Japanisches Meisterstück
Test Mittelformat-Kamera Fujifilm GFX 50S

Was haben Hunde mit digitalen Mittelformatkameras zu tun? Sie sind immer zufällig dabei, wenn ich eine neue Kamera ausprobiere. Dies war so beim Test der Hasselblad X1D und jetzt wieder beim Test der Fujifilm GFX 50S.
Diesmal holte ich die Kamera bei Fujifilm in Dielsdorf ab und machte kurz Halt am Pistenende in Oberglatt. Prompt traf ich eine ehemalige Mitschülerin mit ihrem Hund. Der musste natürlich gleich als Fotomodell herhalten. Die Schulkollegin zierte sich, selbst mit aufs Foto zu kommen. Dass ich die Bilder mit einer spiegellosen Mittelformatkamera mit wahnsinnigen 50 Megapixel Auflösung aufnahm, war ihr auch ziemlich egal. Von aussen betrachtet sieht die Kamera eben gar nicht speziell aus.
Hält man die neue Fujifilm GFX 50S zum ersten Mal in den Händen, fällt auf, dass einem nichts auffällt. Ohne direkten Grössenvergleich erinnert ihr Aussehen und Gewicht an eine normale digitale Spiegelreflexkamera aus der Profi-Liga. Höchstens das Objektiv scheint etwas üppiger ausgefallen zu sein.
Das liegt an dem neu entwickelten, grossen G-Mount-Bajonett von Fujifilm, das einen Durchmesser von stolzen 65 Millimetern aufweist. Die Auswahl an dazu passenden Fujinon-GF-Objektiven ist zurzeit noch überschaubar, deckt jedoch die meisten Einsatzgebiete ab. Zudem lassen sich mit dem H-Mount-Adapter GFX auch Hasselblad-Objektive anflanschen.
Damit sind wir gleich beim engsten Mitbewerber der GFX 50S, der Hasselblad X1D. Im Unterschied zur Fujifilm präsentiert sich diese vor allem als Minimalistin und Beauty-Queen. Ihr Funktionsumfang beschränkt sich auf das Nötigste und das Design kommt schlicht und unauffällig daher.
Kleinere Fujifilm-Kameras kommen im stylischen Retro-Look daher. Dies trifft definitiv nicht auf die GFX 50S zu. Das kantige Gehäuse mit den vielen Tasten und überstehenden Drehrädchen wird kaum einen Schönheitspreis gewinnen. Vor allem der Monitor an der Rückseite tritt etwas bullig hervor. Wenn er dann noch aufgeklappt und der Sucher hochgestellt wird, sieht die GFX 50S gar schon etwas einschüchternd aus.
Die Zielgruppe dieser Kamera sind Profis und Foto-Enthusiasten. «Funktion kommt deshalb vor Design», war wohl das Motto der GFX-50S-Entwickler. Salopp ausgedrückt könnte man sagen, die Hasselblad nimmt man zum Vorzeigen und die Fujifilm zum Arbeiten.
Ein Schnäppchen für Profis
Die GFX 50S entstammt der X-Serie von Fujifilm, die 2011 mit einem APS-C-Sensor auf den Markt kam und bei vielen Profi- und Amateur-Fotografen grossen Anklang fand. Die hervorragende Bildqualität bei vergleichsweise geringen Abmessungen überzeugte Bildermacher in den unterschiedlichsten Bereichen.
Bald kam der Wunsch auf, diese hohe Bildqualität kombiniert mit einem grossformatigen Sensor auch in der kommerziellen und professionellen Studiofotografie einsetzen zu können. Anfang Jahr wurde schliesslich die GFX 50S vorgestellt. Eine Kamera, die laut Fujifilm auf Erfahrungen aus über 80 Jahren Image-Technologie und langer analoger Mittelformat-Tradition zählen kann. Das Resultat sei schlichtweg die beste Bildqualität überhaupt, die je aus einer Fujifilm-Kamera kam.
Das sind grosse Worte, doch der riesige Aufnahmesensor der Fujifilm GFX 50S bringt tatsächlich dermassen scharfe, plastische, detailreiche und durchzeichnete Aufnahmen mit aussergewöhnlich wenig Bildrauschen, wie ich es vorher noch nicht gesehen habe. Das alles hat natürlich seinen Preis. Allein das Kameragehäuse kostet 7520 Franken. Das günstigste Objektiv kommt auf knapp 2000 Franken. Dann noch ein Ersatzakku und der Batteriegriff dazu, und schon ist man bei 10'380 Franken angelangt.
Damit liesse sich schon ein Kleinwagen kaufen, ist aber letztendlich für Profis, die damit Poster in XXL-Format erstellen, eher ein Schnäppchen. Denn noch vor wenigen Jahren hätte eine solche Kamera gut und gern das Fünffache gekostet. Die im Juli 2014 erschienene digitale Mittelformatkamera Pentax 645Z mit derselben Auflösung wie die GFX 50S war mit knapp 10'000 Franken, nur für das Gehäuse, damals schon eine Preissensation. Das Gehäuse der Hasselblad X1D-50c ist aktuell für 9595 Franken zu haben.
Die deutlich niedrigeren Anschaffungskosten einer Fujifilm GFX 50S im Vergleich zu bisherigen digitalen Mittelformatkameras wird auch jüngeren oder nicht so gut betuchten Fotografen die Welt der Mittelformatfotografie öffnen.

