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Universalgenie

Test Panasonic DMR-BCT820

Publiziert am 21. Januar 2013 - Martin Freund
Der DMR-BC820 von PanasonicDer DMR-BC820 von Panasonic

Die Liberalisierung des Settop-Boxen-Markts wurde Ende letzten Jahres endgültig eingeläutet: Inzwischen hat auch der grösste Schweizer Kabelnetzbetreiber zumindest sein digitales TV-Grundangebot entschlüsselt. Damit kann jeder moderne Fernseher und auch Kabelreceiver direkt ab Antennensteckdose Digitalfernsehen empfangen. Da immer mehr Sender auch in High Definition übers Kabel laufen, steigt die Nachfrage nach Aufzeichnungsmöglichkeiten von HDTV-Sendungen.

Panasonic bietet dafür eine einzigartige Lösung: Vor zwei Jahren bereits für den Satellitenempfang eingeführt, gibt es die Kombination von HD-Receiver, Festplatten- und Blu-ray-Recorder nun auch fürs Kabel: Das Modell DMR-BCT820  ist mit einer 1-TB-Festplatte ausgestattet. Alternativ ist die abgespeckte Version DMR-BCT720 (in Schwarz) bzw. DMR-BCT721 (in Silber) rund 150 Franken günstiger erhältlich.

Speichern und brennen

Berücksichtigt man die Speicheranforderungen für die Archivierung von HD-Material, so sieht man schnell, dass sich der Aufpreis für die 1-TB-Version lohnt: Darauf passen rund 155 Stunden unkomprimiertes HD-Video. Unkomprimiert? Richtig: Der Recorder bietet die Möglichkeit, aufgezeichnete Sendungen in fünf Stufen zu komprimieren. Dazu werden sie auf der Festplatte neu encodiert – ein rechenaufwendiges Unterfangen, da es in Echtzeit abläuft. Sowohl unkomprimiertes wie komprimiertes Video lässt sich auf Blu-ray-Disc (BD-R oder BD-RE) brennen. Die dafür benötigte Zeit hängt von der Disc ab. Für eine Stunde HD-Video benötigt man bei einer BD-R mit sechsfacher Brenngeschwindigkeit rund 12 Minuten. Gebrannte Blu-ray-Discs  mit komprimiertem HD-Video sollen laut Panasonic  auch auf anderen Playern abspielbar sein.

Der DMR-BCT820  eignet sich nicht nur zur Archivierung von TV-Sendungen. Man kann Fotos speichern und diese dann in einer Diashow abspielen. Auf Wunsch mit animiertem Übergang und Hintergrund-Wunschmusik ebenfalls ab Festplatte. Und nicht zuletzt fungiert der Panasonic  auch als „Jukebox“ und bietet beinahe unerschöpflichen Speicherplatz zum Archivieren von Musik. CDs hat man in wenigen Minuten auf die Festplatte kopiert. Der Panasonic holt dabei die Album- und Titelinfos automatisch via Internet von der Gracenote-Datenbank.

Der Recorder verfügt über eine permanent im Hintergrund aktive Time-Shift-Funktion. Mit  „Rewind Live TV“ kann man das laufende TV-Programm anhalten oder zurück- und wieder vorwärtsspulen. Mit „Stop“ wechselt das Gerät zum Echtzeit-Betrieb. Es verfügt über zwei Tuner. Damit kann man gleichzeitig ein Programm aufzeichnen und ein anderes anschauen. Oder auch zwei Programme parallel aufzeichnen.

Archivieren

Mit seiner verspiegelten Front und insgesamt geringen Abmessungen macht der DMR-BC820 in fast jeder Wohnumgebung eine gute Figur. Mit seiner verspiegelten Front und insgesamt geringen Abmessungen macht der DMR-BC820 in fast jeder Wohnumgebung eine gute Figur.

Schaut man sich die Preise für digitale Speichermedien an, so wird man schnell feststellen, dass einmal oder mehrmals beschreibbare Blu-ray-Rohlinge sündhaft teuer sind. 25 GB kosten im Multipack ab rund sechs Franken. Festplattenspeicher ist da günstiger: 1 TB USB-Harddisks gibt es bereits ab rund 80 Franken. Daraus folgt, dass Archivieren auf Festplatten rund viermal günstiger ist.

