Foto- und Video-Winzling
Testbericht: Premium-Kompaktkamera Sony RX0 II

Mit der neuen Premium-Kompaktkamera RX0 II von Sony hat man den Jöö-Effekt auf seiner Seite. «Niedlich, winzig, härzig, cool, aber kann es tatsächlich fotografieren?», waren nur einige Kommentare zu dem kleinen schwarzen Würfelchen, das sich problemlos mit einer Hand umfassen lässt.
Mit Abmessungen von gerade einmal 59 x 40,5 x 35 Millimeter (BxHxT) und einem Gewicht von 132 Gramm ist die RX0 II laut Sony die weltweit kleinste und leichteste Premium-Kompaktkamera. Ist dies nun eine Outdoor-Cam, Action-Cam, Dashcam, Spionage- oder normale Kompaktkamera? Sony weiss es selber nicht so recht und ist der Meinung, dass die neuen, zusätzlichen Funktionen die RX0 II zur idealen Kamera für jede Art von Reise machen. Sie sei aber auch als Foto- oder Videokamera für fast jede Aufnahmesituation geeignet.
Die Neuheiten gegenüber dem Vorgänger sind das um bis zu 180 Grad nach oben und bis zu 90 Grad nach unten neigbare LC-Display, das sogar unter Wasser funktioniert, die Bildstabilisierung im Videomodus und die Möglichkeit, 4K/UHD-Video intern aufzuzeichnen. Beim Vorgänger ging dies nur über einen externen Recorder, was die Idee einer winzigen Kamera wieder ad absurdum führte. Neu ist auch das überarbeitete Objektiv der Sony RX0 II mit einem deutlich geringeren Mindestabstand von 20 statt der 50 Zentimeter des Vorgängers.
Ein-Zoll-Sensor und Festbrennweite
Im Inneren der RX0 II befinden sich ein mehrschichtiger Exmor-RS-CMOS-Bildsensor (Typ 1,0 Zoll) mit 15,3 Megapixeln plus BIONZ-X-Bildprozessor. Die Sensorgrösse ist auch ein wichtiger Unterschied zu Actionkameras wie GoPro & Co., die meist nur einen 1/2,3 Zoll grossen Bildwandler besitzen. Die rund viermal grössere Sensorfläche der RX0 II fängt mehr Licht ein. Dieser Vorteil zeigte sich im Test durch eine erstaunlich hohe Bildqualität.
Die höchste Fotoauflösung beträgt 4800 x 3200 Pixel, Videos nimmt die Kamera in 4K/UHD mit 3840 x 2160 Pixel und 24, 25 oder 30 Bildern pro Sekunde auf. Full-HD-Video (1920 x 1080 Pixel) geht mit bis zu 120 Bildern pro Sekunde (120p).
Beim Aufnehmen von Super-Zeitlupen-Filmen ist die kürzeste wählbare Verschlusszeit pro Bild sagenhafte 1/1000 Sekunde. Bei einer Aufnahme mit 24p wird der Film 40-mal langsamer abgespielt.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist zu Beginn die eingebaute F4-Weitwinkel-Festbrennweite Zeiss Tessar T* 24 mm. Wer Motive grösser abbilden möchte, ist auf das eigene Turnschuh-Zoom angewiesen. Also zu Fuss näher ran.
Ähnliches gilt für die fixe Blende von f/4. Die Belichtung kann nur über die Verschlusszeit, den ISO-Wert und eine Belichtungskorrektur bei Fotos von +/- 3,0 Lichtwerten (EV) beeinflusst werden. Die Kamera kennt somit bei den kreativen Foto-Modi nur die Programmautomatik und die manuelle Belichtung. Daneben stehen noch die «intelligente Automatik» und die Sony-typische «überlegene Automatik» zur Wahl (wer erfindet eigentlich solche Bezeichnungen?).

Vollgestopft
Was hat Sony alles in dieses winzige Gehäuse reingequetscht? Vorne sitzt das Objektiv, gut geschützt hinter einer robusten Scheibe. Darunter befinden sich die beiden Mikrofone. Auf der Oberseite wurden der Ein/Aus-Schalter und der Auslöser für Fotos und Videoaufnahmen platziert. Eine eigene Videotaste gibt es leider nicht.