Fototechnik vom Feinsten

Die GFX 50S ist Fujifilms erste spiegellose Mittelformatkamera ohne Tiefpassfilter. Wie bei Hasselblad kommt auch bei Fujifilm ein CMOS-Sensor mit einer Grösse von 43,8 x 32,9 mm zum Einsatz. Das ist rund 1,7-mal so gross wie ein Kleinbildsensor, gut viermal grösser als ein Sensor im APS-C-Format und 6,4-mal grösser als FourThird. Darauf befinden sich 51,4 Millionen effektive Pixel.
Der Bildwandler ist im 4:3-Seitenverhältnis ausgelegt und liefert maximal 8256 x 6192 Pixel. Mit diesen Abmessungen hat eine JPEG-Datei eine Grösse zwischen 20 und 25 Megabyte, je nach Bildinhalt. RAW-Dateien sind um 110 Megabyte gross. Neben 4:3 sind auch die Seitenverhältnisse 3:2, 16:9, 1:1, 65:24, 5:4 und 7:6 wählbar.
Für eine optimale Schärfe besitzt der Bildwandler kein Tiefpassfilter. Interessanterweise kommt beim Sensor des GFX 50S das übliche Vierermuster (Bayer-Matrix) mit Primärfarbenfilter zur Anwendung, und nicht etwa wie bei der X-T2 das von Fujifilm selbst entwickelte X-Trans-Verfahren mit einem 6 x 6 Raster bei der Farbfilteranordnung.
Die Vorderseite der Kamera wird ganz vom neuen G-Mount-Bajonett dominiert. Es hat einen Durchmesser von 65 mm und ein Auflagemass von nur noch 26,7 mm. Das ist sehr kurz im Vergleich zu herkömmlichen Mittelformat-Spiegelreflex-Kameras und erleichtert die Konstruktion von Adaptern für Objektive von Fremdherstellern. Der Abstand zwischen der Rücklinse des Objektivs und dem Sensor konnte ebenfalls verringert werden, was laut Fujifilm zu einer verbesserten Abbildungsleistung bei Weitwinkelobjektiven führen soll.
Neben dem Objektiv-Entriegelungsknopf links unten befinden sich etwas weiter oben die Funktionstaste Fn2 und links daneben das vordere Einstellrad, rechts vom Bajonett, knapp unter der oberen Kante, gibt es nur noch den Blitz-Synchronanschluss. Oberhalb und unterhalb der grossen Bajonettöffnung ist nicht mehr viel Platz vorhanden. Ein Zeichen dafür, dass Fujifilm das Gehäuse der 50S so kompakt wie möglich halten möchte.
Auf der Oberseite befinden sich links und rechts des Suchers die beiden Einstellräder, zahlreiche Tasten und ganz rechts, unterhalb des Ein/Aus-Schalters, ein monochromes LCD-Zusatzdisplay. Dieses hat keine fest eingravierten Symbole, die auf vielen anderen Kameras zu finden sind. Die Anzeigen, Texte wie Symbole, sind flexibel und lassen sich vom Benutzer anpassen. Sie sind zudem auch ohne Brille und draussen in der Sonne gut ablesbar.
Die linke Rückseite wird vom aufklappbaren Monitor eingenommen. Rechts davon sind drei weitere Funktionstasten, ein Joystick-ähnlicher Fokushebel, die Pfeiltasten mit Menü/OK-Taste in der Mitte, die Display- sowie die Quickmenü-Knöpfe untergebracht. Der Fokusmodusschalter, die Wiedergabe- und die Löschen-Taste sind gleich oberhalb des Monitors, noch in dessen breiten, etwas hervorstehenden Gehäuseumrandung, eingelassen.
Eine geniale Lösung ist Fujifilm beim Sucher eingefallen. Dieser lässt sich abnehmen, auf den optional erhältlichen Gelenkadapter EVF-TL1 einrasten und damit um ±45 Grad nach links oder rechts sowie zwischen 0 und 90 Grad nach oben schwenken.

Während der rückseitige 3,2 Zoll (8,1 cm) grosse Monitor schon über scharfe 2,36 Millionen Bildpunkte verfügt, liegt der 0,5 Zoll (1,3 cm) grosse OLED-Sucher mit seinen rund 3,69 Millionen Punkten nochmals eine Klasse höher. Damit schlägt er auch den Hasselblad-Sucher mit seinen 2,35 Megapixel deutlich – nicht nur in der Auflösung, auch bei der Bildwiederholungsrate.
Die zwei SD-Speicherkarten-Einschübe an der rechten Kameraseite sind beide UHS-II-kompatibel und können auf verschiedene Weise genutzt werden. In der Standardeinstellung wird auf die zweite Karte gespeichert, wenn die erste voll ist. Im Sicherungsmodus wird jedes Bild auf beiden Karten gespeichert, und bei «Sequenziell» die RAW- und JPEG-Aufnahmen getrennt auf eine Karte geschrieben.
An der linken Seite wurden alle Anschlüsse und das Akkufach untergebracht. Die Kamera verfügt über einen Micro-HDMI- und Micro-USB-Anschluss, Fernauslöserbuchse und Gleichstromeingang, ein Mikrofon- und ein Kopfhöreranschluss ist ebenfalls vorhanden. Das Gehäuse der GFX 50S ist staub- und spritzwassergeschützt und bis -10 Grad kälteresistent.
