DAC DIY: Deep Dive Teil 3
DA-Wandler, Ausgangsstufe und Stromversorgung

Wandlerprinzipien - eine Übersicht
Für die Wandlung der digitalen Daten in ein Analogsignal stehen prinzipiell verschiedene technische Realisierungskonzepte zur Verfügung. Grundlegend wurde bereits im ersten Teil des Blogs auf diese eingegangen. Im Audiobereich spielen hauptsächlich zwei Konzepte eine Rolle: Das Delta-Sigma-Verfahren sowie der Parallelwandler (Multibit, R2R, oder auch Ladder-DAC genannt). Seit einigen Jahren haben verschiedene Hersteller wieder zum ursprünglichen Nonoversampling-Konzept (NOS) zurückgefunden, welches üblicherweise eine spezielle Variante des R2R-Konzeptes darstellt. Nachfolgend wird das bevorzugte Prinzip nun etwas eingehender beleuchtet.
R2R- oder Ladder-DAC
Zu Beginn der digitalen Audio-Ära setzte man überwiegend Wandler nach dem R2R-Prinzip ein. Ein R2R-Ladder DAC ist ein aus Widerständen mit den Werten R und 2R aufgebautes Netzwerk, das zur Wandlung von binären Werten in analoge Spannungswerte dient. 2R bedeutet hierbei schlicht der doppelte Widerstandswert von R (also z. B. jeweils 2 kOhm und 1 kOhm). Diese R2R-Schaltungen können entweder diskret aufgebaut sein oder in ICs integriert werden (wie z. B. beim legendären DAC-Chip TDA1541 von Philips).

Beim R2R-Netzwerk werden Widerstände entsprechend dem obigen Symbolschema verdrahtet und abhängig vom digitalen Wert mit elektronischen Schaltern (Transistoren) geschaltet. Im gezeigten Schema ist ein Wandler mit einer Auflösung von 4 Bit aufgezeigt. Man kann erahnen, dass diese Schaltung für eine Auflösung von 16 oder gar 24 Bit auf das Vier- respektive Sechsfache erweitert werden müsste.
Über die vielen Widerstände ergibt sich ein binär gewichteter Spannungsteiler, welcher somit eine binär gewichtete Spannung erzeugt, die folgerichtig dem geforderten Analogwert entspricht. Die Krux bei der Geschichte besteht nun aber darin, dass eine solche Schaltung nur dann gut funktioniert, wenn die Widerstände und die als Schalter eingesetzten Transistoren ausreichend präzise sind. Weichen die Bauteilewerte voneinander ab, hat das einen direkten Einfluss auf die Linearität und somit auch auf das tatsächliche Auflösungsvermögen der Wandlerschaltung.
Die heutigen Herstellungsverfahren in der Halbleitertechnik sind zwar sehr ausgereift, dennoch muss für eine tatsächlich hervorragende Genauigkeit jeder einzelne Widerstand mit einem Laser auf den exakten Wert getrimmt werden. Wenn man sich vor Augen hält, dass der kleinste Spannungswert bei einem 24-Bit-Wandler und einer maximalen Ausgangsspannung von 3V Spitzenwert einer Schrittspannung von weniger als 0,2 uV (0,0000002 Volt) entspricht, liegt es nahe, dass die Genauigkeit der Bauteile von grosser Bedeutung ist. Eine weitere Herausforderung besteht beim R2R-Wandler darin, die vielen Schalter nicht zum exakt selben Zeitpunkt umzuschalten, wodurch beim Umschalten jeweils kurze «Störungen» entstehen.
Das R2R-Wandlerprinzip zeichnet sich durch eine sehr hohe Geschwindigkeit und damit grosse Bandbreite sowie durch einen guten Signal/Rauschabstand aus, hat sich aber im Massenmarkt nicht durchgesetzt. Der Grund dafür ist nicht die Klang-Qualität – ganz im Gegenteil – sondern es ist der Kostenaspekt. Viele eher kleine, aber feine High-End-Hersteller wie u. a. dCS, 47Labs, Zanden, AMR, MSB Technology, Audio Note oder Denafrips verwenden in ihren DACs das R2R-Ladder-Konzept.

