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Test Piega Premium 301, 501, 701

Publiziert am 26. Februar 2018 - Hans Jürg Baum
Piegas Premium-Serie mit den Typen 301, 501 und 701.Piegas Premium-Serie mit den Typen 301, 501 und 701.

Nun kann die Serie in grösseren Mengen produziert werden. Dies ermöglicht nicht nur günstigere Preise, sondern lässt noch Spielraum offen für einen dringend notwendigen Gewinn der Firma, damit die Löhne der Angestellten, die Miete und die nicht gerade niedrigen Materialkosten für die Lautsprecherherstellung in Horgen beglichen werden können. Wem die Preise dieser Lautsprecher zu happig erscheinen, muss sich bewusst sein, dass es sich hier um Produkte höchster Qualität handelt, die nicht nur in Horgen entwickelt, sondern auch dort in sorgfältiger Handarbeit hergestellt werden.

Aufgepeppt oder neu?

In den neuen Premium-Lautsprechern stecken nicht einfach einige Verbesserungen – nein, es sind echte Neukonstruktionen. Das sieht man zunächst an den etwas grösseren Abmessungen der neu C-förmigen Gehäuseformen, die sich nach vorne etwas verjüngen. Diese Form lässt sie noch eleganter erscheinen und verleiht ihnen eine zusätzliche Steifheit. Mit zusätzlichen Verstrebungen im Inneren und dickwandigeren Alu-Gehäusen werden Gehäusevibrationen zusätzlich reduziert.

Sehr elegant sind auch die serienmässigen Aluminium-Bodenplatten mit Spikes ausgefallen, die den sehr schlanken Säulenboxen zu einem guten Stand verhelfen. Die nicht gerade holzbodenfreundlichen Spikes können bei Bedarf gegen dämpfende Füsschen ausgetauscht werden.

Neu konstruierte Frontgrills bewirken deutlich weniger Klangverluste als die bisherigen. Damit die Langhub-Membranen der MDS-Bässe nicht an die nun sehr nahe an der Gehäusefront anliegenden Frontabdeckung anschlagen, werden sie zurückversetzt.

Bei der neuen Premium-Serie hat Chefentwickler Kurt Scheuch seinem Klang-Zauberlehrling Daniel Raymann erstmals in Sachen Klangtuning völlig freie Hand gelassen.

Neues Bändchen

In das neue LDR-3056-Bändchen hat Kurt Scheuch seine neusten Erkenntnisse einfliessen lassen.In das neue LDR-3056-Bändchen hat Kurt Scheuch seine neusten Erkenntnisse einfliessen lassen.

Während in den Premium-Lautsprechern 301 und 501 die bewährten Piega-Bändchen vom Typ LDR 2642 MK II zum Einsatz kommen, krönen den Premium 701 brandneue LDR-3056-Bändchen. Hier hat Kurt Scheuch seine ganze Erfahrung im Bau von Bändchen-Systemen einfliessen lassen. Die Auflistung und Beschreibung aller technischer Raffinessen würde den Rahmen dieses Berichtes um ein Vielfaches sprengen. Deshalb hier nur einige Details in Kürze.

Die nun noch leichteren Bändchen-Membranen werden von neuartigen Aufhängungen geführt und bewegen sich in einem noch stärkeren Magnetfeld. Alle diese Massnahmen erhöhen sowohl den Wirkungsgrad als auch die Bandbreite samt Linearität und senken zudem den Klirr. Doch ob diese Massnahmen den Klang des bereits exzellenten Vorgängers nochmals deutlich hörbar verbessern können, wird erst der Hörtest zeigen.

Premium 301: Nahe an der Perfektion

Die Premium 301 sind exzellente kleine Regalboxen, die man aus heutiger Sicht wohl kaum mehr mit vertretbarem Aufwand noch deutlich besser machen könnte.Die Premium 301 sind exzellente kleine Regalboxen, die man aus heutiger Sicht wohl kaum mehr mit vertretbarem Aufwand noch deutlich besser machen könnte.

Der kleinste Spross der Premium-Familie ist die Premium 301 mit einem Paarpreis ab 1980 Franken. Die lediglich 34 cm hohe Regalbox hat ein stattliches Gewicht von immerhin 9 kg. Befeuert werden diese 2-Weg-Boxen von kräftigen 14-cm-MDS-Bässen. In den Höhen werkelt das bewährte LDR-2642-MKII-Bändchen. Während das Gehäuse immer im Aluminium-Look daherkommt, sind die Frontabdeckungen in Stoff Silber, Schwarz und Weiss erhältlich. Die empfohlene Leistung wird mit 20 bis 200 Watt angegeben. Doch mit einer guten Empfindlichkeit von 89 dB/W/m benötigen diese kleinen Schmuckstücke keine Kraftwerke, um kleine Räume ausreichend zu beschallen.