Auf der rechten Kameraseite wird der kleine 700-mAh-Akku eingeführt. An der Rückseite links hinter einer Abdeckung befinden sich Micro-HDMI-Buchse, Speicherkartenschacht, Multi/Micro-USB-Buchse und sogar ein 3,5-mm-Mikrofon-Anschluss. Der Kartenschacht nimmt neben Micro-SD-Karten auch Micro-Memory-Sticks auf, falls sich noch jemand an diese erinnert.
Über die USB-Buchse wird auch der Akku geladen. Ein Netzteil und ein Micro-USB-Kabel werden mitgeliefert. Damit kann der Akku auch via USB-Anschluss an einem Computer und per USB-Powerpack aufgeladen werden.
Als ich ein externes Mikrofon anschliessen wollte, zog ich etwas heftig an der gummierten Abdeckung und – oh Schreck – riss sie ganz heraus. Ein Blick in den Sony-Hilfe-Guide gab Entwarnung. Ist so gewollt, die Abdeckung lässt sich ganz entfernen, um den mitgelieferten Speicherkartenschutz anzubringen.
Dieser soll bei angeschlossenen Kabeln Speicherkarten-Zugriffsfehler verhindern. Die winzige Karte könnte sich durch Vibrationen und Kabel-Bewegungen versehentlich lockern. Was mir ohne Kartenschutz auch prompt passiert ist, nachdem ich das Mikro eingesteckt hatte. Die Anzeige «keine Speicherkarte« erschien auf dem Display. Kärtchen kurz überprüft, nochmals sorgfältig hineingedrückt (ein Hoch auf lange Fingernägel ...) und alles war wieder in Ordnung.
Die abgenommene Speicherkarten-/Anschlussabdeckung (aufpassen, ja nicht verlieren) lässt sich übrigens einfach wieder einstecken. Hier hatten die Sony-Ingenieure auch schon bessere Befestigungsideen.
Den meisten Platz auf der Rückseite nimmt der 3,8 cm kleine LC-Monitor ein. Rechts von ihm und darunter befinden sich je drei Bedienungstasten. Der Monitor lässt sich mitsamt seinen Tasten aufklappen, nach unten neigen oder in Selfie-Position vertikal hochstellen.
Auf der Unterseite der Sony RX0 II wurde ein stabiles Norm-Stativgewinde verbaut. Dadurch ist die Kamera, im Gegensatz zu vielen Action-Cams, mit Standard-Zubehör überall anzubringen.
An dieses Stativgewinde passt der mitgelieferte Aufnahmegriff VCT-SGR1, der auch an vielen anderen Sony-Kameras zum Einsatz kommt. Er ist schnell an der RX0 II befestigt und erleichtert die Bedienung, da es an ihm getrennte Tasten für Foto- und Video-Aufnahmen gibt. Sein Fernbedienungskabel wird an der Multi-USB-Buchse der RX0 II eingesteckt. Über die Zoom-Wippe des Griffs liesse sich die Brennweite steuern, macht hier jedoch keinen Sinn, da die RX0 II kein optisches Zoom besitzt.
Als Handgriff für Selfies ist er jedoch eine willkommene Hilfe, und dank des kürzeren Aufnahme-Mindestabstands der RX0 II gegenüber des Vorgängers muss man das Ganze auch nicht mehr so weit von sich entfernt halten.
Durch die ausklappbaren Beine des Griffs hat man zudem ein kleines Tischstativ, auf dem sich die Kamera etwas neigen und arretieren lässt.

Wenig Tasten, viele Menüs

Die Sony RX0 II passt in jedes Feriengepäck und eignet sich durch ihre Robustheit und Wetterfestigkeit ideal für Strandurlaub mit Aktivitäten am und im Wasser. Man darf sie auch den Kindern ohne Bedenken mit in den Pool geben. Laut Handbuch ist sie bis zu einer Wassertiefe von 10 Metern 60 Minuten einsatzfähig.