NOS (Non Oversampling) DAC
Wie bereits im ersten Teil unserer DIY-Serie ausgeführt, wurde schon in den 80er- und 90er-Jahren über die verschiedenen integrierten Digital-Analog-Wandlerschaltungen (Englisch: Integrated Circuit oder kurz, IC, umgangssprachlich auch «Chips» genannt) gefachsimpelt. Tatsache ist, dass auch heute noch einige Hersteller auf die sogenannten Nonoversampling-Wandler setzen.
Doch warum scheuen diese Hersteller keine Kosten und verfolgen dabei «veraltete» Prinzipien?
Die Anhänger solcher DACs begründen ihre Präferenz vorwiegend damit, dass dieses Prinzip weniger «digital» klingt. Das ist eine völlig abgedroschene Aussage. Kritische Stimmen behaupten, dass der viel gelobte «Wohlklang» dieser Wandler vor allem darauf beruht, dass die hohen Frequenzen prinzipbedingt etwas zurückhaltender ausfallen und dass der Sound deshalb angenehmer ist. Das ist eine Aussage, die so tatsächlich nicht ganz falsch ist. Es steckt aber wohl doch noch etwas mehr dahinter.
Die gängigen Messdaten von Wandlern beziehen sich vorwiegend auf Verzerrungen (THD = Total Harmonic Distorsion), Signal-Rausch-Abstand und Frequenzgang (Amplitudenverlauf über die Frequenz). Das sind jedoch einerseits Werte, die in der heute realisierbaren Grössenordnung als kaum unterscheidbar zu betrachten sind und andererseits vernachlässigen diese Werte einen bedeutenden Aspekt.
Das zeitliche Verhalten von Signalen
Wenn sich das Nutzsignal ausreichend aus dem Rauschen heraushebt, genügend geringe Verzerrungen (sogenannten Klirr) aufweist und das geforderte Frequenzspektrum so weit abdeckt (gemäss HiFi-Anforderung 20–20'000 Hz), können die zuvor genannten Aspekte grundsätzlich vernachlässigt werden (das ist zwar etwas pauschal betrachtet, aber einigermassen zutreffend).
Ein Lautsprecher gibt ohnehin das Frequenzspektrum nicht sehr linear wieder, und verzerren tut dieser typischerweise im Bereich von mehreren Prozenten – dies selbst im schalltoten Raum. Vom Ergebnis im üblichen Wohnzimmer ganz zu schweigen.
Ein Aspekt, welcher bei der Messung der typischerweise zitierten Daten völlig ausser Acht bleibt, ist das zeitliche Verhalten, welches einerseits für die Räumlichkeit, aber auch für die korrekte Wiedergabe von Transienten entscheidend ist. Und genau dieses zeitliche Verhalten wird beim Oversampling-DAC durch die notwendigen, nachgeschalteten Filter entscheidend verändert.
Wenn man einen umgewandelten Impuls (Dirac-Stoss) oder auch ein rekonstruiertes Rechtecksignal betrachtet, dann erkennt man dem Signal hinzugefügte Schwingungen – vor allem das sogenannte «Pre-Ringing» (zusätzliche Schwingungen vor dem eigentlichen Signal), aber auch ein «Post-Ringing» (zusätzliche Schwingungen nach dem eigentlichen Signal).

Diese hinzugefügten Schwingungen führen zu unterschiedlicher subjektiver Wahrnehmung der Musikwiedergabe. Solche Schwingungen führen dazu, dass der Klang als offener, lebendiger oder auch als besser konturiert empfunden wird. Diese gesteigerte «Lebendigkeit» führt aber auch bei vielen Hörern dazu, dass eine ermüdende Wirkung entsteht und dass der Klang etwas «kalt» und «silbrig» wirkt.
Diese im ersten Moment als attraktiv empfundene Spielweise wirkt sich bei bestimmten Personen also ermüdend und unangenehm aus. Auch stellen diese dafür empfindlichen Personen fest, dass es zwar imposant und spannend klingt, aber dass die Emotionen stets etwas hinterherhinken. Es braucht bei natürlichen Klängen einen Sekundenbruchteil Zeit, bis man bemerkt, was das für ein Instrument ist, oder sein könnte.
Ohne dieses Ringing wirkt die Musik weniger anspringend, aber es führt gleichzeitig dazu, dass man unmittelbar ein realistisches Bild des natürlichen Instrumentes im Kopf hat. Zudem sind die Ermüdungserscheinungen nicht gleich ausgeprägt wie bei einem Wandler mit Oversampling. Der Klang wird als organischer wahrgenommen und deshalb oft als weniger digital, somit analoger empfunden.
