Megabass aus der Musikdose
Test Bose Wave Music System III & Wave III Dock

Für einen Schönheitspreis wird die silbergraue "Plastikdose" mit grün leuchtendem Display meiner Meinung nach wohl eher nicht vorgeschlagen. Tatsächlich erinnert mich das Bose Wave Music System III im ersten Moment an eine etwas grösse Version des Radioweckers, welchen ich als Kind bei meinem Grossvater auf dem Nachttisch gesehen habe - und das war irgendwo in den 80er-Jahren.
Doch wie mir mein Grossvater damals beigebracht hat, sind es nicht die äusseren Werte, die zählen. Sobald der erste Ton aus dem Gerät schallt, weiss ich, dass wir im Jahr 2013 sind und ein modernes Gerät vor mir liegt. Das Bose Wave Music System III bläst mich förmlich weg. Doch alles schön der Reihe nach.
Mit der dritten Version des Wave Music Systems setzt Bose ihr Bestreben nach einem perfekten, kompakten All-in-One-Gerät fort. Der CD-Radio ist auf den ersten Blick sehr klassisch gehalten: Ein Slot-In-CD-Laufwerk, eingebaute Lautsprecher und ein Tuner. Der Design-Ursprung geht dann auch tatsächlich auf 1984 zurück, als Bose das Wave Radio einführte. Die wuchtigen Masse von damals konnten auf die heutige Grösse von knapp vierzig Zentimeter breite und zehn Zentimeter Höhe geschrumpft werden. Der Look von damals ist aber bis heute erhalten geblieben, ebenso die tolle Klangtechnik.

Wave Music System ist bei diesem Gerät nämlich nicht nur Name, sondern Programm: Genau berechnete akustische Röhren sorgen für eine natürliche Bassverstärkung. Trotz der geringen Grösse des Geräts muss sich der Schall in einem fast 70 Zentimeter langen Röhrensystem ausbreiten – im patentierten Bose-Falt-System. Daraus resultieren extrem saubere und satte Bässe aus einem kompakten Gerät.
Musikgenuss „offline“
Ausgestattet ist Boses Wave Music System eher spartanisch. Doch im Innern schlummert Gutes. Der Radioempfänger ist aktualisiert worden. Nebst dem bisherigen UKW-/MW-Tuner ist neu auch ein Digitalteil für DAB+ integriert. Über die Radiotext-Anzeige werden Infos über Sender und Interpreten übermittelt. Weiter kann das System auch als Wecker verwendet werden, erwähnenswert dabei, dass zwei verschiedene Weckzeiten eingestellt werden können.
Neben dem CD-Laufwerk hat das Bose Wave Music System eine 3,5 mm-Stereoklinke, über welche externe Geräte wie MP3-Player angeschlossen werden können. Das war’s dann auch schon. Will man weitere Funktionen wie Bluetooth oder ein iPhone-Dock, muss auf relativ teueres Zubehör zugegriffen werden.
Der Wave Bluetooth Music Adapter zum Beispiel (nicht im Test), ermöglicht es, Audiodateien vom iPhone/iPod, Smartphone, Computer oder jedem anderen Bluetooth-fähigen Gerät kabellos auf die Anlage zu streamen. Der Adapter wird direkt an das Gerät angeschlossen und kostet 199 Franken.
Ebenfalls mit 199 Franken zu Buche schlägt der Wave III Dock. Die einfache Docking-Station wirkt dank ihrem verhältnismässig hohen Gewicht sehr hochwertig. Leider ist die Aussparung für das iPhone aber etwas knapp berechnet. Ist am iPhone eine grössere Schutzhülle angebracht, kann die Docking-Station erst nach dem entfernen des iPhone-Covers verwendet werden.

Ist das iPhone, respektive der iPod, erst mal auf dem Dock, darf man das Gerät nicht mehr gross bewegen, zu leicht kann die Dockverbindung mit einem etwas schräg liegenden iPhone unterbrochen werden. Hingegen positiv: Das iPhone kann dank der Fernbedienung in Kreditkartengrösse aus der Ferne gesteuert werden.
Auch sonst macht die Fernbedienung trotz der geringen Grösse einen guten Eindruck. Als weiteres Bedienelement befindet sich beinahe unsichtbar auf der Geräteoberseite ein Touchpanel. Durch das Panel lässt sich das Bose Wave Music System III ein- und ausschalten und der Wecker in die Snooze-Funktion schalten. Vermisst wird beim Gerät eine Taste, welche die CD direkt auswirft, dies ist nur über die Fernbedienung möglich.
Auf einen Netzwerkanschluss wurde gänzlich verzichtet. Die Musiksammlung lässt sich so nur „offline“ per Bluetooth oder die Dockingstation auf das Bose Wave Music System übertragen.
Das Gerät gibt es in den Farben graphitgrau, titansilber oder weiss, und wer schon vor dem Kauf weiss, dass er das iPhone-Dock oder den Bluetooth-Adapter braucht, kann diese auch zusammen im Set kaufen.
Bose-typischer Klang

«There are some places in the heart that only music can touch», sagt die Stimme auf der Bose-Test-CD, bevor ein Feuerwerk der Musik beginnt. Kräftig im Bass, dann sehr brillant in den Höhen, impulsiv und gleichzeitig emotional schallen die in unkomprimierter Form auf CD gepressten Songs durch den Raum.
Auf der beigelegten Demo-CD finden sich tolle Musik-Konstellationen, welche neben gesprochener Stimme, Klavier, Drumms auch Streich-Passagen enthalten. Ob bei hoher oder niedriger Lautstärke, die Soundqualität ist absolut beeindruckend, so präzise und doch so wuchtig werden die Stücke wiedergegeben. Der ganze Raum wird in Klang getaucht. Würde man die Augen schliessen – man würde nie erahnen, dass diese Musikgewalt aus der kleinen Bose-Anlage stammt. Spätestens wenn mit dem letzen Song die melancholische Melodie der Arie Nessun Dorma aus dem Lautsprecher ertönt, ist Gänsehautfeeling garantiert.
Wechselt man zu einer „normalen“ CD oder zum DAB+-Tuner, ist der Wow-Effekt zwar nicht mehr so extrem, trotzdem ist es immer noch verblüffend, was die Ingenieure von Bose aus so einer kleinen Kiste rausholen können. Bass und Höhen, da kann man gar nicht meckern. Einzig die Mitten werden etwas vernachlässigt, so macht ein AC/DC-Gitarren-Riff nicht ganz so viel Freude wie die Nessun Dorma-Arie.
Fazit
Bose-Kritiker behaupten immer wieder, dass alles von Bose in etwa gleich tönt. Und sie haben mit dieser Aussage vielleicht auch recht. Aber es hört sich eben alles gut an – und das ist, was schliesslich zählt. Wieso etwas verändern, das sich gut anhört, Emotionen weckt und für Gesprächstoff sorgt? Im konkreten Fall des Bose Sound Wave III hätte ich mich zwar über einen Netzwerkanschluss gefreut und das iPod/iPhone-Dock sowie Bluetooth gehören meiner Meinung nach integriert, aber in Punkto Soundqualität ist die kleine Anlage ein wahres Schmuckstück. Mein Grossvater wäre jedenfalls begeistert gewesen, wenn sein Radiowecker damals für solche Emotionen und grosse Töne gesorgt hätte.
Kompakte Grösse
weckt Emotionen
Erweiterungen (Bluetooth/Docking Station) etwas teuer