Klein und fein

Als Schallquelle dient auch hier einmal mehr der HiRes-Player Pioneer XDP-300R. Angetrieben vom T+A-PA2000R-Vollverstärker zeigen diese kleinen Regalboxen ihre Qualitäten gleich bei den ersten Takten mit anspruchsvoller Kammermusik. Perfekt, wie sich der Klang des Bändchens mit dem MDS-Bass vereint. Dementsprechend homogen ist der Gesamtklang. Das LDR-2642-MKII-Bändchen lässt bei den Mozart-Klavier-Trios mit Violine und Cello seine volle Potenz in Sachen Feinzeichnung und Klangschönheit aufblitzen. Mit welcher Dynamik und mit welchem Volumen diese kleine Regalbox das Cello und den grossen Konzertflügel zum Konzert aufspielen lässt, ist eine Klasse für sich. Doch auch in Sachen Räumlichkeit bieten die zum Hörtest auf einem Ständer platzierten Premium 301 Aussergewöhnliches. Ganz klar ist die Platzierung der Musiker auch in der Tiefe zu hören. Absolut beeindruckend, wie das Klangbild in der räumlichen Tiefe aufgefächert wird. Werden die Premium 301 auf einem Regal platziert, verstärkt sich in der Regel der Bassbereich, doch geht dies meist auf Kosten der Räumlichkeit.

Doch nicht nur bei Kammermusik, auch bei grossorchestralen Werken verblüfft die grossräumige Projektion dieser Kleinboxen. Natürlich erscheinen die Kesselpauken und Kontrabässe nicht gerade fundamental tief, so doch für eine Box dieser Grösse mit überraschendem Volumen. Stimmen erscheinen warm und charakterstark, aber nie unangenehm kehlig.

Obwohl auch bei sakraler Orgelmusik ein überraschendes Klangvolumen zu hören ist, fehlt es doch fast gänzlich an brachial tiefen Sub-Bässen. Mit einem dezent justierten Subwoofer kann aber auch dieser Wunsch erfüllt werden. Dabei geht es nicht darum, den bereits ordentlichen Bassbereich der Premium 301 zu verstärken, sondern ihm lediglich ganz unten noch eine Oktave anzusetzen.

So legt Ray Browns Kontrabass ein herrliches Fundament unter das legendäre Jazz-Trio mit Monty Alexander am Klavier und Russell Malone an der Gitarre. Bei rockigen Sounds bringen die Premium 301 auch ohne Subwoofer in kleineren Räumen eine überzeugende Dynamik.

Fazit

Die Premium 301 sind exzellente kleine Regalboxen, die man aus heutiger Sicht wohl kaum mehr mit vertretbarem Aufwand noch deutlich besser machen könnte. In kleineren Räumen bieten sie einen Klang, der in Sachen Definition, Transparenz und Klangvolumen keine Wünsche offenlässt. Wer auf brachial tiefe Orgelbässe nicht verzichten möchte, kann sich auch diesen Wunsch mit einem dezent eingestellten Subwoofer erfüllen.

Premium 501: Satter Sound aus dünnen Spargeln

Die Premium 501 gehören zu den ultraschlanken Säulenboxen.Die Premium 501 gehören zu den ultraschlanken Säulenboxen.

Mit einer Höhe von rund einem Meter und einer Breite von lediglich 16 cm gehört diese Box zur Gattung der extrem schlanken Säulenlautsprecher in Skyscraper-Manier. Es ist nicht einfach, sich vorzustellen, dass aus einem solchen Gehäuse ein überzeugendes Klangvolumen erzeugt werden kann. Und doch haben es heute einige Firmen geschafft, solchen Gebilden klangliche Manieren anzuerziehen. Die immerhin 21 kg schweren Premium 501 kosten pro Paar ab 3500 Franken. Für dieses Geld erhält der Musikfreund eine klingende Skulptur, bestückt mit je einem Bändchen und zwei 12-cm-MDS-Bässen in 2.5-Wege-Manier. Erhältlich sind die Premium 501 mit Aluminiumgehäuse in Silber eloxiert, Schwarz eloxiert oder in Weiss lackiert.

Auch im Bass ein grosser Spass ...

Wer sich die Premium 501 nach einer Hörsitzung mit einer im Hochtonbereich identisch bestückten Premium 301 anhört, wird unschwer eine klangliche Verwandtschaft feststellen. Da betört ebenfalls eine exzellente Feinzeichnung, verbunden mit einer beeindruckenden räumlichen Darstellung. Bei Kammermusik mit Klavier, Cello und Violine – aber ohne Kontrabass – liefern sich die Premium 301 und die Premium 501 fast ein Kopf-an-Kopf-Rennen, wenngleich die Premium 501 in Sachen Transparenz halt doch noch die Nase vorn hat.