Verschluss-Sache
Während die Hasselblad X1D auf den Zentralverschluss im jeweiligen Objektiv vertraut, setzt Fujifilm auf einen Schlitzverschluss in der Kamera. Damit sind kurze Verschlusszeiten bis zu 1/4000 Sekunde möglich. Noch kürzere Zeiten von bis zu 1/16'000 Sekunde erlaubt der rein elektronische Verschluss oder eine Kombination von mechanischem und elektronischem Verschluss.
Die kürzeste Blitzsynchronzeit der GFX 50S liegt bei 1/125 Sekunde. Hier ermöglicht die X1D dank Zentralverschluss uneingeschränkte Blitzsynchronisation. Doch Fujifilm hat weitergedacht. Beim Verwenden eines Objektivs mit eingebautem Verschluss, z.B. von Hasselblad, kann gewählt werden, ob der Verschluss in der Kamera oder im Objektiv zum Einsatz kommen soll. Irgendwie clever, nicht.
Zurzeit sind von Fujifilm sechs GF-Objektive mit Brennweiten zwischen 23 und 120 mm erhältlich (Stand November 2017). Beim Umrechnen auf die Kleinbildformat-Brennweite gibt es hier keine Verlängerung. Durch den grösseren Sensor der 50S werden die Optiken im Gegenteil um den Faktor 0,79 «kürzer». So entspricht das Fujinon GF 63mm F2.8 R WR der Standard-KB-Brennweite von 50 mm, das Fujinon GF 23mm F4.0 R LM WR einem 18er-Weitwinkel und das GF 110mm F2.0 R LM WR einem idealen Porträt-Objektiv mit 87 mm KB-Brennweite.
Dies sind alles Festbrennweiten, auch das GF 120mm F4 R LM OIS WR Macro und das kürzlich erschienene GF 45mm F2.8 R WR gehören in diese Kategorie. Wer sich damit sein Motiv näher heranholen möchte, muss mit dem Turnschuh-Zoom vorliebnehmen, also mit seinen eigenen Füssen. Das einzige Zoom-Objektiv bislang in der GF-Reihe ist das Fujinon GF 32-64mm F4 R LM WR, das einer KB-Brennweite von 25 bis 51 mm entspricht.
Die GF-Objektive haben einen Blendenring mit Auto- und C(ommand)-Position. Damit lassen sich Blendeneinstellungen mit den Einstellrädern an der Kamera ändern. Die Objektive sind laut Fujifilm für eine Auflösung von bis zu 100 Megapixeln gerechnet. Alle Objektive sind wie die Kamera staub- und spritzwassergeschützt.

Gewichtheben und Däumchendrehen

Das Kameragehäuse der GFX 50S misst 147 x 94 x 91 mm und wiegt einschliesslich Akku und Speicherkarte rund 825 Gramm. Mit optionalem Batteriegriff, zweitem Akku, Sucherwinkeladapter und 32-64mm-Optik kommen dann gute 2,5 Kilogramm auf die Waage. Zum Vergleich: Eine Spiegelreflexkamera wie die Canon 5D Mark II mit Batteriegriff, zweitem Akku und ähnlichem Objektiv wiegt auch über 2,2 Kilogramm.
Dass man dieses Gewicht beim Fotografieren dennoch kaum spürt, lässt sich mit dem ergonomisch sehr guten Handgriff erklären. Er lag perfekt in meiner rechten Hand, auch über längere Zeit hinweg. So wurde mir bei unserer zweistündigen «Hunde-Tour» um die Piste die 50S nie lästig. Kommt noch hinzu, dass ich die Kamera mangels Tragriemen nicht über die Schulter oder um den Hals hängen konnte und sie deshalb ständig in den Händen hielt. Bei mancher DSLR verspürte ich schon nach kurzer Zeit Schmerzen oder ein Ziehen im Handgelenk. Ein dezenter Hinweis auf eine alte Sehnenoperation an meinem rechten Daumen.
Zu der ausgezeichneten Ergonomie der Kamera zählt sicher auch der hochauflösende OLED-Sucher, der sich nach Anbringen des Gelenkadapters nach oben klappen und zur Seite schwenken lässt. Auch der Touchscreen-Monitor kann zur besseren Ansicht aufgeklappt werden. Durch die raffinierte Konstruktion ist dies auch im Hochformat möglich und besonders hilfreich für Porträtfotos und wenn Aufnahmen aus tiefer oder hoher Kameraposition gemacht werden.
Nachdem mein allererster Kontakt mit einer Fujifilm-Kamera, der X-T2, bei der Bedienung nicht gerade vielversprechend ausfiel, war ich auf die GFX 50S sehr gespannt. Denn deren Handhabung erinnert verblüffend an das kleine APS-C-Modell. Hier haben die Ingenieure auf Bewährtes gesetzt und es beinahe schon via copy-and-paste auf die 50S übertragen.
Wer bereits eine Kamera aus der Fujifilm-X-T- oder X-Pro-Serie besitzt, wird auch mit der 50S gleich loslegen können. Foto-Einsteiger oder Umsteiger von anderen Systemen müssen sich erst mit dem etwas anderen Konzept anfreunden.
