Spagat gelungen
Test MFT-Systemkamera Panasonic Lumix DC-GH5

Der Feuerstrahl aus dem Dunkeln kam schnell und überraschend. Im Gesicht spürte ich ein warmes Kribbeln und vergass beinahe, auf den Auslöser zu drücken.
Zum Glück hatte ich die Kamera auf den Pre-Burst-Modus eingestellt. Zusammen mit der neuen, einzigartigen 6K-Foto-Funktion der Lumix GH5 verpasste ich damit keine Darbietung des Feuerkünstlers, obwohl im Dunkeln der genaue Start seiner Flammenschau nicht auszumachen war.
Im Pre-Burst-Modus werden Fotos rund eine Sekunde vor und nach dem Druck auf den Auslöser aufgezeichnet, in 6K-Einstellung mit rasanten 30 Bildern pro Sekunde. Aus dieser Serienbilddatei kann dann im Nachhinein ganz bequem der beste Moment ausgewählt und als 18 Megapixel grosses Foto abgespeichert werden.
Pre-Burst und 6K-Fotos sind nur ein kleiner Teil der umfangreichen Einstellmöglichkeiten des neuen Panasonic-Flaggschiffs im Micro-Four-Thirds-Systemstandard. Die GH5 bietet High-End-Leistung für Foto-Enthusiasten und professionelle Filmemacher, die ihresgleichen sucht. Allein die Kurz-Bedienungsanleitung zur GH5 umfasst über 120 Seiten. Die erweiterte Anleitung, heruntergeladen aus dem Internet, bietet Lesespass auf knapp 350 Seiten.
Während der Vorgänger GH4 noch einen 16-Megapixel-Sensor besitzt, bringt die Neue gleich 4 Millionen mehr mit. Diese 25 Prozent höhere Auflösung auf der gleichen Live-MOS-Sensorfläche bedeutet auch eine kleinere Lichtausbeute pro Pixel. Damit sich dies nicht auf die Bildqualität auswirkt, hat Panasonic bei der GH5 den Tiefpassfilter vor dem Sensor weggelassen.
Ein neuer Venus-Engine-Bildprozessor soll zudem besonders die Wiedergabe natürlicher Detailstrukturen verbessern. Auch die bisherige Rauschminderung wurde zur «High-Precision-Multi-Process-NR» weiterentwickelt.
Die Lumix GH5 besitzt nun auch einen Bildberuhiger im Gehäuse selbst. Damit bietet sie mit entsprechenden Objektiven eine Dual-Bildstabilisierung um fünf Achsen, die Verwacklungen bei Foto- und Videoaufnahmen inklusive 4K-Video noch effektiver unterdrückt.
Als Panasonic vor rund zehn Jahren Micro Four Thirds einführte, war es eigentlich als ein kompaktes, leichtes und kleines Spiegellos-Kamerasystem gedacht. Bei der GH-Reihe wich die Firma mit jedem neuen Modell immer weiter davon ab. So ist auch die GH5 mit ihren Massen von 139 x 98 x 87 mm etwas grösser als ihr Vorgänger. Und hat mit einem betriebsbereiten Gewicht von 935 Gramm, inklusive Kit-Objektiv, Speicherkarte und Akku, einiges mehr auf den Rippen als noch die GH4 mit ihren 770 Gramm.
Auch die Gehäuseform gleicht mehr einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) als einer Kompakt-Ferienkamera. Noch etwas wuchtiger, und sie könnte glatt mit einer richtigen DSLR verwechselt werden. Männerhände können die GH5 noch gut stemmen, doch allen Damen, denen ich sie in die Hände gab, war sie dann doch etwas sehr schwer.
Ein Vorteil der grösseren Form: Es lassen sich mehr Bedienungselemente unterbringen. Und die sehen wir uns jetzt genauer an.
Genialer Sucher und Joystick

Wie schon beim Gehäuse der GH4 setzt Panasonic auch beim neuen Topmodell auf eine Magnesiumlegierung. Damit hält die Kamera auch kräftigeren Stössen stand. Zudem wurde sie gegen Staub, Wasser und Frost abgedichtet.
Trotz Gewichtszunahme gegenüber dem Vorgänger-Modell liegt die GH5 gut und ausgewogen in der Hand, auch im Hochformat. Der Monitor lässt sich ausklappen und um 270 Grad drehen. Porträtaufnahmen gelingen so ganz entspannt, immer mit Blickkontakt zum Motiv, da kein Auge am Sucher kleben muss.
Wer doch mal durch den elektronischen Oled-Sucher blickt, wird positiv überrascht. Die Auflösung wurde um 1,3 Millionen Subpixel erhöht, und dies ist im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar. Ich habe noch nie vorher durch einen solchen scharfen Sucher geblickt. Gegen die 3,68 Millionen Bildpunkte der GH5 muss auch der engste Mitbewerber, die Olympus OM-D E-M1 Mark II mit ihren 2,36 Millionen passen.
Dieser elektronische Sucher darf meiner Meinung nach durchaus mit einem optischen Sucher verglichen werden. Man gewöhnt sich sehr schnell an seine Vorteile wie verschiedene Anzeigemodi und umfangreiche Einblendungen wie etwa Wasserwaage oder Audio-Pegelanzeige. Und natürlich die Bildwiedergabe zur Kontrolle in wählbaren Grössen und unterschiedlichen Informationsseiten.
Besonders im Sonnenlicht spielt der elektronische Sucher seinen Vorteil aus. Wo auf einem Monitor das eben geschossene Foto höchstens noch zu erahnen ist, zeigt der Sucher der GH5 auch noch die kleinsten Details mit bis zu 16-facher Vergrösserung an. Und dies alles, ohne das Auge zwischen Aufnahme und Wiedergabe vom Sucher zu nehmen. Gut, man muss die Kamera schon etwas kennen, um die Tasten zur Wiedergabe-Steuerung blind zu treffen.
Doch dann wünscht man sich kaum noch einen optischen Sucher zurück. Im Gegenteil, zurück an der Spiegelreflexkamera wunderte ich mich immer wieder, wieso denn kein Foto im optischen Sucher erscheint, nachdem ich die Wiedergabetaste gedrückt hatte.