Die Situation ändert sich aber schlagartig, wenn sich in einem Kammerorchester zu den Celli noch ein oder gar zwei Kontrabässe hinzugesellen. Dann kann die Premium 501 gerade in etwas grösseren Räumen ihre kleinen Konkurrentinnen klar distanzieren.

Damit wären wir schon beim Einsatzgebiet: Während die Premium 301 ganz klar für kleinere Räume gedacht sind, können die Premium 501 auch mittelgrosse Räume mit einem eindrücklichen Klangvolumen beschallen. Bei grossorchestralen Werken wie zum Beispiel Beethovens Fünfte gibt es für die Premium 501 kein Halten mehr – und mit einem potenten Verstärker bietet sie ein Klangspektakel, das unter die Haut geht.

Beim obligaten und immer extrem heiklen Song «Fhear a Bhata» von Rebecca Pidgeon zeigt sich die Qualität des Gehäuses, das nahezu schalltot ist. Das beweisen nicht nur Tests mit Handauflegen auf verschiedene Stellen der Gehäusewände, sondern auch die absolut resonanzfreie Wiedergabe Rebeccas Stimme.

Bei sakraler Orgelmusik faszinieren nicht nur hell brillante Mixtur- und schnarrende Zungenregister. Im ganz tiefen Freqenzkeller bringen die schlanken 501 ein sehr tiefes Fundament. Auch hier verblüfft es, wie der Raum eines riesigen Domes in den Abhörraum transferiert werden kann.

Nicht minder überzeugt die Wiedergabe von Count Basies Big Band und die rockigen Parade-Sounds von David Sanborne auf der Hi-Resolution-SACD «Time Again». Die Premium 501 bringen es doch tatsächlich fertig, das Kontra C (32.7 Hz) des Bassisten im Track «Tequila» mit fast demselben Druck wie das eine Oktave höher liegende und nicht schwierig zu reproduzierende C mit 65,4 Hz zu bringen. Brillant, aber nicht grell, erklingt Sanbornes Alt-Saxophon. Explosiv werden Vibraphon und Drums in den Abhörraum gestellt. In Sachen unverzerrte Schallpegel lässt sich das Gespann aus Premium 501 und T+A-PA2000R ganz und gar nicht lumpen.

Fazit

Die Premium 501 bieten als extrem schlanke Säulenboxen in kleineren bis mittelgrossen Räumen eine Klangqualität, die noch vor wenigen Jahren aus sogenannten Design-Boxen kaum denkbar gewesen wäre. Die Lautsprecher überzeugen mit einem verblüffend breitbandigen, sehr räumlichen und feingezeichneten Klangbild.

Premium 701: Star ohne Star-Allüren

Bei der neuen Premium 701 fasziniert nicht nur die nochmals gesteigerte Feinzeichnung des neuen Bändchens.Bei der neuen Premium 701 fasziniert nicht nur die nochmals gesteigerte Feinzeichnung des neuen Bändchens.

Die Krönung der Premium-Serie ist zweifelsohne die Premium 701. Sie ist nur gerade 5 cm höher und 2 cm breiter als ihre etwas kleinere Schwester, die Premium 501. Bestückt ist die Premium 701 mit zwei 14-MDS-Treibern, die in 2-1/1-Wege-Technik im BR-Gehäuse arbeiten. Das wohl bedeutendste und aufregendste Teil an dieser Box ist natürlich das bereits erwähnte, brandneue Bändchen. Erhältlich sind die Premium 701 in einem Aluminiumgehäuse in Silber eloxiert, Schwarz eloxiert oder weiss lackiert zu einem Paarpreis ab 5000 Franken.

LDR-3056-Bändchen: Star ohne Star-Allüren

Seien es Elektrostaten, Magnetostaten oder gar Ionen-Hochtöner: Schon oft in der Vergangenheit versuchten Boxenbauer, die Qualitäten von neuen, exotischen Hochtönern durch einen deutlich angehobenen Pegel des Systems herauszustreichen. Das ging deshalb meistens schief, weil der Klang dieses Wunderteils isoliert vor sich hinzwitscherte und sich nicht in den Gesamtklang eingliedern wollte.