An der 50S gibt es kein Programmwahlrad mit P, S, A und M. Eine «grüne» Taste für die Doofen fehlt genauso wie eine «Esels-Taste», also eine intelligente Automatik, meistens mit «i.A.» bezeichnet. Man findet auch keine Symbole für Porträt, Landschaft oder Sport. Nicht mal das «Blüemli» für Makroaufnahmen ist vorhanden. Die GFX 50S möchte also ganz klassisch bedient werden, dachte ich zu Beginn. Dazu stehen zwei mechanische Wählräder auf der Kameraoberseite, je ein Einstellrad auf der Vorder- und Rückseite, ein Joystick und frei belegbare Funktionstasten zur Verfügung.

Mechanisch oder elektronisch
Ich habe das Zweifach-Zoom angeflanscht und ziele durch den Sucher auf ein landendes Flugzeug. Der eingeblendete künstliche Horizont zeigt mir an, ob ich «im Wasser» bin. Über den Blendenring am Objektiv stelle ich wie zu Analogzeiten meine gewünschte Lichtmenge ein, am rechten Wählrad auf der Kamera die Verschlusszeit und am linken Rad den ISO-Wert. Alles richtig mechanisch mit hörbarem Einrasten der Rädchen. Das Info-Display oben auf der Kamera zeigt ein grosses M an. Ich befinde mich im manuellen Modus.
Für Modus A, also Zeitautomatik mit Blendenvorwahl, drehe ich das Verschlusszeiten-Rad auf A (Automatisch) und wähle die gewünschte Blende wie gehabt direkt am Objektiv. Drehe ich hingegen den Blendenring am Objektiv auf A und ändere die Verschlusszeit am Wählrad, befinde ich mich im S-Modus, also Blendenautomatik mit Zeitvorwahl. Das Info-Display zeigt gross ein S an.
Möchte ich mit der Programmautomatik arbeiten (Modus P), stelle ich Blendenring wie Zeitrad auf A. Bei Bedarf kann ich nun mittels hinterem Einstellrad eine andere Kombination aus Belichtungszeit und Blende auswählen, ohne die Bildhelligkeit zu ändern (Programm-Shift). Den ISO-Wert habe ich immer noch manuell über das linke Rad eingestellt.
Drehe ich dieses auf A, wird der ISO-Wert automatisch den Aufnahmebedingungen angepasst. Beeinflussen kann ich die Automatik durch drei unterschiedliche ISO-Voreinstellungen für die Basis-Empfindlichkeit, den maximalen ISO-Wert und die längste Belichtungszeit. Im Modus P und mit ISO-Automatik erhalte ich so eine Fast-Vollautomatik an der GFX 50S.
Wer bisher mit Kompaktknipsen oder anderen Kamerasystemen fotografierte, wird sich vielleicht mit dieser «Old Fashion»-Bedienung schwertun. Doch auch dafür hat Fujifilm vorgesorgt. Drehe ich den Blendenring und das ISO-Wählrad auf Position C und stelle die Verschlusszeit auf T, habe ich über die beiden Einstellrädchen alles im Griff. Mit dem hinteren stelle ich die Zeit ein, mit dem vorderen die Blende. Nach Drücken auf das vordere kann ich den ISO-Wert wählen, nochmals drücken, und ich bin wieder bei der Blende.
Das Tolle daran: Während alledem muss ich das Auge nicht vom Sucher nehmen. Das wurde auch meine bevorzugte manuelle Arbeitsweise mit der GFX 50S.
Ein weiterer Vorteil der spiegellosen Kamera: Ich sehe nicht nur die Auswirkungen meiner Einstellungen bereits vor der Aufnahme, ich kann das geschossene Foto auch gleich überprüfen und sogar unter strahlender Sonne sicher im Sucher beurteilen. Wer dies schon mal auf einem Display versucht hat, wird diese Möglichkeit sehr zu schätzen wissen.
Was sehr gut gefällt: Die Belichtungskorrektur im Foto-Modus endet nicht schon bei +/-3, man kann mit -5 bis +5 Lichtwerten in Drittelstufen experimentieren.
Was weniger gefällt: Die Tasten für die Belichtungskorrektur und den Drive-Modus sind sehr klein ausgefallen, vom winzigen Knopf für die Info-Display-Beleuchtung ganz zu schweigen. Ob man diese mit dicken Handschuhen gleich trifft, wage ich zu bezweifeln.
Etwas unglücklich wurden zudem der Quick-Menü-Knopf und die Funktionstaste Fn3 in die Daumenauflage platziert. Ich habe sie mehrmals aus Versehen betätigt, als ich die Belichtungszeit per Daumen ändern wollte. Schliesslich habe ich im Handbuch einen Hinweis gefunden, wie sich die Auswahltasten auf einfache Art vorübergehend sperren lassen. Damit wird gleichzeitig auch der Quick-Menü-Knopf deaktiviert.
Über die Nichtbeschriftung der Funktionstasten und der vier Auswahltasten des Steuerkreuzes lässt sich ebenfalls streiten. Klar, jeder Benutzer kann sie unterschiedlich belegen. Doch wenn man erst im Handbuch nachschauen muss, wo sich denn welche befindet, ist das weniger optimal.
Was noch aufgefallen ist: Ich habe die Kamera einige Male aus der Tasche geholt und im Sucher war alles unscharf. Die leichtgängige Dioptrienkorrektur hat sich verstellt. Leider lässt sie sich nicht fixieren.