Eine weitere Neuheit gegenüber der GH4 ist der Joystick rechts neben dem Sucher. Dieser Gummi-Knubbel lässt sich in alle Richtungen bewegen und mittig eindrücken. Er liegt optimal unter dem Daumen und steuert manche Funktionen, für die man sonst mehrere Tasten betätigen müsste. Besonders das Verändern des Fokusfeldes gelingt damit blitzschnell.
Die übrigen Tasten blieben grösstenteils am selben Ort wie bei der GH4. Nur die Videotaste auf der Rückseite machte dem neuen Joystick Platz und wurde auf die rechte Oberseite verlegt. Beim Wahlschalter für Serienbilder auf der linken Seite musste die «Auto-Bracket»-Einstellung gleich zwei neuen Funktionen weichen. Hier stehen nun die Symbole für 6K/4K-Foto und Post-Fokus-Aufnahme. Unterhalb des Wahlschalters findet man die Sucher/Monitor-Umstellung und die Wiedergabetaste.
Die HDMI-Anschlussbuchse ist jetzt in Standardgrösse vorhanden. Damit lassen sich auch robuste Kabel anschliessen. Damit diese nicht abgeknickt werden, liegt der Kamera eine anschraubbare Kabelführung aus Kunststoff bei. Der AV-Out/Digital-Anschluss der GH4 wurde bei der GH5 durch eine reine USB-C-Buchse ersetzt. Die NFC-Funktion (Near Field Communication) wurde ganz weggelassen.
Neu sind zwei Karteneinschübe vorhanden, die sich unterschiedlich konfigurieren lassen. Beide akzeptieren SDHC- und SDXC-Speicherkarten mit UHS-I/UHS-II-Geschwindigkeitsklasse 3. Bei der Stromversorgung hat sich nichts geändert. Die neue Kamera benutzt auch den DMW-BLF19 Akku. Wer schon Vorgänger-Modelle wie eine Lumix GH3 oder GH4 besitzt, muss somit nicht in andere Akku-Typen investieren.
Die Blitztaste der GH4 sucht man an der GH5 vergebens. Es sieht zwar so aus, als ob sich hinter dem Lumix-Schriftzug ein aufklappbares Blitzgerät befindet, doch dem ist leider nicht so. Es wurde schlicht weggelassen. Nicht mal ein separater Stummelblitz wie bei der Olympus E-M1 Mark II liegt der Kamera bei. Wer blitzen möchte, muss sich ein externes Blitzgerät anschaffen.

Kräftig aufgebohrt
Panasonic hat die inneren Werte bei der GH5 beträchtlich erweitert. Hier eine Aufzählung der wichtigsten Erweiterungen:
- Sensorauflösung von 16 auf 20 Megapixel erhöht, kein Tiefpassfilter
- Sucherauflösung von 2,36 auf 3,68 Megapixel vergrössert
- Monitorauflösung von 1 auf 1,6 Megapixel erhöht
- Fokusfelder von 49 auf 225 erhöht
- Videoaufnahme in 4K/UHD mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde
- Professionelle 10-Bit-4:2:2-Videofarbabtastung
- Cinema 4K mit bis zu 24 Bildern pro Sekunde
- 4K/6K-Foto-Modus mit Pre-Burst-Möglichkeit
- Post-Focus für nachträgliche Schärfeauswahl
- Neuer Hauptmenüpunkt «Mein Menü»
Für Videofilmer bietet die Lumix GH5 als erste spiegellose Systemkamera überhaupt eine zeitlich unbegrenzte, interne Videoaufzeichnung mit 4K 60p/50p und 4K 30p/25p 4:2:2 10-Bit. Zu den zahlreichen weiteren professionellen Funktionen und Einstellmöglichkeiten gehören zum Beispiel Timecode-Einblendung, Farbbalken-Testsignale, konfigurierbare Gammakurve, Schwarzpegelkontrolle und Mikrofonpegelung mit Begrenzer und Anzeige im Monitor und im Sucher.
Drehen, drücken, schieben

Die Bedienungsphilosophie der GH-Modellreihe wurde beibehalten. Neue Funktionen versuchte man möglichst logisch einzubinden. Wer bereits eine GH3 oder GH4 besitzt, wird sich sofort heimisch fühlen.
Neulinge fotografieren mit der GH5 erst mal im intelligenten Plus-Automatikmodus, in dem die Kamera voreingestellt ausgeliefert wird. Hier werden die optimalen Einstellungen für Motiv und Szene von der Kamera selbst gewählt. Viele Tasten besitzen keine oder nur einfache Funktionen. Der Benutzer hat stark eingeschränkte Eingriffsmöglichkeiten.
Dreht er das griffige, verriegelbare Modusrad aus der Automatik heraus, stehen ihm Programm-, Blenden-, Zeit-Automatik sowie manuelle Belichtung, die Videoposition «kreative Filme-Modus», fünf Speicher für benutzerdefinierbare Einstellungen und ein Kreativmodus zur Verfügung.
Für die am häufigsten gebrauchten Anpassungen wie Weissabgleich, ISO-Wert, Belichtungsausgleich, Fokus, AF- und AE-Sperrung und Sucher/Monitor-Anzeigen stehen eigene Tasten bereit. Das Ändern der Werte ist auf mehrere Arten möglich. Hier darf sich jeder seine eigene Arbeitsweise zulegen.
Der Direkttasten-Fetischist wird sich über die Knöpfe, Drehrädchen, Drehscheiben und Cursortasten freuen. Der Däumling ändert beinahe alle Einstellungen über den genialen Joystick. Der Tatscher drückt und schiebt seine gewünschten Werte auf dem Touch-Display herum. Und wer unschlüssig ist, kombiniert alles zusammen.
Wenn ich durch den Sucher fotografiere, hat mein rechter Zeigefinger die Oberfläche mit dem vorderen Drehrad und den Direkttasten im Griff, während der Daumen auf der Rückseite den Joystick dirigiert und das hintere Drehrad sowie die Drehscheibe mit den Cursortasten befehligt. Drücke ich mit dem linken Daumen noch die Wiedergabetaste, brauche ich auch zur Bildüberprüfung nie mein Auge vom Sucher zu nehmen.
