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Mittelklasse neu definiert

Test Pioneer VSX-1131

Publiziert am 20. Oktober 2016 - Fabian Heer

Genau so wenig sexy wie die Typenbezeichnung VSX-1131 klingt, so wenig Erwartung hatte ich an das nur gerade mal 729 Franken teure Flaggschiffmodel der Pioneer Mittelklasse-Receiver. Was kann so ein Heimkino-Receiver zu diesem Preis überhaupt liefern? Na gut optisch sieht der Pioneer VSX-1131 ja ganz gut aus. Aber das würde niemals reichen um mir in irgendeiner Form zu imponieren. Und das soll jetzt die hochgelobte Zusammenarbeit von Onkyo und Pioneer verkörpern? Das dachte ich mir. Vor dem Test. Allerdings musste ich meine Meinung gewaltig revidieren. Aber der Reihe nach.

Grösse ist nicht alles, oder?

Der Pioneer VSX-1131 sieht trotz seiner Plastikfront edel und modern aus. Erhältlich ist das Gerät entweder in Schwarz oder Silber.Der Pioneer VSX-1131 sieht trotz seiner Plastikfront edel und modern aus. Erhältlich ist das Gerät entweder in Schwarz oder Silber.

Gewohnt sachlich und neutral geht es also an den Test. Den Pioneer VSX-1131 aus der Verpackung genommen, fallen als Erstes seine Dimensionen auf. Mit einer Höhe von 173 Millimetern und 10 Kilogramm Gewicht hält der Pioneer-Receiver immerhin rein von den Dimensionen her schon mal mit den Grossen mit. Na ja, beim Material wurde offenbar schon mal nicht gespart, das impliziert grosse, leistungsfähige Trafos in der Stromversorgung und kräftige Endstufen. Doch schauen wir genauer hin.

Die Verarbeitung des Receivers ist sehr präzis und wirkt edel und modern. Wenige grosse Tasten und Drehregler dominieren das Bild des Geräts, das in Schwarz oder Silber zu haben ist. Dass die Front aus Plastik ist, zeigt zwar, in welchem Preisrange wir uns bewegen, ich muss aber zugeben, dass ich zweimal hinschauen musste, um sicher zu sein, ob da doch nicht geschliffenes Aluminium verwendet worden ist.

Der Pioneer VSX-1131 kann bis zu einem 7.2-Setup betrieben werden und verfügt über 7 x 160 Watt Leistung auf den einzelnen Kanälen. Der Receiver besitzt neben sechs HDMI-Ein- und zwei -Ausgängen auf der Geräterückseite über einen weiteren HDMI-Eingang sowie einen USB-Anschluss am Frontterminal. So ist er also gut auf jedwede Geräte vorbereitet. Im Audiobereich überzeugt das Gerät mit einem koaxialen und zwei optischen Eingängen, sowie einem Phono(MM)-Eingang.

Etwas irritierend hingegen ist der FM/AM-Tuner, der verbaut ist (braucht das noch jemand?).

Sieben Minuten bis zum Filmvergnügen

An nichts fehlt es: Mit seinen Anschlüssen ist der Pioneer VSX-1131 für fast alles gewappnet.An nichts fehlt es: Mit seinen Anschlüssen ist der Pioneer VSX-1131 für fast alles gewappnet.

Der Pioneer VSX-1131 wird nun also an ein 7.1-Setup angeschlossen. Für den Test kommen wieder mal meine Piega-S4-Standsäulen, sowie vier S3-Satelliten zum Einsatz. Begleitet wird das Septett von einem PSUB 4 von Piega.

Ich mache mich auf das Initial-Setup und die Lautsprechereinrichtung gefasst. Das wird wohl so einige Zeit in Anspruch nehmen. Und hier wurde ich das erste Mal wirklich überrascht. In nur sieben Minuten war mein Receiver eingerichtet und die Lautsprecher mittels MCACC Auto Room Tuning kalibriert.

Das MCACC-System von Pioneer, das wie das Onkyo Audyssey mit einem mitgelieferten Einmessmikrofon geliefert wird, ist kinderleicht zu bedienen und begleitet auch den Nichtfachkundigen ohne Probleme durch das Setup. Die Einstellungen sind dabei sehr präzise und passend ausgefallen, beim Center musste ich etwas manuell nachbessern, ist aber keinesfalls der Rede wert. Nach nur sieben (!!!) Minuten war alles so eingerichtet, dass ich Netflix (via Apple TV) über den neuen Receiver geniessen konnte. Ich mag mich nicht erinnern, dass ich jemals einen Receiver so schnell eingerichtet hatte.