Am einfachsten fotografiert man in einem der beiden Vollautomatik-Modi. Hier erkennt die Kamera Szenen wie Porträt, Kleinkind, Landschaft oder Gegenlicht automatisch und passt die Belichtung entsprechend an. Die «überlegene Automatik» nimmt je nach Lichtsituation mehrere Bilder auf und rechnet sie für eine höhere Qualität zusammen.
Wählt man die Programm-Automatik, darf man den ISO-Wert und die Belichtungskorrektur selbst anpassen. Bei der manuellen Belichtung kommt noch die Verschlusszeit hinzu.
Da neben der Menü- und Enter-Taste nur noch die vier Pfeil-Tasten übrig sind, muss für jede Einstellung erst das Hauptmenü aufgerufen und darin per Cursor die gewünschte Funktion ausgewählt werden. Mangels Touchscreen ist direktes Darauftippen nicht möglich.
Immerhin dürfen der Funktions-Taste, der Eingabetaste und der Cursor-Links-Taste häufig benutzte Funktionen zugeordnet werden. Unter dem Sternchen-Symbol im Hauptmenü kann man sich zudem ein eigenes Menü mit seinen gewünschten Menüpositionen einrichten.
Schliesslich lassen sich komplette Kamera-Setups in der RX0 II selbst und auf Speicherkarten ablegen und bei Bedarf wieder aufrufen.
Bedienung mit Lesebrille
Ich habe schon einige Sony-Kameras ausprobieren dürfen. Bei der RX0 II musste ich jedoch zum ersten Mal die Lesebrille zu Hilfe nehmen, um die Menüs auf dem winzigen Bildschirmchen überhaupt erkennen zu können. Während die Symbole des Hauptmenüs noch einigermassen lesbar sind, benötigt man für die Texte der umfangreichen Untermenüs Adleraugen oder eine Lupe.
Lapidare Anmerkung im Hilfe-Guide: «Da der Monitor dieser Kamera klein ist, sind einige Zeichen oder Symbole möglicherweise schwer zu erkennen.» Zynischer geht es kaum noch.
Das Menüsystem wird Sony-Benutzern bekannt vorkommen. Es findet sich in vielen anderen Sony-Kameras und musste an die RX0 II angepasst werden, da ihr einige der üblichen Hardware-Tasten fehlen. Dadurch ist das Menü leider auch nicht einfacher zu verstehen, im Gegenteil.
Wer sich jemals durch das umfangreiche, teils unlogische und mit unverständlichen Abkürzungen gespickte Sony-Menüsystem gewühlt hat, weiss, wovon ich spreche. Ohne Anleitung durch den über 300 Seiten umfassenden Sony-Hilfe-Guide zur RX0 II ist man zwar nicht aufgeschmissen, doch viele Begriffe und Einstellungen bleiben schleierhaft und werden dadurch entweder missverstanden oder einfach nicht ausprobiert. Das ist schade, denn an technischen Raffinessen mangelt es der RX0 II sicher nicht.
Ich kann es nicht verkneifen, meine Abkürzungs-Highlights zu erwähnen, die es leider auch bei der RX0 II immer noch gibt. Mit «Zirkul.d.Fokuspkt.», «NEAR-Modus bei PF», «Kont.Wgb.f.Intv.», «Mon.Aus b.AUFN», «Selbst.whrd.Reihe», «GesPrior b.M-Mess.» oder meinem Alltime-Favoriten «StO.infoVerknEinst» kann doch kein Mensch etwas anfangen. Hier sollte Sony endlich mal aufräumen und verständliche Begriffe einführen.
Was ich auch nie verstanden habe: Im Hauptmenü sind die einzelnen Register oben schön nach bunten Farben unterteilt, in den Untermenüs jedoch alle Einträge mit einheitlichem Orange hinterlegt.
Aufnahmepraxis

Von der fixen Blendenöffnung f/4.0 mal abgesehen fotografiert und filmt man mit der RX0 II wie mit einer gewöhnlicher Kamera mit Festbrennweite. Alles eben in zwei Nummern kleiner. Durch die starre Weitwinkelperspektive von 24 mm (auf Kleinbildformat umgerechnet) muss man sich dem Motiv selber nähern, statt einfach nur ins Bild hineinzuzoomen.
