TESTBERICHT
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Publikationsdatum
20. November 2004
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Die schottische Traditionsmarke Tannoy bleibt ihrem Ursprung treu: Sie entwickelt das Prinzip koaxialer Lautsprecherchassis seit Jahren konsequent weiter und präsentiert nun die formschöne Lautsprecher-Serie Eyris DC, die sich durch vitalen Klang mit superber Abbildungspräzision auszeichnet.

avguide.ch hatte die Standbox DC-3 zu einem ausführlichen Hörtest zur Verfügung.

Aparte Erscheinung

Ohne Abdeckung klingt die Eyris noch offener. Sogar das Schutzgitter vor dem Superhochtöner lässt sich abnehmen. Aber Vorsicht vor neugierigen Kinderfingern!
Weg vom tristen Boxen-Einerlei: Die Eyris DC-3 präsentieren sich als elegante, schlanke Standboxen mit apartem Top: Anstatt eines planen Gehäusedeckels findet sich eine schicke Rundung, in die ein Super-Hochtöner bündig eingelassen ist. Letzteren sieht man auch bei montierter Frontbespannung. Nimmt man diese ab, so kommen zwei 17-cm-Treiber mit graublau gefärbter Papiermembran zum Vorschein.

Beim oberen Treiber ist ein Hochtonhorn versenkt eingelassen, dessen Öffnung sich nahlos an die gerundete Tiefmitteltonmembran anschliesst. Ein raffiniertes Bauprinzip, welches den Vorteil hat, dass der gesamte tonale Bereich aus einem gemeinsamen akustischen Zentrum abgestrahlt wird.

Die Boxen sind insgesamt hervorragend verarbeitet. Schön verlegtes Echtholzfurnier und penibel in die Schallwand eingelassene Treiber erfreuen das Auge, während ein Klopftest darauf hinweist, dass das Gehäuse sehr stabil und innenbedämpft ausgelegt wurde.

Darf’s es bitzeli meh sii?

Darf’s es bitzeli meh sii? Das Frequenzspektrum wird über 3 ½ Wege übertragen. Als akustisches Zentrum fungiert der Koaxialtreiber mit integriertem Hochtonhorn. Ab 16 kHz agiert eine „Super-Tweeter“ bis hinauf zu 50 kHz.
Obwohl die Eyris DC-3 Tannoy-typisch auf dem Coaxial-Prinzip aufbaut, handelt es sich eigentlich um einen 3 ½-Weg-Lautsprecher. Unterhalb von 250 Hz unterstützt ein Basschassis den Coax-Treiber im Grund- sowie Tieftonbereich, und im Obertonbereich sorgt ein sogenannter Super-Tweeter für eine Erweiterung des Frequenzbereichs bis zu sagenhaften 50 kHz.

Doch zurück zum eigentlichen Kernstück der Box: Der „Dual Concentric“-Treiber ist ein Koaxialchassis, bei dem ein Hochtonhorn im Zentrum des Tiefmitteltöners versenkt eingelassen ist. Dessen speziell geformte Membran fügt sich nahtlos an die Hornöffnung an und sorgt so für eine definierte Hochton-Schallausbreitung im Hörraum.

„Constant Directivity“ heisst das Fachwort für die resultierende Richtcharakteristik. Damit ist gemeint, dass die Schallausbreitung, beispielsweise 30 Grad seitlich zur Achse, über einen weiten Frequenzbereich ähnlich verläuft, was zur Natürlichkeit des Klangeindrucks beiträgt

Tradition und Moderne

Ein solches Koaxialchassis zu konstruieren ist natürlich sehr anspruchsvoll. Tannoy kann hier auf eine jahrzehntelange Tradition zurückblicken.

Bereits 1947 wurde der erste „Dual Concentric Driver“ auf den Markt gebracht. Heutzutage, im CAD-Zeitalter, hat man natürlich noch vielerlei Optimierungsmöglichkeiten.