Wem die Standardbelegung der Funktionstasten nicht behagt, darf sie nach eigenem Gusto umprogrammieren. Sogar der Joystick und die Cursortasten können angepasst werden. Die Anpassung selbst funktioniert simpel. Einfach die gewünschte Taste etwas länger gedrückt halten, und schon wird die aktuelle Tasteneinstellung mit ihren Belegungsoptionen angezeigt. Neben den 15 physischen Tasten am Gehäuse gibt es noch fünf weitere Funktionstasten, die als Touch-Symbole am rechten Rand des Aufnahmebildschirms erscheinen.
Falls diese Anpassungen nicht ausreichen, kann man im Hauptmenü unter «Mein Menü» seine häufig verwendeten Menüs zusammenstellen. Reicht dies immer noch nicht aus, lässt sich auch das «Quick-Menü» mit seinen persönlichen Einstellungen belegen.

Serienbilder und Fokus-Stapel
Wer sich durch das Hauptmenü mit all seinen Untermenüs schlängelt, entweder via Drehrädchen, Joystick, Drehscheibe oder Touch-Screen, wird von den umfangreichen Parametern und deren Kombinationen beinahe erschlagen. Wer oft zwischen unterschiedlichen Foto- und Videoaufgaben wechselt, freut sich umso mehr über die fünf Benutzer-Speicherplätze, die sich mit eigenen Setups belegen lassen.
So habe ich als Beispiel im Speicher C2 alle Einstellungen für Zeitraffer-Aufnahmen abgelegt. Hier benötige ich keine RAW-Aufnahme, das Bildformat ist 16:9, die Bildgrösse mittel, der Auslöser elektronisch, der Weissabgleich fix, der ISO-Wert 200, die Messmethode Mittenbetont und der Bildstabilisator aus. Müsste ich mich für diese Werte jedes Mal durchs Menü hangeln, ginge bestimmt irgendeine Einstellung vergessen. Aber so brauche ich nur noch den Fokus auf manuell zu stellen und den Serienmodus-Schalter auf Zeitraffer zu drehen, schon kann's losgehen.
Damit sind wir bei den Antriebsmöglichkeiten der GH5. Serienbilder im RAW-Format schiesst die Kamera mit rund 10 bis 12 Bildern pro Sekunde, je nach Lichtverhältnissen und wie fokussiert wird, manuell, einzeln oder Dauer-AF. Diese Geschwindigkeit zieht die Kamera für 60 bis 70 RAW-Bilder und einer beinahe unbegrenzten Anzahl JPEG-Aufnahmen durch.
Wer den «Drive-Schalter» weiter dreht, kommt in die 6K/4K-Fotofunktion. Auf diese ist man bei Panasonic besonders stolz, was in einer extra beiliegenden, zweiseitigen und mehrfarbigen Kurzanleitung zum Ausdruck kommt. Zwar kannte bereits die GH4 mit ihrer SH-Funktion eine ähnliche Möglichkeit, mit bis zu 40 JPEG-Bildern pro Sekunde zu fotografieren. Doch die 6K/4K-Foto-Möglichkeiten der GH5 gehen noch viel weiter.
Die 6K-Fotofunktion ermöglicht es, eine Bildserie mit 30 Bildern pro Sekunde zu erstellen. Gewünschte Einzelbilder können danach aus der Serienbild-Datei ausgewählt und als JPEG-Foto mit 18 Megapixel Grösse gespeichert werden. Da werden auch Sportfotografen hellhörig.
Die 4K-Fotofunktion wurde ebenfalls verbessert, so dass jetzt Serienaufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde in 8-Megapixel-Auflösung und mit unlimitierter Aufnahmelänge möglich sind. Ein eventueller Rolling-Shutter-Effekt wird dabei automatisch herausgerechnet.
Besonders interessant wird 6K/4K-Foto zusammen mit der Pre-Burst- und der Loop-Recording-Aufnahme. Damit verpasst man keinen entscheidenden Moment mehr. Bei Pre-Burst beginnt die Aufnahme bereits eine Sekunde vorher, bevor der Auslöser vollständig heruntergedrückt wird. Beim Loop-Recording läuft die Kamera in einer Aufnahmeschlaufe und speichert die letzten 10 Minuten in jeweils zwei Minuten langen Clips, wobei die ältesten Aufnahmen wieder gelöscht werden. So kann eine Aufnahme ohne Speicherkartenwechsel fortgesetzt werden, bis sich eine Fotogelegenheit ergibt.
Eine Drehung weiter am Drive-Schalter, und wir befinden uns in der Post-Fokus-Funktion. Die GH5 kann Serienbilder in der gleichen Bildqualität wie 6K/4K-Fotos aufnehmen, während automatisch auf verschiedene Bereiche scharfgestellt wird.
Mit der Post-Fokus-Funktion kann nach der Aufnahme ein Foto mit dem gewünschten Schärfebereich auf dem Bildschirm ausgewählt und als JPEG-Bild gespeichert werden. Das ist besonders bei Makroaufnahmen hilfreich, bei denen eine präzise, individuelle Fokussierung gefordert ist.
Mit der Fokus-Stapel-Funktion kann der Fokusbereich vergrössert werden. Aus mehreren Bildern des gleichen Motivs, aufgenommen mit verschiedenen Fokuspunkten, erstellt die Kamera ein Foto mit der Schärfe auf den gewünschten Details. Produktfotos oder Makroaufnahmen können damit im Nachhinein von vorne bis hinten geschärft werden. Diese Fokus-Funktionen eignen sich zum Aufnehmen von unbewegten Motiven. Idealerweise steht die Kamera dabei auf einem Stativ.
Die beiden letzten Einrastungen des Drive-Schalters gehören dem Selbstauslöser und der Aufnahme von Bildern mit Zeitraffer und Stop-Motion-Animation. Natürlich beherrscht die GH5 auch das Bracketing. Es sind automatische Belichtungsreihen mit unterschiedlichen Werten für Helligkeit, Weissabgleich, Fokus und Blende möglich.
Die GH5 im Foto-Einsatz

Im Test hatte ich die GH5 mit dem Kit-Objektiv Lumix G Vario 12-60 mm, f/3.5-5.6 Asph., Power O.I.S. Das ist zwar nicht das lichtstärkste Objektiv von Panasonic, doch mit einem Brennweitenbereich von 24-120 mm, auf Kleinbildformat umgerechnet, deckt es als Immer-drauf-Optik viele Bereiche ab.