Ausstattung der Extraklasse

Google Cast, Apple Airplay, Spotify, Internetradio, USB, TIDAL, Deezer, Bluetooth, Wifi. Wer soll da noch die Übersicht behalten, wie und in welchem Setup ich nun meine Geräte, meine Streaminglisten oder meine Lieblingsradiosender hören möchte. So viel Auswahl gibt es auf dem Markt.

Um die Entscheidung für die geeignete Technologie dem Kunden abzunehmen, wendet Pioneer einen ganz einfachen Trick an: Sie verbaut beim VSX-1131 einfach gleich alle oben genannten Technologien. Ja, richtig gelesen, ob die heimische Musik vom Smartphone via Google Cast, Bluetooth, Airplay oder doch direkt vom Receiver über Spotify wiedergegeben wird, spielt keine Rolle, denn unser Testgerät kann alles. Und da war ich dann doch schon ein zweites Mal etwas sprachlos.

Alle getesteten Services funktionieren einwandfrei und in ansprechender Qualität. Zwar bleibt die Qual der Wahl des Anschlusses (mein Smartphone kann ich auf vier verschiedene Arten anschliessen) bestehen – die bevorzugte Technologie kann aber auf jeden Fall verwendet werden.

Bedient wird das Gerät übrigens über eine sehr handliche, reduzierte Fernbedienung. Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass man hier wieder sieht, in welcher Preisklasse wir uns befinden. Ich hingegen finde die Fernbedienung zwar nicht sonderlich schön, aber sehr praktisch und weil so reduziert auch sehr übersichtlich und gut zu bedienen.

Klein und handlich: Die Fernbedienung des VSX-1131 ist zwar sehr reduziert, wirkt dafür aber sehr aufgeräumt und benutzerfreundlich. Klein und handlich: Die Fernbedienung des VSX-1131 ist zwar sehr reduziert, wirkt dafür aber sehr aufgeräumt und benutzerfreundlich.

Differenziert und auf den Punkt gebracht

Nicht nur äusserlich, sondern auch im Klangtest überzeugt der Pioneer VSX-1131.Nicht nur äusserlich, sondern auch im Klangtest überzeugt der Pioneer VSX-1131.

Nun wird es Zeit für die Königsdisziplin, der Soundcheck steht an. "Jurassic World" in DTS-HD 7.1 soll als Referenz dienen. Steven Spielbergs Fortsetzung des Klassikers "Jurassic Parc" trumpft mit cooler Musik und fetten Soundeffekten sowie einem irren, genetisch manipulierten Saurier auf: die perfekte Blueray für einen Soundcheck.

Wunderschöne Landschaften, schöne klassische Piano-Musik. Der Pioneer VSX-1131 macht sich gut, die Piano-Klänge lösen sich schön von den Umgebungsgeräuschen und zeichnen ein sehr weiträumiges Klangbild. Der Midbass wirkt dabei ausgewogen und nicht zu eng.

Auch bei Dialog lässt sich eine kristallklare Stimmwiedergabe feststellen, fast zu perfekt wirken hier die hohen Töne, hier dürfte der Receiver etwas weniger perfekt und dafür etwas weicher agieren.

Jetzt aber ist es Dinosaurierzeit. Der genetisch manipulierte Supersaurier ist im Anmarsch. Die Bässe wummern, die Spannung fast nicht mehr auszuhalten. Da kommt er näher, Schritt für Schritt. Es fühlt sich an, als ob der Dino im Wohnzimmer steht. Kraftvoll, präzis und mit voller Wucht zeigt sich der Receiver nun von seiner druckvollen Seite. Die 160 Watt pro Kanal, gepaart mit dem Subwoofer, machen hier einen Superjob, nie kommen wir auch nur ansatzweise an die Leistungsgrenzen. Eine sehr gute Performance!

DTS-HD Master Audio, DTS-HD High Resolution Audio, DTS 96/24, DTS-ES/DTS-HD Express sowie die Dolby-Formate TrueHD und Dolby Digital Plus kann der Receiver wiedergeben.

Auch videomässig macht sich der Pioneer ziemlich gut, die Signale werden allesamt sauber abgespielt. Der Ultra HD Pass through mit HDCP 2.2 unterstützt dabei 4K/60p/4:4:4/24-bit, 4K/24p/4:4:4/36-bit, sowie 4K/60p/4:2:0/36-bit. Weiter werden die neuen HDR- und BT2020-Standards unterstützt. Und zu guter Letzt befindet sich auch noch ein Upscaler im Receiver, der 1080p-Signale zu 4K wandelt.

