avguide.ch - das Portal für Audio, Video und Foto

Breakfast at Tiffany's

Test des Receivers Technics SU-C550

Publiziert am 15. März 2016 - Christian Wenger
Ottava SU-C550: Kompakter Stereo-Netzwerk-CD-USB-Airplay-Bluetooth-Receiver.Ottava SU-C550: Kompakter Stereo-Netzwerk-CD-USB-Airplay-Bluetooth-Receiver.

HiFi ist langweilig geworden, weil sich nichts mehr bewegt. Früher drehte sich alles: Spulentonbänder, Kassetten, Schallplatten und bunte CDs. Wenn Audio-Geräte heute überhaupt noch CDs abspielen können, dann meistens mit einem "Slot-In-Laufwerk". Ein schmaler Schlitz, der die CD in sich hineinzieht und zwanghafte Geräusche von sich gibt. Am Ende "würgt" er sie wieder hervor, hoffentlich.

Noch früher gab es (oder gibt es sie noch?) diese ratternden Plastik-CD-Schubladen, die alle ähnlich aussehen, frontseitig mit Aluminium kaschiert sind und manchmal sogar exzellente Laufwerke verbergen, wie ein Jutesack eine Marmorstatue. Die High-End-Hersteller liessen sich weniger lumpen und spendierten den Geräten edle Top-Lader mit High-Tech-Armaturen.

Technics setzt den Top-Lader ins Zentrum eines modernen, kompakten und extrem vielseitigen und bezahlbaren Stereo-Receivers für 1490 CHF. Sie werden damit vermutlich zwei Ziele erreichen: Sie verkaufen ihn mit dem Technics-Oeuvre wie die warmen Semmeln und die Besitzer werden im Keller diese verstaubte CD-Kiste suchen gehen. Ich sehe sie bildlich vor mir, kniend mit zitternden Händen und feuchten Augen.

Das ist grossartig. Das können nur Japaner.

Funktionsumfang eines Sumo-Ringers

"Schau mal Mama, was dreht sich denn hier so lustig?"

Der SU-C550 wird mit LAN-Kabel oder wireless ins Netzwerk eingebunden. Er kann dann von mobilen Geräten gespeicherte oder gestreamte Musik empfangen. Dasselbe geht auch mit Bluetooth oder direkt mit dem frontseitigen USB-Eingang verbunden. Der USB-Stick gehört auch an diesen Anschluss. Der SU-C550 unterstützt DLNA-Server (NAS). Den PC/Mac kann man rückseitig anschliessen und so als Quelle nutzen. Ebenso TV/DVD/BlueRay via optisches Digitalkabel (S/PDIF).

Analoge Quellen werden hingegen nicht unterstützt. Dafür sind die teureren Technics-Geräte vorgesehen, schliesslich kommt der neuste Plattenspieler-Wurf von Technics im Sommer auf den Markt und noch vorher zu avguide.ch. Es ist der Grand Class SL-1200GAE.

Meine Aufzählung im Telegramm-Stil wirkt vielleicht etwas emotionslos, aber man ist der zahllosen Möglichkeiten, mit solchen Geräten digital zu kommunizieren, schon etwas überdrüssig, vor allem in meinem Alter. Zudem ist der eindrücklich vollständige Funktionsumfang dieses Einsteigergeräts schwer sichtbar und man wird ohnehin von der CD-Funktion abgelenkt. So trivial das heute oft verstanden wird, so emotional kommt die sich drehende Silberscheibe herüber. Fast so schön wie Vinyl.

"Nicht anfassen, Susi! Sonst wird der Papa ganz traurig."

CDs abspielen

Der edle Deckel aus Plexiglas wird von Hand nach links bewegt und hebt dann ein wenig ab. Freie Bahn fürs Einlegen der CD.Der edle Deckel aus Plexiglas wird von Hand nach links bewegt und hebt dann ein wenig ab. Freie Bahn fürs Einlegen der CD.

Vermutlich wird nahezu jeder Besitzer des SU-C550 nach Inbetriebnahme zuerst eine CD abspielen. Dazu braucht es nämlich keine Set-up-Prozedur. Einschalten, CD-Funktion auf der Fernbedienung wählen und dann den Plexiglas-Deckel sanft nach links schwenken, bis dass der sich am Ende ein wenig anhebt.