Tatsächlich bietet der DMR-BCT820 die Möglichkeit, externe USB-Datenträger zwecks Archivierung anzuschliessen. Aber Vorsicht: Diese werden vom Gerät so formatiert, dass sie nur noch im Zusammenspiel mit dem Panasonic erkannt werden. Auch lassen sie sich nicht zum gelegentlichen Auslagern einzelner Aufnahmen einsetzen. Bei jedem Auslagerungsvorgang wird die angeschlossene Disk neu formatiert, und die kopierten Titel auf der integrierten Festplatte werden gelöscht. Dies geschieht aus Rücksicht auf das Copyright. Das bedeutet nichts anderes, als dass man Aufnahmen erst auslagern sollte, wenn man eine externe Platte damit füllen kann. Insgesamt kann man maximal acht verschiedene USB-Festplatten verwenden. Dann muss man erst eine registrierte Platte löschen.

Mit dem Panasonic lassen sich AVCHD-Aufnahmen ab Camcorder archivieren und auch auf Datenträger brennen. Wem BD-R-Scheiben dafür zu teuer sind, der kann HD-Videos auch auf DVD-R brennen. Moderne Blu-ray-Disc-Spieler erkennen solche Datenträger als „BD“ und spielen die Aufnahmen klaglos ab.

Installation

Der DMR-BC820 verfügt über zwei CI+ kompatible Slots für Decodereinschübe. Er ist mit der Digicard von UPC Cablecom kompatibel und kann damit auch die neuen Digital-TV-Pakete „Classic“ und „Comfort“ empfangen.

Am UPC Cablecom-Netz beansprucht die Senderinstallation etwa 20 Minuten. Man sollte dabei die vom Kabelbetreiber vorgeschlagene Senderreihenfolge übernehmen. Der DIGA-Recorder verfügt über keine eigene Sortierautomatik für die Schweiz.

Positiv ist zu bewerten, dass acht verschiedene Programmlisten zur Verfügung stehen. Von sich auch stellt der DMR-BC820 die vier Listen „Free TV“,  „Pay TV“ „HDTV“ und „Radio“ vorsortiert zur Auswahl. Als Ergänzung dazu ermöglichen vier individuell definierbare Favoritenlisten den gezielten Zugang auf ein selektives Angebot. Sie lassen sich problemlos und schnell erstellen. Und auch der Zugriff darauf erfolgt relativ einfach über „OK“ und mehrmaliges Drücken der blauen Taste.

Auf dem Kabelnetz der UPC Cablecom steht – wie auch bei anderen kleineren Netzen – eine Unzahl digitaler Radiosender zur Auswahl. Diese gestaltet sich jedoch nicht so einfach, denn der automatische Sendersuchlauf listet die Schweizer Programme zwar säuberlich hintereinander, aber irgendwo weit hinten in der Sendertabelle auf.

Um zügig zum bevorzugten Sender zu gelangen, benutzt man am besten die TV/Radio-Umschalttaste auf der Fernbedienung. Sie merkt sich, welches Programm man zuletzt gehört hat und greift unmittelbar darauf zu. Alternativ verwendet man eine der vier Favoritenlisten und füllt sie mit dem meist gehörten Radiostationen.

Elektronischer Programmführer

Der EPG ist übersichtlich gestaltet, bietet aber zumindest im Cablecom-Netz nur rudimentäre HintergrundinfosDer EPG ist übersichtlich gestaltet, bietet aber zumindest im Cablecom-Netz nur rudimentäre Hintergrundinfos

Der elektronische Programmführer ist übersichtlich gehalten und basiert auf den DVB-Infodaten. Am Kabel der UPC Cablecom erscheinen diese allerdings arg reduziert. Die Inhaltsangabe beschränkt sich auf Genre, etwaige Altersbeschränkung sowie zwei nüchterne Textzeilen. Produktionsjahr und Besetzung eines Spielfilms? Fehlanzeige. Ausserdem gelang es uns nicht, EPG-Daten über die nächsten 24 Stunden hinaus abzurufen. Nutzer des Satellitenempfangs schätzen ja die Möglichkeit, EPG-Daten auch bei vielen Radiosendern – so etwa bei sämtlichen öffentlich-rechtlichen Programmen der ARD – abrufen und auch Radiosendungen direkt aus dem elektronischen Programmführer heraus zur Aufnahme programmieren zu können. Hier fehlt sie ebenso wie die optionale Dolby-Digital-Tonspur, mit der die deutschen Kulturprogramme Bayern Klassik MDR Figaro, HR2, SWR2 und WDR3 aufwarten. Diese nüchterne Informationspolitik und reduzierten Tonoptionen kann man jedoch nicht dem Panasonic vorwerfen. Sie sind ein bekanntes Ärgernis auf dem Cablecom-Netz. Immerhin zeigt der DMR-BC820 während der EPG-Nutzung das laufende Programm in einem kleinen Fenster an.