Grösster Unterschied zu den preisgünstigeren Action-Cams: Man sieht im Monitor der RX0 II auch ohne Smartphone-Verbindung oder zusätzliches Display exakt, was man filmt und fotografiert. In Echtzeit ohne Verzögerung.
Mit dem ausklappbaren Monitor lässt sich auch unauffälliger aufnehmen, da man den Würfel nicht mehr direkt vors Gesicht halten muss. Ist das Display ganz hochgeklappt, hat man mit der RX0 II eine perfekte Selfie-Kamera in der Hand, die einem mittels Count-down im Display und «Soft Skin-Effekt» zum idealen Selbstbildnis führt.
Das Gehäuse ist sehr klein, dennoch stehen einem alle aus den grossen Sony-Kameras gewohnten Einstellungen zur Verfügung. Man kann in wählbaren Bildgrössen und Seitenverhältnissen in JPEG und RAW aufnehmen, es gibt verschiedene Fokusfelder und Messmethoden, eine Autofokus-Verfolgung, Gesichts- und Augenerkennung sowie Serienaufnahme und Reihenbilder (Bracketing).
Die Scharfstellung bei guten Lichtverhältnissen erfolgt wie von Sony gewohnt sehr schnell und präzise. Die Gesichts- und Augenerkennung ist eine der besten, wenn nicht sogar die beste im Markt. Schade, dass die Augenerkennung wie bei vielen anderen Sony-Kameras auch bei der RX0 II beim Filmen nicht funktioniert.
Beim Fotografieren beträgt die kürzeste Aufnahmeentfernung 20 cm. Von da weg bis unendlich kann mit Einzelbild-Autofokus (AF-S) oder manuell (MF) scharfgestellt werden. Einen kontinuierlichen Autofokus (AF-C) gibt es nicht.
Bei Videoaufnahmen sieht es etwas anders aus und ich hatte mich beim ersten Drauflosfilmen gewundert, wieso ich keine scharfen Bilder zustande brachte. Erst beim Blick in den Hilfe-Guide wurde es klar: Drücke ich den Auslöser im AF-S-Modus, wird nur einmal scharfgestellt und während des Filmens nicht automatisch nachfokussiert.
Es gibt jedoch zwei Fixfokus-Einstellungen, von Sony «Voreingest. Fokus» (PF), genannt. Bei «NEAR PF» wird zwischen 50 bis 100 cm scharfgestellt, bei nur «PF» ab einem Meter bis unendlich. Das heisst, es wird nicht wirklich fokussiert, sondern von der Kamera ein grosser Schärfentiefenbereich bereitgestellt.
Wer auf eine gewünschte Ebene fokussieren möchte, kommt um das manuelle Scharfstellen nicht herum. Das funktioniert jedoch mangels Fokusring nur in groben Abständen mit den Aufwärts/Abwärts-Tasten und etwas feiner mit den Links/Rechts-Tasten. Als Hilfestellung kann das Bild vergrössert angezeigt und eine Kanten-Hervorhebung (Peaking) eingestellt werden. Ob man die auf dem winzigen Display auch erkennt, ist eine andere Frage.
Tolle Farben und angenehme Schärfe
Die Farben in den Fotos kommen kräftig, manchmal etwas knallig daher, eben typisch Sony. Wem der Standard-Bildstil nicht gefällt, darf zwölf weitere ausprobieren und diese nach Belieben anpassen.
Mit zwölf Effektfiltern kann man die Fotos noch weiter verfremden oder künstlerisch aufpeppen. Neben Bildstilen und Effekten sind besonders beim Filmen die Bildprofile interessant. Sie beeinflussen vor allem die Gammakurve und Farbdarstellung und sind für verschiedene Aufnahmebedingungen vorprogrammiert. Unter den sieben Picture-Profiles (PP) gibt es den ITU709-Standard, Cine1-, Cine2- oder S-Log2-Gamma.