Das Einlegen der CD ist dann nicht so samtpfotig. Man muss sie über die zentrale Klemme stülpen und das fühlt sich ähnlich an wie bei einem älteren CD-ROM-Laufwerk in einem Laptop. Dann wird es aber wieder sanft, wenn man den Deckel nach rechts schwenkt, bis dass er sich am Schluss selbständig in die geschlossene Position bringt. Die CD beginnt zu rotieren, die Daten werden eingelesen und dann schwillt die Beleuchtung der Silberscheibe sanft an.

Die elementare Bedienung erfolgt dann am Touchscreen des Geräts oder mit der Fernbedienung. Letztere ermöglicht erweiterte Befehle wie die direkte Titelwahl. Solange eine CD gespielt wird, bleibt die Beleuchtung an und verleiht dem Gerät eine mystische Optik. Wählt man eine andere Quelle oder Funktion, wird die Beleuchtung sanft gelöscht. Das erzeugt eine optische Rückmeldung, die sehr stilvoll gelöst wurde.

Stilvolle Beleuchtung nach dem Einlesen und während dem Betrieb.Stilvolle Beleuchtung nach dem Einlesen und während dem Betrieb.

Der SU-C550 spielt CDs aller Art und den CD-Layer von Hybrid-SACDs ab.

Netzwerk-Betrieb

Der Netzwerkanschluss.Der Netzwerkanschluss.

Am einfachsten geht es, wenn man das Gerät mittels Ethernet-Kabel direkt mit dem Router oder einer Netzwerk-Dose verbindet. Das Set-up verläuft dann automatisch und geschwind. Das Gerät bekommt seine IP-Adresse und ist eingebunden.

Die Einbindung mittels WiFi ist komplizierter, variantenreicher, aber in etwa so, wie man sich das gewohnt ist. Automatisch wird dann die Firmware überprüft und auf Tastendruck aktualisiert.

Mittels Airplay lässt sich so Musik von Tablets, iPads und Smartphones abspielen, je nach Qualität des WiFi auch aus entfernter Position. Dieselben Geräte können auch mittels USB-Kabel verbunden werden, z.B. wenn man Besuchern den WLAN-Zugriff nicht zugestehen will (oder den Code nicht mehr findet). In jedem Fall hört man so Musik von Streaming-Diensten, Internet-Radio und alles, was man im Tablet so gespeichert hat.

Wer über einen DLNA-Server verfügt, kann diesen mittels der kostenlosen Technics Music App oder einem DMC (Digital Media Controller) einbinden.

Bluetooth

Die Paarung mit Bluetooth ist einfach und problemlos. Es gibt eine "Pairing"-Taste auf der Fernbedienung. Den Rest erledigt man in den entsprechenden Einstellungen auf den Mobilgeräten. Die maximale Sicht-Distanz sollte bei Bluetooth-Betrieb 10 Meter nicht überschreiten.

Das Wechseln zwischen Airplay und Bluetooth erfolgt automatisch, je nachdem, woher die Daten gesendet werden.

USB oder Toslink

Verbindet man den PC/Mac mit USB, dann erscheint der SUC-C550 als Ausgabegerät in der Ton-Ausgabe. Der PC sieht den DA-Wandler. Verwendet man einen USB-Stick mit gespeicherten Musikdaten, so wählt man den USB-Eingang an der Frontseite des Geräts. In beiden Fällen betätigt man die Funktion "USB" auf der Fernbedienung. Das Display gibt Auskunft über Betriebsart und Musik.

TV-Geräte oder DVD/BluRay schliesst man über den optischen TosLink-Eingang auf der Rückseite an.

Verstärker und Datenformate

Rückseite.Rückseite.

Der integrierte Verstärker liefert 2 x 40 Watt RMS an 4 Ohm Impedanz über Schraubklemmen oder Bananenstecker. Für den Betrieb der Ottava-Kleinlautsprecher gibt es eine Modellvariante mit speziellen Lautsprecher-Steckern, die dazu passen (SC-C500).

Die getestete Version ist für die individuelle Wahl der Lautsprecher vorgesehen, bei der man auf einen ordentlichen Wirkungsgrad achten sollte. Die Leistungsreserven sind nicht übermässig gross.

Bemerkenswert ist die praktische Klangregelung "Tone Control", auf die man im Set-up-Menü Zugriff hat. Eine digitale Regelung für Bass, Mitten und den Hochtonbereich.

Ah ja, einen Kopfhörer-Ausgang gibt es auch.

