TESTBERICHT
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Camcorder adieu?

Einmalig bei einer Foto-Bridgekamera: Eingebaute optische ND-Filter. Daneben drei der zwölf frei belegbaren Funktionstasten.Einmalig bei einer Foto-Bridgekamera: Eingebaute optische ND-Filter. Daneben drei der zwölf frei belegbaren Funktionstasten.

Die Lumix FZ2000 bietet die aktuell wohl umfangreichste und aussergewöhnlichste Videoausstattung, die je in eine Bridge- oder Kompaktfotokamera eingebaut wurde. Da staunt nicht nur der Hobbyfilmer, auch der Profi-Kameramann wundert sich – und fragt sich gleichzeitig, ob damit der Camcorder definitiv ausgedient hat.

Fangen wir mit den Videoformaten an. Die FZ2000 beherrscht die unbegrenzte 4K-Videoaufzeichnung sowohl in Cinema 4K mit 4096 x 2160 Pixel bei 24 Bildern pro Sekunde wie auch in QFHD-4K (UHD) mit 3840 x 2160 Pixel und mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde. Via HDMI-Ausgang lässt sich das Signal mit 4:2:2 10-Bit extern betrachten und aufzeichnen.

Oscarverdächtig: Die FZ2000 filmt auch in echter Cinema-4K-Auflösung mit 4096 x 2160 Pixel bei 24 Vollbildern pro Sekunde.Oscarverdächtig: Die FZ2000 filmt auch in echter Cinema-4K-Auflösung mit 4096 x 2160 Pixel bei 24 Vollbildern pro Sekunde.

Im MOV- und MP4-Format kann Full-HD-Video mit einer extrem hohen Bitrate von 200 Mbit/s (All-Intra) gespeichert werden. In diesen Formaten ist auch eine variable Bildrate möglich, die von 2 bis zu 120 Bildern pro Sekunde reicht, ideal für Zeitlupen- oder Zeitraffervideos.

Ist AVCHD ausgewählt, beträgt die höchste Videoqualität Full-HD mit 1920 x 1080 Pixel, 60 Vollbilder pro Sekunde und 28 Mbit/s Datendurchsatz.

Die Systemfrequenz lässt sich ebenfalls wählen. Zwischen 59,94 Hz (NTSC) und 50.00 Hz (PAL) einfach per Menü, für 24.00 Hz (Cinema) muss die Kamera aus- und wieder eingeschaltet werden. Dies muss auch bei der Wiedergabe ab SD-Karte beachtet werden. Befinden sich Filme sowohl mit 24 Hz als auch mit 59/50 Hz auf der gleichen Karte, wird nur jeweils die Aufnahme wiedergegeben, die mit der eingestellten Kamera-Frequenz übereinstimmt.

Filmen mit Fotokameras bringt drei Hauptprobleme mit sich: Sanftes, regelmässiges Brennweitenverstellen – also Zoomen ohne Motor in Kamera oder Objektiv – ist ohne Hilfsmittel alles andere als einfach. Ebenso das Fokussieren und Nachführen der Schärfe. Dritter Punkt ist die Beeinflussung der Lichtmenge mit Filtern. Nicht umsonst sieht man an filmenden Fotokameras sperrige Aufbauten mit allerhand Zubehör daran, vorne meist ein Kompendium mit Filterhalterungen und Gegenlichtblenden.

Problempunkt drei hat die FZ2000 einfach gelöst. Mit eingebauten optischen ND-Filtern lässt sich die Lichtmenge in unterschiedlichen Stufen (1/4, 1/16, 1/64, aus) leicht manuell anpassen. Oder man überlässt der Automatik die ND-Filtersteuerung.

Problem eins lässt sich bei Bridgekameras elegant mittels Zoommotor für das fest eingebaute Objektiv lösen. So bietet die FZ2000 gleich mehrere Zoom-Möglichkeiten. Mit dem Zoomhebel beim Fotoauslöser lässt sich die Brennweite in fünf variablen Geschwindigkeiten verstellen.

Funktionstasten eins und zwei sind ab Werk mit langsamem Ein- und Auszoomen belegt. Im Individual-Menü kann jeweils eine aus drei Geschwindigkeiten ausgewählt werden. Diese können den ganzen Brennweitenbereich auf Tastendruck automatisch durchfahren oder nur so lange man draufdrückt. Sogar ein langsames Anfahren und Abbremsen bei Start und Stopp ist aktivierbar.

Auf dem Touchscreen kann per Fingerdruck auf die Zoom-Symbole in Tele- oder Weitwinkelposition gefahren werden. Und schliesslich lässt sich auch noch manuell am Objektivring zoomen. Mit etwas Übung sind nach kurzer Zeit professionelle Zoomfahrten möglich, wobei ein echter Profi beim Filmen möglichst wenig zoomen wird.

Für das zweite Problem – Scharfstellen während der Videoaufnahme – kennt auch die FZ2000 kein Patentrezept. Die meisten Autofokus-Modi fürs Fotografieren gelten auch für Videoaufnahmen. Die Scharfstellungsmethode ändert sich je nach Position des Fokushebels und der "Dauer-AF"-Einstellung im Video-Menü.

Die Schärfe kann dauernd nachgeführt werden, oder wird neu eingestellt, wenn während der Aufnahme der Auslöser halb heruntergedrückt wird. Bei genügend Licht und nicht zu hektischen Motiven kommt die FZ2000 mit dem Scharfstellen zügig nach. Ab und zu nimmt sie es jedoch gemächlicher, vor allem beim Zoomen, Schwenken oder bei einer Schärfeverlagerung auf Motive, die nicht einen Grossteil des Bildes ausfüllen. Hier kann man ihr am Display durch "Touch-Fokus" aufs Motiv wieder auf die Sprünge helfen.

Schärfepumpen trat selten auf. So fokussierte die Kamera etwa im 4K-Videoformat knackscharf auf ein Entlein, um kurz darauf plötzlich auf den dahinterliegenden rauen Stein scharfzustellen, und dann wieder zurück aufs Entlein.

Engagierte Amateure wie Profis fahren die Schärfe ja seit jeher manuell. Dabei werden sie von der FZ2000 durch "Focus-Peaking" und Bereichsvergrösserung unterstützt. Zusätzlich kann auf eine schwarzweisse Anzeige umgeschaltet werden, um die Fokussierung zu erleichtern.