Als mehr oder weniger probater Ersatz für den minimalistischen EPG bietet sich die „Rovi Guide“ App aus dem integrierten Smart-TV-Portal „Viera Cast“ an. Diesen redaktionell aufbereiteten Programmführer zu laden, erweist sich jedoch als echt mühsam. Dazu muss man das laufende TV-Programm verlassen und im Internet-Portal nach der App suchen. Bis sie dann schliesslich geladen ist, vergeht viel Zeit. Dann bekommt man eine zwar etwas unübersichtliche, dafür aber inhaltlich in die Tiefe reichende Acht-Tage-Vorschau, aus der heraus man Sendungen via Tastendruck zur Aufnahme vormerken kann.

Netzwerk-Funktionen

Wi-Fi hat der DMR-BC820 bereits eingebaut. Die Anmeldung im WLAN verläuft  problemlos, die IP-Adresse wird automatisch zugewiesen. Auf Wunsch arbeitet der Panasonic wahlweise als Server oder Client in einem DLNA-Verbund. Als Client fungiert er beispielsweise von einem PC mit Windows 7 angesteuert als „Media Renderer“ und kann verschiedenste Dateiformate über den Fernseher bzw. die Heimkino-Anlage wiedergeben. Dies beinhaltet beispielsweise auch AVCHD-Videos mit Dolby Digital-Tonspur oder hoch aufgelöste FLAC-Audiodateien.

Andererseits kann der DMR-BC820 auch Inhalte ab der Festplatte und sogar das laufende TV-Programm auf iOS- oder Android-Geräte im Wi-Fi-Netz streamen. Dazu offeriert Panasonic eine spezielle „DIGA-App“. Bei unserem Versuch dauerte es mit einem Samsung Galaxy II allerdings recht lange, bis die Verbindung aufgebaut war. Schliesslich streamte der Panasonic aber auch SRF in HD ruckelfrei aufs Handy. Zügiger läuft der Zugriff auf die Festplatte: Aufgenommene Programme werden in einer Liste auf dem Handy angezeigt und lassen sich recht flott übertragen. Die Bildqualität ist in beiden Fällen bestechend gut.

Das Viera Cast-Internetportal offeriert die üblichen Social-Media-Dienste wie auch YouTube, Picasa und den Videotelefonie-Dienst Skype, für dessen Nutzung man bei Panasonic eine passende Videocam (Modell TY-CC 10 für rund 230 Franken) als Zubehör erwerben kann. Schweizer Content ist leider Mangelware und beschränkt sich auf „SwissInfo“. Schmerzlich vermisst wird der Zugang zur Mediathek des Schweizer Fernsehens. Auch ein offener Browser ist nicht im Angebot. Über die Videotheken AceTrack und Viewster kann man aber auch hier in der Schweiz Spielfilme on Demand herunterladen.

Bedienung

Die Fernbedienung orientiert sich an „klassischen“ Panasonic-Befehlsgebern und ist gewöhnungsbedürftig. Die Tasten sind insbesondere im Dunkeln nur schlecht ablesbar.

Wenig Erfreuliches gibt es bei der Fernbedienung zu berichten: Diesen „klassischen“ Befehlsgeber verwendet Panasonic schon seit vielen Jahren mit praktisch identischem Tastatur-Layout. So besitzt der Autor einen etwa siebenjährigen AV-Receiver mit fast genau der gleichen, lediglich anders beschrifteten Fernsteuerung. Zwar kann man es fast als Meisterleistung ansehen, dass es die Panasonic-Ingenieure geschafft haben, die vielfältigen Ebenen dieses Multifunktionsgeräts darauf unterzubringen.

Für den Benutzer erfordert die dichtgedrängte Fülle an klein beschrifteten Tasten fast immer den begleitenden Kontrollblick beim Tastendruck. Insbesondere im dunklen Heimkinoeinsatz wird das echt mühsam, da jegliche Tastenbeleuchtung fehlt. Mit der nötigen Disziplin und Gewöhnung hat der erfahrene Anwender das Gerät dennoch schnell im Griff. Ältere oder technisch unbedarfte Nutzer werden mit dem DMR-BC820 jedoch ihre liebe Mühe habe.

Bildqualität

Im Einsatz als Blu-ray-Spieler überzeugt der DMR-BC820 auf der ganzen Linie. Die Einlesedauer ist angenehm kurz. Und auch die Laufwerksgeräusche halten sich in unproblematischen Grenzen. Selbstverständlich ist der Player für die 3D-Wiedergabe gerüstet. In einem eigenen 3D-Menü kann man die Effekttiefe einstellen oder auch die 2D- auf 3D-Konvertierung aktivieren.