Die Parameter dieser Profile wie Schwarz-Gamma, Kniepunkt oder Farbphase lassen sich ebenfalls nach eigenen Vorstellungen anpassen. Hier sind die Video-Profis gefragt, die wissen was sie tun.
Ist genügend Licht vorhanden verblüffen die Bilder aus der Sony RX0 II mit tollen Farben und knackiger Schärfe. Hauttöne werden akkurat und natürlich wiedergeben. Der Gesichts- und Augenbereich wird erkannt und scharfgestellt.
Bei der einen Landschaftsaufnahme hat mich die Detailschärfe und Genauigkeit positiv überrascht. Hier zeigt die Festbrennweite der Kamera ihre Qualitäten. Der Ein-Zoll-Sensor und die f/4.0-Blende tun ein Weiteres für durchwegs scharfe Bilder. Auf der anderen Seite bedeutet dies, dass Porträts mit unscharfem Hintergrund und cremig-weichem Bokeh-Effekt schwieriger einzufangen sind.
Was mir besonders aufgefallen ist: Das RX0-II-Weitwinkelobjektiv stellt die Aufnahmen absolut verzeichnungsfrei dar. Farbsäume sind kaum auszumachen. Welch ein Unterschied zu den Action-Cams mit ihren bauchig verzerrten Weitwinkel-Bildern.
Der automatische Weissabgleich leistet auch bei Mischlicht gute Arbeit. Die Sony-Rauschunterdrückung hat das Bildrauschen trotz kleinem Sensor ziemlich gut im Griff, bei niedrigen ISO-Werten ist es kein Thema. Die Aufnahmen werden jedoch ab etwa ISO 2500 sichtbar unscharf, sind aber meistens noch brauchbar. Je nach Motiv sind auch noch Fotos mit ISO 6400 und darüber hinaus akzeptabel. Das Farbrauschen, in der Regel störender als Helligkeitsrauschen, tritt dabei kaum in Erscheinung.
Bei weniger Licht macht sich der hohe, feste Blendenwert negativ bemerkbar. Im Auto-Modus wird der ISO-Wert stark nach oben geschraubt. Begrenzt man die ISO-Automatik auf 1600 oder tiefer, handelt man sich Probleme mit der längeren Belichtungszeit ein und die Motive verwackeln schneller.
Bei der internen JPEG-Bildbearbeitung hält sich die Scharfzeichnung in Grenzen. Dennoch werden die Fotos zur sofortigen Verwendung aus der Kamera in den Farben aufgehübscht und für ein knackiges Erscheinen scharfgerechnet. Für eine umfangreiche, nachträgliche Bildbearbeitung greift man deshalb besser gleich auf die RAW-Aufnahmen zurück.
Für die Bilderstrecke wurden die originalen JPEG-Dateien aus der Kamera genommen und nur in ihrer Grösse reduziert. Bildausschnitte sind gekennzeichnet. Das getestete Modell der Sony RX0 II besass die Firmware-Version 1.00. Die Brennweite ist immer 24 mm, die Blende immer f/4.0.
Video und Spezialeffekte

Die Version zwei der Sony RX0 speichert 4K/UHD-Video direkt in der Kamera auf die Speicherkarte. Beim Vorgänger musste für die Videoaufzeichnung noch ein externer Recorder angeschlossen werden.
Ebenfalls neu ist die Video-Bildstabilisierung «SteadyShot» beim Filmen. Dabei handelt es sich um eine elektronische Stabilisierung, die im Gegensatz zu optischen Lösungen das Bildfeld stark beschneidet, um genügend Pixel zum Ausgleich von Verwacklungen und Erschütterungen zu haben. Die Bildberuhigung fällt bei 4K/UHD-Videos eher schwach aus, bei Full-HD arbeitet sie etwas besser. Für Freihand-Aufnahmen ist ein zusätzlicher Gimbal deshalb eine lohnende Investition.