Insbesondere die Schallführung des Hochtonhorns erweist sich als heikel. Wie bei einem echten Druckkammertreiber üblich, enthält die Schallführung des Horns Phasenkorrekturringe, die dafür sorgen, dass sich Teilschallwellen an der Hornaustrittsöffnung nicht gegenseitig auslöschen. Eine optimale Auslegung derselben ist per CAD natürlich viel einfacher zu erzielen als via trial and error.

Die Schallführung entscheidet

Ein solches Koaxialchassis zu konstruieren, ist natürlich sehr anspruchsvoll. Tannoy kann hier auf eine jahrzehntelange Tradition zurückblicken. Bereits 1947 wurde der erste „Dual Concentric Driver“ auf den Markt gebracht. Heutzutage, im CAD-Zeitalter, hat man natürlich noch vielerlei Optimierungsmöglichkeiten.

Insbesondere die Schallführung des Hochtonhorns erweist sich als heikel. Wie bei einem echten Druckkammertreiber üblich, enthält die Schallführung des Horns Phasenkorrekturringe, die dafür sorgen, dass sich Teilschallwellen an der Hornaustrittsöffnung nicht gegenseitig auslöschen.

Eine optimale Auslegung derselben ist per CAD natürlich viel einfacher zu erzielen, als via trial and error.

Sorgfalt im Detail

Vervollständigt wird die Bestückung durch einen 17-cm-Tieftöner, der das Koaxchassis im Bass- und Grundtonbereich bis hinauf zu 250 Hz unterstützt. Das Gehäuse ist als Bassreflexkonstruktion ausgelegt.

Die aerodynamisch gestaltete Öffnung zeigt nach hinten und kann bei wandnaher Aufstellung der Box mittels Schaumstoffpropfen wirksam bedämpft werden.

Eine weitere Besonderheit findet sich beim Anschlusspanel: Dieses ist für Bi-wiring ausgelegt und hat einen zusätzlichen Anschluss für eine Masseverbindung zur Endstufe. Diese Erdung soll etwaige HF-Einstreuungen via Lautsprecher an die HiFi-Anlage ausschliessen.

Sound: typisch Tannoy

Tannoy-typisch benötigt auch die Eyris DC-3 eine angemessene Einspielzeit, bevor sie richtig zur Hochform aufläuft. Frisch ausgepackt klingt sie noch etwas verhalten, um dann von Stunde zu Stunde punkto Vitalität, Spielfreude und Bassfundament zuzulegen. Was sie hier schlussendlich an den Tag legen, kann sich wirklich hören lassen.

Beispiel akustischer Jazz: quirlige Percussions-Darbietungen, perlende Piano-Läufe sowie satte und tiefreichende, aber ausnehmend konturierte Jazzbass-Linien sorgen für den richtigen, swingenden Groove.
Dabei erweist sich die Tannoy durchaus als Meister der leisen Zwischentöne.

Dynamisch...

Feinste Dynamikabstufungen beherrscht sie ebenso wie heftige Impulssprünge, die sie locker aus dem Ärmel schüttelt. Eine gewisse Mulmigkeit, wie sie viele Lautsprecherboxen mit mittelprächtiger Gehäuseverabeitung aufweisen, ist der DC-3 fremd.

Auch im Grund- und Mitteltonbereich agiert sie deshalb ausgesprochen klar und ausgewogen. Stimmen kommen sehr natürlich, mit angemessenem Brustvolumen und klar artikuliert, jedoch ohne übertrieben akzentuierte Zischlaute.

Gut aufgenommene Opern werden dadurch zum Hörgenuss, wozu entscheidend auch die Abbildungstreue der Tannoy beiträgt.

Spielfreudige Schottin

HomeCinema mit Tannoy Eyris DC-3 Standboxen, Tannoy DCC Centerspeaker und als Surroundlautsprecher die Tannoy DC-1
Neben hoher Spielfreude ist nämlich die Räumlichkeit die grosse Stärke der Schottin.Wie sie das komplexeste musikalische Geschehen stereofon auffächert und Solisten sowie Einzelinstrumente dreidimensional auf die virtuelle Bühne stellt, ist schon beeindruckend. Davon profitiert auch Kammermusik, zumal die Schottin nicht nur viel Gefühl für die richtige Lautstärke, sondern auch für die Grösse der Instrumente beweist. Ein Flügel wirkt imposant, eine Flöte zierlich. Imposant klingen auch Orgelaufnahmen, bei denen sich die sehr gute räumliche Tiefenstaffelung sowie das kräftige Tieftonfundament der Tannoy auszahlen.
Freunde härterer Pop- und Rock-Gangarten kommen mit der DC-3 ebenso auf ihre Kosten. Diese punktet mit pulsierender Vitalität, sattem, knackigem Bass und angenehmer, nicht übertriebener Brillanz.