Im Gegensatz zur lichtstärkeren Leica-Variante mit dem gleichen Brennweitenbereich hat es keinen Schalter für den eingebauten optischen Stabilisator. Seine Steuerung erfolgt direkt über das Kameramenü. Zusammen mit dem Gehäusestabilisator in der Kamera (B.I.S.) sollen damit gemäss Panasonic bis zu 5 Stufen längere Belichtungszeiten aus freier Hand beim Fotografieren und Filmen möglich sein.
Die Kamera ist nach dem Einschalten sofort startklar. Die Positionierung der Tasten wurde sehr gut gelöst. Nach etwas Angewöhnungszeit lässt sich die GH5 schon fast blind bedienen. Ideal für alle, die hauptsächlich nur durch den hochauflösenden Sucher schauen.
Das Umschalten vom Monitor auf den Sucher und umgekehrt kann automatisch per Augensensor erfolgen. Oder man legt sich per Tastendruck auf eine Anzeige fest.
Ein Detail am Rand: Ich habe mich daran gestört, dass über das vordere Drehrad der ISO-Limit-Wert bestimmt wird, und das hintere die eigentliche ISO-Zahl verstellt. Umgekehrt wäre es mir lieber gewesen. Einfache Lösung: ISO-Taste drücken, Display-Taste drücken, und schon sind beide Drehrad-Funktionen vertauscht!
Da ich die Kamera oft vom Stativ nehme und aus der Hand fotografiere, habe ich auf die Fn1-Taste den Bildstabilisator gelegt. So genügt ein Druck darauf, und ich kann ihn ein- und ausschalten, ohne dafür im Foto-Menü auf die Unterseite 3 von 5 zu scrollen.
Die maximale Bildgrösse beim Fotografieren beträgt im 4:3-Verhältnis 5184 x 3888 Pixel. Neben Grösse, Verhältnis und Qualität (JPEG und RAW) stehen auch noch 9 Bildstile wie Lebhaft, Natürlich, Monochrom, Landschaft, Porträt oder Cinema-like zur Verfügung. Vier eigene Stile können zusätzlich durch den Benutzer bestimmt werden. Im kreativen Filme-Modus kommt noch ein Stil mit einer Gammakurvenkorrektur entsprechend der Videonorm Rec.709 hinzu. Videoprofis können bei Panasonic auch noch ein kostenpflichtiges V-Log-L-Upgrade-Paket erwerben.
Wem diese Bildstile nicht genügen, dreht den Wahlschalter in den Kreativmodus. Dort darf er sich dann unter 22 Bildeffekten austoben. Die meisten sind auch noch weiter anpassbar. In der Simultan-Einstellung werden jeweils ein Bild mit und eines ohne Effekt gespeichert.

Schärfe im Fokus
Die Lumix GH5 fokussiert mit der «Depth from Defocus»-Kontrast-AF-Technologie. Sie berechnet nicht nur den Motivabstand aus zwei Bildern mit verschiedenen Schärfe-Ebenen, sondern analysiert zudem die Form, Grösse und sogar die Bewegung des Motivs umfassend. Dank des neuen Venus-Engine-Bildprozessors ist die Zeit zum Messen des Abstands zum Motiv laut Hersteller sechsmal kürzer, während das Berechnen beim Fokus-Tracking zweimal schneller erfolgt.
Für eine noch präzisere Fokussierung wurde die Anzahl der Fokusfelder von 49 auf 225 erhöht. Man kann eine Gruppe von Fokusfeldern passend zum Motiv definieren und sie mit dem neuen Joystick über den rechten Daumen einfach steuern, ohne das Motiv aus den Augen zu lassen.
Beim Fotografieren arbeitet der AF schnell und präzise. Wenn das Motiv gut beleuchtet und einigermassen kontrastreich ist. Im Automatikbetrieb ist die Auswahl der AF-Möglichkeiten eingeschränkt. Man kann per Fingertipp aufs Display Fokus und Belichtung einstellen. Auch die Grösse des Fokusfeldes lässt sich verändern. Je nach Lichtverhältnissen und Sujet verschiebt sich der Fokus mehr oder weniger gemächlich an die angetippte Stelle. Die beige Rückenlehne eines Stuhls mochte er im Test nicht besonders. Bei ungünstigem Licht und einfarbigen Flächen war ab und zu ein AF-Pumpen auszumachen.
Im übrigen Betrieb stehen sechs verschiedene AF-Modi zur Auswahl. Neben der Gesichtserkennung wird vor allem die AF-Fläche passend zum jeweiligen Motiv bestimmt. Ist «AF flexibel» oder der kontinuierliche Autofokus (AF-C) gewählt, stehen noch vier weitere individuelle AF-Einstellungen parat. Hier kombiniert man die AF-Empfindlichkeit mit der Bereichswechselempfindlichkeit und der Voraussage beweglicher Objekte. Man sollte die vier vorgeschlagenen Einstellungen ausprobieren. Wenn nötig, kann man sie dann noch auf seine eigenen Fotosujets feintunen.
Im Studiobetrieb, die GH5 kann über ihren Blitz-Synchro-Anschluss auch Studioblitze auslösen, hat sich bei Porträts die Gesichts- und Augenerkennung zur Scharfstellung bewährt. Hier wird jedes Bild knackscharf.
Trotz kleinem MFT-Sensor lassen sich mit der Kamera durchaus ansprechende Unschärfen mit schönen, runden Unschärfekreisen (Bokeh) erzielen. Im Automatikbetrieb gibt es dafür sogar die Funktion «Touch Defocus», um Bilder mit verschwommenem Hintergrund aufzunehmen.
Gemäss Panasonic wurde die Geschwindigkeit des Sensorantriebs während der Autofokussierung im Foto-Modus auf 480 Bilder pro Sekunde erhöht. Das sei zweimal schneller ist als noch bei der GH4. So ist es tatsächlich verblüffend, wie schnell und genau der AF bei Serienaufnahmen reagiert.
Dabei kommt es auch auf die Lichtstärke der eingesetzten Optiken an. Während sich bei weniger Licht oder bei kurzer Belichtungszeit das Kit-Objektiv mit Lichtstärke f/3.5 manchmal beim Scharfstellen verschluckte, zog das Olympus-f/2.8-Objektiv die Fokussierung problemlos durch die ganze Serie im JPEG- und RAW-Format durch.