Besser sieht es bei der Videobild-Qualität aus. Die Kamera nimmt 4K/UHD-Videos mit voller Pixelauslesung ohne Pixel-Binning auf, mit Datenraten bis zu 100 MBit pro Sekunde. Dabei werden rund das 1,7-Fache an erforderlichen Daten für 4K-Aufnahmen erfasst. Dies führt zu sauberen Videobildern mit wenig Kompressionsartefakten, Moiré-Effekten oder sonstigen Bildfehlern. Für ein störungsfreies Aufzeichnen werden Speicherkarten der Klasse U3 empfohlen.
Die Farben werden, genug Licht vorausgesetzt, satt und dennoch natürlich dargestellt. Die Belichtungsautomatik regelt sanft nach. Wie immer ist beim Filmen in 4K/UHD mit 25 oder 30 Bildern pro Sekunde (fps) langsames Schwenken empfehlenswert.
Die Videos ab Fahrrad im Standard-Bildstil und -Bildprofil zeigen scharfe Aufnahmen mit sehr realen Farben ohne starke Übertreibungen. Vielleicht würde etwas mehr Kontrast den Bildeindruck noch aufwerten. Die Parameter der Bildstile laden dafür zum Experimentieren geradezu ein. Grössere Helligkeitssprünge werden von der RX0 II gut ausgeglichen, auch Übergänge von Tages- zu Kunstlicht meistert die Automatik souverän und sehr angenehm fürs Auge. Im Beispielvideo ist dies gut bei der Einfahrt in die Tiefgarage zu sehen.
Der Stabilisator bügelt Verwacklungen so gut er kann aus. Bei Schlaglöchern und starken Erschütterungen muss er jedoch passen. Die feste Schärfeeinstellung ist bei diesen Weitwinkel-Aufnahmen problemlos, da sich keine Motive direkt vor der Kameralinse befinden.
Befinden sich Objekte sehr nahe an der Kamera, wird die Fokussierung schwieriger, da beim Filmen die Schärfe nicht nachgeführt wird. Das Pelztier im Beispielvideo war so nahe, dass ich es nur mit dem Einzelbild-AF scharfstellen konnte. Während der Aufnahme blieb diese Fokusposition unverändert. Sobald das Motiv den Abstand zur Kamera verändert, wird es unscharf und muss wieder neu manuell fokussiert werden.
Wer bei der RX0 II von 30 auf 25 oder 24 fps umschalten möchte, stösst auf die uralte Sony-Tradition, dies im Menüpunkt PAL/NTSC ausführen zu müssen. Dabei muss unverständlicherweise die Speicherkarte formatiert und die Kamera neu gestartet werden. Es erscheint zwar ein Warnhinweis und die Aufforderung, seine Bilder vorher zu speichern, doch Pech für den, der unterwegs keine zweite Karte dabei hat.

Hitzeferien
Wer den Sony-Winzling etwas genauer betrachtet, dem fällt das gerippte Gehäuse auf, das irgendwie an einen Kühlkörper zur Wärmeableitung erinnert. Und das ist er auch. Vor allem bei 4K/UHD-Video erhitzt sich die RX0 II sehr stark. So stark, dass der Hilfe-Guide vor Niedertemperatur-Verbrennungen warnt!
Unter dem vielsagenden Menüpunkt «Autom. AUS Temp.» wird die Temperatur der Kamera festgelegt, bei der sie sich während der Aufnahme automatisch ausschaltet. In der Einstellung «Standard» wird die Kamera handwarm, schaltet jedoch nach rund 10 Minuten filmen in 4K/UHD bereits wieder aus und verlangt nach Abkühlung. Wird sie gleich danach wieder eingeschaltet, kann man vielleicht noch eine Minute weiterfilmen, bevor sie wieder Hitzeferien nimmt.
Wird «Hoch» im Menü gewählt, kann man je nach Umgebungstemperatur zwischen 15 und 45 Minuten in 4K/UHD filmen. Dabei sollte man das Gehäuse tunlichst nicht berühren, sondern mit Stativ oder sonstiger Halterung filmen. Für Videoprojekte mit längerer ununterbrochener Handlung wie Theateraufführungen, Modeschauen oder Sport-Events kann man die Sony RX0 II getrost vergessen.