Es gibt auch Delta-Sigma-Wandler mit Oversampling, welche superb und stressfrei klingen. Hierbei zeigt sich jedoch, dass der Aufwand, der dazu notwendig ist, doch auch beachtlich ist. Denn sehr viele moderne, preiswerte DACs mit hervorragenden technischen Daten klingen leider nicht «richtig». Die Emotionen bleiben auf der Strecke und der Klang wirkt synthetisch und anstrengend.
Das ist wohl einer der Hauptgründe, warum doch so mancher Hörer bei seinen Schallplatten bleibt, die zwar messtechnisch rückständig und in der Handhabung aufwendig sind, aber genau das vermitteln, wonach man sucht — nämlich Musik mit Emotionen!

Das Schaltungskonzept
Für das DAC-Projekt wurde ganz bewusst ein Chip verwendet, welcher der alten Sorte entspricht. Der AD1865 ist ein DAC-Chip, der vorwiegend von Audio Note eingesetzt wird und wurde. Audio Note kann man durchaus als Phänomen betrachten, denn beharrlich und konsequent an altbewährtem festhaltend, gelingt es dieser Marke, vom erschwinglichen Einsteiger-System bis in die allerhöchsten Gefilde viele Kunden rundum glücklich zu machen.
Doch wo liegt die Ursache, dass in solchen Fällen Low-Tech Trumpf ist? HiRes, Reclocking, aufwendige Filterung etc. – alles falsch oder was? Nein, das kann man so nicht sagen. Vielmehr ist es wohl in erster Linie kompliziert oder komplex. Das muss nicht unbedingt sein. Gleich vorneweg: Es ist vielmehr eine Frage von Konzept und Zusammenspiel und weniger abhängig von einzelnen Fakten! Exakt dieselbe Antwort bekamen wir übrigens auch vom Schweizer Entwickler und Hersteller Daniel Frauchiger von Merason zu unserer Interviewfrage nach dem klanglich entscheidendsten Teil eines Digital/Analog-Wandlers.
Paart man nämlich willkürlich Komponenten mit einzeln betrachtet superben Eigenschaften, führt dies im Verbund möglicherweise zu keineswegs überzeugenden Resultaten. Umgekehrt kann man aber auch eine gute Kombination mit einem einzigen Fehler an ungeschickter Stelle ordentlich ruinieren.
Doch was hat das alles mit unserem DAC-Projekt zu tun? Es soll erahnen lassen, warum wir ein Konzept nach dem Motto «KISS» (Keep it simple, stupid) wählen. Jedes Glied in der Kette stellt ein potenziell schwächstes Glied dar und als Prämisse gilt es vielmehr, Probleme zu vermeiden anstatt Lösungen finden zu müssen, die gegebenenfalls weitere Probleme nach sich ziehen.
Das Konzept für unsere Kette der Signalverarbeitung sieht wie folgt aus:

Über die Transformer-Kopplungen werden in erster Linie galvanische Störungen vermieden (das sind Störungen, welche sich über Leitungen ausbreiten). Zudem kann die Signalübertragung durch Transformation angepasst werden.
Das digitale S/PDIF-Signal wird mit dem bei NOS-Wandlern wohl meistverbreiteten Chip CS8414 empfangen, welcher simpel in der Beschaltung und altbewährt ist. Dieser Chip wandelt S/PDIF zu I2S um, welches dem Standard bei DAC-Chips entspricht. Es gibt heute auch Digital-Receiver mit beispielsweise besserer Jitter-Unterdrückung. Aber mit vollstem Vertrauen auf die Erfahrungen von Audio Note haben wir uns für deren Standard-Lösung entschieden. Wie bereits im vorhergehenden Artikel erwähnt, wurde auch eine Lösung mittels sehr hochwertigem USB-I2S-Wandler getestet, welcher aber subjektiv für weniger gut empfunden wurde (gute S/PDIF-Quelle vorausgesetzt).
Der DAC-Chip liefert am Ausgang einen Strom, der dem analogen Signal entspricht und eine Amplitude von maximal -+1 mA aufweist. Dieses Signal ist als Strom nicht nur in einer kaum brauchbaren Form, sondern auch noch viel zu schwach vorhanden. Es muss also mittels I/V-Stufe in eine Spannung gewandelt und anschliessend noch verstärkt werden.