Dennoch kommt die GH5 in dieser Disziplin nicht an ihre Konkurrentin, die Olympus E-M1 Mark II, heran. Von deren wahnwitzigen Serienbildgeschwindigkeit und Fokus-Genauigkeit wird die GH5 problemlos abgehängt.
Wem die konventionellen Serienaufnahmen zu langsam sind, kann jederzeit zur 6K/4K-Fotofunktion greifen. Auch hier funktioniert der Dauer-AF während der Aufnahme und die Schärfe wird kontinuierlich angepasst. Im Unterschied zur obigen Variante muss hier ein einzelnes Bild erst aus der Serienbilddatei extrahiert werden und ist nur im JPEG-Format vorhanden. 6K/4K kennt keine RAW-Aufnahmen.
Natürlich lassen sich auch aus den 4K/UHD-Filmen einzelne Videobilder mit rund 8 Megapixel Grösse abspeichern. Und schon sind wir beim Videofilmen.
Die GH5 im Video-Einsatz

Die Form der GH5 wurde als Fotokamera konzipiert. Beim Fotografieren liegt sie deshalb optimal in der Hand. Beim Filmen, besonders durch den Sucher, kommt sie in der Handhabung jedoch nicht an einen richtigen Camcorder heran.
Die wenigsten MFT-Wechselobjektive haben eine motorische Brennweitenverstellung. Hobbyfilmer werden es schwierig finden, wenn denn gewünscht, während der Videoaufnahme ruhig und gleichmässig manuell zu zoomen. Profis verzichten eh darauf. Auch eingebaute optische ND-Filter sucht man vergeblich. Diese müssen auf das Objektiv geschraubt oder in eine zusätzliche Filterhalterung geschoben werden.
Die Kamera kann 4K-Videos im MP4- oder MOV-Format sowie Full-HD-Videos im AVCHD-Standard aufnehmen. Audio gibt es in Stereo. Mikrofon- und Kopfhörerbuchsen in 3,5 mm Grösse sind vorhanden. Einen XLR-Adapter für den Anschluss professioneller Mikrofone gibt es als Zubehör.
Videoaufnahmen sind in allen Foto-Modi möglich. Durch Drücken der Videotaste startet die Aufnahme direkt in der aktuell eingestellten Videoauflösung und den übrigen Foto-Einstellungen. Nur die ISO-Empfindlichkeit wird automatisch geregelt. Schliesse ich nun zum Beispiel die Blende manuell so stark, bis ich nur noch schwarz in der Vorschau sehe, stellt mir die ISO-Automatik wieder ein korrekt belichtetes Bild ein, sobald ich die Videoaufnahme starte.
Möchte man mit seinen eigenen Werten filmen, muss man in den kreativen Filmmodus wechseln. Dann lassen sich auch während des Filmens Tonpegel, Blende, Verschlusszeit und Signalverstärkung einstellen, ohne dass eine Automatik wieder dagegenregelt.
Nur im kreativen Filmmodus sind auch die erweiterten Video-Menüs erreichbar. Dazu gehören die variable Bildrate, das Loop-Recording, Synchro-Scan, Schwarzwert-Pegel und die Einheit für Verschlusszeit und Signalverstärkung. Alles wichtige Punkte für professionelle Filmer, bei denen die Vorstellung der Lumix GH5 wahre Begeisterungsstürme auslöste.
So ist sie derzeit die günstigste Kamera, die mit 4:2:2-Farbsampling und 10-Bit-Luminanzauflösung filmen kann. Zwar noch nicht mit den angekündigten 400 Mbit/s, aber immerhin ohne das einschränkende Zeitlimit von 30 Minuten, das bei anderen Anbietern immer noch üblich ist. 4:2:2 10-Bit kommt wegen seiner originalgetreuen Farbwiedergabe häufig bei Filmproduktionen zum Einsatz und ist auch für die nachträgliche Farbbearbeitung (Grading) interessant, da hier nicht nur 256, sondern 1024 Abstufungen zur Verfügung stehen. Damit gehören abrupte Farbübergänge der Vergangenheit an.
Mit zukünftigen Firmware-Updates sollen auch eine 400-Mbit/s-4:2:2-10-Bit-All-Intra-Videoaufzeichnung in 4K 30p/25p/24p sowie die populäre 4K-HDR-Video-Aufzeichnung möglich werden. Geplant für die zweite Jahreshälfte 2017.
Doch schon jetzt ist die Auswahl an Videoformaten beeindruckend. Videofilmer können frei wählen zwischen den Aufzeichnungsformaten MOV, MP4, AVCHD-Progressive und AVCHD mit einer Vielzahl von Bildraten mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde. Neben Full-HD und 4K/UHD sind auch Aufnahmen in Cinema 4K mit 4096 x 2160 Pixel bei 24 Bildern pro Sekunde möglich. Dazu muss die Systemfrequenz gewechselt und die Kamera aus- und wieder eingeschaltet werden. Eine Neuformatierung der Speicherkarte wie bei einigen Sony- und Canon-Modellen ist dabei nicht nötig.
Dank den beiden Kartensteckplätzen kann man im Relay-Betrieb endlos filmen, da während der Aufnahme die volle Karte durch eine leere ersetzt werden kann. Oder man nimmt zur Sicherheit auf beiden Speicherkarten parallel auf.

Unverwackelt und leise filmen
Die Lumix GH5 bietet eine Dual-Bildstabilisierung um 5 Achsen, die Verwacklungen und Zittern auch bei Videoaufnahmen inklusive 4K/UHD Video effektiv unterdrückt. Zusammen mit einem optischen Bildstabilisator im Objektiv lässt es sich dann verblüffend ruhig aus der Hand filmen.
Mit etwas Übung sind auch kurze Kamerafahrten und Gehen mit der Kamera möglich. Ein einblendbarer Tilt-Sensor im Cockpit-Stil hilft einem, die Kamera waagrecht zu halten und «im Wasser» zu bleiben.
Diese doppelte Stabilisierung darf durchaus mit jener in richtigen Camcordern verglichen werden. Besonders wenn man bedenkt, dass sie mit unterschiedlichen Objektiven zusammenarbeiten muss. Einzige Einschränkung beim Zuschalten des elektronischen Stabilisators ist eine Verkleinerung des Bildwinkels, was jedoch zu verkraften ist.