Superzeitlupe
Immer wieder faszinierend sind Aufnahmen in Superzeitlupe. Die Highspeed-Videos der RX0 II mit bis zu 1000 Bildern pro Sekunde versprechen viel. Meine ersten Versuche damit waren jedoch eher ernüchternd.
Zum einen waren sie unscharf und zum andern auch noch sehr verrauscht. Alles mein Fehler. Auch hier beträgt der Mindest-Aufnahmeabstand 20 cm. Ich rückte der Kaffeetasse mit der Kamera viel zu nahe an den Henkel. Und bei 1000 Bildern per Sekunde braucht ein Ein-Zoll-Sensor halt sehr, sehr viel Licht, damit die Kamera den ISO-Wert nicht bis zum Anschlag schrauben muss und dadurch stark rauschende Bilder fabriziert.
Also die Kaffeetasse auf das Fenstersims ins Sonnenlicht gestellt und das Ganze wiederholt. Diesmal war das Ergebnis schon viel besser.
Die HFR-Einstlg. (Sony Menü-Slang für «Hohe Bildfrequenz Einstellungen») sind vielfältig und man kann damit viel Zeit ver-experimentieren. Immer wieder fällt einem noch etwas ein, das man in Superzeitlupe betrachten könnte.
Wifi und Multi-Kamera
Mit der Gratis-App «Imaging Edge Mobile» von Sony lässt sich die RX0 II per Smartphone oder Tablet über WiFi oder Bluetooth fernsteuern und es können aufgenommene Bilder übertragen werden. Mit der App können auch Fotos mit den Smartphone-Standortinformationen synchronisiert werden. Die Kopplung dafür erfolgt über das normale Bluetooth. Mit dem stromsparenden Bluetooth-Standard 4.2 ist die RX0 II leider nicht kompatibel.
Bedient man die Kamera über das Smartphone, hat man zwar wieder ein zusätzliches Gerät dabei, aber jetzt erkennt man auch ohne Lupe die Menü-Einstellungen. Per WiFi lassen sich die meisten Funktionen fernsteuern, und dies viel komfortabler als direkt am Kamera-Winzling.

Die App «Imaging Edge Mobile» erlaubt sogar das Steuern mehrerer Kameras gleichzeitig, momentan bis zu fünf Stück. Mangels zusätzlicher RX0-II-Modelle habe ich dies nicht ausprobiert. Ein Firmware-Update soll noch dieses Jahr das ferngesteuerte Dirigieren zwischen sechs und fünfzig Kameras über einen Zugriffspunkt ermöglichen.
Fazit

Die Sony RX0 II ist ein beeindruckendes Stück Technik. Es ist faszinierend, was ist diesem kleinen fotografischen Würfel alles untergebracht wurde. Durch ihre Kompaktheit und Robustheit kann sie überall hin mitgenommen werden.
Die hervorragende Bildqualität bei Foto- und Videoaufnahmen überrascht und stellt andere Action-Cams in dieser Hinsicht problemlos in den Schatten.
Einige Kritikpunkte und Schwachstellen des Vorgängers wurden überarbeitet. Der aufklappbare Bildschirm ist eine willkommene Bereicherung und die interne 4K-Videoaufzeichnung macht die RX0 II jetzt richtig mobil.
Geblieben sind leider die winzigen Bedienungselemente am Gehäuse und das kaum lesbare Menü mit seinen vielen unverständlichen Abkürzungen.
Über den «korrekten» Einsatz- und Anwendungsbereich der laut Hersteller weltweit kleinsten und leichtesten Premium-Kompaktkamera darf weiterhin fröhlich diskutiert werden.
Sehr gute Foto- und Videoqualität
Ein-Zoll-Sensor
Zeiss 24mm-Festbrennweite
Hochklappbares Selfie-Display
4K/UHD-Video
Umfangreiche Einstellmöglichkeiten
Norm-Stativgewinde
Mitgelieferter Handgriff
Mikrofon-Anschluss
Feste f/4.0-Blende
Wenige und winzige Tasten
Kaum lesbares Menü
Kein Touch-Screen
Schnelle Überhitzung bei Videoaufnahmen
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/foto-und-video-winzling-testbericht-premium-kompaktkamera-sony-rx0-ii