Wahrscheinlich über 95 % aller DAC-Hersteller verwenden zur Strom-Spannungswandlung einen Operationsverstärker (OP Amp). Das ist ein sehr günstiges und genügsames Bauteil, das mit der entsprechenden Beschaltung gleich alles auf einmal übernehmen kann: Strom-Spannungswandlung, Verstärkung und Filterung. Ein tolles Bauteil, aber es gibt bestimmt gute Gründe, weshalb nahezu kein einziger Hersteller der allgemein anerkannten Top-DAC auf diese OP-Amps setzt. Das letzte Quäntchen holt man damit scheinbar nicht heraus, auch wenn die technischen Daten sehr gut sind. Es gibt einige sehr kompetente und erfahrene Entwickler/Hersteller, welche überzeugt davon sind, dass ein Operationsverstärker der sichere Tod des guten Klangs bedeutet. Auch unserer Erfahrung nach geht da etwas verloren und wir wählen deshalb nicht den einfachsten Weg.
Lässt man einen Strom durch einen Widerstand fliessen, erzeugt dieser laut ohmschem Gesetz eine proportionale Spannung, welche nun noch von einer Spannungsverstärkerstufe verstärkt werden muss. Für die Strom-Spannungswandlung wird in unserem Projekt ein nichtmagnetischer Tantal-Widerstand von Audio Note verwendet, da dieser an neuralgischer Stelle liegt. Diese Form der I/V-Wandlung wird übrigens «passiv» genannt. Würde man diese Wandlung mit Transistoren oder Operationsverstärkern umsetzen, dann wäre die korrekte Bezeichnung folgerichtig «aktiv».
Das kleine Spannungssignal aus der passiven Strom/Spannungs-Wandlung wird erneut mittels Transformer vom DAC getrennt, damit der digitale «Hochfrequenzmüll» etwas herausgefiltert wird. Denn diese Störungen würden natürlich mitsamt der Signalspannung ebenfalls verstärkt werden.
In unserem Konzept wählen wir bewusst kein analoges Rekonstruktionsfilter, da dieses zwar die Messwerte deutlich verbessert, dem analogen Klang aber nicht sehr zuträglich ist. Ein Rekonstruktionsfilter ist etwas vereinfacht formuliert dafür zuständig, dass die Stufen von einem Spannungswert zum nächsten etwas verschliffen werden und somit die Ursprungsform des Signales, wie es der Name schon sagt, rekonstruiert wird.
Auch sorgt ein solches Filter dafür, dass Frequenzen oberhalb des Nutz- respektive Hörbereichs massiv abgeschwächt werden. Hierbei muss der Vollständigkeit halber noch bemerkt werden, dass die Transformatoren im Signalpfad sehr wohl eine Filterwirkung aufweisen, welche jedoch bei deutlich höheren Frequenzen und deutlich sanfter eingreift als dies typische Rekonstruktionsfilter tun.
Auch möchten wir an dieser Stelle festhalten, dass dies bei nachfolgenden Verstärkern in Röhrentechnik kaum, bei sehr schnellen Transistorverstärkern aber sehr wohl zu Problemen führen kann. Wenn da ein besonders schneller Transistorverstärker bei diesen ungefilterten, hohen Frequenzen Schwerstarbeit verrichtet, hört man dies kaum, bemerkt es dann aber, wenn der Verstärker heiss läuft oder wenn die Hochtöner anfangen zu rauchen. Normalerweise ist das aber auch bei Transistorverstärkern kein Problem, da diese im Rahmen der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) ohnehin nach oben hin zumachen (also einen Tiefpassfilter integriert haben, der hohe Frequenzen herausfiltert).
Aufbau der Ausgangsstufe
Als Spannungsverstärkung wird eine sogenannte Single-Ended-Triodenstufe mit einer 5687er-Triode eingesetzt, welche die Spannung um etwa den Faktor 13 verstärkt auf eine zweite Stufe gibt, die einen Ausgangstransformator treibt. Der Ausgangstransformator hat ein sehr grosses Übertragungsverhältnis von 25:1 und weist dadurch einen niedrigen Ausgangswiderstand auf. Dieser geringe Ausgangswiderstand ist nützlich, um für den nachfolgenden Verstärker das Signal möglichst «hart» zu treiben und nicht von allfälligen Kabellängen und ähnlichem abhängig zu sein.