Die winzige Micro-HDMI-Buchse passt nicht wirklich in diese Preisklasse. Hier wünschen sich Profis einen robusten Anschluss in Standardgrösse. Platz wäre vorhanden.
Etwas verwirrt war ich auch, als im Sucher Hausdächer und Brückengeländer zu flirren und schillern begannen. Anruf bei Fujifilm, alles in Ordnung, ohne Tiefpassfilter zeigt der Sucher natürlich ein Moiré im Bild, wenn ein Muster mit feinen Linien eine ähnliche Frequenz wie das Sensorgitter des Suchers aufweist. Auf den gespeicherten Fotos ist durch den viel höher auflösenden Bildsensor davon natürlich nichts mehr zu sehen, fast nichts. Unter bestimmten Umständen, etwa bei sehr kleinkarierten Mustern auf Krawatten oder Anzügen, könnten sich Störungen ins Bild schleichen. Mode beeinflusst Bildqualität.
Wer diskret fotografieren möchte, sollte den Monitor benutzen. Die GFX 50S mit hochgeschwenktem Sucher ist einfach zu auffällig. Die Person spürt förmlich, wie sie vom Fotografenauge ins Visier genommen wird. Wer hingegen von oben herab auf den aufgeklappten Monitor guckt, fällt viel weniger auf. Die Distanz suggeriert, dass er sich einfach Bilder auf der Kamera anschaut.

Langsamer fotografieren

Smartphone-Knipser und Besitzer einer Kompakt- oder Spiegelreflexkamera müssen sich bei der GFX 50S in mehreren Dingen umgewöhnen. Am besten schaltet man gleich einige Gänge zurück. Schnell mal draufhalten und ein Foto aus der Hüfte schiessen ist zwar möglich, jedoch wird man vom Resultat kaum begeistert sein.
Durch seine systembedingte Trägheit zwingt einem das Mittelformat eine langsamere Vorgehensweise im Vergleich zum Kleinbild auf. Bereits beim ersten Auslösen spürt man, dass hier eine grössere «Masse» bewegt wird, alles etwas länger dauert und irgendwie auch satter tönt.
Dennoch darf man sich vom gewohnten Mittelformat-Fotografier-Stil mit seiner Unhandlichkeit verabschieden. Die 50S ist viel beweglicher und erlaubt ganz neue Blickwinkel.
Dabei muss man sich immer bewusst sein, dass die 50S keine Bildstabilisierung kennt, weder in der Kamera und bislang nur in einem Objektiv. Man braucht also eine sehr ruhige Hand, wenn man ohne Stativ unterwegs ist. Wer gestochen scharfe Aufnahmen wünscht, sollte für die Belichtungszeit mindestens den berühmten Kehrwert der Brennweite einstellen, besser noch etwas kürzer. Sonst sorgen Zittern und Verwackeln schnell für Bewegungsunschärfe und unsaubere Wiedergabe von Details.
Durch den grossen Sensor bleibt zudem der Schärfebereich auch bei hohen Blendenwerten sehr gering. Damit lässt sich ein Hintergrund sehr komfortabel freistellen, also in der Unschärfe versinken lassen. Umgekehrt ist eine genaue Fokussierung für knackscharfe Fotos sehr wichtig.
Die GFX 50S unterstützt einem dabei mit ihrem Kontrastautofokus, der standardmässig ein 9x13-Raster (117 AF-Punkte) nutzt, das sich auf 424 Punkte (25 x 17) erweitern lässt. Der Kontrast-AF ist gegenüber einer Phasenvergleichsmessung zwar nicht rasend schnell, doch die 50S reagierte je nach Lichtverhältnis und Motiv beim Fotografieren recht zügig und stellte meist in Sekundenbruchteilen scharf. Dabei gibt sie zwei Piepsignale ab, und das Fokusmessfeld und die Fokusanzeige leuchten grün. Kann nicht scharfgestellt werden, zeigt das Messfeld rot, das Symbol «!AF» erscheint und die Fokusanzeige blinkt weiss. Das typische Fokuspumpen konnte ich in dunklen Situationen manchmal feststellen, es hielt sich aber in Grenzen.
Über den Touchscreen oder den Joystick kann der Fokussierpunkt sehr schnell angepasst werden. Mit dem hinteren Einstellrad legt man dabei die Grösse des Fokusmessfelds fest. Zur Kontrolle lässt sich der momentane Fokussierbereich für präzises Scharfstellen grösser anzeigen.
Auch beim manuellen Fokussieren vergrössert die Kamera beim Drehen des Scharfstellrings automatisch den ausgewählten Fokussierbereich. Zusätzlich kann ein «Fokus-Peaking», im Menü mit «Glanzlicht Fokus» bezeichnet, zur Unterstützung aktiviert werden. Dank des sehr guten Suchers lässt sich damit schnell und genau manuell auf den Punkt scharfstellen.
Serienbilder sind mit der GFX 50S auch möglich. Die drei Bilder pro Sekunde reissen einem kaum vom Hocker, sind aber für eine Mittelformatkamera schon sehr rasant. Da der Autofokus dabei gut mitkommt, liegt das Problem eher in der Anzahl RAW-Aufnahmen, die sich hintereinander aufzeichnen lassen. Bei komprimierten RAWs ist nach 13 Fotos, bei unkomprimierten nach 8 Fotos Schluss. JPEGs lassen sich endlos aufnehmen, bis die Karte voll ist.
