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Dänische Musikskulpturen

Test Jamo Studio S27F Lautsprecher

Publiziert am 22. November 2022 - Silvan Karrer
Die stylischen Lautsprecher von Jamo ganz in der skandinavischen Design-Tradition.Die stylischen Lautsprecher von Jamo ganz in der skandinavischen Design-Tradition.

Seit der Firmengründung des traditionsreichen dänischen Herstellers Jamo im Jahre 1968 sind über 54 Jahre vergangen. Die Geschichte von Jamo begann in Glyngore, einem kleinen Fischerdorf an der dänischen Nordküste. Preben Jacobsen und sein Schwager Julius Mortensen gründeten Jamo. Preben war der talentierte Handwerker und kannte sich in der Akustik aus. Julius hingegen war ein guter Verkäufer und ergänzte mit seinen Fähigkeiten das erfolgreiche Gründerduo. Jamo, das Kunstwort wurde aus den ersten beiden Buchstaben beider Familiennamen gebildet: Jacobsen + Mortensen = JAMO – ganz simpel!

Jamo ist in den letzten Jahren etwas von der Bildfläche verschwunden, zumindest in der Schweiz. Jamo gehört inzwischen zur Klipsch Group, die ihrerseits zur US-amerikanischen Investoren-Gruppe VOXX International gehört.

Mit der neuen Studio-7-Linie will Jamo wieder an die Bekanntheit und die Erfolge früherer Tage anknüpfen und neue Kunden gewinnen. Das Erfolgsrezept soll heissen: Modernes, nordisches Design kombiniert mit hoher Klangqualität zu scharf kalkulierten Preisen.

Der Name Studio 7 ist kein Zufall: Die «7» steht für die 7-Grad-Neigung aller Jamo-Lautsprecher. Das rundliche oder abgerundete Design der Studio-7-Lautsprecher soll an nordische Landschaften erinnern. Die beiden Farbvarianten ebenfalls: «Blue Fjord» soll von den Farben der norwegischen Fjorde inspiriert worden sein, «Grey Cloud» von den Wolken, die – manchmal – über den Wäldern Finnlands hängen.

Die 7 Grad Neigung der Jamo Studio 7 soll nebst der schönen Optik auch die Kohärenz der Musikwiedergabe verbessern.Die 7 Grad Neigung der Jamo Studio 7 soll nebst der schönen Optik auch die Kohärenz der Musikwiedergabe verbessern.

Die Serie Jamo Studio 7

Die Jamo-Studio-7-Serie besteht unter anderem aus den beiden Zweiweg-Stand-Lautsprechern S7-27F und S7-25F, die sich in der Grösse (Durchmesser) der Basstreiber unterscheiden. Beide Standlautsprecher gehören zur Surround-Familie mit eben diesem Namen «Studio Line7».

Die hier getestete 27F ist mit zwei 17-cm-Mittel/Tiefton-Chassis bestückt. Die etwa 10 Prozent kleinere 25F ist mit zwei 14-cm-Mittel/Tiefton-Chassis bestückt. Die untere Grenzfrequenz beim -3-dB-Punkt beträgt bei der grösseren 27F 67 Hz, bei der kleineren 25F 69 Hz.

Um das Jamo-Surround-Set vollständig zu machen, gehören weiter zwei Center-Lautsprecher zur Serie: der 25C und der 43C. Der 25C ist mit zwei 14-cm-Bass-Chassis, der 43C mit vier 8,4-cm-Bass-Chassis bestückt. Die ganze Jamo-Studio-7-Familie nützt denselben Ein-Zoll-Kalotten-Hochtöner. Alle Lautsprecher arbeiten nach dem Bass-Reflex-Prinzip, ebenfalls sind alle Lautsprecher in denselben beiden Farben Blue Fjord und Grey Cloud erhältlich.

Die zwei Zweiweg-Regallautsprecher 17B und 15B ergänzen die Serie 7 um zwei kompakte Monitore. Der kleinere davon, der 15B, ist auch als Surround-Lautsprecher vorgesehen. Ein Subwoofer findet sich nicht in dieser Jamo-Studio-Serie, aber natürlich sehr wohl im gesamten Jamo-Programm.

Das komplette Surround-Set ist als Jamo S-25HCS für 1590 CHF oder als S-17HCS für 1390 CHF erhältlich. 

Das Surround-Set S-25HCS aus der Studio-7-Famile von Jamo.Das Surround-Set S-25HCS aus der Studio-7-Famile von Jamo.

