Verstärker-Lautsprecher-Kombination Spendor/Exposure setzt die Musik mit charakteristischem Stimmentimbre und wunderbarem Gitarrenrock so in Szene, dass kein Auge trocken bleibt – auch bei sehr hohem Abhörpegel agiert die Classic 100 sauber, stets angenehm und gut durchhörbar. Die besondere, körperhafte Klangfülle der grossen britischen Dreiweg-Lautsprecher hinterlässt mächtig Eindruck. Verblüffend ist, wie gut sich das Klangbild dabei von den Boxen löst. In unserem Fall sicher auch ein Verdienst der Exposure Mono Power und des Ausnahme-DACs von Meitner.

Fazit

Die neuen Mono-Endverstärker 3510 von Exposure gehören eindeutig zur Kategorie «Liebschaft fürs Leben». Sie verfügen über den ganz besonderen «musikalischen Touch», dank dem Musikhören auch über lange Zeit richtig Spass macht. Zwar mag es noch analytischer agierende und deutlicher fokussierende Endverstärker geben, dennoch ist man bei den Exposure auch punkto Durchhörbarkeit und Spielfreude auf der sicheren Seite. Für noch mehr Ambiente und Wohlklang muss man sich sonst bei Röhrenverstärkern umhören. Nur offerieren Letztere meist nicht die gleiche Dynamik und Alltagstauglichkeit wie die sympathischen Briten.

Nimm zwei: Die neuen Mono-Endverstärker aus der Serie 3510 von Exposure gibt es wahlweise in Titan oder Schwarz.Nimm zwei: Die neuen Mono-Endverstärker aus der Serie 3510 von Exposure gibt es wahlweise in Titan oder Schwarz.
STECKBRIEF
Modell:
3510 Mono
Profil:
Klassische britische Endverstärker mit süchtig machendem Klang. Die 3510 Mono Power von Exposure bieten den Extra-Touch an Musikalität, die das Musikhören zum Erlebnis machen. Die 100 Watt Ausgangsleistung reichen für die meisten Fälle locker aus, zumal das Netzteil der Endstufen sehr üppig dimensioniert ist.
Pro:
Harmonischer, detailreicher Klang mit reichlich Finesse.
Druckvoller, tiefreichender Bass.
Sehr gute räumliche Abbildung.
Dank angenehmer Hochtonzeichnung auch für das Lauthören geeignet.
top verarbeitet.
Contra:
Keine Ein-/Ausschaltautomatik.
Preis:
3,690.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2021
Vertrieb:
Masse:
440 x 115 x 300 mm
Gewicht:
12 kg
Farbe:
Schwarz, Titan
Analog Input:
Cinch, XLR
Kanal:
1-Kanal-Mono
Verstärkerleistung 8 Ohm:
100 Watt

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/test-mono-endverstaerker-exposure-3510-charme-und-spielfreude