TESTBERICHT
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Grado iGi: Hören mit einem Lächeln

Grado iGi, ein In-Ear-Hörer mit genz besonderem KlangGrado iGi, ein In-Ear-Hörer mit genz besonderem Klang

Grado-Kopfhörer haben schon immer anders als die Konkurrenz geklungen. Dafür sorgte zunächst der in New York geborene Joseph Grado, der 1955 in Brooklyn seine Firma Grado Laboratories eröffnete und später ein ganzer Stab von Audio-Spezialisten. Dass eine solche, ausschliesslich auf höchst audiophile Produkte ausgerichtete Firma sich nun ebenfalls mit Stöpsel-Kopfhörern befasst, mutet zunächst etwas seltsam an.

Doch auf der Webseite von Grado ist zu erfahren, dass Papa Joseph Grado, wahrscheinlich kaum erfreut, bemerken musste, dass seine beiden Söhne Jonathan und Matthew sich mit diesem bisher verachteten Kopfhörer-Typ befassten. Das überzeugte den Papa, auch in diesem Sektor etwas zu tun und der iGi-In-Ear-Hörer wurde geschaffen.

Anstelle von ausführlichen technischen Merkmalen erfährt man hier eher tiefsinnig Philosophisches, wie etwa den auf der Grado-Webseite entdeckten Satz: "When Grado Labs sets out to design a new product, the most important goal is to be faithful to the music so that the listener's experience truly results in a smile."
 
Auf eine In-Line-Fernbedienung samt Mikrofon wird bei diesem rund 110 Franken teuren Hörer verzichtet. Schliesslich will man sich voll auf den Klang konzentrieren und auch hier investieren.

Was an der asymmetrischen Konstruktion der Hörer aber wirklich auffällt, sind die mit zwei hintereinander geschalteten Dicht-Elementen bestückten Plugs. Doch werden diesem Hörer noch ganz anders geformte Plugs beigelegt, und man kann sich hier die passende Form und Grösse auswählen. Ob am Schluss ein Lächeln resultiert erfährt man sogleich.

Praxis

Und tatsächlich sitzt der Hörer bei richtiger Wahl der Plugs gut am Ohr und schirmt auch gut gegen Umgebungsgeräusche ab. Zudem reagiert er unkritisch auf Zug am Kabel und löst sich erst bei kräftigem Zupfen.

Klanglich unterscheidet er sich, wie zu erwarten war, ganz klar von der Konkurrenz. Dieser Hörer polarisierte in unserem Test: Entweder wurde er geliebt oder abgelehnt, und es sei hier nicht verschwiegen, dass es Testpersonen gab, die den Hörer als seltsam und befremdend klingend  bezeichneten. Personen, die den Klang dieses Hörers akzeptierten und schätzten, bemerkten, dass der Klang  besonders in der Mittellage sehr präsent ist. Aber von einer eigentlichen Betonung der Mitten kann wiederum kaum die Rede sein, denn sie verdeckt weder Höhen noch Bässe.

Klassische Musik anzuhören, endet tatsächlich mit einem Lächeln, denn Streicher lässt der iGi sehr angenehm und natürlich erklingen. Er nervt auch nie durch Grellheit oder Aggressivität. So wirken die Diskantanschläge eines grossen Konzertflügels wohl edel, kraftstrotzend und markant, jedoch nie billig scheppernd.

Bei Solo-Stimmen und Chorpassagen ist der Hörer absolut im Element und beeindruckt mit einem schönen Klangtimbre. Eine angenehme Wärme und ein natürliches Volumen bot der Hörer bei Big-Band-Jazz. Auch in den höchsten Lagen blieb der Klang der Trompeten edel und sauber. Der iGi spielt zudem auch mit geringer Eingangsleistung relativ laut. So vertraut Papa Grado offenbar auf die Vernunft seiner beiden Söhne, dass sie sich mit dem potenten Hörer nicht die Ohren durch andauernd zu hohe Pegel schädigen. Doch das ist hier auch nicht nötig, denn Qualität kommt klar vor Quantität.

Diskrete, aber dennoch recht tiefe Subbässe brachte unser Grado-Testling bei David Sanbornes Tequila. Zudem erklang hier das bei vielen Hörern nach grell tendierende Saxophon für einmal durchaus angenehm.  Nein – auch hier führt der Grado-Klang ganz klar zu einem Lächeln.

Fazit

Joseph Grados ersten In-Ear-Wurf, den iGi, muss man vor dem Kauf genau anhören, denn sein Klang polarisiert. In den Mitten sehr präsent, doch weder Höhen und Bässe verdeckend, bringt er einen ganz speziellen Klang, der meist zu einem ausgeprägten Lächeln führt.