Das Test-Objekt Jamo S7-27F

Die charakteristische 7-Grad-Neigung des Test-Lautsprechers ist tatsächlich das erste Merkmal, das dem Betrachter sofort ins Auge fällt. Diese Neigungsprozente sind ja auch der «Namensgeber». Neben dem optischen Effekt soll die Neigung die Zeitverzögerung des Hoch- und der beiden Mittel/Tieftöner mindern und für einen kohärenten Klang sorgen. Der Kipp-Effekt geht von dem keilförmigen Sockel aus, in dem auch die Frequenzweiche untergebracht ist.

Technik der Jamo S7-27F

Die getesteten Zwei-Weg-Lautsprecher sind mit einem 1 Zoll-Gewebe-Kalotten-Hochtöner (25,4 mm) bestückt. Angetrieben wird die Kalotte von einer Kupfer-Schwingspule, deren gutes Ansprechverhalten sowie minimale, lineare Verzerrungen überzeugen sollen. Der Hochtöner überträgt ein Spektrum von 28 kHz runter bis 1,63 kHz, wo er an die beiden Tief-Mitteltöner übergibt. Die Hochton-Kalotte zeichnet sich auch durch einen sogenannten Waveguide aus. Diese Schallführung dient der Verlängerung der Schallwand, ausgehend vom Rand der Kalotte bis zu den Begrenzungen der Schallwand.

Die beiden eingesetzten 17-cm-Papier-Konus-Chassis sind zur Versteifung mit einer «Thor's-Hammer-Prägung» versehen. Rückseitig ist eine tief platzierte Bass-Reflex-Öffnung angebracht.

Im Blick der 1-Zoll-Kalotten-Hochtöner mit Waveguide-Öffnung.Im Blick der 1-Zoll-Kalotten-Hochtöner mit Waveguide-Öffnung.

Die Standlautsprecher werden mit Spikes inklusive Unterleger und alternativen Gummifüsschen geliefert. Für den Hörtest wurden die Spikes hart an das Holzparkett angekoppelt.

Die Single-Wire-Binding-Post sind senkrecht hinter der Rückwand an der verlängerten Bodenplatte angeordnet. Sie bedienen sowohl Bananenstecker als auch Kabelschuhe. Oberhalb der Bodenplatte findet sich die rückwärtige Bass-Reflexöffnung.

Die Rückansicht mit Bassreflex-Port und Lautsprecher-Buchsen.Die Rückansicht mit Bassreflex-Port und Lautsprecher-Buchsen.

Die von Jamo mitgelieferte Schutzbespannung lässt sich elegant magnetisch befestigen und wieder abnehmen. Klanglich bremsen Lautsprecher-Bespannungen in der Regel eher den Hoch-/Mittelton-Bereich. Deshalb empfehlen wir, die Jamo S7-27F «vorne ohne» zu hören, was auch optisch kein Beinbruch ist.

Soundcheck und Fazit

Meine Referenz-Anlage für den Hörtest besteht aus dem Verstärker Aavik I-180 und einer kompletten Ansuz-Verkabelung. Die digitalen Daten werden via Ansuz-Audio-Switch an den Streamer Auralic Aries G1 geliefert, der meine DIY-DAC mit digitalen Daten versorgte. Zudem ist der Hörraum mit Steinmusic-Devices optimiert.

Das mag etwas übertrieben oder dick aufgetragen erscheinen, doch war es uns ein Anliegen, dass die Jamo-Lautsprecher wirklich beste, «high-endige» Arbeitsbedingungen bekommen.

Die frisch angelieferten, neu aus dem Karton aufgebauten Jamo-Lautsprecher klangen – wie viele Lautsprecher – während den ersten 50 Stunden noch etwas «hüftsteif». Wir konnten die Jamos eine gute Woche einspielen, so kamen wohl an die 100 Betriebsstunden vor dem Soundcheck zusammen. Es kann natürlich sein, dass sie nach 500 Stunden noch das 5-Prozent-Restpotenzial herausholen.

Der 17-cm-Tief-/Mitteltöner mit der konzentrisch angebrachten, eingeprägten Versteifung namens «Thor's Hammer».Der 17-cm-Tief-/Mitteltöner mit der konzentrisch angebrachten, eingeprägten Versteifung namens «Thor's Hammer».

Ich habe die Lautsprecher auf den Hörplatz eingewinkelt und – bedingt durch die rückwärtige Bassreflex-Öffnung – fast einen Meter von der Rückwand entfernt platziert, was sich in meinem eher basskritischen Hörraum als ideal erwies. Wer mehr Bass möchte oder einen eher bassarmen Hörraum hat, darf sie gerne auch näher zur Rückwand stellen und entsprechend experimentieren.