Da das Gerät nur einen HDMI-Ausgang bietet, muss man es seriell über einen etwaigen AV-Receiver mit dem Fernseher verbinden. Alternativ hat man einen koaxialen und einen optischen Tonausgang zur Verfügung, der auch die neueren HD-Mehrkanal-Tonformate ausgibt.

Dass die Bildqualität der Blu-ray-Wiedergabe beim DMR-BC820 top ist, verwundert nicht, hat Panasonic doch die hervorragende Video-Engine von den Stand-alone BD-Spielern zu Verfügung. Diese skaliert auch DVDs ausgezeichnet auf Full-HD (1080p) hoch. Es muss also nicht immer Blu-ray sein, um visuell auf seine Kosten zu kommen.

Ähnlich Positives lässt sich über das TV-Bild sagen. Natürlich hängt die Qualität nicht zuletzt von der Signalgüte des Kabels ab. Diese erwies sich in der Wohnung des Autors als ausgezeichnet. Damit konnte der DMR-BC820 problemlos mit dem Satelliten-Direktempfang konkurrieren. Die Bildschärfe ist sehr hoch, das Bewegtbild erscheint sehr sauber, hängt natürlich wiederum vom eingesetzten Fernseher ab. Artefakte oder Bildrauschen von Seiten des Panasonic sind jedenfalls Mangelware.

Fast noch beeindruckender als die (zu erwarten) ausgezeichnete HDTV-Wiedergabe war die Qualität von SD-Sendungen. Die deutschen Privatsender der RTL-Gruppe sind in der Schweiz zur Zeit ja generell noch nicht in HD zu empfangen. Via Cablecom-Anschluss und DMR-BC820 lässt der Bildeindruck beispielsweise bei abendlichen Blockbustern dennoch nichts zu wünschen übrig. Das Gleiche gilt für die Sender der Sat1/Pro7-Gruppe, die im digitalen Basisangebot der UPC Cablecom nur in SD-Qualität laufen: Der DMR-BC820 zeichnet sie in einwandfreier DVD-Qualität auf. Auch der integrierte Upscaler leistet ganze Arbeit: Man kann getrost ihm (und nicht dem Fernseher) die Umwandlung von SD (576i) auf HD (1080p) überlassen.

Fazit

Der Panasonic DMR-BC820 erweist sich als Tausendsassa mit einzigartiger Funktionsfülle auf engstem Raum. Punkto Technik und Bildqualität überzeugt er auf der ganzen Linie. Abstriche muss man beim Bedienkonzept hinnehmen. Dennoch werden Power-User, die viel aufzeichnen und auch auf DVD/BD archivieren, kaum um dieses Gerät herumkommen. Der Preis von rund 990 Franken erscheint auf den ersten Blick zwar hoch. Man darf aber nicht vergessen, dass man mit dem DMR-BC820 einen HD-Kabelreceiver mit Twin-Tuner, Festplattenrecorder, Blu-ray-Spieler und -Recorder in einem Gerät serviert bekommt.

Die Anschlussperipherie umfasst auch noch den guten alten SCART-Anschluss. Für die Integration ins Heimnetzwerk kann man den Ethernet-Anschluss oder das integrierte WLAN nutzen. Der Ventilator ist praktisch unhörbar.Die Anschlussperipherie umfasst auch noch den guten alten SCART-Anschluss. Für die Integration ins Heimnetzwerk kann man den Ethernet-Anschluss oder das integrierte WLAN nutzen. Der Ventilator ist praktisch unhörbar.
STECKBRIEF
Modell:
DMR-BCT820
Profil:
Üppig ausgestatteter Kabelreceiver mit HD-Twin-Tuner, integrierter Festplatte sowie Blu-ray-Spieler und -Recorder
Pro:
Einzigartige Hardware-Kombination mit ausgereifter Technik und vielfältigen Archivierungsmöglichkeiten
Hervorragende Bildqualität nicht nur bei HD- sondern auch bei SD-Video
Contra:
Unübersichtliche Fernbedienung ohne beleuchtete Tasten
Restriktives Copyright bei externen Festplatten
Preis:
992.80 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2012
Vertrieb:
Masse:
430 x 66 x 238 mm
Gewicht:
3,3 kg
Farbe:
silber
Digital Output:
optisch, koaxial, HDMI
Diskformate:
Blu-ray, DVD, CD
Leistungsaufnahme:
37 W
Leistungsaufnahme Standby:
0,2 W
Schnittstelle:
USB, Ethernet, 2 x CI
Video Input:
Scart
Video Out:
Video, Scart

Onlinelink:
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