Bei Einzelfotos wie bei Serienbildern lässt sich der Autofokus dem Sujet anpassen. Es stehen Einzelpunkt-, Zonen- und Weit/Tracking-AF zur Verfügung. Sogar eine intelligente Gesichts- und Augenerkennung ist vorhanden, mit der Wahlmöglichkeit, auf welches Auge denn fokussiert werden soll.
Selbstverständlich beherrscht die 50S neben Serienbildern auch das «Bracketing». Es sind automatische Belichtungsreihen mit unterschiedlichen Werten für Helligkeit, Weissabgleich, ISO-Empfindlichkeit, Dynamikbereich und Filmsimulation möglich.
Menüsystem und Tasten-Anpassung
Das Menüsystem der GFX 50S ist umfangreich und sehr ähnlich aufgebaut wie bei der Fujifilm X-T2. Wer damit vertraut ist, wird problemlos mit der Navigation zurechtkommen, für andere kann es durch die vielen Ober- und Untermenüs anfangs unübersichtlich wirken. Nur schon das Fokus-Menü hat 16 Unterpunkte.
Für mich persönlich ist der Aufbau logisch und durchdacht. Hauptmenü und Untermenüs links, Einstellungen rechts. Mit den Auswahltasten oder den beiden Einstellrädern lässt sich schnell durch die Register- und Menüpunkte scrollen.
Es gibt viele Möglichkeiten, die Kamera an die Gewohnheiten des Benutzers und an unterschiedliche Aufnahmesituationen anzupassen. Häufig gebrauchte Menübefehle speichert man unter dem «MY»-Register ab, einen Menü-Schnellzugriff gibt's über die Q-Taste, und schliesslich stehen noch sieben Speicherplätze für individuelle Konfigurationen parat. Das Quick-Menü lässt sich natürlich auch den eigenen Wünschen anpassen und per Fingertipp über den Touchscreen bedienen.
Wem dies nicht ausreicht, darf auch noch 9 Funktionstasten und das hintere Einstellrad nach seinem Gusto umbelegen. In den Setup-Menüs kann neben dem Verhalten der Tasten auch bestimmt werden, welche Informationen im Sucher und auf dem Monitor angezeigt werden.
Video, Wiedergabe und WiFi

Die Fujifilm GFX 50S ist in erster Linie fürs Fotografieren gedacht. Man kann mit ihr auch Videofilme aufnehmen, ist dabei jedoch auf eine Full-HD-Auflösung mit 1920 x 1080 Pixel und maximal 30 Bildern pro Sekunde beschränkt. Mit der riesigen Sensorauflösung wäre problemlos 4K-Video möglich, doch war es vermutlich technisch zu anspruchsvoll, mit höherer Auflösung und schnellerer Bildfrequenz die Daten auszulesen.
Der Videomodus wird über das «Drive»-Menü ausgewählt. Es gibt keinen eigenen Videoauslöser. Das Handbuch empfiehlt erst, den Autofokus beim Filmen auf «S» (Einzel-AF) einzustellen, einige Seiten später heisst es, wählen Sie «C» für die kontinuierliche Scharfeinstellung, oder wählen Sie «S» und aktivieren Sie die intelligente Gesichtserkennung.
Wer mit der 50S filmt, stellt den Fokus am besten auf manuell und filmt ab Stativ. Je nach eingesetztem Objektiv arbeitete der Autofokus recht gemütlich und reagierte etwas träge. Mit dem ausgezeichneten Sucher und durch «Fokus-Peaking» unterstützt lässt sich gut manuell scharfstellen. Gleichmässiges Zoomen von Hand an der Zweifach-Zoomoptik benötigt Übung. Profis zoomen eh nicht.
Bei Schwenks und bewegten Motiven ist das typische Ruckeln der mit 25 oder 30 Vollbildern pro Sekunde aufgenommenen Szenen zu erkennen. Bei Full-HD-Video bieten Kompaktkameras und selbst Smartphones mit 50 oder 60 Frames pro Sekunde bessere Bilderraten.
Während der Videoaufnahme kann man die Belichtungskorrektur um bis zu plus/minus 2 Lichtwerte verändern. Der Ton wird übers interne Mikrofon aufgenommen, besser tönt er mit einem Zusatzmikrofon, ein 3,5-mm-Anschluss ist dafür vorhanden. Ebenso eine Kopfhörer-Buchse zur Tonüberwachung. Der Ton kann manuell ausgesteuert werden.
Videoaufnahmen mit der 50S sind durch die geringe Schärfentiefe durchaus reizvoll anzusehen und ermöglichen eine interessante Bildgestaltung. Gezielte Schärfeverlagerungen bringen einen eigenen Look und fördern zusammen mit den unterschiedlichen Fujifilm-Filmsimulationen das Experimentieren.
Dennoch wird sich wohl kaum jemand diese Kamera ausschliesslich zum Videofilmen anschaffen. Für Filmemacher gibt es genügend andere Kameras, die mehr bieten und einiges weniger kosten.
Zeig mir deine Bilder
Die Fotos können im elektronischen Sucher oder auf dem LCD-Monitor angesehen werden. Ersteres wollte mir einfach nicht gelingen. Dabei hatte ich doch über die kleine «View Mode»-Taste am Sucher ausdrücklich den Sensor-Betrieb eingestellt, bei dem sich der Sucher automatisch einschaltet, wenn sich das Auge nähert. Mein Fehler war, dass ich diese Taste immer nur im Foto-Aufnahme-Modus und nicht bei der Foto-Wiedergabe gedrückt hatte.