Genug der Einleitung. Die Anlage war warmgelaufen, der Espresso getrunken und die Qobuz-Playliste aufgestartet. Mir fiel gleich auf, dass der Klang eher rund und vollmundig zu charakterisieren ist, sodass die allerletzte Analytik fehlte. Sie sind also keine hochanalytische Musik-Lupe. Die Räumlichkeit ist tendenziell als kompakt zu bezeichnen. Die vom Lautsprecher aufgezogene Klangbühne spannt sich zwischen den beiden Lautsprechern auf und ist vorwärtsgerichtet.

Die um 7 Grad rückwärts geneigte Front scheint klanglich gut zu funktionieren. Der Klang war bruchlos und auch im Nahfeld ergab sich ein geschlossenes Klangbild, in dem sich auch die stimmig korrekten Mitten gut einfügten.

Um der Basswiedergabe noch etwas auf den Zahn zu fühlen, durfte mein Lieblings-E-Bassist, Marcus Miller, in die E-Bass-Saiten greifen. Er stand vor einigen Tagen in Zürich am «Jazznojazz»-Festival auf der Bühne und begeisterte das Zürcher Publikum (und auch mich) sehr. «Mr. Pastorius», die Hommage von Marcus Miller und Miles Davis an den bekannten, leider viel zu jung verstorbenen Jazz-E-Bassisten Jaco Pastorius, groovte aus den Jamo-Lautsprechern und versetzte mich zurück in die Gessnerallee.

Die beiden 17er-Bässe versuchen keine 30 Hz zu imitieren, sondern spielen ehrlich und trocken bis gegen 50 Hz runter, was dafür knackig und präzise in den Hörraum geschoben wurde.

Thema Verstärkerwahl: Der Hersteller gibt 90 dB Empfindlichkeit an, was wir im Testbetrieb in etwa bestätigt bekamen. Trotzdem schätzen die Jamo-Lautsprecher einen kräftigen Verstärker mit guter Basskontrolle – und es darf ruhig ein etwas analytisch klingender Verstärker sein. Eine klangneutrale Abstimmung des Verstärkers ist gegenüber einem «wohlfühligen» Klangcharakter durchaus zu empfehlen.

Noch ein paar Worte zum Preis der Jamo S7-27F: Sie stehen mit 999 CHF in der offiziellen Preisliste. Und nein, nicht pro Stück, sondern das Paar! Ich war wieder einmal baff erstaunt ob solcher Preise. Die S7-27F könnten auch das Doppelte kosten, ohne als überteuert zu gelten. Realistisch betrachtet lassen sich solche Preise nur mit der Fertigung «Made in China» und einer extrem scharfen Preiskalkulation realisieren.

Fazit

Wir freuen uns, dass eine ehemals bekannte Marke wie Jamo wieder auf der Bildfläche erscheint. Ihr Erstlingswerk ist gut gelungen. Die stylischen und hübschen Jamo S7-27F sind Preis-Leistungs-Giganten. Nebst ihrer guten Performance als Stereo-Lautsprecher in der HiFi-Anlage bilden sie eine tolle, gut klingende Basis für ein attraktives Heimkino, das man mit optisch passenden Center- und Rück-Lautsprechern aus der Jamo-Studio-7-Linie perfekt ergänzen kann. Willkommen zurück, Jamo!

STECKBRIEF
Modell:
S-27F
Profil:
Zweiweg-Bassreflex-Standlautsprecher mit dänischem Design, der zur neuen Studio Line 7 des traditionsreichen dänischen Lautsprecher-Herstellers Jamo gehört. Die S-27F lassen sich, ergänzt mit Rück- und Center-Lautsprecher, zu einem stylischen Surround-System ausbauen.
Pro:
attraktives, dänisches Design
sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra:
kleine, fummelige Spikes und Unterteller
senkrechte Lautsprecher-Stecker sind nicht für alle Kabel optimal
Preis:
999.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2022
Vertrieb:
Masse:
855 x 230 x 380 mm
Gewicht:
18 kg
Bass:
2 x 17 cm
Bauprinzip:
Bass-Reflex
Empfohlene Leistung:
50 Watt
Frequenzgang:
67–21 kHz ± 3dB
Hochton:
1 Zoll Kalotte mit Waveguide
Impedanz:
4 Ohm
Wirkungsgrad:
90 dB

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/testbericht-jamo-studio-s27f-standlautsprecher-daenische-musikskulpturen