Damit beim Filmen keine Bedienungsgeräusche wie etwa das Klicken der Drehräder mitaufgenommen werden, lassen sich Blende, Verschluss, Verstärkung, Tonpegel und Bildstil-Wahl auch lautlos über das Touch-Display regeln. Dazu muss jedoch das Touch-Register in den individuellen Einstellungen aktiv sein. Dann erscheinen am rechten Display-Rand verschiedene Registerreiter, über die sich die gewünschten Funktionen aufrufen und per Fingerdruck ändern lassen.
Der elektronische Oled-Sucher mit seiner hohen Auflösung ist auch beim Filmen sehr nützlich, vor allem draussen im Sonnenlicht. Zudem kann man durch den Sucher filmen und dabei gleichzeitig auf dem Display das Fokusfeld per Finger in der Grösse anpassen und verschieben. Völlig lautlos.
Wer vom Video herkommt, wird sich darüber freuen, die Signalverstärkung statt in ISO-Werten in mehr filmergerechten dB (Gain) regeln zu können. Auch der einblendbare Waveform-Monitor und das Vektorskop sind bei filmenden Fotokameras in dieser Preisklasse kaum anzutreffen.


Problemkind AF-C
Wer im Internet nach AF und GH5 sucht, wird von sachlicher Darstellung über unterschiedlichste Meinungen und Einstellungsvorschlägen bis hin zu marktschreierischen Verrissen völlig überflutet. Die GH5 scheint dort nur noch zum Thema Autofokus zu existieren.
Fakt ist, dass der Autofokus in den meisten Fällen gut arbeitet. Fakt ist aber auch, dass er sich dafür Zeit lässt und oft über den Fokuspunkt hinausfährt und wieder zurückkehrt. Das sieht dann gar nicht professionell aus, ist aber nun mal der eingesetzten Technik zuzuschreiben.
Der Fokus-Motor von Panasonics «Depth from Defocus»-Kontrast-AF-Technologie schiesst je nach Lichtverhältnissen und Motivgrösse übers Ziel hinaus und muss rasch wieder zurückfahren. Das typische AF-Pumpen wird sichtbar, manchmal nur für eine ganz kurze Zeit.
Wer sich etwas genauer mit den umfangreichen AF-Einstellungen der GH5 befasst – und dazu gehört halt auch das Lesen des ausführlichen Handbuchs, was anscheinend viele YouTuber verlernt haben – kann seine Kamera so auf seine Aufnahmesituation hin konfigurieren, dass auch das Scharfstellen in den meisten Fällen stimmt.
Bei unseren Videoaufnahmen erzielten wir bei allgemeinen Wald-und-Wiesen-Motiven mit dem 225-Feld-Autofokus die besten Resultate. Je nach Schnelligkeit und direkter Sichtbarkeit des Motivs haben wir auch die Parameter zur AF-Reaktionszeit verändert und im multiindividuellen Modus die AF-Feldgrösse bestimmt. Diese lässt sich während des Filmens auch schnell wieder neuen Situationen anpassen.
Bei Selfie-Aufnahmen ist die AF-Gesichtserkennung oder das 225-Feld optimal. Wird dann ein Gegenstand vor die Linse gehalten, kommt der AF dennoch ins Schleudern. Dann dauert es eine gewisse Zeit, bis er vom Gesicht zum Gegenstand wechselt, oder er findet die Schärfe überhaupt nicht mehr. Hier hilft nur noch ein Druck auf den Auslöser, um die Schärfe wieder zurückzuholen. Dies ist auch das beliebte Test-Beispiel auf YouTube, um danach die AF-Fähigkeit der GH5 als völlig inakzeptabel hinauszuschreien.
Bei unseren Tests haben wir festgestellt, dass der Autofokus beim Filmen nicht immer gleich und vorhersagbar reagiert. Das Tückische daran: Einmal springt er direkt in die Schärfe, beim nächsten Mal fährt er beim gleichen Motiv hin- und zurück. Hier spielen die Lichtstärke des verwendeten Objektivs, das Umgebungslicht sowie die Motivgrösse wichtige Rollen. Wird dies vor der Aufnahme berücksichtigt, lässt sich mit der AF-Reaktion der GH5 einigermassen gut leben. Dennoch sollte Panasonic hier über die Bücher und mit einem Firmware-Upgrade nachbessern.
Professionelle Filmemacher werden über dieses Thema lächeln. Profis ziehen die Schärfe sowieso nur manuell. Und das funktioniert bei der GH5 dank vergrösserter Anzeige und Kantenhervorhebung (Peaking) unkompliziert, schnell und genau.

Verblüffend gute Bilder trotz kleinem Sensor

Es begann 2003 mit dem Four-Thirds-System und fünf Megapixel auf einer Sensorfläche von 17,3 x 13 mm. Die Fläche ist gleich gross geblieben, doch heute finden bei der GH5 mit über 20 Megapixel gleich viermal mehr darauf Platz. Da ist es umso bemerkenswerter, wie gut die Bilder aus dieser Kamera werden.
Sie sind satt in den Farben, die Detailwiedergabe ist verblüffend gut, und sie haben je nach gewähltem Bildstil auch noch in dunklen und hellen Bereichen genügend Zeichnung. In grossen, einheitlichen Bildflächen wird jedoch ab ISO 1600 kräftig entrauscht und die Details verschwimmen.
Laut Panasonic verbessert ein neuer Venus-Engine-Bildprozessor besonders die Wiedergabe natürlicher Detailstrukturen. Zudem erkennt eine dreifache Farbanalyse nicht nur Farbton und Sättigung, sondern auch die Helligkeit, um eine optimale Anpassung der einzelnen Werte zu ermöglichen.
Die Fotoaufnahmen der GH5 haben mich positiv überrascht. Panasonic zeigt damit eindrücklich, welche Qualität sich aus dem kleinen MFT-Sensor noch herausholen lässt. Auch Bilder bei wenig Licht und ISO-Werten bis rund 3200 sind je nach Motiv noch absolut brauchbar. Etwas, das bis vor kurzem kaum für machbar galt.