Wieso nicht auch noch DTS:X?

Und weil wir ja schon etwas verwöhnt sind vom "Mittelklasse"-Receiver, legt Pioneer noch einen drauf. Natürlich kann das Gerät auch Dolby Atmos encodieren. Bei Dolby Atmos wird der 3D-Sound mittels Deckenlautsprechern noch verstärkt. Und weil das immer noch nicht alles ist, lässt sich seit Ende September per Firmware-Upgrade (das sich im Gegensatz zu einigen Konkurrenzprodukten kostenlos und direkt über den Receiver installieren lässt) das Gerät DTS:X-tauglich machen.

DTS:X ist die Antwort von DTS auf Dolbys Atmos und stellt ebenfalls eine objektbasierte Audiomischung dar, bei der sich Audioobjekte beliebig in einem virtuellen Raum verteilen lassen können. Dazu werden zusätzliche Lautsprecher über einem bestehenden 5.1-Setup eingerichtet. Gesagt, getan, wir möchten nun die volle Wahrheit hören.

"Congratulations! You are now ready to use DTS:X", zeigt es auf dem Screen. Nach zehn Minuten war das Upgrade gemacht. Eine erneute MCACC-Kalibration der Lautsprecher, und schon geht es in die zweite Runde.

"Snow White & Huntsman" in 4K und DTS:X steht an. Bewusst mit Ohrenmerk auf die soeben gewonnene, neue Ebene von Räumlichkeit lässt mich der Pioneer VSX-1131 nun mit letzter Sicherheit wissen, dass dies ein grossartiges Gerät ist.

Soundeffekte werden so präzis und so detailliert wiedergegeben, dass man sich tatsächlich mittendrin im Film fühlt. Die Ausgewogenheit zwischen Höhen und Bässen ist dabei bemerkenswert und die Dynamik beeindruckend.

Sprachlos und kopfschüttelnd lässt mich der Receiver nach dem Test sein. Eine solche Performance hätte ich nicht erwartet.

Fazit

Noch vor ein paar wenigen Jahren hätte ein Gerät wie der Pioneer VSX-1131 rein von der Ausstattung und der klanglichen Performance locker zu den Topklasse-Receivern gezählt. Dank dem Kampfpreis von nur gerade mal 729 Franken zählt das Gerät zur "Mittelklasse". Der Test zeigte aber, dass hier nichts Mittelklassiges zu finden ist. Der Pioneer VSX-1131 überzeugt mit toller Ausstattung und starker Klangperformance. Die Plastikfront des Receivers – trotzdem edel – ist eines der wenigen Hinweise auf die eigentliche Preisklasse des Geräts. Abgesehen von diesem Abstrich ist der VSX-1131 ein hervorragender Receiver für ambitionierte Neueinsteiger oder Personen, die ihre bestehende Surround-Anlage mit neuster Technologie upgraden wollen. 

STECKBRIEF
Modell:
VSX-1131
Profil:
Mittelklasse-Receiver der Extraklasse
Pro:
Topaustattung
Souveräner Klang
Preis/Leistung
Contra:
Plastikfront
Fernbedienung etwas billig
Preis:
729.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2016
Vertrieb:
Masse:
435 x 173 x 370.5 mm mm
Gewicht:
10 kg
Farbe:
Silber oder Schwarz
Airplay:
Ja
Internetradio:
Ja
Analog Input:
5 x Cinch 1 x Jack
Decoder:
Dolby® TrueHD/Dolby Digital Plus DTS-HD Master Audio/DTS-HD High Resolution Audio/DTS 96/24/DTS-ES/DTS-HD Express
Digital Input:
1 x koaxial, 2 x optisch
HDMI:
7
Leistungsaufnahme:
570 W
Leistungsaufnahme Standby:
0.15 W
Skalierung:
MCACC Auto Room Tuning
Verstärkerleistung 8 Ohm:
160 Watt
Video Input:
2 x Cinch
Video Out:
2 x HDMI
Videoformate:
Ultra HD Pass-through with HDCP 2.2 (4K/60p/4:4:4/24-bit, 4K/24p/4:4:4/36-bit, 4K/60p/4:2:0/36-bit)

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/mittelklasse-neu-definiert-test-pioneer-vsx-1131