Thema Leitungsanpassung
Bei der S/PDIF-Übertragung via Koaxialleitung beträgt die Ausgangsimpedanz der Quelle 75 Ohm, der sogenannte Wellenwiderstand des Kabels ebenfalls, und beim Empfänger sollte die Eingangsimpedanz dann auch 75 Ohm betragen. Eine Impedanz ist eine Art Widerstand, welcher sich aber aus verschiedenen Komponenten zusammensetzt. Ein Kabel hat nicht nur den ohmschen Kupferwiderstand, sondern auch eine Kapazität (Kondensatoreigenschaft) sowie eine Induktivität (Spuleneigenschaft).
Stellen Sie sich vor, sie lassen mit der ausgestreckten Hand ein Seil hängen und geben oben mit der Hand einen Zwick darauf: Es breitet sich eine Welle nach unten aus, am freien Ende schwingt das Seil aus und es wird vom schwingenden Ende wieder eine Welle nach oben zurückgeworfen. Dieses Verhalten der Welle, welche «zurückkommt», wird Reflexion genannt. Wenn Sie dasselbe Experiment mit dem Ende des Seils, fixiert am Boden, durchführen, wird es am festgebundenen Ende einen Zwick geben. Auch in diesem Fall wird eine Welle zurückgeworfen, also reflektiert.
Wenn sie das lose Ende aber mit der korrekten Dämpfung am Boden befestigen, wird die Energie dort umgesetzt und die Welle somit nicht mehr reflektiert. Mit elektrischen Impulsen verhält es sich prinzipiell genau gleich: Eine Leitung, die korrekt abgeschlossen ist, reflektiert das Signal somit nicht und überlagert damit also auch nicht die späteren Impulse, welche gesendet werden.
Exotische Lösung für die Röhrenheizung
Indirekt geheizte Trioden wie die 5687er werden fast immer mit Gleichstrom oder Gleichspannung geheizt. Diese Gleichspannung wird typischerweise durch einen einfachen Regler-IC oder im edleren Falle mittels ausgeklügelter diskreter Regelschaltung erzeugt. Aus klanglichen Gründen haben wir uns hier jedoch für eine sehr exotische Variante mittels Wechselstromheizung entschieden. In der Regel führt eine solche AC-Heizung zu erheblichem Brumm, der in einer solchen Verstärkerschaltung inakzeptabel ist.
Ein einfacher Trick (der scheinbar wenig bekannt ist) besteht darin, das Spannungspotential der Heizspannung über die Kathodenspannung anzuheben, wodurch der Brumm drastisch reduziert wird. Das ist schaltungstechnisch absolut trivial zu realisieren, indem man mittels Spannungsteiler rund 20V Gleichspannung erzeugt, diese mit einem Kondensator etwas «abstützt» und die Heizung «hochlegt», indem der eine Anschluss der AC-Heizung mit diesem Potenzial verbunden wird.

Die Stromversorgung
Wie man dem vorangehenden Blockschaltbild entnehmen kann, ist das gesamte Konzept ziemlich simpel. Gerade aber die simple Röhrenstufe stellt sehr hohe Anforderungen an die Stromversorgung! Alle Schwankungen auf der Speisespannung werden sehr direkt dem Ausgangssignal hinzugefügt, weshalb die Stromversorgung selbst sehr ruhig (konstant und mit geringem Brumm) sein muss.
Wenn die Ausgangsstufe eine Spannung ausgibt, dann wird der dazu notwendige Strom von der Stromversorgung gezogen, welche dadurch mehr oder weniger ins Wanken gebracht wird. Die Grundfunktion der Stromversorgung besteht darin, aus den 230V Wechselspannung der Steckdose eine saubere Gleichspannung für die elektronischen Schaltungen zu erzeugen. Diese Stromversorgung kann man grundsätzlich passiv oder aktiv gestalten. Aktiv bedeutet hierbei, dass mittels eines Regelsystems die Ausgangsspannung gemessen und nachgeführt/korrigiert wird.