Datenformate

Mit USB und via LAN (DLNA) sind 24 Bit und 192 kHz Samplingrate in allen dafür vorgesehenen Formaten abspielbar. Dazu DSD. Ab PC/Mac ist auch 32 Bit Wortlänge im LPCM-Format abspielbar (Linear Puls Code Modulation, bekannt von der DVD Audio).

Via Airplay und Bluetooth eingespielte Musik ist bez. Auflösung auf 16 Bit begrenzt. Mit Airplay ist eine Datenrate von 1411 kBit/Sekunde, also CD-Qualität übertragbar. Bluetooth ermöglicht 328 kBit/Sekunde, also eine bessere Qualität bei digitaler Kompression.

Musikerlebnis

"Schau mir auf die CD, Holly!"

Der SU-C550 spielte über die Blumenhofer-Tempesta-17-Lautsprecher, was einer ungewöhnlichen und anspruchsvollen Paarung entspricht. Die Tempesta verfügen über einen guten Wirkungsgrad und sind auch im Bassbereich gut kontrollierbar. Der Receiver hatte jedenfalls keine Mühe damit.

Gewiss würden sich kleine Passivlautsprecher auf dem Side-Board anbieten, auf dem auch der kleine Technics-Receiver zu stehen kommen dürfte. Aber Achtung, kleine Abmessungen gehen oft einher mit miserablem Wirkungsgrad. Der Receiver verdient nicht nur im Test, sondern auch in der Praxis eine würdigere Umgebung bei den Schallwandlern.

Er machte denn auch eine sehr gute Figur. Ein entspanntes und musikalisch ansprechendes Erlebnis. Sinngemäss ab CD getestet, dann ab dem Musikstreamingdienst QOBUZ via Airplay und dann Bluetooth. Es ging mir bei kritischer Betrachtung um das sehr positive Gesamtbild und weniger um alle Aspekte, die den Audiophilen ansprechen. Das geht wohl auch den künftigen Besitzern des Geräts so.

Nun denn halt: Die Klangbühne wirkte räumlich etwas begrenzt und die Akteure (wie wir sie gerne nennen) waren nicht so überzeugend atmosphärisch präsent, wie das sehr gute Geräte eben können. Die Basskontrolle fand ich aber schwer in Ordnung und die tonale Balance hatte keinerlei Auffälligkeiten, die auf ein "Sound-Design" schliessen liessen.

Er kann auch relativ laut, dynamisch und beginnt dann nicht zu nerven. Alles in allem eben entspannt, sorglos, spontan und für dieses Angebot richtig gut. Man kann ihm "richtige" Lautsprecher wirklich gönnen und wenn nicht gleich, dann eben später.

Fazit in Stereo

Ready for Music!Ready for Music!

Ob Hausherr oder Dame, wer immer zuerst am Sonntag früh in die Stube tritt, der wird zuerst vor den kleinen Technics-Receiver stehen und ihn einschalten. Dann ein erwartungsvoller Blick auf das gedämpfte Licht und ein Lauschen der ersten Klänge. Aber leise, damit die Kinder nicht erwachen. Und erst dann die Jalousien öffnen und die Kaffemaschine in Gang setzen.

Technics leistet mit dem SU-C550, für den es hübschere Namen gäbe, einen Beitrag dazu, dass wir bewusster mit Musik umgehen. Er ist ein kleines Gesamterlebnis. Er bringt Stereo und HiFi ins Bewusstsein einer Generation, die es am Sonntag wieder ruhiger nimmt.

STECKBRIEF
Modell:
SU-C550
Profil:
Kompakter, netzwerkfähiger Stereo-Netzwerk-Receiver mit CD-Player.
Pro:
Funktionsumfang, Design, Klangqualität, Lifestyle-Value, CD-Funktion, DLNA
Contra:
Kein Analogeingang
Preis:
1,490.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2016
Vertrieb:
Masse:
360 x 91 x 248,5 mm
Gewicht:
3.9 kg
Farbe:
Silber
Airplay:
Ja
Internetradio:
Ja
Spotify Connect:
Ja
Analog Input:
nein
Analog Output:
Lautsprecher, Kopfhörer
Audioformate:
MP3, AAC, WMA, WAV, FLAC, AIFF, ALAC, DSD, LPCM
DA-Wandler:
ja
Digital Input:
USB, TosLink,
Leistungsaufnahme:
60 W
Leistungsaufnahme Standby:
0.3 W
Remote App:
Technics Music App für DLNA-Betrieb
Verstärkerleistung 4 Ohm:
40 Watt

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/breakfast-at-tiffanys-test-des-receivers-technics-su-c550