Damit kratzt die GH5 schon gefährlich an Kameras mit den etwas grösseren APS-C-Sensoren. Bei optimalen Aufnahmebedingungen sind im Vergleich keine Unterschiede mehr sichtbar. Erst in kritischen Lichtsituationen spielen die grossen Sensoren dann ihren Vorteil aus. Dennoch war ich verblüfft, wie gut die GH5 hier noch mithalten kann.
Natürlich greift die Bildverarbeitung der Lumix GH5 teils sehr kräftig ein und rechnet etwaiges Rauschen heraus oder hebt Kanten an. Doch bei allen unseren Testfotos fällt dies selten negativ auf. Auch die berüchtigten Farbsäume an Hell-dunkel-Übergängen sind kaum sichtbar. Hier leistet der neue Bildprozessor ganze Arbeit. Kurz gesagt, die GH5 liefert zurzeit die beste Bildqualität bei Micro-Four-Thirds-Kameras.
Wer seine Fotos intensiver bearbeiten möchte, nimmt im RAW-Format auf und hat danach noch deutlich mehr Reserven zur Verfügung, bis hin zum Ändern der Bildstile.
Die Beispielfotos haben wir im Stil «Natürlich» und mit dem mitgelieferten Kit-Objektiv Lumix G Vario 12-60 mm, f/3,5-5.6 ASPH, aufgenommen. Die Testkamera hatte Firmware-Version 1.1. Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien nur in der Grösse reduziert, sonst nicht verändert.
Kinotauglich
Die Videoaufnahmen der GH5 überzeugen ebenso wie ihre Fotos. Es entstehen detailreiche Bilder mit ausgewogenen Farben. Moiré- oder Kompressions-Artefakte sind kaum auszumachen.
Auch den Rolling-Shutter-Effekt bei schnellen Schwenks hat die Kamera gut im Griff. Hier verarbeitet Panasonic Erfahrung und Wissen aus mehreren Generationen seiner GH-Serie, die nicht umsonst bei vielen Fotofilmern äusserst beliebt ist.
Ein Qualitätsurteil der Videoaufnahmen ist jedoch schwierig abzugeben, da hier noch viel individueller in die persönlich gewünschte Farbgebung eingegriffen werden kann. Da sind zum einen die Bildstile, die ihrerseits wieder angepasst werden können, und zum andern erhöhen bessere Farbabtastung und grösserer Luminanzbereich die Qualität der Videos.
Vor allem bei Aufnahmen in 4:2:2 10-Bit sind deutlich mehr Farbnuancen möglich. Bunte Kanten mit hohem Kontrast werden genauer wiedergegeben. Dieser Qualitätsgewinn ist auf unseren 8-Bit-Computer-Monitoren leider kaum sichtbar.
Deutlich erkennbar sind dagegen die Unterschiede der verschiedenen Bildstile. In Default-Einstellung neigte der Stil «Natürlich» zu einer leichten Überbelichtung beim Filmen. Wird «Cinema-like d (dynamisch)» gewählt, werden auch dunkle Bereiche gut durchzeichnet. Bei «cinema-like Video» wird der Kontrast für mich eindeutig zu stark angehoben.
Der Stil «cinema-like 709» eignet sich gut fürs Filmen mit höheren ISO-Werten bzw. höherer Signalverstärkung. Hier dünkt mich die Rauschunterdrückung am natürlichsten. Wie immer bei solchen Beurteilungen ist vieles Geschmackssache. Wer mit Log-Profilen arbeitet, wird die gewünschte Farbanpassung erst später in der Nachbearbeitung erledigen.
Ein weiterer Punkt ist die Bewegtbilddarstellung. Hier trumpft die GH5 mit ihren 50 und 60 Bildern pro Sekunde bei 4K/UHD-Video auf. Damit werden schnelle Bewegungen schön fliessend dargestellt. Kein Vergleich zu den ruckelnden 4K/UHD-Videos mit 25 oder 30 Bildern pro Sekunde, die von anderen Herstellern nach wie vor als das Nonplusultra angesehen werden.
Das eingebaute Mikrofon klingt etwas dumpf, und Kommentare bei windigen Aussenaufnahmen sind trotz zuschaltbarem Windfilter oft schwierig zu verstehen. Was sich aber leicht durch den Einsatz externer Mikrofone beheben lässt. Die Anschlüsse dazu sind vorhanden, ebenso wie ein XLR-Adapter als Zubehör.
Bearbeitung und WiFi

Wie wenn die umfangreichen Einstellmöglichkeiten bei der Aufnahme nicht schon genug wären, können die eingefangenen Bilder auch noch nachträglich in der Kamera bearbeitet werden. Bei RAW-Aufnahmen lassen sich Weissabgleich, Bildstil, Kontrast, Grösse und vieles mehr im Nachhinein ändern und als JPEG-Datei speichern. Aus Serienbild-Dateien lassen sich einzelne Fotos überlagern und wie eine Mehrfachbelichtung ablegen. Typisches Beispiel sind mehrere Feuerwerk-Bouquets in einem Bild.
Eine Diashow-Funktion mit Hintergrundmusik ist ebenso vorhanden wie eine einfache Lösch-Korrektur, bei der ein störender Bereich markiert und mit den Pixeln daneben überschrieben wird. Eine Art inhaltsbasierendes Ausbessern-Werkzeug. Vergrösserte Ausschnitte aus Fotos lassen sich als neue Datei speichern oder mit Aufnahmedaten versehen ausdrucken.
Dank zwei Karteneinschüben kann man Fotos auf den Speicherkarten hin- und herkopieren. Videoaufnahmen lassen sich teilen und natürlich auch Einzelbilder aus Videos speichern.
Mit der kostenlos von der Panasonic-Support-Website herunterladbaren Software PhotofunStudio können auf Windows-Rechnern Bilder und Videos an einen PC gesendet und nach Aufnahmedatum oder Modellnamen sortiert werden. Man kann die Fotos auch rudimentär bearbeiten, Diashows erstellen oder auf DVD brennen. Ein kleines Videoschnittprogramm ist ebenfalls dabei.
Wer seine 6K/4K-Serienbilddateien von der GH5 schon auf einen Rechner verschoben hat, ohne bereits in der Kamera ein oder mehrere Einzelfotos daraus gespeichert zu haben, kann dies mit der Photofun-Software auf seinem Computer nachholen.