Doch bei den Premium 701 ist alles anders. Was hier fasziniert, ist nicht die solistische Leistung eines einzelnen Chassis, sondern die perfekte Homogenität des Klanges, vereint mit einer nochmals deutlich hörbar gesteigerten Feinzeichnung. Der Klang im Hochtonbereich ist alles andere als aufgepeppt oder gar spitz. Nein, er erscheint eher warm, dennoch brillant und ganz und gar nicht überzeichnet. Da glaubt man doch echt, vor einem Lautsprecher mit einem perfekten Breitbandchassis zu sitzen. Zudem erinnert dieser Klang an die Qualitäten der Piega-Coax-Treiber der 2. Generation. Das neue Bändchen wird hier zum Star ohne Star-Allüren!

So ist es ein Erlebnis, zu hören, wie der Geiger des Guarneri Trio Prag bei Kammermusikwerken von W. A. Mozart (harmonia mundi SACD) die Saiten anpackt. Das ultraschnelle Ein- und Ausschwingverhalten des neuen Bändchens lässt die Violine in ihrer ganzen Klangschönheit und Schmelz erscheinen. Weiter kann das neue Bändchen bei Cembalo-Werken das ganze unerhörte Klangspektrum dieses barocken Zupfinstruments aufzeigen, und auch bei jazzigem Schlagzeug begeistern, wo man glaubt, jedes Härchen der Schlagzeug-Besen hören zu können.

Egal, ob Jazz-Rock oder Techno: Die Premium 701 meistern jede Herausforderung und können bei entsprechender Verstärkerleistung auch in grösseren Wohnräumen ab und zu mal eine tüchtige Pegel-Orgie veranstalten.

Fazit

Bei der neuen Premium 701 fasziniert nicht nur die nochmals gesteigerte Feinzeichnung des neuen Bändchens. Die gesamte klangliche Abstimmung ist sehr gut gelungen. So sind die Premium 701 elegante Swiss-Made-Lautsprecher, die Design und Klangqualität perfekt vereinen, aber dennoch nicht alle Welt kosten.

Schlussbetrachtung

Die neue Premium-Serie von Piega bietet hochelegante, bestens verarbeitete und exzellent klingende Swiss-High-End-Lautsprecher zu erschwinglichen Preisen.  Daniel Raymann, als jahrelange rechte Hand von Chefentwickler Kurt Scheuch, hat mit dieser Serie sein Debut als alleiniger Klangtuner mit Bravour gegeben.

STECKBRIEF
Modell:
Premium 301
Profil:
Die Premium 301sind exzellente kleine Regalboxen, die man aus heutiger Sicht wohl kaum mehr mit vertretbarem Aufwand noch deutlich besser machen könnte.
Pro:
kompaktes, elegantes Design
sehr gut Verarbeitung
sehr guter Klang
Contra:
-
Preis:
1,980.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2018
Vertrieb:
Masse:
340 x 180 x 230 mm
Gewicht:
9 kg
Farbe:
silbern, schwarz, weiss
Bass:
14 cm MDS-Konus
Bauprinzip:
2-Weg, bassreflex
Empfohlene Leistung:
20 - 200 Watt
Hochton:
Bändchen
Impedanz:
4 Ohm
Maximale Leistung:
200 Watt
Modell:
Premium 501
Profil:
Extrem schlanke Säulenlautsprecher mit verblüffend hoher Klangqualität
Pro:
Elegante Erscheinung
sehr guter Klang
exzellente Verarbeitung
praktisch vibrationsfreies Gehäuse
Contra:
-
Preis:
3,500.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2018
Vertrieb:
Masse:
1010 x 160 x 21o mm
Gewicht:
21 kg
Farbe:
silbern, schwarz, weiss
Bass:
2 x 12 cm MDS
Bauprinzip:
2 1/2 Weg Bassreflex
Empfohlene Leistung:
20 - 200 Watt
Hochton:
Bändchen
Impedanz:
4 Ohm
Maximale Leistung:
200 Watt
Modell:
Premium 701
Profil:
Schlanke, exzellent verarbeitete, hochelegante Säulenbox mit exzellentem Klang. Auch für grössere Räume geeignet.
Pro:
Elegante Erscheinung
exzellenter Klang
exzellentes Bändchen-System
sehr gute Verarbeitung
Contra:
-
Preis:
5,000.00 CHF
Hersteller:
Jahrgang:
2018
Vertrieb:
Masse:
1060 x 180 x 230 mm
Gewicht:
28 kg
Farbe:
silbern, schwarz, weiss
Bass:
2 x 14 cm MDS
Bauprinzip:
2 1/2 Wag Bassreflex
Empfohlene Leistung:
20 bis 200 Watt
Hochton:
Bändchensystem
Impedanz:
4 Ohm
Maximale Leistung:
200 Watt

Onlinelink:
https://www.avguide.ch/testbericht/swiss-high-end-fuer-jedermann-test-piega-premium-301-501-701