Nachdem dies geklärt war, konnte ich meine gespeicherten Bilder auch bei hellstem Sonnenschein problemlos durch den Sucher wiedergeben und beurteilen. Dazu lassen sich mittels «Disp/Back»-Taste umfangreiche Informationen einblenden. Neben Bildbasisdaten- und Histogrammen-Darstellung kann auch der Bildbereich um den Fokussierpunkt herum vergrössert werden. Über den Touchscreen sind auch Fingergesten wie Weiterblättern per Wischen und Vergrössern durch Fingerspreizen möglich.
Im Wiedergabe-Menü «RAW-Konvertierung» lassen sich JPEG-Kopien von RAW-Aufnahmen erstellen und dabei verschiedene Einstellungen anwenden. Da die Originalbilddaten davon unbeeinflusst bleiben, kann ein einzelnes RAW-Foto auf viele verschiedene Arten verarbeitet werden. Belichtungskorrektur, Weissabgleich, Bildgrösse, Qualität, Filmsimulation und weitere Einstellungen lassen sich einfach anpassen und als JPEG- oder 8-Bit-TIFF-Datei speichern.
Ferngesteuert
Die kostenlose App «Fujifilm Camera Remote» erlaubt es, via WiFi per Smartphone durch die Bilder auf der Kamera zu blättern, ausgewählte Bilder herunterzuladen, die Kamera fernzusteuern oder Standortdaten zur Kamera zu übertragen.
Die Einrichtung erfolgte problemlos und im Fernsteuerungsbetrieb lässt sich nicht nur auslösen, sondern viele Einstellungen per Smartphone auch verändern.
Eine andere Art der Kamerafernsteuerung ist «tethered shooting». Dabei wird die GFX 50S über ein USB-Kabel mit einem Computer verbunden und kann die Bilder direkt auf dessen Festplatte übertragen. Dazu wird die Software «X Acquire» von Fujifilm benötigt, oder man installiert ein Fujifilm «Tether Shooting»-Plug-in auf seinem Rechner und lässt damit Photoshop Lightroom mit der 50S «tethern».
Schlicht fantastisch
Wer sich einmal in ein Foto aus der GFX 50S «zoomt», wird begeistert sein. Der 50-Megapixel-Sensor löst auch feinste Strukturen sauber und sehr naturgetreu auf. Dabei ist es nicht mal die riesige Auflösung von 8256 x 6192 Pixel, denn die werden von Vollformat-Kameras, wie etwa einer Canon EOS 5DS R, auch knapp erreicht. Nein, das Beeindruckende ist die plastische, beinahe schon dreidimensionale Darstellung der Aufnahmen, die überzeugt.
Zusammen mit der geringen Schärfentiefe entstehen Bilder, die einfach «anders» wirken. Muss man gesehen haben. Die kleine Auflösung der Beispielbilder wird dem in keiner Weise gerecht. Die Fotos der Bilderstrecke sind JPEG-Originalaufnahmen aus der Kamera, wurden mit der Standardfilmsimulation «Provia» aufgenommen und auf 1920 x 1280 Pixel heruntergerechnet.
Die Empfindlichkeit der GFX 50S reicht von ISO 100 bis 12'800 (erweiterbar bis 102'400). Die niedrige Basisempfindlichkeit von ISO 100 und der gemäss Fujifilm hohe Dynamikumfang von 14 Blendenstufen (14-bit RAW) ermöglichen unglaublich detailreiche Aufnahmen mit natürlichen Hauttönen und bei Landschaftsaufnahmen eine angenehm differenzierte Grüntonwiedergabe. Und wo andere Kameras über ISO 1600 schon deutliche Detail- und Schärfeverluste zeigen, bleibt die 50S unbeeindruckt und bietet eine beinahe unverändert hohe Qualität. Selbst beim Maximalwert des Standard-ISO-Bereichs (12'800) sieht die Kantenschärfe sehr gut aus.
Vor allem beim Vergrössern der 50S-Bilder auf 100 oder mehr Prozent fällt auf, dass die feinen Details von Ästen und Zweigen an Bäumen und Sträuchern im Bildhintergrund noch klar erkennbar sind. Bei vergleichbaren Aufnahmen aus Kameras mit kleineren Sensoren wirken dieselben Sujets unscharf, farbig ineinanderlaufend oder weisen keine erkennbaren Strukturen mehr auf.
Die hohe Lichtempfindlichkeit der grossen Sensorfläche sorgt auch für ein geringes Rauschverhalten. Bis ISO 3200 sind Störpixel kaum ein Thema, danach wird Rauschen zwar sichtbar, wirkt jedoch eher wie Filmkorn und nicht mal sehr störend fürs Auge.
Wer mit der 50S einigermassen sauber belichtet, muss im Bildbearbeitungsprogramm kaum noch an Höhen und Tiefen «schrauben». Jedenfalls ist es mir so ergangen.
Fotolook durch Filmsimulation
Wie schön ein Foto empfunden wird, hängt natürlich vom jeweiligen Betrachter ab und ist oftmals reine Geschmacksache. Dies gilt auch für die Filmsimulationen, die der Fotograf mit der 50S auf seine Bilder anwenden kann.