Fernsteuern per Smartphone
Mit Bluetooth und Wi-Fi ist es einfach, die GH5 per Smartphone fernzubedienen oder Bilder sofort drahtlos zu teilen. Dazu wird zuerst die Panasonic Image App vom App-Store heruntergeladen. Danach war die Verbindung zu einem Android oder iOS Smartphone oder Tablet schnell hergestellt, und die Kamera liess sich darüber fernsteuern.
Und nicht nur fürs Auslösen von Fotos oder Videos, sondern für beinahe sämtliche Kameraeinstellungen. Auch das Quick-Menü kann aufgerufen werden. Das Livebild der Kamera erscheint mit einer geringen Verzögerung auf dem Smartphone oder Tablet.
Das Wiedergeben oder Speichern von Kamera-Bildern aufs Smartphone, das Hochladen auf Social Media oder die automatische Cloudsicherung sind ebenso möglich wie das Aufnehmen und Synchronisieren von GPS-Ortsinformationen auf die Kamerabilder. Manche Dienste setzen zwangsläufig eine kostenfreie Mitgliedschaft im Lumix-Club voraus.
Dort können die gesendeten Bilder mit PC oder Smartphone synchronisiert werden. Es werden maximal 1000 Bilder 30 Tage lang gespeichert und danach automatisch gelöscht.
Fazit

Die Lumix DC-GH5 hat den Spagat zwischen Foto- und Videokamera bravourös geschafft. Sie bietet die zurzeit beste Bildqualität bei Micro-Four-Thirds-Kameras. Vom wettergeschützten, stabilen Gehäuse mit zahlreichen Direkttasten, hochauflösenden elektronischen Sucher, sehr effizienten Bildstabilisator und 18-Megapixel-Serienbild-Modus mit 30 Bildern pro Sekunde profitieren sowohl Bilder- wie Filmemacher.
Die Fotoabteilung wartet mit einem schnellen und zuverlässigen Autofokus, umfangreicher Ausstattung und Einstellmöglichkeiten sowie einem genialen Bedienkonzept auf, das kein Wünsche offen lässt und sich sehr einfach an eigene Vorlieben anpassen lässt.
Der elektronische Top-Sucher wird wohl manchen skeptischen Fotografen überzeugen, der bislang auf den optischen Sucher seiner Spiegelreflex schwor. Der ausklapp- und drehbare Monitor mit Touch-Funktion ist nicht nur bei schwierigen Aufnahmepositionen wertvoll, er erleichtert auch die Bedienung mit vielen Hilfsfunktionen- und Anzeigen.
Dazu Fotograf Wolf Kramarz: «Es braucht – da spreche ich sicher für viele Kollegen – schon einiges, um einen Fotografen mit einer neuen Kamera zu beeindrucken. Schliesslich haben doch viele von uns Bodys und Objektive, deren Wert ausreicht, sich ein gutes Auto dafür zu kaufen. Entsprechend skeptisch nahm ich also die Lumix GH5 in die Hand, um ein paar erste Versuche zu machen. Dann war ich aber doch erstaunt, was ich auf dem messerscharfen Display der Kamera sah. Ich hatte nämlich gerade auf einem Fussballplatz einige Spieler bei ihrem Sport und anschliessend ein paar Hummeln bei der Arbeit fotografiert (siehe Hummel-Foto in der Bilderstrecke).
Die Lumix GH5 gestattet es, mit dem Hochgeschwindigkeitsmodus Bilder in einer Schärfe zu schiessen, die ich bisher noch nicht kannte. Da lässt sich sogar der kleine Qualitätsunterschied in Bezug auf einen Vollformatsensor verkraften, der insbesondere bei grossformatigen Arbeiten sichtbar wird. Sicher ist aber, dass die GH5 einen festen Platz in meiner Gerätschaft gefunden hat!» Wolf Kramarz, Fotograf
Videofilmer erhalten mit der GH5 ein exzellent ausgestattetes Werkzeug mit vielen professionellen Funktionen, die man auch in teureren Geräten noch vergeblich sucht. Allein die interne 10-Bit-4:2:2-Aufnahme in einer Kamera dieser Grösse ist schon sensationell. Zwei Speicherkarteneinschübe, unbeschränkte Aufnahmezeit und ein optionaler XLR-Adapter sind weitere Besonderheiten, die auch gestandene Videoprofis aufhorchen lassen. Dass der Bildstabilisator auch bei 4K/UHD-Aufnahmen funktioniert, ist dann nur noch Nebensache.
Weniger gefallen hat der nicht immer zuverlässige Autofokus beim Filmen. Durch die vielen Funktionen wird zudem der Akku sehr gefordert. Ein oder zwei zusätzliche Akkus sind deshalb fast schon zwingend. Dass kein Blitzgerät mehr im Gehäuse Platz fand, lässt sich verschmerzen.
Die Lumix DC-GH5 hat die Messlatte für 4K/UHD-Hybridkameras sehr deutlich angehoben. Die Kamera ist nicht unbedingt die eierlegende Wollmilchsau, kommt ihr aber schon sehr nahe. Sie eignet sich für Einzelkämpfer genauso wie fürs Arbeiten im Filmteam.
Durch ihre robuste Bauweise lässt sie sich in vielen Gebieten einsetzen und bietet bei den Objektiven den Gewichts- und Grössenvorteil des MFT-Systems. Dass sie nicht mehr so kompakt ist, verzeiht man ihr gerne.
Die unverbindliche Preisempfehlung für das Gehäuse der Panasonic Lumix DC-GH5 liegt bei 2599 Franken.
20 MP Sensor
sehr lichtstark
exzellenter elektronischer Sucher
sehr gutes schwenkbares Touch-Display
sehr guter Bildstabilisator für Foto und Video
professionelle Filmformate
6K-Fotofunktion
viele Direkttasten
unlimitierte Aufnahmezeit
zwei Speicherkartenfächer
kein eingebautes Blitzlicht
kein mitgeliefertes Blitzgerät
Akkuverbrauch bei Displaybetrieb und Sonderfunktionen
keine eingebauten ND-Filter für Video
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/spagat-gelungen-test-mft-systemkamera-panasonic-lumix-dc-gh5