Man kann mit der Tannoy laut hören kann, ohne dass das Ohr allzu schnell ermüdet. Etwaigen Lautstärkeorgien werden nur dann Grenzen gesetzt, wenn die zierliche 17-cm-Tiefmitteltonmembran des Koaxialchassis bei sehr tieftonreichem Musikmaterial wie etwa Techno punkto Auslenkung dann und wann an ihre Grenzen kommt. Dies allerdings erst bei Pegeln, die weit über wohnraumgerechtem Musikgenuss liegen. Viel wichtiger: Die Box klingt auch schon bei normalen Pegeln vital und dynamisch.

Aufstellung und Elektronik

Tannoy Eyris-Surround-Anlage, die sowohl im Heimkino wie auch im Musikeinsatz Top-Ergenisse liefert
Punkto Handling erweist sich die DC-3 als ausgesprochen unproblematisch. Aufstellen und loslegen – so lautet die Devise. Kommt man nicht um eine wandnahe Plazierung herum, so lässt man einfach die mitgelieferten Schaustoffstöpsel in den Bassreflexöffnungen. Entgegen der Empfehlung aus der Bedienungsanleitung braucht man die Standboxen unserer Erfahrung nach nicht zur Hörposition hin anzuwinkeln, sondern kann sie getrost parallel ausrichten. Dies sieht nicht nur ästhetischer aus, sondern trägt auch dazu bei, dass der gesamte Hörraum gleichmässig „ausgeleuchtet“ wird.

Der Klang löst sich bei den DC-3 nämlich sehr gut von den Boxen. Wenn man aufsteht und herum geht, ändern sich die Klangbalance und der räumliche Eindruck kaum – ein Hinweis auf ein gelungenes Engineering. Unkritisch auch die Wahl der passenden Elektronik: Sie harmonierte mit sämtlichem Testequipment, angefangen von der High-End-Hochleistungsendstufe, über Class-A-, bis hin zu Röhrenverstärkern.

Dass man in dieser Preisklasse hochwertige Lautsprecherkabel mit entsprechendem Durchmesser verwenden sollte, dürfte selbstverständlich sein.

Fazit

Anders als die andern: Bezüglich Konstruktionsprinzip unterscheidet sich die Tannoy DC-3 von den Mitbewerbern. Ihre Besonderheit hindert sie aber nicht daran, bei sämtlichen Musikarten zur Höchstform aufzulaufen. Im Gegenteil: Das Koaxialchassis ist nach wie vor Garant für besonders hohe Abbildungstreue. Das aparte Design dürfte das Seinige dazu beitragen, dass sich diese schlanke Standbox ihren gebührenden Platz in der Audio-Szene sichern wird.
STECKBRIEF
Preis:
3390.- Franken pro Paar
Profil:
Tannoys jahrzehntelange Erfahrung mit koaxialen Lautsprecherchassis hat sich erneut ausbezahlt: Die Eyris DC-3 liefert klangliche Topleistungen.
Pro:
apartes, schlankes Design,
hohe Abbildungspräzision,
vitaler, räumlicher Klang,
aufstellungsunkritisch,
Contra:
-
Ausstattung:
Anzahl Wege: 3 ½,
Impedanz: 8 Ohm,
Besonderheit: Dual-Concentric-Chassis,
Empfohlene Verstärkerleistung: 20 – 175 Watt,
Ausführungen: Echtholzfurnier Esche schwarz, Nussbaum oder Ahorn,
Technische Daten:
Abmessungen (BxHxT) 21 x 96,6 x 29,3 cm