Diese im Fujifilm-Land üblichen Simulationen sind Nachbildungen analoger Klassiker wie etwa «Velvia» oder «Provia», der bei der GFX 50S für die Standard-Farbwiedergabe steht. «Velvia» umfasst eine kontrastreiche Palette satter Farben und ist für Naturaufnahmen geeignet.
«Astia» erweitert die Palette von Hauttönen bei Porträtaufnahmen und erhält die leuchtenden Blautöne des Himmels bei Tageslicht. Diese Einstellung wird deshalb für Porträtaufnahmen im Freien empfohlen. «Classic Chrome» bringt den Reportage-Look mit weichen Farben und verstärkten Schattenkontrasten für eine ruhige Optik.
«Pro Neg. Hi» und «Pro Neg. Std.» werden für Porträts empfohlen. Der erste bietet etwas mehr Kontrast als der «Std.»; der erweitert dafür die Bandbreite der Hauttöne, zeichnet etwas weich und ist gut für Porträtaufnahmen im Studio geeignet.
Die Schwarzweiss-Simulation «Acros» ermöglicht sehr fein abgestimmte Tonwertabstufungen, tiefe Schwarztöne und eine sehr gute Detailwiedergabe. Bei «Acros» wie auch bei der «Schwarzweiss»-Standard-Simulation lassen sich noch Gelb-, Rot- und Grün-Filter hinzurechnen. «Sepia» schliesslich gibt monochromen Bildern einen Sepia-Ton.
Die Filmsimulation kann bei RAW-Aufnahmen nachträglich geändert werden. Das geht zum einen in der Kamera selbst, zum andern und viel komfortabler in einer Raw-Konverter-Software. Wer Adobes Photoshop oder Lightroom besitzt, findet die Filmsimulationen im dortigen Raw-Konverter unter Kamerakalibrierung. Sie erscheinen nach Klicken auf das voreingestellte Profil «Adobe Standard» und können noch individuell in Farbton und Sättigung angepasst werden.
Mit dem Effekt «Filmkorn» lässt sich den Aufnahmen der GFX 50S ein typischer Analogfilm-Charakter verleihen. Dieser Effekt kommt besonders bei Ausdrucken deutlich zur Geltung. Der «Chromeffekt» verstärkt die Farben in den Schatten und kann in der Stärke variiert oder ganz abgeschaltet werden.
Der «Dynamikbereich» beeinflusst die Kontrastwiedergabe. Niedrigere Werte heben den Kontrast bei Innenaufnahmen oder wolkenverhangenem Himmel an, höhere Werte reduzieren bei kontrastreichen Motiven den Verlust von Details in Spitzlichtern und Schattenbereichen. Dieser Effekt sollte mit Bedacht eingesetzt werden, da mit höheren Werten Bildrauschen in den Fotos auftreten kann.
Fazit

Fotografieren mit der Fujifilm GFX 50S ist einfach anders. Die «langsame» Kamera zwingt einen, bewusster zu fotografieren. Man hat plötzlich mehr Zeit, sich auf das Bild zu konzentrieren und die Komposition entspannter wahrzunehmen. Mir ging es jedenfalls so. Vielleicht nervt es am Anfang, doch dieses «slow down» wird schlussendlich zu besseren Bildern führen.
Man arbeitet wieder vermehrt mit dem Stativ oder sucht Abstützungs- oder Auflage-Möglichkeiten für die Kamera. Trotzdem ist dank kompakten Abmessungen, relativ geringem Gewicht und sehr gutem Handgriff auch ein freihändiges Arbeiten möglich.
Die Ähnlichkeit mit einer DSLR kann dort von Vorteil sein, wo man nicht unbedingt mit teurem Mittelformat-Equipment auffallen möchte. An die Ecken und Kanten der 50S gewöhnt man sich rasch und lernt, ihre Qualitäten als fotografisches Arbeitspferd sehr zu schätzen.
Die manuelle, «Old Style»-Bedienung mag zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig sein, wird aber durch zahlreiche Automatiken wieder relativiert. Die wichtigsten Einstellungen sind dank der Quick-Menü-Taste bequem und schnell abrufbar.
Für Filmemacher eignen sich andere Kameras besser. Die Videofunktion ist zwar dabei, aber eigentlich nicht notwendig. Oder wenn, dann gleich mit 4K/UHD-Auflösung.
Fotografieren mit Mittelformat macht süchtig. Man fühlt sich wieder als Künstler oder Handwerker. Die Hundebilder haben der Schulkollegin übrigens sehr gut gefallen. Vielleicht entschliesst sie sich doch noch für eigene Aufnahmen. Dann steht wohl wieder ein Besuch bei Fujifilm an.
Ich jedenfalls habe die Kamera nur schweren Herzens zurückgebracht. Nach einem Blick auf meinen Kontoauszug war es wohl das Beste.
Hervorragende Bildqualität
Messerscharfer OLED-Sucher
Grosser, verstellbarer Touchscreen
Üppige Ausstattung
Wetter- und staubgeschützt
Zwei Speicherkartensteckplätze
Per USB und WiFi fernsteuerbar
Für Mittelformat-Kamera recht günstig
Nur Full-HD-Video mit max. 30p
Micro-HDMI-Anschluss
Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/japanisches-meisterstueck-test-mittelformat-kamera-fujifilm-gfx-50s