TESTBERICHT
ARTIKEL
Publikationsdatum
8. Dezember 2008
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Der Trend ist klar: Immer mehr Frauen bestimmen (mit), welche HiFi-Komponenten in den Wohnraum kommen.

Endgültig ausgespielt haben grobschlächtige Kisten. Elegante, schlanke Säulenlautsprecher liegen im Trend.

Sehr oft klingen diese ultraschlanken Grazien aber auch dementsprechend magersüchtig.

Im MP3-Zeitalter scheint das Design jedoch bei vielen Konsumenten wichtiger als der Klang zu werden.

Die TC 30 X sollte wohl elegant, aber dennoch grundmusikalisch werden.

Ob sich dieser Kompromiss nicht nur sehen, sondern auch hören lassen kann, zeigt dieser Bericht.

Das Rezept für die TC 30 X lautete: Man nehme das "kleine" Koax-Bändchen mit dem schlichten Namen C2, das auch in der grösseren TC 70 X sitzt, paare es mit zwei extrem langhubigen und schnellen 15 cm-MOM-Bässen und setze das ganze in ein top-elegantes und dennoch extrem stabiles Alu-Bassreflex-Gehäuse.

Das Resultat ist die wohl teuerste, aufwendigste, ultraschlanke Hi-Tech-Designbox der Welt.

Tiefer Bass aus schlanker Säule?

Dass man die TC 30 X nicht mit einigen Micro-Bässen bestückt hat, sondern zwei sehr leistungsfähige 15 cm-Langhuber einsetzt, lässt einiges an Klangvolumen und Dynamik erwarten.

Im Zusammenspiel mit einem optimal abgestimmten Bassreflexgehäuse und einem aufwendigen Reflexkanal sollte sich ein kräftiges, tiefes Bassfundament ergeben.

Natürlich ist einem solchen Bass in Sachen Dynamik und Pegel Grenzen gesetzt. Die Frage ist, reicht die Kraft dieser Kombination aus, um normal bedämpfte, kleinere bis mittlere Wohnräume mit einem druckvollen, tiefen Bass zu beschallen?

Fast auf dem Punkt

Der einzige koaxiale Bändchenlautsprecher dieser Welt stammt von Piega und ist "fully made in Horgen"!

Koaxiale Lautsprecher, kennt man seit Jahrzehnten.

Die einzigen koaxialen Bändchensysteme dieser Welt stammen jedoch von Piega.

Die Vorteile dieser Anordnung sind bekannt: Die Abstrahlung erfolgt nach allen Seiten mehr oder weniger gleich. So kommt man der idealen punktförmigen Schallquelle mit dem perfekten Abstrahlverhalten doch recht nahe, was sich auch in einer äussersts exakten räumlichen Abbildung äussert.

Wer sich die diversen bleistiftähnlichen Säulenboxen mit ihren meist
erschreckend kleinen Standflächen ansieht, bekommt beim Gedanken an
herumtollende Kleinkinder Angstzustände.

Nicht zuletzt wegen des japanischen Marktes mit seinen strengen, auf Erdbeben ausgerichteten Vorschriften, hat man die  TC 30 X auf einen grossen, aber ganz und gar
nicht uneleganten Standfuss gesetz.

Made in Horgen

Das zeitgemässe, aber traurige Etikett "Engineered in Switzerland, made ich China" gilt nicht für Piega-Produkte.

Sowohl Engineering wie auch Produktion erfolgen in der Schweiz.

Wie bei Piega-Lautsprechern so üblich, wird das Aluminium Gehäuse in Chippis im Wallis hergestellt. Während die Bässe aus dem DTS-Werk in Dänemark stammen, werden alle Bändchen-Typen in Horgen gefertigt. Die Montage der Lautsprecher erfolgt sowohl in Horgen als auch im benachbarten Wädenswil.

Piega Produkte sind immer noch echte Swiss Made-Produkte. Wie die Piega Leute dies in Zukunft sehen, ist im Interview mit Kurt Scheuch zu lesen.

Wie eine Grosse...

Da die Testhörer das koaxiale Bändchensystem vom Typ C2 von hervorragenden TC 70 X bereits kannten, war man natürlich vor allem auf den Bassbereich der in Sachen Gehäusevolumen und Chassisgrössen abgespekten TC 30 X gespannt.

In einem rund 30 m2 grossen Abhörraum, vom Marantz Vollverstärker PM-11 S2 und zum Vergleich auch von einer etwas antiquierten aber ungemein klanggewaltigen US-Verstärker Kombination angetrieben, klang die graziöse TC 30 X alles andere als schmalbrüstig.

Ganz im Gegenteil: die Gehörnerven meldeten bei geschlossenen Augen das Vorhandensein einer stattlichen Box.

Tief und druckvoll....

Perfekt vereint: Bändchen-System und dynamischer Bass.