Konkret bedeutet dies, dass eine Art Stromventil mehr geöffnet oder stärker geschlossen wird, wenn mehr respektive weniger Strom benötigt wird. Nun leuchtet es ein, dass eine Regelung immer hinterherhinkt, also dass selbstverständlich erst dann nachgeregelt wird, wenn eine Abweichung bereits vorhanden ist. Das kann sehr gut funktionieren und eine solche Regelung erfolgt typischerweise enorm schnell (viel schneller als ein Audio-Signal). Doch genau dieses ständige Nachregeln kann zu einem unnatürlichen Empfinden führen.
Eine passive Stromversorgung weist keinen Regelmechanismus in diesem Sinne auf. Klanglich hat das – nennen wir es einmal «harmonischere» Verhalten der passiven Stabilisierung – tendenziell die angenehmeren Eigenschaften, da die durch eine aktive Regelung verursachten «Ein- und Aus-Schwingvorgänge» nicht vorhanden sind. Damit jedoch eine passive Stromversorgung ausreichend gut funktioniert, muss diese sehr aufwändig realisiert werden (damit ist nicht komplex, sondern gross, schwer und teuer gemeint).
Misst man eine solche passive Stromversorgung im Vergleich zu einer aktiven, dann fallen die Resultate der passiven in fast allen Belangen schlechter aus. Messwerte sind jedoch stets nur ein Teil der Wahrheit.
In unserem DAC-Projekt ist die komplette (passive) Stromversorgung für die empfindliche Röhrenstufe in einem ausgelagerten Gehäuse untergebracht. Einerseits hat dies den Vorteil, dass die Vibrationen des Transformators nicht auf die restliche Elektronik übertragen werden. In unserem Fall ist es aber schon der schlichten Tatsache geschuldet, dass die Bauteile der Stromversorgung dermassen gross und schwer sind, dass sie kaum im selben Gehäuse mit der Elektronik untergebracht werden konnten.
Die Gleichrichtung der Röhrenstromversorgung erfolgt mittels Röhrengleichrichter und es kommt eine sogenannte CLCRC-Filterung zum Einsatz. Als Spule «L» sowie als Transformator dienen sehr hochwertige C-Kerne von Audio Note. Kondensatoren werden von Mundorf, Audio Note und speziell ausgewählte moderne Öl-Papier-Kondensatoren verwendet.
Für die DAC-Schaltung selbst werden für jeden einzelnen Teil separate Shunt-Spannungsregler verwendet, dazu wurde extra für diese Anwendung eine Leiterplatte entwickelt. Tatsächlich ist es so, dass der Materialpreis für diese Stromversorgungen den Kaufpreis der meisten kommerziellen DAC bei Weitem übersteigt. Von dieser aufwendigen Stromversorgung versprechen wir uns jedoch, auch hier Probleme vermeiden zu können, ohne neue Probleme mit erneutem Bedarf an komplexen Lösungen zu schaffen!
Und wissen Sie was? Das funktioniert tatsächlich sehr gut ;-)

Schlusskommentar
Hier endet der dritte Teil unseres Deep Dive in die Digital-Analog-Wandler-Technologie. Wir hoffen sehr, sie hatten ebenso Spass wie wir, sich mit dieser spannenden Thematik eingehender zu befassen. Vielleicht konnten wir Ihnen auf hoffentlich verständliche Weise die zeitweise doch trockene Digital-Theorie näherbringen. Sie waren vielleicht erstaunt darüber, wie komplex ein Digital/Analog-Wandler und dessen Technologie sein kann. Vom simplen Chip in Ihrem Smartphone bis zum mehrteiligen Superwandler mit zwei bis acht Gehäusen inklusive Mono-Netzteilen, externen Clocks und kanalgetrennten Wandlereinheiten: Digital/Analog-Wandler gibt es in allen denkbaren Formen und Ausprägungen.
Im kommenden letzten Teil werden wir wie angekündigt unseren DIY DAC mit arrivierten Vertretern vergleichen und die klanglichen Unterschiede der einzelnen DACs herausarbeiten. Ein DAC-Kaliber von dCS Audio ist angekündigt sowie ein kommerzieller, angesehener, aber preiswerter R2R-DAC.
Unser DIY DAC wird sich also mit audiophilen «Schwergewichten» messen dürfen. Neutrale und erfahrene Highender, ausgestattet mit «Fledermaus-Ohren» werden für das Shootout eingeladen – seien Sie gespannt. Wir sind es auch!
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/blog/da-wandler-ausgangsstufe-und-stromversorgung-dac-diy-deep-dive-teil-3