Bei popig-rockigen Sounds donnerte ein druckvoller, tiefer und erst noch lupenreiner Bass durch den Abhörraum, der manch weitaus grössere Lautsprecherbox in arge Verlegenheit bringen könnte.

Natürlich ist auch dieser Bass nicht grenzenlos und zeigt - wenn auch selten -  seine Limiten.  Beim sogenannten "Boxenkiller", einem brachial-brutalen Drum-Bass-Duett, kann die TC 30 X natürlich keine live-gerechten Pegel bieten.

Auch bei der David Sanborns Tequila kann sie die bezüglich Tiefgang extrem anspruchsvollen Basspassagen, wie auch viele andere  Boxen, nicht ganz musikalisch richtig wiedergeben, denn das Kontra C mit einer Frequenz von rund 33 Hz kommt auch hier zu leise. Doch dies sind, wie schon erwähnt, ausgesuchte Teststücke zum Ausloten der Grenzen von Schallwandlern.

Bei sogenannt "normalen" Aufnahmen und in kleineren bis mittelgrossen und normal bedämpften Wohnräumen bietet die TC 30 X jedoch ein voll überzeugendes Klangvolumen, und ein Subwoofer wäre hier glatter Luxus.

Exzellente Klangdefinition

Die TC- Familie von Piega: v.l.n.r.: TC 50, TC 70 X, TC 30 X, TC 10 X.

Doch der Bass ist, obgleich sehr wichtig, bekanntlich nur ein Teil des Klanges.

Und  was die TC 30 X im so immens wichtigen Mittel-Hochtonbereich zu bieten hat, ist nur mit "absolut hervorragend" zu bezeichnen.

Da ist vor allem die exzellente Klangdefinition und die räumlich unglaublich präzise Darstellung von Klangkörpern in allen Grössenordnungen zu erwähnen und gehörig zu loben. Wie dieser Schallwandler etwa eine Guarneri-Violine oder auch klanglich extrem komplexe Beckenschläge bis ins letzte Detail hochauflösend zeichnet, erstaunt immer wieder aufs neue. Dabei wirkt der Klang beileibe nicht unterkühlt oder gar aggressiv.

Nicht zuletzt sei auch die Homogenität des Klanges erwähnt: Den Piega Entwicklern ist es auch bei der TC 30 X gelungen, den Bändchen-Koax und die beiden MOM-Bässe zu einer klanglichen Einheit zu verschmelzen, so dass der Klang "wie aus einem Guss" wirkt. Ganz klar, dass ein Lautsprecher mit diesen klanglichen Qualitäten bei allen Arten von Musik voll und ganz im Element ist.

Vom zarten Streichquartett über die weiträumige sakrale Orgelmusik bis zur swingenden Big-Band und hard-rockigen Sounds beherrscht die TC 30 X alle Stilrichtungen und ist somit ein ausgesprochener Allrounder.

Breite Stereo-Hörzone

Zu den klanglichen Vorzügen gesellt sich die extrem breite Abstrahlung welche die optimale Stereohörzone drastisch erweitert.

Auch Hörer, die nicht genau zwischen den Boxen sitzen, kommen in den Genuss eines enorm breiten, aufgefächerten Klangbildes.

Zudem spielt die Sitzhöhe aufgrund der perfekten Abstrahlung in der Vertikalen kaum mehr eine Rolle.

Fazit

Die TC 30 X kann in kleineren und sogar mittelgrossen Wohnräumen ein Klangvolumen entfalten, das einer deutlich grösseren Box kaum nachsteht. Dank höchstwertiger Bestückung und erstklassiger Verarbeitung, sichert sie sich unseres Wissen den vordersten Platz im Felde der elegant und kompakt gestylten Spitzenboxen

Info

www.piega.ch

Preis bei Test (pro Paar)        9800 Franken
                      

STECKBRIEF
Profil:
Die TC 30 X von Piega sichert sich weltweit einen der vordersten Plätze im Feld der elegant gestylten Designboxen.
Pro:
+ hervorragender Klang
+ sehr guter Bass in kleineren und mittelgrossen Räumen
+ hervorragend verarbeitet
+ sehr gute Dynamik mit potenten Verstärkern
Contra:
- in grösseren Räumen Subwoofer empfehlenswert.
- happiger Preis
Ausstattung:
Abmessungen (B x H x T) 111 x 19 x 21 cm
System 3-Weg Bassreflex
Mittel/Hochtöner C2 Koaxial-Bändchen
Bass 2 x 15-cm-MOM-Bass
Ausführungen Gehäuse Aluminium, Lochgitter Metall schwarz; optional Lochgitter in silber, Gehäuse Aluminium sachwarz eloxiert.
Technische Daten:
Abmessungen (B x H x T) 111 x 19 x 21 cm
Impedanz 4 Ohm
Empfohlene Verstärkerleistung 20 - 250 Watt